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4. Juli 2020

verschwundener Wolkenprojektor ist wieder da!

Vor einigen Jahren berichtete ich hier vom Skyjector, einem riesigen Projektor, womit man Bilder auf die Wolken werfen konnte. Das Fahrzeug hatte ich seinerzeit auf einem Schrottplatz bei Luzern entdeckt. Dachte ich! Doch was ich damals sah, war der „Spitlight“.

Der Spitlight wurde Mitte der 1950-er Jahre vom Luzerner Ingenieur Gianni Andreoli gebaut. Er war damals der weltgrösste Projektor und man konnte damit riesige Bilder auf die Wolken oder Berge projizieren. Zum Einsatz kam der Wolkenprojektor unter anderem an den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d’Ampezzo in Italien.
Schon bald wurde dem Andreoli aber das Geld knapp und er musste seinen Spitlight für einige Jahre vor den Gläubigern verstecken. An der Expo 67 in Montreal leuchtete er dann ein letztes Mal.


Der Andreoli Spitlight bestand aus einem Bedford S Type Lastwagen mit der drehbaren Projektor-Kapsel und einem torpedoförmigen Anhänger mit einem Stromgenerator.

Bild: Museum ENTER Solothurn
Heute steht der Spitlight im Computer- und Unterhaltungselektronik Museum ENTER Solothurn und wird renoviert.

16. August 2017

mysteriös – die Überschwemmung von Sachseln

Vor 20 Jahren überschwemmten verschieden Bergbäche unser Nachbardorf Sachseln. Im Dorfzentrum türmte sich der Schutt meterhoch und es stank noch Wochen später nach Unrat und Schmoder.

Schlimm – aber etwas ganz anderes ist mysteriös: Schaut euch mal das Hotel Kreuz ganz genau an.

Vor dem verehrenden Unwetter hatte es auf der Hauptfassade 11 Fenster nebeneinander (wegen der Tanne davor sieht man es leider nicht ganz so gut). Nachher sind es jedenfalls bloss noch 10! Das ist wahrlich myschteriööös…

29. April 2017

die Hodenbader

Neulich hat einer geschimpft; „...schlimmer als die Hodenbader!“. Hodenbader - was zum Teufel sind Hodenbader? Und warum?
Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere. In den 1980-er Jahren gab es in Zürich eine Männerbewegung, die sich mit natürlicher Empfängnisverhütung befasste. Man diskutierte die verschiedenen Variante; Wärme schien dann am erfolgversprechendsten. Das verlangte nach einem Menschenversuch – dem "Hodenbaden".

In der Theorie ist das ganz einfach: Man erhitzte seine Hoden und die Spermien gehen ein. Doch die Praxis war tückisch und manchmal schmerzhaft!
Die Hodenbader benutzten einen Stuhl mit einem darin integrierten Wasserbecher und einen Tauchsieder. Es war nicht einfach, die Temperatur konstant auf 45°C zu halten. Wurde es heisser, verschmorte man sich nämlich die Testikel.
Zudem gab es unerwartet technische Probleme; die Hoden mussten beschwert werden, denn sonst schwammen sie obenauf und wurden nicht richtig gegart.

Die Sache ist eine ganze Weile gut gegangen ‒ bis eines Tages ein Radiosender die Hodenbadergruppe „bekannt“ machte. Die Hörer krümmten sich vor Lachen und die Hodenbader fühlten sich irgendwie unverstanden. Und dann kam sowieso AIDS und die Pariser. Und das Interesse an der Hodenbaderei kühlte merklich ab. Die Hodenbader-Gruppe-Zürich wurde bald vergessen - irgendwie schade...

27. April 2017

der Todesstrahl

Im Februar 1961 tauchte bei uns in Sarnen ein „Dr. Hans Ehrhardt“ aus Deutschland auf. Er war Physiker und experimentierte mit einer neuartigen Strahlenkanone. Der Dr. Ehrhardt hiess in Wirklichkeit aber Hans Engelke und war ein etwas eigenartiger Kerl.

Er behauptete, seit dem Krieg eine "Strahlenkanone“, die "im Frieden Kranke heilen und im Kriege Feinde töten" zu entwickeln. Ein Plasma-Strahl aus einem Hohlspiegel soll 30‘000 km weit wirken und eine gewaltige Zerstörungskraft haben. Bei einem Versuch soll er auf eine "Entfernung von zwölf Kilometern binnen Sekunden anderthalb Meter Gletscherschnee wegschmolzen haben".

Im Sommer 1961 erschien in einer Regionalzeitung ein Foto des "Todesstrahls" über Sarnen. Nun bekam es die Bevölkerung mit der Angst zu tun. Bis dahin hielt man den Deutschen für einen Spinner. Als man dann aber eines Nachts den "Todesstrahl" wirklich sehen konnte, war man sich nicht mehr so ganz sicher. Vielleicht hat der Ehrhardt da etwas ganz ungeheuerliches erfunden - etwas ungeheuerlich gefährliches? Die Bevölkerung reklamierte bei den Behörden. Diese legten daraufhin dem Dr. Hans Ehrhardt und seiner Familie nahe, sich besser andernorts niederzulassen. 
In der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 1963 verschwand der Strahlenkanonen-Erfinder aus Sarnen. Seither hat man von ihm nichts mehr gehört oder gesehen...

Eine leider fast vergessene Geschichte.

30. Dezember 2016

ein Ausserirdischer landet in Giswil

Die Pressemeldung ging im vergangenen August um die ganze Welt: In Giswil kontrollierte die Polizei einen Sattelschlepper mit Diplomaten-Kennzeichen. Der Fahrer nannte sich „Jesus Zen Droïd“ und war Transportminister von „Île de Peilz“. Dass die Île de Peilz nun aber keine Nation, sondern bloss eine winzige Insel im Genfersee ist, machte die Polizisten stutzig.

Bildquelle: google.ch
Jesus Zen Droïd heisst in Wirklichkeit David und wohnt und arbeitet schon länger in dem umgebauten Sattelschlepper. Das Fahrzeug ist autark. Es hat eine Regenwasser-Aufbereitungsanlage, eignem Strom und einen Holzofen mit CO2-Wäsche (PCC). Aber es hat eben auch fragwürdige Bremsen und selber gemalte Kennzeichen; was die Polizei veranlasste, den Sattelschlepper vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen.

Bildquelle: google.ch
Der „Transportminister“ war auf dem Weg nach Spanien. Seine Reiseroute war bisher Renens – Morges – La Chaux-de-Fonds – Zürich und nun Giswil, wo die Reise für Erste endete. David und sein Laster wurden bis auf weiteres auf einem unbenutzten Industrieareal zwischengelagert.
Als ich ihn einige Tage später besuchen wollte, war er aber schon wieder abgereist. Keine Ahnung, wie und wohin?

Bildquelle: google.ch
Ganz besonders nett finde ich den Führerschein vom „Jesus“. Laut diesem darf er mit allem fahren; von Velo über Lastwagen bis zu Bagger, Seilbahnen und Supertankern. Und selbstverständlich auch Ufo.

Für mich ist er ganz eindeutig der „Schweizer des Jahres 2016“.

1. Juli 2016

Revolutionär bei uns

Vor ein paar Jahren tauchte ein Foto auf, das Lenin in unserem Nachbardorf Flühli zeigen soll. Ich berichtete damals darüber. Kürzlich zweifelte jemand daran, ob das tatsählich Lenin sei? Der war nämlich eher klein und hatte wenig Haare. Manchmal tarnte er sich zwar mit einer Perücke; aber grösser machte die ihn wohl nicht. Und der Kerl auf dem Foto ist gross und haarig.
Also ging ich der Sache auf den Grund: Und siehe da – das alte Foto scheint tatsächlich nicht Lenin, sondern wohl eher Leo Trotzki zu zeigen. Siehe das Vergleichsbild von Trotzki im Jahr 1915.

Lenin und Trotzki weilten damals beide in der Schweiz. An der Konferenz von Zimmerwald (Bern) konzipierten sie die russische Revolution und die kommunistische Sowjetunion. Wie’s aussieht, hat Trotzki damals seinen Freund Lenin im Entlebuch besucht. In der Lokalgeschichte war dies bis jetzt völlig unbekannt.

Und jetzt kommt die Überraschung! Vor einigen Jahren entdeckte ich im Wald oberhalb von Flühli einen Felsen mit einem eingeritzten Gesicht. Bisher konnte ich den abgebildetetn Kerl mit dem Kinnbart nicht identifizieren, vermutete aber schon immer einen Zusammenhang mit dem russischen Internierungslagers ganz in der Nähe.

Zeigt das Steingesicht Leo Trotzki?

8. Juni 2016

130 Jahre Ersatz für guten Geschmack

Heute vor 130 Jahren hat der schweizer Fabrikant Julius Maggi die Maggi-Würze erfunden. Der preiswerte Ersatz für Fleisch und guten Geschmack geniesst bis heute Kultstatus.

Das Rezept der Sosse ist streng geheim. Es gibt Leute, die behaupten, dazu würden gebrauchte Gummistiefel und Schlachtabfällen ausgesotten. Was natürlicher völliger Unsinn ist: Laut Wikipedia werden sie nicht ausgesotten, sondern es kommt ein modernes "enzymatisches Hydrolyseverfahren" zum Einsatz.

17. März 2016

der grandiose Erfinder der Alu-Folie

Vor genau 111 Jahren, am 25. März 1905, erhielt der Schweizer Fabrikant Heinrich Gautschi das Patent Nr. 33290 für seine Erfindung „Papier métallique“ – die Alu-Folie.

Seine Folien aus Aluminium waren von Beginn an ein Riesenerfolg. Jeder wollte sie haben und damit Schokolade verpacken, Fische braten, Ballone bauen oder den Weihnachtsbaum schmücken. Oder um damit sein ganzes Haus einzuwickeln ...

2. März 2016

kopflose in Neuseeland

Das ist Horatio Gordon Robley, britischer Offizier und leidenschaftlicher Mokomokai-Sammler. „Mokomokai“ sind tätowierte Köpfe von Māori, den Ureinwohnern Neuseelands.

Mister Robley hatte eine beachtliche Mokomokai-Sammlung. In den 1920-er Jahren verkaufte er sie dann für 1‘250 Pfund an ein amerikanisches Museum. Anscheinend waren abgeschnittene Köpfe schon damals ein beliebtes Souvenier – wie heutzutage in Syrien und Irak.

30. Dezember 2015

Mann mit Dudelsack

Es stand Ende Oktober in allen Zeitungen: Mitten im Gotthard-Tunnel unterhielt ein Mann im Schottenrock die staugeplagten Autofahrer mit seinem Dudelsack. «Als die Einsatzkräfte eintrafen, sei der Mann allerdings wieder verschwunden gewesen, sagte ein Sprecher der Urner Kantonspolizei. Eine Identifikation der Person sei bislang nicht möglich gewesen.»

Was sich so spektakulär liest, war eigentlich ganz harmlos. Wegen einer Panne wurde der Verkehr im Strassentunnel angehalten und der Dudelsackspieler nutze die Gelegenheit für ein kleines Ständchen. Und bevor er sich wieder hinters Steuer setzte, kommentierte er noch kurz die aktuelle Verkehrslage.
Der „Unbekannte“ heisst Jean-Claude und kommt nicht aus Schottland, sondern aus der Umgebung von Basel. Er ist schier weltbekannt, denn wann immer er mit seinem Lastwagen irgendwo warten muss, spielt er Dudelsack. Ob Baustelle oder Autobahn – egal, er dudelt mit seinem Sack.

Für mich ist er ganz eindeutig der „Schweizer des Jahres 2015“.

3. Juni 2015

Atomexplosion in Sidi Slimane

Die Sonne geht gerade auf in Sidi Slimane, an diesem 31. Januar 1958. Auf dem amerikanischen Militärstützpunkt wird grad ein B-47E Stratojet startklar gemacht. Im Bauch trägt der Bomber eine einzige Bombe, eine Atombombe vom Typ Mark-36. 

Die sechs Düsentriebwerke heulen auf und die B-47 rollte los. Aufs Mal brach das linke Fahrwerk, der Flügel prallte auf die Startbahn und ein Treibstofftank platzte. Sofort stand alles in Flammen. Jetzt muss man wissen, dass die B-47 trotz ihrer sechs Düsentriebwerke untermotorisiert war. Deshalb gaben Startraketen zusätzlichen Schub. Und diese Feststoffraketen liessen sich, einmal gezündet, nicht mehr abstellen.

Die Feuerwehr versuchte zu löschen, doch es war aussichtslos. Zudem fürchtete man die Explosion der Atombombe. Also evakuierte sie den Stützpunkt, die Amerikaner flüchteten, soweit wie möglich von Sidi Slimane weg. Die Marokkaner hingegen informierte man vorsichtshalber erst einmal nicht.

Das Flugzeug brannte bis in den Nachmittag hinein. Auch der Zündsprengstoff der Atombombe verbrannte und der Rest schmolz zu einem grossen Fladen. Darin auch ein Teil des radioaktiven Urans, der andere Teil wurde mit der Rauchwolke über Marokko verteilt. Da man aber über keine Messinstrumente verfügte, wusste man das nicht so genau.

Am nächsten Tag beseitigte man die Trümmer. Die Schlacke und das die Überbleibsel der Atombombe vergrub man neben der Piste. Drei Tage später konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden. Später zeigte sich, dass die Räummannschaft ganz ordentlich mit radioaktivem Material kontaminiert war und den ganzen Stützpunkt mit Plutonium-Staub einsauten.

Fünf Jahre nach dem Unfall übergaben die Amerikaner den Flugplatz (N34.2319, W6.0473) den Marokkanern. Mit allen Rechten und Pflichten. Und den vergrabenen Resten.

24. Mai 2015

Burgund: warum nicht auch U-Boote bauen?

Früher war Chalon-sur-Saône weitherum bekannt für seine Schiffswerft. Die Giessereimeister Joseph-Eugène und Adolphe Schneider eröffneten hier im Jahre 1839 ihre Werft. Mitten in Frankreich, weit weg vom Meer! Schon zwei Jahre zuvor begannen sie im Nahen Le-Creusot mit der Eisenproduktion und dem Bau von Dampfmaschinen. Jetzt kombinierten sie die beiden Sachen und bauten Dampfschiffe aus Eisen.


Auf der Werft in Chalon-sur-Saône wurden einige hundert Schiffe gebaut, auch viele Kriegsschiffe und U-Boote. Die Werft wurde um 1940 geschlossen, man beschränkte sich fortan auf den Maschinenbau; bis 1984 ein Konkurs die Sache beendete. Auf dem riesigen Areal ist heute unter anderem die Universität.

Von der einst weltberühmten Schiffswerft konnte ich kaum noch etwas finden. Einzig einige Helling am Flussufer erinnern noch an die ruhmreiche Werft-Geschichte.

21. November 2014

Umfall auf dem Markusplatz

Der Markusturm ist das Wahrzeichen von Venedig. Der mittelalterliche Turm ist fast hundert Meter hoch und weit über tausend Jahre alt – wäre er 1902 nicht eingestürzt.

Dass der „Campanile di San Marco“ todkrank ist, wusste man damals schon länger. Faustbreite Risse erinnerten an die zahlreiche Blitzeinschläge, Erdbeben und Umbauten. Im Sommer 1902 spitzte sich die Lage zu und am Vormittag des 14. Juli sackte der Turm einfach in sich zusammen. Übrig blieben ein haushoher Schuttberg und erstaunte Passanten.

Schon ein Jahr später begann man mit dem Bau des neuen Markusturms; einer Rekonstruktion des alten Turmes. Die alten Fundamente wurden verstärkt und konnten so weiterverwendet werden. 15‘000 Tonnen Beton sollten den Backsteinturm diesmal robuster machen. Im Frühling 1912 war der Markusturm fertig.
Die tausendjährigen Fundamente waren aber dem neuen Turm nicht mehr gewachsen. Schon bald zeigten sich erste Schäden. Vor einigen Jahren mussten sie verstärkt werden. Jetzt steht er wieder stabil da und lässt sich von den Touristenscharen begaffen.

24. September 2014

Tod auf der Dreisprachenspitze

Im Juni habe ich geschrieben, dass es im Ersten Weltkrieg bloss einen einzigen gefallenen Schweizer Soldaten gab. Nun bekam ich einen Hinweis auf einen Zweiten: Füsilier Georg Cathomas.
Er war auf der „Dreisprachenspitze“ in Graubünden stationiert. Genau hier an Stilfserjoch-Passhöhe verlief die Grenze zwischen dem Königreich Italien und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die Schweizer Armee besetzte das Hotel Dreisprachenspitze und verhinderte so, dass die beiden Kriegsparteien die Abkürzung über die Schweiz nahmen.

Das Hotel Dreisprachenspitze und eine österreichische Barracke. 
4. Oktober 1916 feierten die Österreicher den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I. Das nutzten die Italiener und schossen über das Schweizer Territorium hinüber zu den verfeindeten Österreichern. Zahlreiche Kugeln schlugen auch im Hotel Dreisprachenspitze ein.

Der 23 jährigen Füsilier Georg Cathomas schob grad Wache vor dem Hoteleingang. Ein Geschoss traf ihn und durchschlug seinen Oberarm und drang in den Brustkorb ein. Die ganz in der Nähe liegenden österreichischen Soldaten sprangen herbei und leisteten Erste Hilfe. Allerdings kam jede Hilfe zu spät, Cathomas verstarb auf seinem Posten.

8. September 2014

ein Berg rutscht nach Giswil

Durch den Nebel hörte ich ein dumpfes Grollen, an diesem 8. September 1986. Kurze Zeit später sagte jemand, auf der Brünigstrasse habe es einen Bergrutsch gegeben. Ich fuhr hin. Aufs Mal verschwand vor mir die Strasse und die Landschaft in einem haushohen Haufen aus Felstrümmern, Dreck und zerquetschten Bäumen. Es roch nach Erde und überall lag schuhtief grünes Laub.

An diesem Vormittag hat sich ohne jede Ankündigung ein Hang gelöst und ist ins Tal hinuntergestürzt. 1,5 Millionen Tonnen Material donnerten gut 300 Höhenmeter hinunter und rissen die Bahnlinie weg und verschüttete die Strasse.
Augenzeugen berichteten von verschütteten Fahrzeugen. Eines fand man ziemlich bald; ein Toter und ein Schwerverletzter. Den vermissten Lastwagen fand man etwas später; der Fahrer war tot. Von einem dritten Auto fehlte lange jede Spur, bis es sich dann glücklicherweise als Irrtum herausstellte.

Eine der beiden Eisenbahnbrücken fand man etwa zweihundert Meter weiter unten, die zweite wurde nie mehr gefunden.
Bereits drei Wochen nach dem Bergrutsch eröffnete man die eiligst erstellte Ersatzstrasse, mehr als ein Kilometer lang und zweispurig. Und nach drei Monaten war auch die neue Bahnlinie mitten durch das Rutschgebiet wieder aufgebaut.

Heute, 28 Jahre später, sieht man von damaligen Bergrutsch bloss noch die Anrissstelle. Der Schuttkelgel ist längst wieder im Wald verschwunden.

15. Juli 2014

blutiges Geschenk für Eritrea

Als Eritrea unabhängig wurde, wollte die Schweiz dem jungen afrikanischen Staat ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk machen. Eine nigelnagelneue Landkarte. Schon bei der ersten Präsentation der Kartenentwürfe gab es Reklamationen. Den Eritreern gefiel die gelbe Färbung nicht, sie wollten ein grünes Land haben.

Auch die gemeinsame Grenze mit Äthiopien fand wenig Zustimmung. Und als man sich nach langen Diskussionen über deren Verlauf nicht einigen konnte, druckte die Schweiz den Warnhinweis "diese Karte hat für die internationalen Grenzen keine Bedeutung" drauf. Trotzdem gab es weiterhin Ärger, der dann im Mai 1998 in einem richtigen Krieg gipfelte. Viele Tote und mehr als eine Million Flüchtlinge. Wenigstens die UNO und das Rote Kreuz konnten die neue Karte nun gut gebrauchen.

Als ich damals von der Karte hörte, habe ich mir gleich eine bestellt. Allerdings musste ich noch einige Monate gedulden – denn zuerst bekam Eritrea sein Geschenk, erst dann ich.

20. Juni 2014

Elsass: mit dem Schiff über Land

Mit Schiffen lassen sich schwere Frachten verhältnismässig leicht transportieren. Um das auch im Landesinneren tun zu können, baute man in Frankreich Wasserkanäle. Stand ein Hügel im Wege, so baute man Schleusen oder Hebewerke, da Wasserfläche ja ungern schräg verläuft.


Soweit klappte das ganz gut, problematisch war aber die Sache mit dem Schiffs-Antrieb. Segeln geht im Kanal nicht, Dampfmaschinen und Motoren werden erst viel später erfunden. Was blieb war „treideln“, also die Schiffe ziehen. Dazu gab es direkt dem Kanal entlang Treidelwege. Wer es sich leisten konnte hatte Pferde. Die ärmeren Schiffer, und das waren die meisten, spannten ihre Knechte, Frauen und Kinder vor.

Später verlegte man vielerorts Geleise auf die Treidelwege und zog mit Dampflokomotiven. Und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Elektroloks. Solche stehen noch da und dort im Gestrüpp herum, eine "Alsthom/Thomson-Houston". Und auch die Lokschuppen sieht man noch. Seit einem halben Jahrhundert haben die Schiffe nun Motoren und man muss nicht mehr treideln. Und heutzutage transportieren sie vorwiegend Touristen.

18. Juni 2014

Elsass: Geleise würden dem Bahnhof gut tun

Ein Schild verkündet stolz: „internationaler Bahnhof Delle“. International stimmt - das einzige Geleise führt schnurstracks hinüber in die Schweiz, die gleich hinter dem Bahnhof beginnt. Die SBB fahren hier jede Stunde nach Porrentruy.

Ansonsten herrscht üppiges Wachstum auf dem Bahnhof Delle. Es grünt und blüht soweit das Auge reicht. Denn seit die französische Bahn alle anderen Geleise abgebaut haben, ist es ruhig geworden. Seeeehr ruhig - nationaler Bahnverkehr findet nämlich keiner mehr statt.
Dabei war Delle früher einmal ein grosser geschäftiger Bahnhof. Als das Elsass noch zum deutschen Kaiserreiche gehörte, lief über Delle die Bahnlinie von Paris in die Schweiz und weiter nach Italien. Nach dem Zweiten Weltkrieg lief der Bahnverkehr dann übers Elsass nach Basel - Delle verlor nach und nach seine Bedeutung. Der Bahnhofverkehr wurde immer weniger und 1993 wurde dann er endgültig eingestellt.

17. Juni 2014

Elsass: Schweizer fällt vom Himmel

Gleich zu Beginn des ersten Weltkrieges machte die Schweiz mobil und die Armee besetzte die Landesgrenzen. Man befürchtete zwar keinen Angriff, wollte aber verhindern, dass fremde Truppen die Abkürzung durch die Schweiz nehmen. Ein ganz besonders heikler Ort war der Schweizer Jura, wo die deutsch-französische Frontlinie begann.

Am 7. Oktober 1918, also kurz vor Kriegsende, beobachtete Leutnant Walter Flury von einem Ballon aus das Kriegsgeschehen drüben im Elsass. Ein wurstförmiger Fesselballon, prall gefüllt mit brisantem Wasserstoffgas. Plötzlich kamen zwei deutsche Flugzeuge heran gejagt und schossen auf den Ballon. Getroffen stürzte der lichterloh brennend in den Wald tausend Meter unter ihm. Walter Flury war sofort tot. Heute erinnert ein Gedenkstein oberhalb von Miécourt an Walter Flury.

Walter Flury ist zudem der einzige gefallene Schweizer Soldat des Ersten Weltkrieges. Natürlich starben während des Krieges zahlreiche Schweizer Soldaten; allerdings an Krankheiten oder bei Unfällen.

16. Juni 2014

Elsass: die Bombe im Vorgarten

Weiter auf meiner Elsass-Spurensuche. Im Ersten Weltkrieg verlief die Front gleich westlich von Ammerzweiler. Die Schützengräben der Franzosen und Deutschen lagen hier kaum fünfzig Meter auseinander. Die französischen Truppen hatten sogar einen Betonbunker gebaut. Was wiederum den Deutschen überhaupt nicht gefiel.

Deshalb gruben sie einen Tunnel unter die französische Stellung, um den Bunker mitsamt einiger Franzosen in die Luft zu sprengen. Als der Tunnelbau schon weit fortgeschritten war, mochten die Offiziere nicht mehr länger warten und liessen am Abend des 15. Juli 1915 sprengen. Ein riesen Rums, viel Rauch, Staub und Dreck. Die Soldaten stürmten los zum Angriff.

In der Nacht bemerkten sie, dass die Explosion nicht unter dem Bunker, sondern zwischen den Fronten hochging. Die Franzosen wehrten sich heftig. Als es Morgen wurde, mussten sich die Deutschen zurückziehen und die Franzosen besetzten den Explosionskrater. Nun waren sie noch näher an den deutschen Stellungen. Viele Tote und Verletzte für gar nichts.

Der Minentrichter ist etwa so gross wie ein Tennisplatz und wohl mehr als zehn Meter tief. Heute liegt er in einem Einfamilienhausquartir und dient als Fischteich. Wegen dem dichten Gebüsch konnte ich kaum Fotos machen, aber man kann sichs ja vorstellen - ein grosses Loch voll Wasser.