30. Juni 2016

Tschumplhund

Ihr kennt das doch auch: Da macht man eine kleine Feierabend-Ausfahrt mit dem Velo. Abendsonne und ein, zwei Wölkchen am Himmel.

Dann auf einmal erste Regentropfen, noch drei Kilometer Heimweg und glühende Beine.
Gschwind heim, bevor‘s seicht.

29. Juni 2016

unschlagbarer Bud Spencer Bohneneintopf

Es gibt kaum einen Film mit Bud Spencer, wo er nicht Bohneneintopf isst. Meist mit dem Holzlöffel und direkt aus der Pfanne. Und anschliessend verteilt er einige herzhafte Schläge an die umstehenden Gauner. Gerne auch mit der Bratpfanne.

Mein originales Bud Spencer Bohneneintopf-Rezept:

Die Zutaten für zwei kräftige Fresser
1 grosse Dose rote Bohnen
ordentlich Speck
1 Paprika
1 Zwiebel
2 fleischige Tomaten
viel Knoblauch
Chilli
Salz, Pfeffer, Zucker

Nun das Pferd beiseite stellen - und los geht's: Die Zubereitung: Den grob gewürfelten Speck und ebensolche Zwiebeln kräftig anbraten. Tomaten, Paprika und Knoblauch dazugeben und dünsten. Würzen mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker. Nach etwa fünf Minuten die Bohnen dazu schütten und köcheln lassen. Wie länger, wie besser und weicher. Fertig.

Mit dem Holzlöffel direkt aus der Pfanne futtern. Die böse dreinblickenden Gauner bekommen nichts - höchstens eine Tracht Prügel...

28. Juni 2016

besoffen Auto klauen

Neulich bei uns in der Zeitung: Im Nachbardorf Melchtal wurde ein Autofahrer erwischt, der auf einer Strasse mit Fahrverbot unterwegs war. Zudem war er besoffen, hatte keinen Führerschein - und das Auto war gestohlen.

Mich erstaunt bloss, dass der im Melchtal aufgefallen ist. Denn da gehört besoffen und ohne Führerschein im Fahrverbot herumfahren sozusagen zur lokalen Volkskultur.

27. Juni 2016

Istanbul: zwei Brücken - und noch eine

Kürzlich in Istanbul: Zur Zeit baut man hier die 3. Brücke über den Bosporus; und die will ich mir ansehen. Der Bosporus trennt hier in Istanbul ja nicht nur die Stadt, sondern auch Europa und Asien.
Die „Erste Bosporus-Brücke“ (n41.0453, e29.0344) wurde in den 1970-er Jahren gebaut. Es ist eine klassische Hängebrücke mit einer Spannweite von etwas über einem Kilometer. Die Brücke ist aus Stahl und die beiden Pylone über 160 Meter hoch.

Etwa fünf Kilometer weiter nördlich ist die zweite Brücke, die „Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke“ (n41.0912, e29.0620) aus den späten 1980-er Jahren. Auch sie ist eine Hängebrücke aus Stahl; mit einer Spannweite von einem Kilometer und über 200 Meter hohen Pylonen.

Nochmals 13 Kilometer weiter nördlich und fast schon am Schwarzen Meer entsteht zurzeit die dritte Bosporus-Brücke; die „Yavuz-Sultan-Selim-Brücke“ (n41.2030, e29.1119). Und diesmal wird es eine äusserst interessante Kombination aus Schrägseil- und Hängebrücke. Es wird eine kombinierte Autobahn- und Eisenbahnbrücke mit einer Spannweite 1,5 Kilometer. Die Fahrbahn und die Pylone sind aus Beton. Und diese über 320 Meter hoch, so hoch wie der Eifelturm.

Wenn die Brücke fertig ist, wird sie die weltweit längste Eisenbahnbrücke sein. Und deswegen bin ich hier herauf gefahren.

Nach so viel Brücken-schauen brauche ich zum einen Ausgleich einen Schoggi-Kuchen. Der schmeckte gut, war aber etwas pampig. Und dann ging ich heim.

24. Juni 2016

Unpässlichkeit auf der Alp

Der erste heisse Sommertag in diesem Jahr – und ich zügle mein Büro in die Alp hinauf. Und da unsere Alphütte 1‘000 Meter höher oben steht, ist es da oben naturgemäss auch etwa 8 Grad kühler als unten im Tal. Perfekt, an einem einem Tag wie heute.
Während ich ganz alleine in den Computer hineinschaue, stehen draussen ein Dutzend Kühe und glotzen mich an. Mit kühnen Schwanzschwängen wedeln sie die Fliegen weg. Toll - wenn man sowas kann.

Als ich gegen Abend wieder heimfahren will, macht mein Toyota keinen Mucks. Kein Strom. Tot, völlig tot. Und ich habe natürlich auch kein Telefon dabei. Was nun?
Ich stelle mich an den Weg und warte, bis ein Auto kommt. Zum Glück ist es ein Geländewagen mit einem kernigen Kerl am Steuer. Damit kann ich was anfangen.
Zuerst schleppen wir mein Autoli quer über die Wiese auf den festen Untergrund. Ich versuche in anzurollen. Rückwärts geht’s schon mal nichts. In der nächsten Alp unten kann ich wenden und es vorwärts versuchen. Immer noch nix.

Also darf ich ins Tal hinunter mitfahren. Eine Stunde später kommt die bestellte Pannenhilfe. Eigentlich wollte er mit seine 7,5 Tonner anrücken, aber ich empfehle ihm ein etwas kleineres Auto. Und damit kurven wir dann die zehn Kilometer den Berg hinauf.
Mein Autoli steht noch unversehrt da, wo ich es abgestellt habe. Die Fenster sperrangelweit offen und immer noch stromlos. Der Pannenhelfer spendet Elektrizität und der Motor säuselt wieder, als ob nichts gewesen wäre.

23. Juni 2016

in 1,5 Sekunden von 0 auf 100 - Weltrekord!

Gestern Nachmittag hat der Elektro-Rennwagen "Grimsel" der Hochschule Luzern und Zürich den Weltrekord geknackt: er beschleunigten in 1,513 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Und dafür brauchte der Flitzer nicht einmal 30 Meter.

Vor eineinhalb Jahren haben wir in Alpnach beim Training zugeschaut. Schon damals war das Auto irrsinnig schnell, brauchte aber noch über 0,2 Sekunden länger um von 0 auf 100 zu kommen.

Mein Solex braucht deutlich mehr als 100 Meter, um von 0 auf 30 zu kommen.

22. Juni 2016

Döner Büx, ohne viel scharf

Ach - wie habe ich mich gefreut, als ich im Migros eine „Döner Büx“ sah. Döner in der Büchse. Genial, odr.
Die Döner Büx gab es letztes Jahr schon einmal. Damals gelang es mir aber nicht, eine zu ergattern. Darum habe ich mir gleich eine gekauft und sie zuhause nach Rezept zubereitet. Also einige Minuten in den Mikrowellen, umrühren, fertig. Erst als ich die dampfende Pampe vor mir liegen sah, erkannte ich was da noch fehlt. Brot! Und Salat, und viel scharf.

Die Döner Büx sieht toll aus und der Inhalt schmeckt zwar ganz lecker, aber kaum nach Döner Kebab. Und überhaupt nicht nach Türkei oder Orient. Und das obwohl auf der Büchse ein anatolischer Koch abgebildet ist. Gut: Der sieht ein wenig aus wie Saddam! Oder ein italienischen Porno-Star aus den 70-er Jahren.

21. Juni 2016

Istanbul: Seilbahn über den Friedhof

Kürzlich in Istanbul: Ich will nichts unternehmen und fahre deshalb mit dem Fährschiff das Goldene Horn, den Haliç, hinauf. Nahe bei der Schiffs-Endstation Eyüp ist die Talstation der „Teleferik“ (n41.0498, e28.9344), der neuen Seilbahn auf den Friedhofshügel hinauf. Sie wurde 2005 gebaut und fährt in drei Minuten zur Bergstation Piyerloti (n41.0533, e28.9334) hinauf.

Der Eyüp Hügel ist, obwohl unglaublich steil und steinig, komplett mit Gräbern überbaut. Es müssen Hunderttausende sein; uralte und auch ganz frische. Hier ruhen Sultane und Gelehrte, Händler und Generäle, Mörder und ihre Opfer.

Direkt neben der Bergstation ist das Gartencafé „Piyerloti“ mit einem grandiosen Ausblick über den Haliç und Istanbul.

Bis vor einigen Jahren war hier auf dem Eyüp Hügel auch die Prostitution und der Drogenhandel zuhause. Nach einigen unschönen Zwischenfällen wurde sie vertrieben und nun sind die Ausflügler und Toten wieder unter sich.

Es ist heiss und durstig. Statt mit dem Schiff fahre ich mit dem Linienbus nachhause. Das ist zwar weniger bequem, dafür aber viel schneller. In Eminönü wuseln Menschenmassen umher, Fischbrater und Limonadenverkäufer halten ihre Waren feil. Und überall stehen Polizisten herum. Zivile mit einem Knopf im Ohr, solche mit roten Westen, solche mit gelben Westen und andere in schwarzen Kampfanzügen. Daneben gibt es noch Motorrad-Patrouillen gepanzerte Einsatzfahrzeuge. Die neuerlichen Bombenanschläge und Schiessereien zeigen Wirkung.

20. Juni 2016

anderswo ist jetzt daheim

Am Samstag war bei uns „Weltflüchtlingstag“; Musik, Tischfussball und exotisches Essen. Da wollten wir natürlich auch mitmachen. Allerdings beteiligten wir uns nur beim Essen aktiv.

Am Sarner Wochenmarkt verkauften unsere Flüchtlinge allerlei Gebackenes und Gebratenes aus ihrer alten Heimat. Tschetschenische Kartoffelküchlein, syrische Börek, irakische Kokos-Kügeln, Curry-Röllchen aus Sri Lanka, Biskuit mit Caramell-Füllung und vieles mehr.

Manchmal lugte die Sonne durch eine Wolkenlücke und wir schlenderten noch über den Flohmarkt nebenan. Ich kaufte mir ein ungelesenes Buch. Dann begann es wieder zu seichen und wir gingen heim. Isch guet gsi...

18. Juni 2016

Zipfeltrockner

Wenn ich eines umsverrecken nicht leiden kann, dann diese neumodischen Pissoirs

Danach habe ich immer eine beschlagene Brille; und einen fahlen Geschmack auf der Zunge.

17. Juni 2016

Istanbul: der weltgrösste Tulpenteppich

Kürzlich in Istanbul: Letzte Nacht habe es, erzählen sie im Fernsehen, ganz in der Nähe eine heftige Schiesserei gegeben. Sie zeigen Bilder von einem durchlöcherten Auto – und ich hab alles verschlafen. Dafür hat es heute Pommes Frites auf dem Frühstücks Buffet. Das ist jetzt wohl diese gesunde Mittelmeerküche sein, die von allen so gelobt wird!

Direkt vor der Hagia Sophia haben sie über Nacht den „weltgrössten Tulpenteppich“ aufgebaut. Jetzt am Vormittag sind noch kaum Besucher da. Nur Wachleute und Bienen.
Ja, ich meine, Tulpen sind ja ansich ganz hübsch. Aber gleich millionenfach? Ich weiss nicht - in meiner Stube wöllte ich die jedenfalls nicht haben.

Heute tue ich nichts. Liege bloss herum und schaue Fernsehen. Da gibt es nur Unmengen orientalischer und arabischer Sender. Und das ZDF mit einem lahmen Krimi. Also schaue ich halt türkischen Fussball. Ein stürmisches Spiel, alle paar Minuten fällt ein Tor. Irgendwann merke ich, dass das bloss ein Zusammenschnitt der letzten Jahre ist.

16. Juni 2016

Wäsche waschen auf der Durchfahrt

Neulich sind mir in Frankreich wieder diese neuen Selbstbedienung-Wäschereien aufgefallen. Hier kann man rund um die Uhr und das ganze Jahr seine Wäsche waschen lassen. Ganz praktisch für Leute die länger unterwegs sind und/oder im Möbelwagen wohnen.

Meistens findet man diese Automaten vor Einkaufszentren. Ganz besonders gefällt mir dabei, dass es Profi-Waschmaschinen und Trockner sind. Die schlucken ganze 16 kg Wäsche auf einmal, also auch Schlafsäcke oder die Dreiwochenwäsche von zwei Leuten. Und ein Waschgang dauert bloss eine halbe Stunde - also grad solange wie ein Einkauf. Ich finde das sehr praktisch.

15. Juni 2016

meine Fress-Expedition - Kokoreç

Was ich in Istanbul immer schon einmal probieren wollte, ist „Kokoreç“. Kokoreç sind aufgewickelte Schafdärme vom Grill. Wenn sie aussen herum schön knusprig und innen gar sind, werden sie zusammen mit Tomaten und Zwiebel kleingehackt und im Brötchen serviert; gewürzt mit „Pul Biber“ und viel Oregano.

Im rohen Zustand sehen die Kokoreç-Rollen aus wie – öööhm – lassen wir das.

Gebraten riechen sie wie Döner und überaus lecker. Aber der Schafgeschmack und der Gedanke daran, was man da kaut, ist nicht jedermanns Geschmack.

Kokoreç mag für die Liebhaber von gegrillten Schafdärmen eine Delikatesse sein, mir aber mundete es nur mässig.
Den Rest lege ich im Vorbeigehen bei einem Kleiderhändler in die Auslage. Der freut sich bestimmt über einen leckeren Happen Kokoreç?

14. Juni 2016

Milchchuchi Erstfeld

Es gibt sie kaum noch; Gaststätten wo man sich auf Anhieb zuhause fühlt und einem die Wirtin an die eigene Mutter erinnert. Die „Milchchuchi“ am Bahnhof Erstfeld ist so eine.
Eigentlich ist die Milchchuchi die Kantine der Eisenbahner und sie heisst längst ganz neumodisch «chez SBB». Aber man darf auch ohne orange Warnweste hinein und eine währschafte Mahlzeit geniessen.

Diesmal essen wir das Tagesmenü: panierter Fleischkäse, Bratkartoffeln und Ratatouille. Es schmeckt unspektakulär gut und ein wenig wie früher. Das passt perfekt zu den munteren Bähnlern und der Baracken-Kantine.

Die Milchchuchi hat vom Montagmorgen früh bis am Sonntagnachmittag durchgehend und rund um die Uhr geöffnet. Und sie liegt nicht weit von der Autobahn A2 Hamburg-Rom (n46.82098, e8.65029). Ein Besuch lohnt sich, denn wenn im nächsten Herbst der neue Gotthardtunnel aufgeht, umfahren die Züge den Bahnhof Erstfeld und keiner weiss, wie es mit der Milchchuchi weiter geht...

13. Juni 2016

Schatzkammer im Bunker

Was kann man an regnerischen Samstagnachmittag schon tun? Kultur oder was Unterirdisches anschauen. Nur gut, dass ausgerechnet heute die Schatzkammer vom Burch-Korrodi geöffnet. Die ist nämlich nur ganz selten zugänglich; und in einem unterirdischen Schutzraum in Sarnen. Also genau das richtige...

Meinrad Burch-Korrodi stammte ursprünglich aus Giswil und war in den 1950-er Jahren ein weltbekannter Goldschmied und Schmuckdesigner. Spektakulär und einzigartig waren vor allem seine sakralen Kunstwerke: Kelche, Kreuze, Medaillen.
Die Kirchenleute waren ganz verrückt danach. Selbst der Papst kaufte beim ihm ein.

Die Goldschmiedearbeiten des Burch-Korrodi Ateliers waren in ihrer Zeit völlig neuartig. Schlichte Bauhaus-Eleganz statt schwülstiger Barockformen. Ganz besonders haben mir dabei die Emaille-Oberflächen gefallen; hauchfeine Muster auf Gold- und Silbergefässen. Und seine ganz gradlinigen Fingerringe und Halsketten. Und seine Werkstatt-Skizzenbücher ...
Die Sammlung Burch-Korrodi in Sarnen ist nur ab und zu geöffnet, oder nach Anmeldung. Aber auch wenn man sich weder für Schmuck noch für Kirchenkunst interessiert, lohnt sich ein Besuch. Man kann da einfach schöne Dinge sehen.

11. Juni 2016

Spaziergang mit 13‘000 PS

Am Freitagvormittag landete bei uns auf dem Flugplatz Buochs eine Lockheed Super-Constellation. Ich nutzte meinen Mittags-Spaziergang und schaute mir den Flieger mal aus der Nähe an.
Die Lockheed Super-Constellation war in den 1950-er Jahren das berühmteste und eleganteste Passagierflugzeug. Wegen seiner grossen Reichweite wurde es vor allem im interkontinentalen Routen eingesetzt. Bis dann die Düsenflugzeuge aufkamen - die waren schneller und billiger...

Diese „Super Connie“ wurde 1955 gebaut und war ursprünglich ein Transportflugzeug der amerikanischen Armee. Seit 2004 ist sie nun auf dem Euro-Airport Basel zuhause und fliegt vor allem Rundflüge. So auch heute.
Die Lockheed Super-Constellation hat vier 18-Zylinder-Motoren mit zusammen etwa 13‘000 PS. Dementsprechend imposant ist der Lärm und Rauch beim Start. Und weil die Motoren so stark sind, konnte man auch sehr grosse Propeller montieren – was wiederum ein sehr hohes Fahrwerk erforderte, da sie sonst den Boden berühren täten. So elegant sie in der Luft aussieht, so, staksiges wirkt sie am Boden. Mich erinnert sie immer an eine Heuschrecke.

Meine Idee: Ich laufe da jetzt mal hin und schaue mir den Flieger aus der Nähe an – wurde leider vom Sicherheitspersonal zunichte gemacht. Sie fingen mich ein und begleiteten mich ganz nett aus dem Flugplatzgelände.
Mein Rückweg war 2,5 Kilometer lang – aber ich wolle ja eh spazieren gehen. Ich muss unbedingt an meiner An- und Einschleich-Strategie arbeiten, den in der letzten Zeit wurde ich grad ein paar Mal dabei erwischt. Peinlich, peinlich...

10. Juni 2016

unser Mehrfach-Frühling

Wir haben ja dieses Jahr schon einige Frühlinge genossen. Zuerst den in Zypern, dann in Giswil und einen im Iran – und jetzt geniessen wir den Bergfrühling in unserer Alphütte. Jetzt, bevor das Vieh und die Ausflügler kommen, ist es hier noch ganz ruhig und beschaulich.

Kaum ist der letzte Schnee sublimiert, ellbögeln sich die Blumen an die Oberfläche, spreizen ihre Blüten und lassen sich von den paarungswilligen Insekten schwängern. Jedes Jahr das gleiche Spiel.
So schööön.

9. Juni 2016

Istanbul: mein Lieblingsplatz und Fischbrater

Mein Lieblings-Ort in Istanbul ist ein schäbiger Park in Beyoğlu, nicht weit von der Galata-Brücke. Er ist gut zu finden; direkt hinter dem Quartier der Eisenwarenhändler und dem kleinen Fischmarkt. Unter den Bäumen stehen einige Plastikstühle und das Wasser klatscht an die Ufermauer.
Doch dieses Jahr hat sich vieles verändert; einige Nachbarhäuser wurden abgerissen und die Bäume in grossen Plastikkübeln beiseite gestellt. Anscheinend wird hier umgebaut.

Hier gibt es die besten Balik Ekmek (Fischbrötchen) der Welt. Auch wenn der Fischbrater nicht so lecker ausschaut, seine Fischbrötchen sind weltbekannt. Er heisst "Emin Usta" – und ist schon fast weltberühmt...

Das Rezept ist simpel. Erst brät er den Fisch bei niedriger Hitze auf dem Holzkohlegrill. Dann wickelt er ihn zusammen mit Tomaten-Zwiebel-Paprika-Hack und ordentlich Petersilie in ein Fladenbrot. Das wird dann mit etwas Öl beträufelt und reichlich mit Pul Biber – den rote Paprikaflocken – bestreut und dann rundum knusprig gegrillt.

Mit meinem Balik Ekmek setze ich mich ans Ufer. Ennet dem Haliç glänzen die Moscheen im Abendlicht. Die Muezzine lautsprechern zum Abendgebet. Die Möwen kreisen und die streunenden Katzen warten geduldig auf allfällige Essensresten. Isch wunderschön hier.

8. Juni 2016

130 Jahre Ersatz für guten Geschmack

Heute vor 130 Jahren hat der schweizer Fabrikant Julius Maggi die Maggi-Würze erfunden. Der preiswerte Ersatz für Fleisch und guten Geschmack geniesst bis heute Kultstatus.

Das Rezept der Sosse ist streng geheim. Es gibt Leute, die behaupten, dazu würden gebrauchte Gummistiefel und Schlachtabfällen ausgesotten. Was natürlicher völliger Unsinn ist: Laut Wikipedia werden sie nicht ausgesotten, sondern es kommt ein modernes "enzymatisches Hydrolyseverfahren" zum Einsatz.

7. Juni 2016

mir ist ein Licht ausgegangen

Am Möbelwagen ist eine Lampe kaputt. Das Rücklicht rechts tut nicht mehr. Es ist die erste kaputte Lampe seit ich den Möbelwagen habe; die Birne muss also mehr als zehn Jahre alt sein.
Um das Birnchen auszutauschen brauche ich kein Werkzeug und keine drei Minuten. Und kosten tut‘s genau 4 Franken.

Da frage ich mach manchmal halt schon, warum das bei den modernen Autos so umständlich und teuer sein muss?
Und ob ich jetzt auch schon zu diesen ewiggestrigen Spinnern gehöre, die alles Alte besser finden…

6. Juni 2016

Frau G. und die Hosenscheisser in Locarno

Neulich in Locarno: Wir sassen verträumt auf dem Bahnsteig und ich macht ein Foto vom Bahnwagen gegenüber.
Kurz später standen plötzlich drei halbstarke Jungs vor mir und verlangten, dass ich das Foto löschen müsse. Datenschutz und so. Ich zuckte mit den Schultern und sagte ganz freundlich: «Nö». Daraufhin fingen die drei zu schimpfen und drohen an. Ich sagte – öööhm ‒ nichts.
Aber Frau G. stand auf und richtet einige klärende Worte an die drei Jungs. Worauf diese fuchsteufelswild wurden und ihre Gesichter rot anschwollen.
«Kommen Sie doch her, wenn Sie Eier haben!» grölte einer zu Frau G.
Dieses Gesprächsangebot wollte Frau G. nicht ausschlagen und stellte sich eine Handbreit vor einen der Schlacks. Sie klärte den Hohlkopf über die anatomische Eigenheiten des Frauenkörpers auf; und ging dabei stetig vorwärts. Frau G. sprach leise, ich konnte dennoch Ausdrücke wie «hirnloses Dubel», «Weichschnäbeler» und «elende Hosenseicher» hören ‒ und auch ein paar unfeine Kraftausdrücke.

Die drei Pubertanten flüchteten sich daraufhin in ihren Bahnwagen. Durch die Doppelverglasung hindurch hörte man ihr Gemotze bloss noch als Gemurmel. Dann fuhr ihr Zug los und Frau G. winkte ihnen liebevoll hinterher.

Zu wissen, dass man der Jugend etwas Unvergessliches vermittelt hat, ist einfach ein schönes Gefühl.

4. Juni 2016

das Muger-Interview

Neulich hat mich der Weltenbummler Chris um ein Interviewgebeten: Über den Iran und unsere Reise dahin. Hier könnt ihr es lesen: Globesurfer.de

Und auch sonst gibt es bei seinem Weltreiseblog viel Interessantes und Spannendes zu entdecken. Viel Spass.
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3. Juni 2016

Centovalli: wildes Domodossola

Heute ist in Domodossola Markt und trübes Wetter. Wir schlendern durch die Gassen der Innenstadt und schauen die Marktstände an. Es sind unzählige, doch fast alle halten bloss Kleider, Schuhe oder Spielsachen feil. Nur einige wenige Händler haben pralle Würste und würzigen Bergkäse im Angebot. Oder feuerrote Kirschen.

Lange sitzen wir in einem Strassencafé und schauen dem Treiben zu. Es sind auffallend viele Walliser da. Wir erkennen sie nicht nur an ihrem Dialekt, sondern auch daran, dass sie grosse Rollkoffer für die Einkäufe hinter sich her ziehen.

Gegen Mittag beginnt es zu nieseln und wir ziehen weiter. Zuerst wieder den Berg hinauf bis Santa Maria Maggiore im Valle Vigezzo und von da weiter ins Valle Cannobina. Die Schluchten-Landschaft ist sagenhaft; und die Strasse eng, kurvig und steil. An den engsten Stellen passen wir grad so knapp durch.
Wer hier wohnt, wohnt vielleicht nicht am Arsch der Welt. Aber ist ganz nah dran.

Unterwegs fragt uns eine Autofahrerin, ob dies hier die Strasse nach „Bern“ sei? Öööhm – ja. Irgendwie und irgendwann führt jede Strasse nach Bern. Oder nach Paris oder Berlin, oder Giswil.
Uns führt sie aber in die andere Richtung, nach Cannobio am Lago Maggiore. Hier scheint sogar etwas die Sonne und wir fahren dem See entlang nach Brisago.

Auf dem Heimweg schauen wir noch zwei mittelalterliche Kirchenruinen und ein paar andere Sachen an. Dann beginnt es zu regnen und wir fahren endgültig heim.

Es war schön in den Hundert Tälern.