13. Dezember 2011

fast ausgestorbene Näschpli

Am vergangene Samstag habe ich zum ersten mal in meinem Leben "Näschpli" gesehen; Mispeln. Wir sind dafür extra nach Nidwalden, nach Ennetmoos auf den Mueterschwanderberg gereist.
Heutzutage sind die Mispeln sehr selten geworden, fast ausgestorben und vergessen. Aber in Nidwalden gibt es noch einige wenige Näschpli-Bäume, wie die Mispel hier genannt wird. „Näschpli“ kommt übrigens vom „Nespola“, dem italienischen Ausdruck für Mispeln.

Aus den Mispeln wird meist Marmelade gemacht: Näschpli-Gelee. Recht süss und mit einem feinen Zimtgeschmack.

Näschpli werden erst im Spätherbst nach den ersten Frostnächten geerntet. Die etwa zwetschgengrossen Früchte sind vorher kaum geniessbar. In ihrer ledrigen Schale verbirgt sich ein braunes, weiches Fruchtfleisch und einige eckige Kernen.

Mispeln werden oft mit Misteln  verwechselt. Das sind aber zwei völlig unterschiedliche Pflanzen. Auf diesem Mispel-Baum wachsen alllerdings auch Misteln; eine immergrüne Schmarotzerpflanze. Mispelbaum mit Misteln!

12. Dezember 2011

Schnee in Fahrt

Vielleicht habt ihr es auch gelesen in der Zeitung. In Engelberg wollen sie demnächst Skispringen. Ansich eine schöne Sache: Junge Männer in hautengen, knallfarbigen Anzügen unterhalten das Publikum mit Luftsprüngen. Das Problem ist nun aber der fehlende Schnee. Deshalb wird dieser aus dem 80 Kilometer entfernten Andermatt herbei geschafft.

Wer jetzt aufschreit; welch eine skandalöse Umweltbelastung! Den kann ich beruhigen - natürlich nicht. Die Engelberger haben den Schnee in Andermatt bloss ausgeliehen. Nach dem Gebrauch wird er selbstverständlich wieder in seine ursprüngliche Heimat zurückgebracht und der Natur zurückgegeben. Ganz sicher ...
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10. Dezember 2011

einst in Kirgisien

Wieder mal ein Bild aus den alten Zeiten; aus Kirgistan. Oder Kyrgysstan, wie man vor Ort sagt. Das Land liegt mitten in Zentralasien und an der Grenze zu China.

Das Bild entstand in einem Gebirgstal nördlich vom Yssyk-Kul, dem grössten Gebirgs-Sees in Asien. Die Landschaft da oben ist grossartig und nur auf dem Foto so blass.
Kirgisien blieb mir aber vor allem wegen dem Baumwoll-Öl in Erinnerung. Es schmeckt recht gut, verursacht aber üblen Durchfall. Bei allen, ausser den Kirgisen!

9. Dezember 2011

12 Dinge, die man einpacken sollte

Was sollte man unbedingt einpacken, wenn man verreist. Die Reiseführer und das Internet sind voll von mehr oder weniger sinnvollen Tips und Packlisten.
Trotzdem - hier meine 12 Dinge, die man unbedingt mitnehmen sollte:

1. Zahnseide. In fernen Ländern gibt es gerne mal zähes Fleisch oder fasriges Grünzeug. Das Zeug bleibt dann in den Zahnlücken stecken und ohne Zahnseide bekommt man das kaum mehr heraus. Am schlimmsten sind die pelzigen Mango in Westafrika.

2. Vaseline. Vaseline brauche ich für drei Anwendungen. Hilft gegen rissige Fersen. Um beim Reifenwechsel den Pneu über den Felgenrand zu bekommen. Und mit Vaseline und einem Knäuel WC-Papier kann man die besten Ohrenpfropfen basteln. Und am Morgen hat man auch noch ganz zarte Ohren.

3. Zahlenschloss. Ein Vorhängeschloss braucht man, um das Hotelzimmer zu verschliessen oder das Gepäck oder Velo an den Baum zu fesseln. Beim Zahlenschloss kann man keinen Schlüssel verlieren. Und die Reisepartner brauchen keinen Zweitschlüssel.

4. Handbürste. Ein kleines Handbürsteli aus Plastik braucht man, um nach dem mechen die schwarzen Pfoten einigermassen sauber zu bekommen. Zusätzlich eine Dose Handreinigungspaste ist auch nicht falsch.

5. Zip-Beutel. Die Plastik-Tüten mit einem „Gleitverschluss“ brauche ich immer, um den Pass und das Geld sicher und wasserdicht zu verstauen. Jede Währung bekommt dabei ihren eigenen Beutel. Zudem packe ich alle Kabel und Netzgeräte je in eine solche Tüte; nie mehr Kabelsalat.

6. Familienfoto. Ich habe immer ein Familienfoto mit ein paar Kindern im Reisepass. Wenn die Beamten dann meinen Pass durchblättern und auf das Foto treffen, entspannen sie sich immer blitzschnell. Unbedingt vor neutralem Hintergrund aufnehmen, zum Beispiel vor Gebüsch. Nicht dass sie denken, man sei reich. Die Kinder müssen nicht die eigenen sein, kann man ausleihen.

Es geht demnächst weiter...

8. Dezember 2011

wir feiern Maria Spreitenbach

Heute haben wir in der katholischen Schweiz Feiertag; Maria Empfängnis. Feiertag bedeutet auch immer freier Tag.

Traditionell wallfahren wir an solchen Feiertagen ins protestantische und darum werktätige Unterland. Aber nicht etwa, weil wir plötzliche eine Zuneigung zu unseren Miteidgenossen verspüren. Nein, einzig wegen der Tatsache, dass dort die Geschäfte auf haben.
Wir nennen solche katholischen Feiertage darum auch „Maria Spreitenbach“; benannt nach dem ersten Shoppingcenter in der Schweiz, dem Shoppi Tivoli Spreitenbach...

7. Dezember 2011

das Herz im Aargau

Die Habsburger waren viele hundert Jahre lang deutsche und später österreichische Kaiser. In der langen Dienstzeit ehelichten sie in zahlreiche andere Herrscherhäuser, so dass sie heute mit fast allen europäischen Königen verwandt sind.
Die Habsburger stammen aus der kleinen Gemeinde Habsburg im Kanton Aargau. Einer der erste war der Graf „Radbot von Habsburg“. Der verstarb 1045 und wurde in der Klosterkirche Muri neben seiner Ehefrau "Ita von Lothringen" beerdigt. Ihre Gräber kann man heute noch besichtigen. Ganz unscheinbar; in der Kirche vor dem Chorgitter. Im Fussboden zeigen kaum sichtbare Markierungen die Grablege. In der Mitte die Ita, rechts der Radbot und links sieben weitere Adlige aus der Familie der Habsburger.

Nebenan in der Loretokapelle befindet sich die Gruft, wo heutzutage die Habsburger beigesetzt werden. „Felix von Habsburg-Lothringen“ ist der letzte Neuzugang hier. Ende September dieses Jahres kam er hinzu.
Und in einer Nische hinter dem Altar stehen zwei silberne Urnen. Darin die Herzen von „Karl I.“ und „Zita von Bourbon-Parma“, dem letzten Kaiserpaar von Österreich.
Wohl an keinem anderen Ort in der Schweiz kann man mehr Könige und Kaiser angucken. Gut, alle sind tot und einige zudem unvollständig. Aber trotzdem...

6. Dezember 2011

spielerisch Kinder überfahren

Kürzlich hat das Telefon geklingelt. Dran war eine Telefonverkäuferin mit einer weinerlichen Stimme. Sie warb für eine Spende für ein Kinder-Malbuch. Darin soll den Kindern «spielerisch die Gefahren des Strassenverkehrs vermittelt werden».

Spielerisch? Was bitte ist an Verkehrsunfällen spielerisch zu vermitteln? Wie der kleine Kurt spielerisch vom Tram zweigeteilt wird. Wie die Lea auf die Strasse läuft und vom Lieferwagen spielerisch verquetscht wird. Wie der Kevin wieder sprechen lernt, nachdem er mit seinem Velo so spielerisch frontal aufprallte.

Halten die mich, und die Kinder, für blöd? Warum sagt man den Kleinen nicht einfach die Wahrheit: Passt auf, sonst kommt ihr drunter.

Ich habe den Hörer ganz spielerisch aufgelegt - und nichts gespendet!
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5. Dezember 2011

kaum Klimaerwärmung

Neulich bin ich mitten in der Nacht aufgeschreckt. Ich hatte eiskalte Füsse. Und geträumt, jemand habe mir zum Geburtstag einen Pinguin geschenkt. Einen lebenden Pinguin. So ein quicklebendiges Vieh. Und jetzt; wohin damit?

Das Eisfach im Kühlschrank ist deutlich zu klein dafür. Also haben ich versucht, das Federvieh mit einer Geflügelschere entsprechend zu kürzen. Aber es wehrte sich und gab immerzu unflätige Beschimpfungen von sich!
Dann bin ich aufgeschreckt und hatte eiskalte Füsse. Was mag das bedeuten? Seltsam...

3. Dezember 2011

vor der Fleischerei 8

Noch mehr Metzgerei aus Italien.

"Nö Luigi - Carni Chianine ist nicht Hundefleisch aus China! 

Oder doch?"
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2. Dezember 2011

Fänz sieht zwar aber übel aus...

Schon lange wollte ich mal „Fänz“ (oder Fenz) kochen. Fänz ist ein seeehr traditionelles Essen der Bergler. Heutzutage wird Fänz am ehesten noch in Schwyz und Appenzell gekocht.
Fänz entspricht eigentlich dem „Mus“, dem mittelalterlichen Getreidebrei. Manchmal war das Mus auch aus Gemüse oder Obst zubereitet; Apfelmus. Und auch Milchreis, Polenta, Griesbrei sind Varianten von Mus.

Rezept für zwei kräftige Esser
200 g Anken (Butter)
2 grosse Esslöffel Mehl
2 dl Milch
Salz

Den Anken schmelzen bis er schäumt und dann das Mehl einrühren. Leicht salzen. Wenn es hellbraun ist, mit der Milch angiessen und solange rühren, bis die Masse schön sämig ist. Allenfalls ein Schluck Wasser dazu geben. Fertig! Sieht übel aus, schmeckt aber währschaft.
Wer mag, kann noch eine handvoll Beere hinein geben.

Der Fänz wird mit dunklem Brot und einem Löffel gegessen. Unbedingt authentisch breitbeinig und vorübergebeugt am Tisch sitzen.
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1. Dezember 2011

Museum angeschaut

Neulich habe ich mir in Lugano das Kunstmuseum angeschaut.

Ich fand es eher langweilig und wenig inspirierend. Das nächstemal sollte ich mal hinein gehen?

30. November 2011

die Bergler-Ananas

Neulich hat mich einer gefragt: «Muger, was ist eigentlich dein Lieblingsessen?». Da musste ich nicht lange überlegen. Mein Lieblingsessen ist der Herdöpfel. Manche sagen auch Gummel, Häpere oder Kartoffel dazu.

also - mein Lieblingsessen ist:
1. Kartoffelstock
2. Rösti
3. Pommes Frites
4. Bratkartoffeln
5. Salzkartoffeln

Der Kartoffelstock mag ich am liebsten mit Muskatnuss. Ohne würde ich ihn auf Rang 5 setzen.
Wenn die Pommes Frites belgische sind, kämen sie natürlich auf Platz 1.
Die Rösti auf Platz 2 mag ich mit Speck und etwas Rosmarin. Mit Zwiebeln täte ich sie statt der Salzkartoffeln auf Platz 5.
Die Salzkartoffeln, nun auf Platz 3, mag ich sehr gerne mit Peterli und etwas Butter; so zubereitet kämen sie auf Platz 2, wo jetzt unverdient die Bratkartoffeln sind.
Die Rösti, jetzt auf Platz 5 tausche ich noch mit dem Kartoffelstock auf Platz 4. Genau in der Reihenfolge mag ich die Kartoffelspeisen.

Ich habe den Kartoffelsalat vergessen! Der käme natürlich auf Platz 2; mit der klaren Sauce. Mit der Mayo-Sauce eher auf Platz 4. Oder sogar auf 5. Und die Herdöpfeltorte wäre ja auch noch...

29. November 2011

das Ei des Architekten, in Chiasso

In Chiasso, kurz bevor die Schweiz fertig ist, hat ein Architekt ein Ei gelegt. Direkt neben die Autobahn. Es nennt sich „Polaris“ und ist eigentlich ein Einkaufszenter. Die Leute reden aber bloss vom „Centro Ovale“.

Die Architekten "Ostinelli und Partner" haben ein markantes Gebäude entworfen. Ein flachgedrücktes Ei aus Beton. Mit unzähligen Bullaugen und einem Streckmetallgitter verziert. Aus der Ferne sieht es ja noch interessant aus. Aus der Nähe ist es dann bloss noch seltsam. Und ohne jeden Bezug zum Quartier. Das Innern hat mich dann endgültig enttäuscht; ein banaler, fünfgeschossiger Konsumtempel. Da helfen auch glänzender Chromstahl und bunten Lampen nichts. Sieht ein wenig aus wie ein alter Spielautomat. Oder eine aufgetackelte Nutte ...

28. November 2011

vor der Fleischerei 7

Meine Metzgerei-Serie geht weiter; diesmal solche aus Italien.

"Ja, ja - als Kunde dürfen sie hier parken. Jedenfalls nach Mitternacht und natürlich nur am Wochenende; ausser an Fest- und Feiertagen. Und selbstverständlich nur im Winterhalbjahr. Dann aber unbegrenzt."
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26. November 2011

vor der Fleischerei 6

Meine Serie mit den Metzgereien geht weiter; diesmal aus Italien.

„Jetzt hat schon wieder jemand in die Geranien gepisst! Jetzt kommen die weg - floraler Schmuck hin oder her…“ 
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25. November 2011

Sprichwort: die Hühner

Aus aktuellem Anlass; jetzt wo die Nächte lang sind:

«Wer mit den Hühnern ins Bett geht – öööhm - ist eigenartig.»
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24. November 2011

Ciao Italia

Bellaria. Ganz früh am Morgen fahre ich los. Die Autobahn ist noch menschenleer. Das Radio dudelt Schlager und der Kerl im Navi schweigt. Manchmal ist der aber sowas von rechthaberisch: «bittä wenden Sie! - bittä wenden Sie!». Jawohl; er siezt mich, obwohl wir schon seit vielen Jahren gemeinsam unterwegs sind!

Nach gut zweihundert Kilometern mache ich nochmal ein ausgiebiges Parkplatz-Nickerchen. Als ich wieder erwache, ist draussen Vormittag und Nebel. Weiter geht’s. Jetzt bin ich nicht mehr alleine auf der Autobahn. Ganz im Gegenteil; sie führen Italien auf, dreispurig. Eine nie endende Lastwagenschlange brummt nordwärts und wird andauernd von einer ebensolchen Autoschlange überholt. Und ganz links jagen Heimwehgetriebene durch den Nebel.

Irgendwann spricht der Kerl im Navi wieder mit mir: «fahrän Sie rechts Richtung A4!». Tu ich nicht. Ich fahre geradeaus weiter. «Neubärechnung - Neubärechnung» jammert er. Hab ich extra gemacht, geschieht dir ganz recht...

Gegen Abend bin ich zuhause - schön war's in Italien.

23. November 2011

Italien: ein Strand für mich

Als Abschluss meiner Solo-Tour fahre ich ans Meer; ist ja nicht weit nach Rimini. Die Strandpromenade ist wie ausgestorben und ausgesprochen hässlich. Als ob kürzlich die Pest gewütet habe.

Alle Strandkioske und Gartenrestaurants sind zu. Das Strandmobiliar ist zu grossen Haufen geschichtet und winterfest verschnürt. Zudem wurde ein Sandwall gegen die zu erwartenden Winterstürme aufgehäuft. Ich habe den ganzen Strand für mich alleine; will ihn aber gar nicht haben.


Zum Übernachten fahre ich noch einige Kilometer heimwärts. In Bellaria finde ich einen schönen Platz direkt am Hafen. Gelegentlich fährt brummend ein Fischerboot aufs Meer hinaus. Nebenan durchstöbert ein Zausel die Müllcontainer nach Brauchbarem. Offensichtlich hat er sich etwas Mut angetrunken.
Beim Sonnenuntergang spaziere ich auf die Mole und mache einige Fotos. Und etwas Unfug. Mich fröstelt.

22. November 2011

San Marino - was das?

Lucignano. Habe schnell geschlafen, drum bin ich um sechs schon wach. Eine heisse Dusche, mein Faserpelz und ein Kaffee bringen mich auf Betriebstemperatur. Beim Frühstück rätsle ich, ob der Gorgonzola aus dem Sonderangebot schmeckt oder eher stinkt? Wie auch immer, ich esse ihn.

Heute fahre ich auf die andere Seite der Berge. Ich will nach San Marino. In die Republik San Marino.

Der Staat besteht eigentlich bloss aus aus einer Felsklippe und etwas Umland. Mit 60km2 ist er deutlich kleiner als meine Wohngemeinde! Ganz oben auf dem Felssporn steht trotzig die mächtige Festung. Darunter krallen sich die Häuser der Hauptstadt an den Südhang. Viele Treppen und steile Gassen. Und einige grandiose Paläste und Kirchen. Schön hier.

Von meinem Parkplatz am Fuss des Hügels fahre ich mit der Seilbahn in die Hauptstadt hinauf. Und dann weiter bergauf bis zur Festung. Vom allerhöchsten Turm überblicke ich die ganze Republik. Und am Horizont täte man, wär es nicht so dunstig, das Meer sehen.
Ich bin heute zum ersten mal in diesem Land. Zur Feier speise ich auswärts; Bruschetta und Pizza Diavolo an der Wintersonne.

21. November 2011

Italien: es kommt doch nicht auf die Grösse an

Pisa. Die Nacht war frostig. Ich schabe den Reif von den Fenstern und fahre beizeiten los. Die Landschaft glänzt märchenhaft in der Morgensonne.

Einst wetteiferten die Adligen von San Gimignano drum, wer den Grössten hat - den grössten Wohnturm. So entstand nach und nach ein ganzes Heer von immer höheren Türmen; heute sind noch ein gutes Dutzend zu bestaunen. Aber auch das Städtchen drum herum ist schön, schön gemütlich.

Ich fahre auf welligen Nebenstrassen gegen Osten. Quer über Italien drüber. Die Landschaft ist augenschmeichelnd. Toskana, wie aus dem Bilderbuch: herbstbunte Weinberge, schlanke Zypressen und Hügel mit Gutshöfen obendrauf. Und über all dem der tintenblaue Himmel. Ich komme an einigen hübschen Städtchen vorbei. Jedes wäre es wert, länger als für ein Caffè zu bleiben. Aber ich will vorwärts machen.

Kurz vor dem Sonnenuntergang sehe ich ganz oben auf einem Hügel ein nettes Städtchen. Lucignano heisst es; hier will ich bleiben. Das winzige Städtchen ist von einer eiförmigen Stadtmauer umgeben und innerhalb dieser kuscheln sich die Häuser um die Kirche. Frau G. würde es hier auch gefallen.
Ich übernachte unter den Bäumen vor dem Stadttor. Mein Abendspaziergang wird mit einem Caffè und einem Wlan belohnt.

19. November 2011

Italien: dieser Turm ist schön schräg!

Brescello. Heute Morgen ist der Nebel so dick, dass ich beim gehen schon Schwimmbewegungen mache. Ich möchte gerne den Po sehen. Doch trotz gutem Willen meinerseits versteckt der sich im Nebel. Der Po ist für den Arsch!
Ja - dann fahre ich halt ans Meer. Hinter Parma äugt die Sonne müde durch den grauen Dunst. Und etwas später erstrahlt die ganze Landschaft in kunterbunten Farben und grellem Sonnenschein. Na also, geht doch.
Das Radio dudelt sirupige Popmusik und der Motor brummt genüsslich. Herrlich.

Beim Wegweiser „Carrara“ kommt mir in den Sinn, dass ich schon immer mal die weltberühmten Marmor-Steinbrüche anschauen wollte. Ich sehe sie schon aus der Ferne, ganz weit am Berg oben. Aber wie komme ich da hinauf?

Ich folge einfach mal einem dieser staubigen Marmor-Lastwagen. Es geht stotzig und kurvenreich bergan. Und tatsächlich, irgendwann stehe ich mitten in einem Steinbruch. Über mir türmen sich ganze Steilwände aus weissem Marmor. Und im Fels hoch über mir kleben Bagger und Kräne.

Ich besuche einen Bildhauer und schaue ihm beim kunsten zu.

Am Nachmittag kommt Pisa in Sicht. Jetzt kann mich nichts mehr zurückhalten; im Sauseschritt galoppiere ich zum "Campo dei Miracoli", den schiefen Turm gucken! Vorbei an ungefähr einer Milliarde Souvenirläden und ebensovielen Touristen. Und da steht er plötzlich vor mir: Der Dom und dahinter der schiefe Turm. Im weichen Novemberlicht sieht der Marmor aus wie Butter.

Neben dem schiefen Turm ist auch die Stadt einen Besuch wert. Schöne Gassen und Paläste. Und nach Sonnenuntergang kaum Touristen. Ich übernachte am Stadtrand auf einem öden Parkplatz.

In der Nacht kriecht der Mond übers Dachfenster. Es ist kalt und ich bin allein.

18. November 2011

Italien: Nebel am Po

Seit langem träume ich davon, wieder einmal einige Monate unterwegs zu sein. Leider kann Frau G. nicht so lange weg, also müsste ich alleine fahren. ALLEINE! Das mag ich nun aber gar nicht. Jetzt bot sich mir kurzfristig die Gelegenheit, es zu versuchen.
Frau G. tut arbeiten. Also packe ich kurzentschlossen meine Habseligkeiten und fahre alleine los. Als erstes in die Buchhandlung; ich brauche noch ein Reisebuch von Italien. Man will ja nicht unvorbereitet verreisen.
In Italien soll es im November noch einigermassen warm sein. Und tatsächlich, ennet dem Gotthard strahlt die Sonne vom tiefblauen Himmel. Bis hinter Milano; die Po-Ebene ist in dumpfen, grauen Nebel eingelullt. Wohin man schaut, keine Landschaft, bloss Nebelbrei.

Ich fahre nach Brescello, in der Nähe von Parma. Kurz vor der Abenddämmerung bin ich da und finde einen guten Übernachtungsplatz. Alles im Nebel. Brescello kennt man vom Film, hier wurden die “Don Camillo und Peppone“-Filme gedreht. Und tatsächlich: Don Camillos Kirche, das Rathaus vom Peppone, der Bahnhof – alles kommt mir bekannt vor.

Um fünf ist es bereits dunkel. Zum Glück finde ich im Städtchen ein offenes Wlan. Ich setze mich neben die Peppone-Statue und lese meine Mails. Ein Passant schaut mich erstaunt an. Vermutlich wegen meiner neuen Schuhen?

Am Abend koche ich Tomatenspaghetti. Wobei „kochen“ etwas zu hoch gegriffen ist: Ich schütte ein Glas Sauce über die heissen Nudeln – fertig! Es ist kalt, draussen und drinnen. Morgen früh muss ich wohl die Heizung einschalten.

17. November 2011

vor der Fleischerei 6

Die nächsten paar Tage bin ich nicht Online. Darum gibt es eine Serie von französischen Fleischereien...


"Machen Sie sich da keine Sorgen; Fleisch wird ja immer gegessen. Da besteht überhaupt klein Risiko."
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16. November 2011

vor der Fleischerei 5

Die nächsten paar Tage bin ich kaum online. Darum gibt es eine Serie von französischen Fleischereien...

"Früher war hier eine Fahrschule drin. Das Mobiliar konnte ich übernehmen. Jetzt fehlt bloss noch das Schild über der Tür."
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15. November 2011

vor der Fleischerei 4

Die nächsten paar Tage bin ich wenig online. Darum gibt es eine Serie von französischen Fleischereien...

"Nein, das ist nicht verwaschenes Pink, das ist ein nobles Altrosa."
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14. November 2011

vor der Fleischerei 3

Die nächsten paar Tage bin ich selten online. Darum gibt es eine Serie von französischen Fleischereien...

"Claudiaaa - guck mal? Hier draussen steht ein - hihihiii - Hühner-Solarium..."
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12. November 2011

vor der Fleischerei 2

Die nächsten paar Tage bin ich nicht Online. Darum gibt es eine Serie von französischen Fleischereien...

"Ich hab grad neulich dem Jean-Luc gesagt: Etwas weniger Fleisch essen würde uns gut tun. Und unserer Beziehung auch..."
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11. November 2011

vor der Fleischerei 1

Oft werde ich gefragt: «was tust du eigentlich immer, wenn du unterwegs bist - nur herumfahren?» Natürlich nicht!
Ich tue zum Beispiel – öhm – Metzgereien fotografieren.

"Blutwürste, Leberwürste, Speck, Siedfleich und etwas feissen Schinken. Aber ob die Froschfresser auch Sauerkraut haben?"
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10. November 2011

wer kennt diesen Räuber?

Neulich las ich in der Zeitung von einem Räuber in Luzern. Er hat mitten in der Nacht drei Männer überfallen und ausgeraubt. Dann ist der davon gerannt und jetzt sucht ihn die Polizei. Täterbeschreibung in der Zeitung: 
«Zirka 20 Jahre alt, 165 bis 175cm gross, dunkler Teint, kurze Haare, Kinnbart, grünes T-Shirt mit silberner Aufschrift, dunkelgraue Nike-Turnschuhe mit weissen Schuhbändeln.»

I
ch habe nach dieser Täterbeschreibung mal ein Phantombild vom Räuber gezeichnet.
Wer also den Kerl findet, soll ihn doch bitte bei der Polizei abgeben.
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9. November 2011

Tessin: immer diese Regnerei

Die Regnerei wird von Tag zu Tag heftiger. Zudem ist es nasskalt. Ich sitze herum und schaue teilnahmslos den Regentropfen zu. Was tun bei dem Seich-Wetter?

Wie immer in solchen Momenten gelüstet es mich nach keltischem Kulturgut. Also fahre ich nach Aranno, einem abgelegenen Dorf in den nahen Bergen. Hier will ich mir einige lepontische Inschriften anschauen.

Die Lepontier waren Kelten und lebten vor etwa zweitausend Jahren in dieser Gegend. Bei Bauarbeiten fand man 1842 einige Steinplatten mit ihren Inschriften. Später wurden diese in eine Hauswand eingemauert.

Da steht in Etruskisch „mationa“ - sagen jedenfalls die Archäologen. Ich glaub, auf Deutsch heisst das „EINSCHREIBEN“ - bin mir aber nicht ganz sicher…

Das romantische Cheminée ist aus Plastik. Es bildet zusammen mit der Palme ein stimmiges Ensemble. Die ist nämlich auch aus Plastik.

Jetzt bin ich fertig. Ich fahre zurück in den Norden; in die Wärme.

8. November 2011

Tessin: es regnet ins Paradies

Widererwarten ist mir noch immer nicht langweilig. Aber das Wetter ist düster. Also mache ich einen Ausflug ins nahe Lugano. Mit der Bahn ist man ja ruckzuck da.
    
Den See habe ich heute fast für mich ganz alleine, bloss ein paar Möven sind da und beäugen mein Salamibrot. Ein Hündeler zerrt seinen Köter den Quai entlang. Und eine bunte Joggerin rennt vorbei. Sie trägt eine dunkle Brille und Ohrstöpsel, ist wohl invalid?

Die Villa Ciani liegt mitten im wunderschönen Stadtpark von Lugano. Die neoklassizistische Villa wurde in den 1840-er Jahren von den Brüder Ciani erbaut. Heute ist darin das städtische Kunstmuseum untergebracht. Bemerkenswert ist die Doppelkuppel.

Ins Paradies kann es nicht mehr weit sein, jedenfalls fährt der Stadtbus hin.

Der Bahnhof Lugano liegt dummererweise oberhalb der Stadt. Um ihn auch den Fusslahmen und Faulen zugänglich zu machen, bauten 1886 die beiden Obwaldner Hotel- und Bahnpioniere Bucher und Durrer eine Standseilbahn. Seither fährt die "Funicolare" unermüdlich hin und her. Die Reise dauert etwa eine Minute. Leider gibt es keine Speisewagen.

7. November 2011

Tessin: kurzer Badeplausch

Jetzt bin ich schon einige Tage ganz alleine in der Ferienwohnung. Und es gefällt mir immer besser. Hier hat es einen riesengrossen Fernseher mit vielen hundert bunten Programmen - uiii. Und ein tolles Badzimmer. Wobei mir die Badewanne etwas arg kurz erscheint.

Am Vormittag bin ich nocheinmal gschwind nach Italien hinüber an den Wochenmarkt. Zahllose Verkaufsstände drängen sich im Stadtzentrum. Vor allem Kleider, Schuhe, Schmuck und Schnickschnack. Ganz am Rande finde ich dann doch noch einige Lebensmittelstände. In ihren Auslagen stehen überall kleine Teller mit Probierstücklein. Ich lange kräftig zu und probiere verschiedene Würste, Käse und Oliven. Nicke wohlwollend und lobe den feinen Geschmack. Zum Abschluss degustiere ich noch etwas Süssgebäck, dann bin ich satt.

Ich habe heute ein weiteres italienisches Wort kennengelernt: "Zücchitt". So nennen die Einheimischen uns Leute von der Alpennordseite. Zücchitt heisst ungefähr so viel wie „Kürbis oder Gurke“ - ein plumpes und fades Gemüse ohne viel Inhalt.

Nun habe ich zuhause kostenloses Wlan, "leihweise" bei einem Nachbarn. Wenn ich „heute“ schreibe, ist natürlich gestern, denn heute ist ja mein morgen. Und morgen tue ich arbeiten.

5. November 2011

Tessin: irrwitziges Sammelsurium

Ich geniesse mein Eremitendasein, so ganz allein in einer fremden Welt. Ich mag das eigentlich gar nicht, nun gefällt es mir aber doch. Ich bin schon heimisch - ein Tessinerli*.

Bevor ich mit Arbeiten beginne, will ich noch gschwind einen Ausflug ins nahe Italien machen. Ist ja nicht weit. Also fahre ich nach Angera das „Museo dei Transporti Ogliari“ anschauen. Ich war vor einigen Jahren schon mal da und war damals ganz begeistert von der völlig irrwitzigen Fahrzeugsammlung.

Jetzt wo ich schon in der Gegend bin, schaue ich mir gleich noch das „Museo Gottard Park“ bei Sesto Calende an. Ein Durcheinander von allen möglichen Fahr- und Flugzeugen. Die meisten sind schon sehr müde oder gar bettlägerig. Hier gibt es zudem eine der grössten Traktoren- und Mofasammlung, die ich kenne.


Auf dem Rückweg kaufe ich mir ein grosses Stück Ziegenkäse. Der riecht recht streng, schon fast unanständig. Aber was soll’s, hier kennt mich ja keiner. Und es ist noch nie jemand verstunken, verhungert aber schon so mancher.

Das Wetter wird immer schlechter. Der Nebel lullt die Berge gegenüber ein. Nur die wurstfarbenen Häuser sind klar zu sehen.

*Ein Tessinerli ist in der Deutschschweiz ein hügliges Brot. Zusammen mit einer Tube Mayonaise und einem Päckli Salami ist es ein beliebtes Arbeiter-Znüni.