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12. Juni 2017

als es noch Tschechoslowakei hiess

In den späten 1980-er Jahren reisten wir jeden Sommer in die ČSSR. Damals lag die Tschechoslowakei noch hinter dem Eisernen Vorhang. Wir Westler mussten vorher ein Visum beantragen, die Visumgebühr einzahlen und zwei Wochen warten und hoffen, dass der Reisepass mit dem Visum zurückgeschickt wurde. Und das für jedes einzelne Ostblock-Land.

Wenn dann der Papierkrempel abgeschlossen war, ging es los zur Grenze. Damals konnten wir bloss an wenigen Grenzübergängen einreisen. Wir wählten meistens Waidhaus-Rozvadov.
Vorbei an kilometerlangen Lastwagenkolonnen fuhren wir bis direkt an die Grenze. Die Ausreise aus Deutschland ging meistens recht zügig, dann fuhren wir über die kleine Brück hinüber zu den Tschechen. Da gingen die Einreisekontrollen eigentlich auch recht zügig, doch die steifen Mützen, die Maschinenpistolen und die Wachttürme flössten uns immer gehörigen Respekt ein.

Damals mussten wir Westler für jeden Aufenthaltstag 25 Mark pflichtwechseln. Das war eigentlich kein Problem, denn obwohl die ČSSR für uns preiswert war, brauchten wir etwas Geld. Allerdings gab es auf dem Graumarkt einen mehrfach besseren Wechselkurs und so wechselten wir zusätzlich Geld. Daraufhin schwammen wir buchstäblich im Geld und alles war nun spottbillig. Wir assen nur noch in Restaurants, kauften uns Schuhe und Schallplatten. Aber bei der Ausreise hatten wir dann trotzdem noch Geld übrig und mussten es mit Salami und eingelegtem Gemüse loswerden.

Später wurde aus der Tschechoslowakei die "Tschechische und Slowakische Föderative Republik" ČSFR; und dann trennten sie die Slowakei und Tschechien in zwei unabhängige Staaten.
Jetzt reisen wir wieder mal nach Tschechien. Der Grenzübergang Waidhaus-Rozvadov ist längst unbemannt und die Preise sind schon lange nicht mehr spottbillig.