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19. September 2013

BahnOsten Transnistrien: unser Ausflug nach Bender 1

Mit dem Oberleitungsbus Nr. 19 fahren wir über Land in die Nachbarstadt Bender. Die ist etwa elf Kilometer entfernt und liegt ennet dem Grenzfluss Dnjestr. Russische Friedenstruppen haben hier an der Brücke einen Kontrollposten eingerichtet und sorgen hier für Ruhe.

Vor dem Sheriff-Supermarkt steigen wir aus. Die umliegenden Häuser machen einen etwas abgelebten Eindruck, aber hier ist viel mehr los, als in Tiraspol drüben. Emsiges Treiben.
Ich möchte zum Bahnhof „Bender 1“, denn dort soll es ein Eisenbahnmuseum geben. Also schlendern wir die Lenin-Strasse hinab. Inzwischen ist es richtig heiss; ein Eis-Lutscher bringt nur kurzfristig Linderung.

Die Lenin-Strasse ist bestimmt einen Kilometer lang, wird aber gegen den Bahnhof hin immer einsamer. Der Bahnhofvorplatz ist dann gähnend leer, nicht einmal streunende Hunde hat‘s. Das gesuchte Eisenbahnmuseum befindet sich in einem alten, grünen Eisenbahnzug - und ist natürlich heute geschlossen!
„Bender 1“ ist einer von drei Bahnhöfen in Bender. Über „Bender 2“ sind wir heute Morgen nach Tiraspol gefahren und „Bender 3“ ging bei der Trennung verlustig und liegt nun drüben in Moldawien. Viele Geleise, aber kaum fahrende Züge, bloss etwas Alteisen steht herum.

In der grossen Markthalle naschen wir von den dargebotenen Leckereien. Dann ist wieder Zeit, zurück nach Tiraspol zu fahren. Hier schauen wir uns noch einige weitere Sehenswürdigkeiten an. Zum Beispiel die Schnapsfabrik „KVINT“, die auch auf der 5 Rubel Note abgebildet ist. Es soll weltweit der einzige Geldschein mit einer Schnapsfabrik darauf sein. Toll.

Uns ist heiss und die Beine sind schwer von der Lauferei. Und unser Zug nach Chişinău fährt erst um 19:20. Da kommt es uns grad recht, als ein Bus nach Chişinău vorbei fährt. Kurz gewunken - und schon sind wir auf der Heimreise.

Der Bus fährt zuerst zum Busbahnhof von Bender und dann weiter zur nahen Grenze. Die Ausreise dauert etwa fünf Minuten. Der Zettel wird eingesammelt und das war‘s schon. Die Einreise nach Moldawien geht ähnlich gschwind. Kurzer Blick in den Pass, einen Moment warten und weiter zum Zoll. Noch einmal Passkontrolle und fertig. Das ganze ohne aussteigen und Gepäckkontrolle.

Nach der Grenze beginnt es zu regnen. Immer heftiger, die Pfützen spritzen meterhoch.
Unser Busfahrer könnte ein Bruder vom vorgestrigen sein; Bürstenschnitt, Lederjacke und Telefon am Ohr. Als wir in Chişinău ankommen ist es bereits finster. Wir steigen ganz in der Nähe von unserem Hotel aus. Wir sind verschwitzt, regennass und nudelfertig. Das war ein wirklich schöner Ausflug.

Bus „MTC“ Tiraspol-Chişinău, ca. 75 km, ca. 2 h, 2.60 Euro

18. September 2013

BahnOsten Transnistrien: mit der Bahn nach nirgendwo

Dicker Nebel suppt Chişinău zu; sieht doch alles gleich viel hübscher aus. Am Bahnhof ist nicht viel los, bloss eine Handvoll Reisewillige stehen herum. Und unser Zug 642. Ein paar grüne Personenwagen und eine blaue Diesellok vorne dran. Heute reisen wir 2. Klasse - und das bedeutet diesmal Holzbänke.

Pünktlich um halb acht fährt unser Zug nach Transnistrien los. Erst schleicht er durch die Vororte und dann weiter übers Land. Die Landschaft ist unspektakulär, hügelig und neblig. Viel Brachland und Gestrüpp. Der Zug hält selten mal an, steht dann aber lange. Fahrplanmässig treffen wir pünktlich um 9:44 in Tiraspol ein. Der Bahnhof ist wie ausgestorben. Keiner da?

Tiraspol ist die unbekannte Hauptstadt von Transnistrien. Und Transnistrien ist seit zwanzig Jahren ein eigener Staat. Den gibt es aber eigentlich gar nicht, da er bis heute von keinem anderen Land anerkannt wurde. Aber er hat alles, was ein Staat braucht. Für uns hat er erst einmal eine Grenzkontrolle; Zettel ausfüllen und den Pass durch ein Fensterchen reichen, Stempel drauf - und nach drei Minuten sind wir eingereist.

Auf dem Bahnhofplatz stehen ein paar Busse und zwei Hunde herum. Sonst ist nichts los. Erst mal Geld wechseln und dann kaufe uns ein Frühstück. Gipfeli – mit Sauerkrautfüllung. Irgendwie sind meine Sprachkenntnisse wohl lückenhaft.

Wir laufen ins Stadtzentrum, das ist ab hier etwa ein Kilometer. Es würden auch Busse fahren, aber wir mögen nicht warten bis einer kommt. An der Strasse des „25. Oktober“ sehen wir ein Café; also ergänzen wir unser Frühstück um ein Heissgetränk. Alle sprechen russisch und schauen russisches Fernsehen. Nett hier.

Entlang dieser Strasse stehen die meisten Sehenswürdigkeiten Tiraspols. Theater, Kulturpalast, Parlament und andere mehr. Alle in diesem Sowjet-Stil. Und ein wenig vom Alter gezeichnet. Aber eigentlich sieht es hier genauso aus, wie in Moldawien oder Rumänien. Bloss in kyrillisch.

Am Ufer des Dnjestr befindet sich ein grosser Park mit einigen Denkmälern, Monumenten und dem obligaten Sockelpanzer. Jetzt wo die Sonne scheint ist es wieder schwülheiss. Ich muss brünzlen und habe Durst. Ersteres erledige ich im anwesenden Grünzeug, der Durst aber bleibt.

Vom Parlamentsgebäude winkt uns ein Granit-Lenin zu. Ich bin ein wenig beeindruckt, dass der immer noch so zuversichtlich in die Zukunft schaut. Ganz in der Nähe ist ein ebenso imposantes Suworov-Denkmal. Der General galoppiert mit dem Pferd ins Nichts. Auf die Pferdehoden hat jemand was geschrieben. Bestimmt etwas aufmunterndes?

Mein Durst lässt nicht nach, dagegen müssen wir dringend was unternehmen. Und da kommt zufällig der Trolleybus nach Bender daher…

Zug 642 Chişinău-Tiraspol, 2.Klasse, 71 km, 2:24 h, ca. 0.90 Euro