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22. September 2013

BahnOsten Moldawien: wurstlos glücklich

In jedem Land, das ich bereise, esse ich eine einheimische Bratwurst. So wollte ich das auch in Moldawien tun. Bloss – da gibt es gar keine Bratwürste! Salami ja, Wurstsalat auch, aber keine Bratwurst. Problem, was tun?

In meiner Not behalf ich mich mit einem „Hot Dog“ – Hauptsache Wurst. In einer Teigtülle verbarg sich dann aber ein darmloses „Etwas“. Zwar fleischfarbig, aber geschmackreduziert und von sehr eigenwilliger Konsistenz. Woraus sowas wohl hergestellt wird - bestimmt aus etwas Asserirdischem?
Gegessen habe ich es selbstverständlich trotzdem und mit Leidenschaft. Für die Wissenschaft - für euch…

21. September 2013

BahnOsten Moldawien: pfützenhüpfen durch ein unbekanntes Land

Der Tag beginnt so wie der gestrige endete; Chişinău im Regen. Wir schlafen lange und heimsuchen dann den Frühstücksraum. Heute sind zwei Aufseherinnen da. Beide in weissen Ärmelschürzen, wie in den alten Filmen die Irrenhaus-Wärterinnen.
Heute stehen die beiden Schüsseln mit den Omeletten anders als sonst; heute die mit Kartoffelfüllung rechst, Käsefüllung links. Die Aufseherinnen informieren daher jeden ankommenden Gast persönlich über die Veränderung - einfach die Schüsseln andersherum hinzustellen wäre vielleicht einfacher gewesen!
Wir nehmen ein Taxi zum Busbahnhof „Autogara de Sud“. Es schüttet wie aus Eimern und über die Strasse fliessen richtige Bäche. Am Busbahnhof ist trotz des miesen Wetters viel Betrieb. Zum Glück ist der Busbahnhof überdacht. Wobei – das Dach ist stark inkontinent, aber wir finden trotzdem noch ein trockenes Pfützchen.

Wir fahren heute mit dem Bus, weil der Zug mitten in der Nacht fährt, und wir wollen doch etwas sehen von Moldawien. Pünktlich um 11:30 fährt unser Bus, ein betagter Neoplan aus Deutschland, los. Es geht Richtung Süden.
Nach einer Stunde hört der Regen auf und schon bald scheint zaghaft die Sonne. Im Bus wird es warm. Frau G. beklagt sich über Hitzewallungen ihrerseits. Um halb zwei machen wir in Leova eine kurze Rast. Ich suche das WC, rieche es lange bevor ich es sehe.

Das Wetter wird immer besser, dafür zeigen sich die Spuren der heftigen Regenfälle der letzten Tage. Schlamm und viele hundert Meter lange Pfützen. Manche Nebenstrassen sind völlig zerstört und viele Häuser überflutet. Oft geht’s nur im Schritttempo voran. An einer Stelle ist auch das Bahngleis unterspült und ein Zug sitzt fest. War der Bus doch die richtige Wahl!

Die Landschaft ist hübsch; etwa so wie in Südfrankreich. Hügel mit Reben, Obstbäume, Sonnenblumenfelder. Lange Nussbaum-Alleen. Ab und zu ein Dorf. Richtig schön hier.

Mit einer halben Stunde Verspätung erreichen wir um halb fünf die Grenze im südlichsten Zipfel Moldawiens. Die Ausreiseprozedur geht zügig und ohne nennenswerte Kontrolle vonstatten.

Auf der anderen Seite des Flusses findet die Einreise nach Rumänien und die EU statt. Eine lange Kolonne verheisst nichts Gutes. Und so ist es dann auch; anstehen und warten. Die eigentliche Kontrolle geht dann aber zügig und problemlos. Nach Galati sind es dann nur noch ein paar Kilometer.

Gegen halb sieben sind wir in unserem Hotel. Vom Balkon sehen wir die Donau und am gegenüberliegenden Ufer einen wunderschönen Regenbogen.

Bus „Moldova“ Chişinău–Galaţi, 6:00 h (6:45 h), 230 km, ca. 7.10 Euro

20. September 2013

BahnOsten Moldawien: eine anregnende Stadt

Es regnet in Chisinau. Das heisst ausschlafen bis sieben, und dann ausgiebig frühstücken. Unser Frühstücksraum erinnert an eine Land-Disco in den 80-er Jahren. Grüne Wände, ehemals goldfarbene Vorhänge und bunte Lampen. Die Vorhänge zu und die Lampen aus, so dass wir im halbdunkeln speisen. Am Eingang wacht eine ältere Frau mit einer Ärmelschürze, dass sich kein unberechtigter Mitesser einschleicht.

Gegen Mittag lässt der Regen nach und wir wagen einen Stadtbummel. Immer dem Bulevardul Ștefan cel Mare entlang, der Flaniermeile und Prachtstrasse der Stadt. Unzählige Wechselstuben und Handyläden säumen die Strasse. Überhaupt hat es hier enorm viele Läden. Und Leute auf der Strasse. Alle eilen geschäftig herum und telefonieren pausenlos.

Wurstmässig ist in Moldawien nichts los. Bis jetzt ist es mir jedenfalls nicht gelungen, eine Bratwurst zu erwerben. Darum setzten wir uns in ein Restaurant „Nistru“ und ich bestelle mir einen Wurstsalat mit Begleitgrün.

In einem kleinen Park ist täglich Kunstmarkt. Künstler bieten hier ihre Werke an. Einiges ist ganz nett, das meiste aber „röhrender Hirsch in Waldlichtung“ oder "Blumen-Stilleben".

Entlang der Strasse befinden sich auch die meisten der Sehenswürdigkeiten. Meist Paläste im sowjetischen Zuckerbäckerstil. Am grossen Platz der mächtige Regierungspalast aus Chruschtschow-Beton. Und gegenüber der Triumphbogen zu Ehren der Helden der Sowjetunion. Ich bin – öööhm – sprachlos.

Manchmal kommt jetzt sogar kurz etwas Sonne durch die Wolkendecke. Sieht alles doch gleich etwas freundlicher aus. Sowieso; uns gefällt Chişinău sehr gut. Lebhaft und gemütlich hier.

Dann treiben uns die nächsten Regenwolken nachhause. Mir tut der rechte Hinterlauf weh. Und morgen geht’s weiter.

19. September 2013

BahnOsten Transnistrien: unser Ausflug nach Bender 1

Mit dem Oberleitungsbus Nr. 19 fahren wir über Land in die Nachbarstadt Bender. Die ist etwa elf Kilometer entfernt und liegt ennet dem Grenzfluss Dnjestr. Russische Friedenstruppen haben hier an der Brücke einen Kontrollposten eingerichtet und sorgen hier für Ruhe.

Vor dem Sheriff-Supermarkt steigen wir aus. Die umliegenden Häuser machen einen etwas abgelebten Eindruck, aber hier ist viel mehr los, als in Tiraspol drüben. Emsiges Treiben.
Ich möchte zum Bahnhof „Bender 1“, denn dort soll es ein Eisenbahnmuseum geben. Also schlendern wir die Lenin-Strasse hinab. Inzwischen ist es richtig heiss; ein Eis-Lutscher bringt nur kurzfristig Linderung.

Die Lenin-Strasse ist bestimmt einen Kilometer lang, wird aber gegen den Bahnhof hin immer einsamer. Der Bahnhofvorplatz ist dann gähnend leer, nicht einmal streunende Hunde hat‘s. Das gesuchte Eisenbahnmuseum befindet sich in einem alten, grünen Eisenbahnzug - und ist natürlich heute geschlossen!
„Bender 1“ ist einer von drei Bahnhöfen in Bender. Über „Bender 2“ sind wir heute Morgen nach Tiraspol gefahren und „Bender 3“ ging bei der Trennung verlustig und liegt nun drüben in Moldawien. Viele Geleise, aber kaum fahrende Züge, bloss etwas Alteisen steht herum.

In der grossen Markthalle naschen wir von den dargebotenen Leckereien. Dann ist wieder Zeit, zurück nach Tiraspol zu fahren. Hier schauen wir uns noch einige weitere Sehenswürdigkeiten an. Zum Beispiel die Schnapsfabrik „KVINT“, die auch auf der 5 Rubel Note abgebildet ist. Es soll weltweit der einzige Geldschein mit einer Schnapsfabrik darauf sein. Toll.

Uns ist heiss und die Beine sind schwer von der Lauferei. Und unser Zug nach Chişinău fährt erst um 19:20. Da kommt es uns grad recht, als ein Bus nach Chişinău vorbei fährt. Kurz gewunken - und schon sind wir auf der Heimreise.

Der Bus fährt zuerst zum Busbahnhof von Bender und dann weiter zur nahen Grenze. Die Ausreise dauert etwa fünf Minuten. Der Zettel wird eingesammelt und das war‘s schon. Die Einreise nach Moldawien geht ähnlich gschwind. Kurzer Blick in den Pass, einen Moment warten und weiter zum Zoll. Noch einmal Passkontrolle und fertig. Das ganze ohne aussteigen und Gepäckkontrolle.

Nach der Grenze beginnt es zu regnen. Immer heftiger, die Pfützen spritzen meterhoch.
Unser Busfahrer könnte ein Bruder vom vorgestrigen sein; Bürstenschnitt, Lederjacke und Telefon am Ohr. Als wir in Chişinău ankommen ist es bereits finster. Wir steigen ganz in der Nähe von unserem Hotel aus. Wir sind verschwitzt, regennass und nudelfertig. Das war ein wirklich schöner Ausflug.

Bus „MTC“ Tiraspol-Chişinău, ca. 75 km, ca. 2 h, 2.60 Euro

18. September 2013

BahnOsten Transnistrien: mit der Bahn nach nirgendwo

Dicker Nebel suppt Chişinău zu; sieht doch alles gleich viel hübscher aus. Am Bahnhof ist nicht viel los, bloss eine Handvoll Reisewillige stehen herum. Und unser Zug 642. Ein paar grüne Personenwagen und eine blaue Diesellok vorne dran. Heute reisen wir 2. Klasse - und das bedeutet diesmal Holzbänke.

Pünktlich um halb acht fährt unser Zug nach Transnistrien los. Erst schleicht er durch die Vororte und dann weiter übers Land. Die Landschaft ist unspektakulär, hügelig und neblig. Viel Brachland und Gestrüpp. Der Zug hält selten mal an, steht dann aber lange. Fahrplanmässig treffen wir pünktlich um 9:44 in Tiraspol ein. Der Bahnhof ist wie ausgestorben. Keiner da?

Tiraspol ist die unbekannte Hauptstadt von Transnistrien. Und Transnistrien ist seit zwanzig Jahren ein eigener Staat. Den gibt es aber eigentlich gar nicht, da er bis heute von keinem anderen Land anerkannt wurde. Aber er hat alles, was ein Staat braucht. Für uns hat er erst einmal eine Grenzkontrolle; Zettel ausfüllen und den Pass durch ein Fensterchen reichen, Stempel drauf - und nach drei Minuten sind wir eingereist.

Auf dem Bahnhofplatz stehen ein paar Busse und zwei Hunde herum. Sonst ist nichts los. Erst mal Geld wechseln und dann kaufe uns ein Frühstück. Gipfeli – mit Sauerkrautfüllung. Irgendwie sind meine Sprachkenntnisse wohl lückenhaft.

Wir laufen ins Stadtzentrum, das ist ab hier etwa ein Kilometer. Es würden auch Busse fahren, aber wir mögen nicht warten bis einer kommt. An der Strasse des „25. Oktober“ sehen wir ein Café; also ergänzen wir unser Frühstück um ein Heissgetränk. Alle sprechen russisch und schauen russisches Fernsehen. Nett hier.

Entlang dieser Strasse stehen die meisten Sehenswürdigkeiten Tiraspols. Theater, Kulturpalast, Parlament und andere mehr. Alle in diesem Sowjet-Stil. Und ein wenig vom Alter gezeichnet. Aber eigentlich sieht es hier genauso aus, wie in Moldawien oder Rumänien. Bloss in kyrillisch.

Am Ufer des Dnjestr befindet sich ein grosser Park mit einigen Denkmälern, Monumenten und dem obligaten Sockelpanzer. Jetzt wo die Sonne scheint ist es wieder schwülheiss. Ich muss brünzlen und habe Durst. Ersteres erledige ich im anwesenden Grünzeug, der Durst aber bleibt.

Vom Parlamentsgebäude winkt uns ein Granit-Lenin zu. Ich bin ein wenig beeindruckt, dass der immer noch so zuversichtlich in die Zukunft schaut. Ganz in der Nähe ist ein ebenso imposantes Suworov-Denkmal. Der General galoppiert mit dem Pferd ins Nichts. Auf die Pferdehoden hat jemand was geschrieben. Bestimmt etwas aufmunterndes?

Mein Durst lässt nicht nach, dagegen müssen wir dringend was unternehmen. Und da kommt zufällig der Trolleybus nach Bender daher…

Zug 642 Chişinău-Tiraspol, 2.Klasse, 71 km, 2:24 h, ca. 0.90 Euro

17. September 2013

BahnOsten: von Rumänien nach Moldawien

Iasi. Zum Frühstück gibt’s heute Spiegelei und über Iaşi Hochnebel. Am Busbahnhof, gegenüber vom Bahnhof, ist heute Morgen nicht viel los. Halbvolle Busse kommen und gehen. Alles ist perfekt organisiert und die Leute sind ausgesprochen nett. Eigentlich wäre ich ja lieber mit dem Bahn gefahren, aber die Fahrt dauerte schier endlos. Und so machen wir es halt wie die Einheimischen und nehmen den Bus.

Unserer nach Chişinău startet pünktlich um neun Uhr vom Peronul 5. Ein „Otokar“ mit dreissig Sitzplätzen und einem Riss in der Frontscheibe. Der Fahrer ist so ein richtiger Kerl; Bürstenschnitt, Lederjacke und Zigarette.
Bereits nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir die Grenze. Kurze Kontrollen beiderseits vom Grenzfluss – und schon sind wir aus der EU raus und in Moldawien drin.

Die Landschaft ist – öööhm, ja wie soll ich sagen – da. Hügel und struppige Felder. Ab und zu ein Landstädtchen. Es regnet, kaum Verkehr. Die Strasse ist manchmal etwas zerknittert oder perforiert, oder onduliert. Wir kommen dennoch recht zügig voran. Nach etwa drei Stunden erreichen wir schon den Stadtrand von Chişinău, der Hauptstadt Moldawiens. Jetzt hat es etwas mehr Verkehr, es geht drunter und drüber. Als es dann irgendwie nach Stadtzentrum ausschaut, steigen wir aus. Unser Hotel ist erstaunlicherweise ganz in der Nähe.

Das Hotel „Cosmos“ hat 22 Stockwerke und ich würde es nicht als sehr zierlich bezeichnen. Und auch nicht als brandneu. Unser Zimmer liegt im zehnten Stock und ist braun-beige in allen Varianten. Vom Balkon aus sieht man – die Nachbarhäuser. Und im Westen den blauen Himmel.

Heute müssen wir unbedingt noch einige Tickets für die Weiterreise besorgen. Was mich wenig freut, da ich endlose Palaver befürchte.
Auf dem Weg zum Bahnhof latschen wir zufällig einem kleinen Busfahrschein-Fachgeschäft vorbei. Minuten später haben wir unser Busticket nach Galaţi in den Händen. Super. Am Bahnhof gibt es zwar kaum Züge, aber einen Schalter für internationale Billets. Völlig problemlos erfüllt man uns unsere exotischen Wünsche. Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass das so gut klappt! Und so freundlich.

Bus „Transbus Codreanu“, Iasi–Chisinau, 130 km, 3:15 h, ca. 10.50 Euro