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1. November 2019

Costa Dorado: quer durch Frankreich nachhause

15 Lac du Bouchet. Die ganze Nacht hat der Wind an unserem Schlafwagen gerüttelt. Als ich am Morgen rausschaue ist es draussen neblig und es regnet. Also kuschele ich mich noch einmal an Frau G. und döse noch etwas.
Heute wollen wir nachhause fahren und es wird wohl ein langer Tag werden. Und ein trüber. Aber vorher gehen wir noch einkaufen, denn hier in Frankreich gibt es eine riesige Auswahl feinster Esswaren.

Am Mittag erreichen wir Lyon; Mittagspause mit einem Plastik-Sandwich. Es ist labberig und die Füllung schmeckt fragwürdig. Dann brummen wir weiter nach Genf. Gleich an der Schweizergrenze beginnt es wieder zu regnen. Und es hört damit auch nicht mehr auf, bis wir abends um acht zuhause sind.
Heute waren das 560 Kilometer und wir sind froh daheim zu sein.

31. Oktober 2019

Costa Dorado: die Schlucht des Tarn

14 Die Gorges du Tarn ist eine vielleicht 80 Kilometer lange Schlucht. Für uns beginnt sie hinter Millau. Anfangs ist das Flusstal noch einigermassen breit, doch nach und nach wird es dann immer schmäler und schroffer. Und einsamer. Bald sind da nur noch der Herbstwald und Felsen; und der Fluss.

Unterwegs kommen wir ab und zu an einem Dorf vorbei. Manchmal kleben die Häuser richtiggehend an den Felswänden. Manche sind nur per Seilbahn erreichbar. Und die Seilbahn ist manchmal bloss eine Kiste an einem Seil.

In Sainte-Enimie (n44.3653, e3.4115) machen wir Mittagsrast. Die Steinhäuser kuscheln sich eng zwischen Fluss und Felswand. Die Herbstsonne scheint kaum noch bis in die Schlucht herunter. Da wo sie hin scheint ist es noch mild, aber im Schatten ist es schon richtig kalt.

Wir kurven weiter dem Tarn entlang. Manchmal ist die Strasse bloss noch einspurig und kurze Tunnels nehmen die Abkürzung durch den Fels. Zum Glück hat es jetzt im Oktober so gut wie keinen Verkehr mehr. Im Sommer ist hier nämlich die Hölle los.

Bei Ispagnac verlassen wir die Tarn-Schlucht endgültig und fahren auf die Hochebene hinauf. Hier oben ist es wieder karg und schon sehr herbstlich. Immerhin sind wir auf über 1'000 Meter unterwegs.
Da wir nachhause sollten, fahren wir noch etwa zwei Stunden weit. Am Lac du Bouchet finden wir einen netten Übernachtungsplatz. Es ist saukalt und stürmisch.

30. Oktober 2019

Costa Dorado: das nicht im See versunkene Dorf Celles

13 Lac du Salagou. Als man damals den Stausee von Salagou baute, sollte das kleine Dorf Celles im See versinken. Man siedelte deshalb die Einwohner um und staute das Wasser. Doch der Seespiegel blieb niedriger als erwartet und reichte bloss bis knapp unterhalb der Häuser.

Seither ist Celles (n43.6612, e3.341) eine Geisterstadt. Früher war es komplett verlassen und es lagen ein paar Autoruinen herum. Inzwischen ist alles geputzt und hergerichtet; und Celles ein beliebtes Ausflugsziel.

Wir rollen gemütlich auf der A75 nord- und bergwärts. Die Landschaft geht immer höher hinauf und wird immer karger. Bei Millau erreichen wir dann das tief eingeschnittene Tal des Tarn. Der Fluss wollen wir dann folgen, doch zuerst schauen wir uns die Rekord-Brücke von Millau an.

Vom Plateau-Rand (n44.0722, e3.0641) aus haben wir einen grossartigen Blick auf den Viaduct du Millau mit seiner beeindruckenden Grösse. Als ich damals die Baustelle besuchte, konnte ich mir fast nicht vorstellen, dass man hier am Fluss Eiffelturm-hohe Pfeiler bauen will. Die Fahrbahn ist etwa in der gleichen Höhe wie die Aussichtsterrasse vom Eiffelturm.

Von unsrem Aussichtsberg geht es nun eine enge und steile Bergstrasse hinunter zur Brücke. Oben über den Viaduct du Millau sind wir schon ein paar Mal gefahren, aber von unten wirkt die Brücke noch einmal um ein Vielfaches grösser. Himmelhoch über uns brummen die Lastwagen darüber. Sie sehen aus wie Spielzeug.

29. Oktober 2019

Costa Dorado: wir sind über den Berg

11 Pantà de Sau. Es ist kühles, sonniges Herbstwetter und hier am Stausee gefällt es uns ganz besonders gut. Doch heute müssen wir Kilometer machen, wenn wir pünktlich zuhause ankommen wollen.
Wir fahren auf der kurvigen Strasse zurück nach Vic und dann weiter gegen Norden. Anfangs ist die Strasse wunderbar ausgebaut. Doch je näher wir den Pyrenäen kommen, desto kurviger und steiler wird sie.

Am Mittag erreichen wir den Col d’Ares (n42.3670, e2.4564). Der Pass bildet die Grenze zwischen Spanien und Frankreich. Die alte Grenzstation ist unbemannt, aber einige spanische Zöllner sind da und machen Selfies.
Auf der einen Seite schauen wir nach Spanien hinunter; und auf der anderen sehen wir bereits die französische Mittelmeerküste bei Perpignan. Die Fahrt dahin dauert aber weit mehr als eine Stunde. Die Strasse windet sich durch schmale Täler und um unzählige Felsen herum.

In der warmen Nachmittagssonne leuchtet das Herbstlaub in allen Farben. Wobei „warm“ ist bloss das Licht; es ist nämlich recht kalt. Vor allem wenn man wie ich kurze Hosen und Sandalen trägt. Andere Leute lullen sich bereits in einen winterliche Faserpelz und tragen eine Mütze.
Irgendwann erreichen wir bei Perpignan die Küste. Hier ist es wieder milder, aber ein heftiger Sturmwind rüttelt und schüttelt unsern Wohnbus. Wir brummen gemütlich bis an den Lac du Salagou (n43.6428, e3.3744).

Früher konnte man hier direkt am Seeufer nächtigen. Aber jetzt ist das nicht mehr erlaubt. Wir nächtigen deshalb direkt neben der Barriere. Auch ganz nett.

16. Oktober 2019

Costa Dorada: stürmische Pyrenäenfahrt

3 Durban-Corbières. Schon als wir am Vormittag das schläfrige Dorf verlassen bläst ein stürmischer Wind. Wie Schnee regnen die welken Blätter vom Himmel. Wir bummeln den Pyrenäen entgegen. Noch sind es eher Hügel, doch im Hintergrund kann man manchmal schon einen Bergriesen erkenne.

Cucugnan ist ein steiniges Dorf auf einer ebenso steinigen Hügelkuppe. Und ganz oben auf dem Hügel steht eine Windmühle (n42.8512, e2.6018). So eine wie man sie aus spanischen Filmen kennt.

Schon kurz danach führt unser Weg durch die Gorges de Galamus (n42.8424, e2.4799). Senkrecht ragen hier die Felsen gegen den Himmel. Und etwa auf halber Höhe – einige Hundert Meter über dem Fluss – haben sie für die Strasse eine Kerbe in die Felsen geschlagen. Die Strasse ist extrem eng und oft passen wir grad su unter den überhängenden Felsen hindurch. Das ist eine der grossartigsten Strassen, die wir je gefahren sind.

Gleich nach der Schlucht klebt die kleine Einsiedelei Saint-Antoine de Galamus an den schier senkrechten Felsen. Der stürmische Wind reist mir mein Lieblingsmütze vom Kopf, ich kann sie aber grad noch greifen. Glück gehabt.
Vorbei an Axat rollen wir weiter den Bergen zu. Die Strasse führt mindestens zwei Stunden lang durch einen menschenleere Schlucht. Nur Gestrüpp, Felsen und Steinschlag-Warnschilder. Und Millionen buckliger Kurven.

Irgendwann erreichen wir bei Formiguères die Hochebene und die Passhöhe. Ab hier geht es nun runter. Runter in die spanische Exklave Llivia (n42.4627, e1.9841). Ein Dorf wie eine Insel in Frankreich und vom Ausflugstourismus gezeichnet. Doch heute ist hier gar nichts los. Wir sind die einzigen Toristen.

Heute übernachten wir in Latour-de-Carol. Hier zuoberst auf dem Pyrenäen-Kamm steht ein viel zu grosser internationaler Bahnhof. Hier treffen drei verschiedene Bahnen mit drei verschiedenen Spurweiten aufeinander. Und von hier fahren Züge nach Paris und nach Barcelona. Doch leider mangelt es ein wenig an Fahrgästen.

15. Oktober 2019

Costa Dorada: schönes Wetter in der Ardèche-Schlucht

2 Aiguèze. Die Morgensonne scheint lieblich vom tintenblauen Himmel. Doch die heutige Wetterprognose verspricht Regen und Wind. Einzig ganz im Süden soll es schön sein.
Eigentlich planten wir entlang der Tarn-Schlucht in Richtung Toulouse zu fahren. Doch bei Scheiss-Wetter bringt das nix. Doch bis die Schlechtwetterfront da ist, reicht es wohl gerade noch für die Ardèche-Schlucht.

Der Blick von oben in die Ardèche-Schlucht hinunter ist immer wieder schön. Tief unten sehen wir einige Kanuten. Und keinen einzigen Kletterer. Die Saison scheint zu Ende zu sein.

Am Strassenrand stehen überall Jäger in Tarnkleidung herum. Und alle tragen leuchtorangene Mützen. Ich frage einen, wieso? «Damit man uns nicht mit Wildscheinen verwechselt». Ich würde den Unterschied aber wohl auch schon am aufrechten Gang erkennen.

In Vallon-Pont-d’Arc (n44.3820, e4.4162) beschliessen wir nun definitiv, nicht weiter in die Berge zu fahren, sondern uns nun südlich zu halten. Gemütlich brummen wir Alès - Montpellier – Béziers – Narbonne.

Schlussendlich landen wir in Durban-Corbières (n42.995, e2.814) am Fusse der Pyrenäen. Das Dörfchen ist ganz hübsch – aber wie ausgestorben. Alles ist geschlossen und zu. Und Leute sehen wir auch nur ganz vereinzelte.
Wir haben einen guten Übernachtungsplatz direkt am Fluss. Von unserem Essküchen-Schlafzimmer aus sehen wir das Dorf und die Burgruine. Schön hier.

14. Oktober 2019

Costa Dorada: es geht los

1 Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist mies. Zumindest im grössten Teil Frankreichs. Also wollen wir relativ gschwind nach Südfrankreich kommen. Ursprünglich wollte ich durch die Mitte Frankreichs fahren und da einige schöne Sachen anschauen. Aber mal sehen, vielleicht klappt’s ja dann auf dem Rückweg.

Wie auch immer – in etwa vier Tagen sollten wir in der Nähe von Tarragona sein. Denn dort sind wir mit Freunden verabredet. Die sind da unten mit ihrem Segelboot unterwegs - und wir dürfen ein stückweit mitsegeln!
Seit wir am Morgen losgefahren sind regnet es. Erst hinter Grenoble wird das Wetter nach und nach trockener. Manchmal scheint jetzt sogar die Sonne. Und es ist spürbar milder als zuhause.
Wir brummen auf der laaangweiligen Autobahn südwärts. Es hat so gut wie keinen Verkehr und wir kommen gut voran. Bei Valence fahren wir auf die Westseite der Rhone hinüber und brummen auf der Landstrasse weiter südwärts.

Die legendäre Hängebrücke von Saint-Martin-d’Ardèche ist nur 2,70 Meter breit; Für uns reicht das. Doch die Brückenzufahrt ist auch noch sehr steil und es geht zugleich auch noch eine 90° Kurve. Sowas gefällt mir.

Auf der anderen Flussseite liegt Aiguèze, wo wir heute übernachten wollen. Auf dem Wohnmobil-Stellplatz (n44.3052, e4.5523) stehen schon mindestens ein Dutzend Wohnmobile. Das letzte Mal war das hier bloss ein Kiesplatz zwischen den Olivenbäumen. Das ist es jetzt zwar immer noch, jetzt scheint der Platz wesentlich bekannter zu sein. Wir stellen uns dazwischen und versuchen möglichst unauffällig auszuschauen. Vielleicht bemerkt keiner, dass wir als einzige keine gelben Radkeile benutzen…

Das waren heute fast 600 km, dreimal so viel wie normalerweise. Das muss reichen. Die milde Herbstsonne blinzelt durchs Geäst und es riecht nach Pfefferminz. Sauromantisch hier.

13. August 2019

Friesland: am Ende

21 Leimersheim. Beim Frühstück fahren schon wieder die ersten Rhein-Frachtschiffe durch unsern Vorgarten. Und dann kommt auch noch unser Nachbarhund zu Besuch. Wir füttern ihn mit Speiseresten und er schwänzelt vergnügt. Etwa so stelle ich später einmal mein Rentnerleben vor.

Gegen Mittag legen wir ab. Von hier wollen wir in einem Rutsch nachhause fahren. Es sind immerhin noch über 300 Kilometer. Aber zuerst müssen wir noch nach Neupotz und ein weiteres „Ludowici-Kugelhaus“ anschauen. Ich weiss aber nur, dass es in Neupotz stehen soll, wo genau aber nicht. Also frage ich vor der Post einen Rentner. Er kann sich an ein Kugelhaus erinnern: Auf dem Gelände eines Kieswerkes stehe das irgendwo im Gebüsch.

Die Kieswerk-Mannen sind äusserst nett und hilfsbereit – und wir dürfen uns das Kugelhaus anschauen. Es ist aus Beton und sieht etwas abgewohnt aus. Und sein Vorgarten müsste mal wieder gemäht werden. Aber sonst ist es noch ziemlich intakt.

Wir fahren wie auf der Herfahrt wieder durchs Elsass hinauf. Es ist sommerlich schön und die Bauern sind am Ernten.
Bei einer Verschnaufpause werden wir von einem Storch attackiert. Ich versuche ihn mit unflätigen Schimpfworten zu verscheuchen. Doch er reagieren nicht – klar, der versteht nur französisch! Salaud.

Gegen Abend sind wir wieder zuhause. Müde und glücklich.

10. Juli 2018

Pou-du-ciel - das fliegende Mofa

Andauern laufe ich diesem kleinen schrulligen Flugzeug über den Weg. Alleine dieses Jahr schon zweimal. Man nennt es Pou-du-ciel – „Himmelslaus“. Korrekt heisst es aber „Mignet HM.14“

In den 1930-er Jahren wollte der Franzosen Henri Mignet ein Flugzeug für Jedermann bauen. Es sollte einfach und einfach zu fliegen sein, und billig. Also entwickelte er ein simples Flugzeug aus Sperrholz und Stoff. Sozusagen ein fliegendes Moped. Und billig wurde es dadurch, dass er es klein baute - sehr klein.

Das Flugzeug hat zwei grosse Tragflächen hintereinander. Und wer genau hinschaut sieht, dass es ganz ohne Klappen auskommt. Zum Steuern bewegt man nur das komplette Heckruder und die hintere Tragfläche.
Für den Transport können die Tragflächen ganz einfach gedreht werden, so dass man seinen Flieger auch gut transportieren kann. Auf den Sonntagsasflug, odr so.

Henri Mignet verkaufte zahlreiche seiner Flugzeuge; und vor allem auch die Pläne dazu. So konnte jeder zuhause in der Garage sich sein eigenes Flugzeug bauen. Was bis heute immer noch gemacht wird, weshalb es immer noch nagelneue Pou du ciel gobt.
Die rote Himmelslaus sahen wir im Chateau de Savigny-les-Beaune im Burgund, das blaue in Ta'Qali in Malta. Und auch im Verkehrshaus in Luzern hängt eines an der Decke.