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5. Oktober 2018

Muger am Nullpunkt

Neben den Mittelpunkten haben wir auch etliche Nullpunkte besucht. Zum Beispiel diese hier:

Der Nullpunkt der Schweiz ist in der Uni in Bern:
n46.9511, 7.4386
Der Nullpunkt des Schweizerischen Eisenbahnnetzes hingegen ist im Bahnhof Olten:
n47.3519, e7.9083
Der Nullpunkt des ungarischen Strassennetzes ist in Budapest direkt an der Donau:
n47.4979, e19.0402
Der Nullpunkt des rumänischen Strassennetzes ist mitten in Bukarest:
n44.4327, e26.1041

27. November 2014

mein Büffel in Ungarn

Seit vielen Jahren liegt bei mir ein altes Lokschild herum; „MÁV 424,309“. Wie man unschwer erkennen kann, das Schild einer ungarischen Lokomotive der Baureihe 424. Mehr wusste ich bisher nicht, jetzt habe ich mal im Internet nachgeschaut.

Meine Dampflok „309“ wurde liebevoll „Bivaly“ (Büffel) genannt und fuhr von September 1956 bis Dezember 1982 kreuz und quer durch Volksrepublik Ungarn. Seither steht sie neben dem Bahnhof Nagykanizsa auf einem Sockel und gammelt vor sich hin. Letztes Jahr wurde sie renoviert – so erzählt es mir das Internet.

Auf GoogleEarth (n46.4429, e16.9869) kann man sie sogar sehen. Bunt aufgehübscht steht sie am Bahnhofplatz und wartet auf Freier.
Vielleicht sollte ich mal nach Nagykanizsa reisen und sie mir aus der Nähe anschauen? Und dann könnte ich ja auch gleich ihr altes Lokschild vorbei bringen.

4. Oktober 2013

zügig durch den Bahnhof

Eine kleine Bahngeschichte: Heute vor 51 Jahren, am 4. Oktober 1962, war in Budapest ein ganz gewöhnlicher Donnerstag. Kurz nach zwei schob man einen Zug in den Nyugati-Bahnhof, zehn leere Personenwagen. Als der Lokführer zu bremsen begann, bemerkte er, dass der letzte Wagen nicht angekuppelt ist. Ungünstig - denn diese rollten nun einfach weiter. Ungebremst in die in die Bahnhofshalle hinein.

Unglücklicherweise ist der Nyugati-Bahnhof ein Kopfbahnhof. Der Eisenbahnwagen rollten über das Gleisende hinaus, quer durch die Halle, durch die Glasfront hindurch und hinaus auf das Trottoir. Hier kam er auf der Treppe zu stehen. In der Bahnhofhalle konnten sich alle Leute vor dem herannahenden Geisterzug in Sicherheit bringen. Aber auf der Strasse überrollte er eine Frau und verletzte sie schwer. Trotz allem, man hatte viel Glück im Unglück - alle bis auf die Frau.

1. Oktober 2013

BahnOsten Ungarn: zum in die Luft gehen

Budapest. Der Tag beginnt mit einem wunderschönen Morgen. Wir lassen uns in unserem Lieblingscafé „Mai Mano“ befrühstücken. Ein herrliches Lokal mit etwas orientalischem Flair. Doch dann ist es auch schon Zeit, um zum Flughafen zu fahren. Schade, wir wären gerne noch etwas länger geblieben.

Mit der Metro und dem Bus dauert die Fahrt etwa dreiviertel Stunden. Obwohl wir zeitig da sind, stehen schon etliche Leute am EasyJet-Schalter an. Bestimmt fünfhundert. Mehrheitlich Leutinnen mit müllcontainergrossen Koffern. Und wir stehen natürlich ganz hinten.
Um uns herum schnatternde Mädchen auf Schulausflug. Eine erzählt erstaunt, dass es nach Südafrika weiter sei, als nach Amerika. Dies sei so, weil man nach Südafrika um die Weltkugel herum fliege, erklärt sie!

Irgendwann ruft die EasyJet-Tante alle Basel-Passagier nach vorne. Gut für uns, die Mädchen fliegen anderswo hin. An der Sicherheitskontrolle erwartet uns noch einmal so eine lange Schlange. Doch wir haben Glück und werden gleich ganz nach vorne geschickt.

Grad noch rechtzeitig erreichen wir den Flieger. Wir sind die letzten Zusteiger. Am Eingang verscheucht eine „Flugbegleiterin“ noch gschweind einige Wespen.
Der Flieger ist gestrichen voll. Wir quetschen uns auf unsere Sitze und dann geht’s auch schon los.
Auf der Sicherheitskarte sieht es so aus, als ob die Passagiere zwischen die Sitze kotzen. Würde ich nie tun; viel zu eng.

Nach 1 Stunde 25 landen wir pünktlich in Basel. Unser Auto steht wie abgestellt auf dem Parkplatz in Frankreich. Wir brausen heim.
War eine schöne Reise, da fahren wir wieder einmal hin.

30. September 2013

BahnOsten Ungarn: Shopping-Paradies Budapest

Es ist wunderschönes Wetter und man kann sooo viel unternehme in Budapest. Also gehen wir ins „Magyar Műszaki és Közlekedési Múzeum“, das ungarisches Museum für Verkehr und Technik. Ich mag die verstaubte Präsentation. Schwarze Dampflokomotiven und Auto-Preziosen im Dämmerlicht. Dazu eine alte Einschienenbahn und eine angesengte Weltraumkapsel - grossartig

Und jetzt gerade die Sonderausstellung zum ungarischen Sanitärschaffen: Kloschüsseln, Fittinge und Hydranten aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert. Ich bin – öööhm – schon ein wenig beeindruckt.
Nach dieser Augenweide fahren mir zurück ins Stadtzentrum. Zum - Männer, jetzt müsst ihr sehr tapfer sein - Shopping. Ich hab‘s versprochen und gehe darum mit Freude mit.

Das WestEnd City Center gleich neben dem Nyugati Bahnhof, ist eines der grössten Einkaufzentren Budapests. Hier soll es sageundschreibe vierhundert Läden geben. Mir gefällt vor allem die Fressmeile im Kellergeschoss. Ich kann nicht anders und bestelle mir bei einem Asiaten scharfes Erdnuss-Hühnchen. Frau G. isst Hühnchen süss-sauer, wobei meines viiiel besser ist.

Es gibt aber rundherum noch vielmehr Shoppinggelegenheiten. Wir flanieren den Schaufenstern entlang. Wir sind ganz entzückt von den feil gehaltenen Waren. Also vor allem Frau G., ich laufe bloss klaglos mit. In einem Schuhgeschäft setzte ich mich ins Kinderparadies und schaue einen Film von einem Kerl mit einem Entenschnabel und einer Rakete auf dem Rücken. Schon verrückt, was es so alles gibt.

Das „Cafe New York“ ist grandios und ganz sicher das schönste in Budapest; vielleicht weltweit. Ich kenne es von früher, aus den 80-er Jahren. Damals war die Fassade aber immer von einem Baugerüst verdeckt, so sehe ich sie heute zum ersten Mal.

In der Innenstadt gibt es unzählige Läden. In der Váci utca gibt es sogar einen, der verkauft das ganze Jahr über Weihnachtsschmuck. Wenn das nicht grossartig ist.

Zum Abschluss gehen wir ich gschwind ins „Café Gerbeaud“, einem der klassischen Kaffeehäuser Budapests. Benannt nach Emil Gerbeaud, einem Schweizer Konditor aus Genf. Ist doch herrlich, so ein Shoppingtag.

28. September 2013

BahnOsten Ungarn: ferienwohnen in Budapest

Budapest. Für die nächsten Tage haben wir diesmal kein Hotel, sondern eine Ferienwohnung gemietet. Wir treffen unsere Vermieterin Carlotta von „Art & Design Studio“. Unsere Wohnung befinde sich ganz in der Nähe der Oper, sagt sie. „In der Nähe der Oper“ ist gut – gleich neben der Oper, keine zwanzig Meter davon entfernt entfernt.

Unser Zuhause befindet sich im prunkvollen Innenhof eines herrschaftlichen Stadthauses. In der Eingangshalle gibt’s Blattgold und Stuck in Hülle und Fülle. Unsere Wohnung ist dann aber doch etwas bescheidener. Zweigeschossig und sehr schön eingerichtet. Alles da; Kaffeemaschine, Laptop, Kabelfernsehen und ein Bad mit allem drum und dran. Richtig schön.

Nach einem ersten Nickerchen schlendern wir durch die umliegenden Gassen. Ganz in der Nähe gibt es einige dieser „Ruinen-Kneipen“. Kneipen in Bauruinen oder ausgeräumten Innenhöfen.
Das „AnKER'T“ befindet sich in zwei alten Innenhöfen und ist sehr cool. Ausgehöhlte Rohbauten und eine gemütliche Bar.

„Szimpla Kert“ ist vielleicht die berühmteste der Ruinenkneipen. Früher war hier einmal eine Metallfabrik, heute ein Dutzend Kneipen. Ein unglaubliches Durcheinander von kunstvollem Müll und schrottiger Kunst. Wir trinken ein Mango-Lassi; und ziehen weiter.
Heute machen wir einen Fernsehabend und essen im Bett. Am anderen Morgen habe ich Krümel in den Haaren und anderswo…

27. September 2013

BahnOsten: von Rumänien nach Ungarn schlafen

Gestern Abend wurde es dann doch noch recht spät. Wir sassen vor dem Bahnhof Sighişoara und lauschten den Grillen. Unser Nachtzug nach Budapest hatte zwanzig Minuten Verspätung. Kurz vor elf legten wir dann in Sighişoara ab.
Wir hatten im Liegewagen die beiden mittleren Betten, also mit Fensterblick und Kletterei. Die Betten waren kurz und schmal, dafür aber hart. Dabei müsst ihr wissen; ich bin eher klein, zumindest für mein Körpergewicht. Ich schlief trotzdem prächtig. Gerüchten zufolge unterhielt ich meine Beischläfer mit wohligem Schnarchen. Davon weiss ich aber nichts.

In der Morgendämmerung erreichten wir bei Curtici die rumänische Grenze. Wir geniessen das mit einem einstündigen Stillstand. Als wir weiterfahren, blinzelte grad die Morgensonne über den Horizont. Die Fahrt dauert aber nicht lange, im ungarischen Békészaba ist Lokwechsel angesagt. Dazu stehen wir erneut eine halbe Stunde untätig herum.

Im Speisewagen lassen wir es uns derweilen gut gehen. Es gibt Kaffee und ein Hühner-Sandwich mit sauren Gurken. Mir ist vögeliwohl. Frau G. hingegen ist von der harten Nacht etwas gezeichnet und schwächelt ein wenig. Ausserdem vermute ich, mag sie keine sauren Gurken zum Frühstück.

Kurz nach acht geht es weiter. Ich vermute mit Verspätung, habe aber keinen Fahrplan und weiss es deshalb nicht so genau. Der Zug rauscht über die ungarische Ebene. Mais- und Sonnenblumenfelder bis zum Horizont. Dann stehen wir wieder lange an kleinen Bahnhöfen herum und warten auf nichts. Um 11 Uhr landen wir mit gut einer Stunde Verspätung am Keleti-pu in Budapest. Schön wieder hier zu sein.
Mit der Metro 3 flitzen wir direkt weiter zum Parlament. Hier haben wir einen Termin mit unserer Vermieterin …

EN 472 Sighişoara-Budapest, 11:16 h (ca.12:20 h), 527 km, Liegewagen, 29 Euro

13. September 2013

BahnOsten von Ungarn nach Rumänien in einem Zug

Budapest. Um halb Neun schieben sie unsern Zug auf Gleis 5 in den Bahnhof hinein. Bloss drei Personenwagen und ein Restaurantwagen. Und die hässlichste Lok weit und breit. Gefällt mir, denn wer so ausschaut, hat schon manche Schlacht gewonnen. Unverwüstliche Technik.

Pünktlich um 8:45 fahren wir los. Der Zug ist fast leer, höchstens zwanzig Passagiere. Unsere Sitzplätze sind in einem Grossraumwagen mit grünvioletten Sitzpolstern und dunkelroten Vorhängen. Ganz nett und sehr bequem.

Der Zug schleicht zuerst durch die Budapester-Vororte und dann übers Land. Ab und zu fährt er schneller, aber meist rollt er gemütlich nach Südosten. Die Landschaft ist flach, sonnengedörrt und endlos.

Gegen Mittag erreichen wir Püspökladány. Lokwechsel; nun kommt eine Diesellok vorne dran. Das ist in fünf Minuten erledigt, wir aber stehen noch weitere Dreiviertelstunden auf dem Bahnhof, bevor es fahrplanmässig weiter geht. Gut so, bloss keine Eile.

Die Sache mit der Diesellok stellte sich kurze Zeit später als überaus klug heraus; denn aufs mal fehlten die Fahrdrähte. Aus Langeweile füllen wir ungarische Kreuzworträtsel aus. Mein Lösungswort ist „Murmelhund“.

Kurz nach eins sind wir dann in Biharkeresztes. Wieder Lokwechsel, diesmal eine rumänisch Diesellok in blauweiss. Und ebensolch farbige Grenzer kontrollieren unsere Reisepässe. Wie‘s scheint, sind wir an der Grenze? Dies geniessen wir mit einem halbstündigen Stillstand.
Wir essen unsere mitgebrachten Sandwichs und rätseln lange, ob das darin Senf- oder Currysauce ist? Wir bleiben ratlos.

Die Landschaft in Rumänien ist zuerst unwesentlich anders, dann aber fahren wir durch Wälder und Schluchten. Schön hier. Unser Zug rollt relativ zügig dem Ziel entgegen. Pünktlich um 17:40 erreichen wir Cluj-Napoca. Mit der Strassenbahn fahren wir in unser Hotel. Das Hotel Melody mitten in der gemütlichen Altstadt.
Cluj ist eine angenehme und schöne Stadt, aber darüber schreibe ich nichts. Ich muss jetzt schlafen gehen, denn morgen früh geht’s weiter.

IC 363 „Bihar“ Budapest-Cluj Napoca, 7:55 h, 370 km, 2.Klasse, 19 Euro

12. September 2013

BahnOsten Ungarn: Kultur schlägt auf den Magen

Mitten in Budapest steht eine grosse Kirche, die Stefans-Basilika. Wegen ihrer Grösse eignet sie sich wunderbar für eine Besteigung, zwecks Rundblicks. Also steigen wir auf die Kuppel hinauf - und schauen hinunter.

Die Stefans Basilika beherbergt noch eine weitere Sehenswürdigkeit. In einem silbernen Tabernakel lagert eine Reliquie; die rechte Hand vom König Stefan I. Ich frage mich warum? Die Pfote ist bald tausend Jahre alt und deswegen ein wenig knusprig gebräunt. Und im Halbdunkel kaum zu erkennen.

Nicht minder berühmt ist in Budapest für seine „Lángos“. Das sind so im Fett ausgebackene Teigfladen, meist mit Sauerrahm und Käse belegt. Unten herum warm und knusprig, oben herzhaft saftig.

Und wenn wir schon beim Essen sind; heute versuchte ich auch noch eine Wurst. Eine „Ungarische“ sei das, sagte mir der Wurstfachmann auf meine Nachfrage hin. Sieht übel aus, schmeckt aber ganz gut: Mürbe im Biss und scharf auf der Zunge – lecker.

Die noch fehlenden Vitamine ergänzten wir anschliessend mit vegetarischem Süssgebäck. Ist wichtig, wegen dem Knochenwachstum. Odr so.

11. September 2013

BahnOsten Ungarn: Budapest erfahren

Der öffentliche Verkehr hier in Budapest ist vielfältig und funktioniert tadellos. Wir fahren am liebsten mit den gelben Strassenbahnen. Die sind fast so schnell wie die Metro, aber man sieht wesentlich mehr von der Stadt.

Die Metro verkehrt auf drei Linien. Die M1 ist mehr als hundert Jahre alt. Die Züge sind gelb und klein. Die Strecke fährt direkt unter der Oberfläche. In manchem Strassencafé hört man sie unter den Füssen durchfahren. Die Stationen versprühen Wohnzimmer-Charme.

Die Metro 2 ist aus den 1970-er Jahren. Die Züge sind weiss und windschnittig. Die M2 fährt unter der Donau durch, deshalb liegt die Linie sehr tief im Boden. Legendär sind die unglaublich langen Rolltreppen. Zudem rollen sie viel schneller, als gewohnt. Die Geschwindigkeit soll aber demnächst auf EU-Norm reduziert werden.

Die Metro 3 ist etwa gleich alt wie die M2. Die Züge sind blau und alt, und russisch. Die Stationen sind im 70-er Jahre-Sowjet-Stil gehalten. Grellbunte Kunststoffhocker und seltsame Chromstahl-Lampen. Die M3 ist die längste Strecke und die Züge fahren teilweise oberirdisch.

Bei den Bussen gibt neben den normalen blaue auch die rote Oberleitungsbusse. Auf manchen Linien kann man noch mit den schönen, alten „Ikarus“ fahren.

Wer bei der ungarischen Eisenbahn „MÁV“ ein Internet-Billet kauft, bekommt bloss einen Zahlenkode. Das richtige Ticket muss man dann vor Ort einem Automaten entlocken. Wir machten das gleich gegenüber im Keleti-Bahnhof. Direkt neben dem Haupteingang steht ein unscheinbarer, blauer Kasten. Die Zahlen eintippen - und in Sekundenschnelle kommen unten die richtigen Fahrscheine raus. Funktioniert tadellos. Nun sind wir für unsere erste Fahrt nach Rumänien gerüstet.

10. September 2013

BahnOsten Ungarn: die Schönheiten von Budapest

Budapest. Gestern Buda; heute wollen wir uns Pest anschauen. Gleich am frühen Morgen fahren wir zur Markthalle. Eine wunderschöne Schmiedeeisen-Halle voller Verkaufsläden. Von Stickereien bis Ziegenkäse wird alles feil gehalten. Und im Obergeschoss hat es einige lauschige Fressstände. Leider ist es mir noch zu früh für Wurst. Also weiter.

Gleich nebenan entsteht zurzeit das „CET“. Ein Kulturzentrum, das ausschaut, als ob ein gläserner Walfisch eine alte Lagerhalle frisst. Noch ist es nicht fertig, vielleicht wird das ja noch ganz hübsch.

Mit der Strassenbahn und der Metro reisen wir weiter zum Heldenplatz. Einem monumentalen Platz, weitläufig und geschichtsträchtig. Hier haben in der Vergangenheit die jeweils grad aktuellen Machthaber ihre Macht zur Schau gestellt. Wir schauen zu den Sockelhelden hinauf. Rauhe Kerle mit wilden Bärten; wie Eidgenossen.

Gleich dahinter ist das Stadtwäldchen, so heisst hier der grosse Stadtpark. Aber hier hat nicht bloss Wald, nein, hier sind auch der Zoo, der Zirkus und der „Vidampark“. Ein altmodischer Vergnügungspark, der Ende Monat für immer schliessen wird.

Es ist sommerlich warm und darum setzen wir uns in den Schatten und einer Gaststätte. Ich bestelle etwas mit einem unaussprechlichen Namen. Später stellt sich heraus, dass es sich dabei um Bohneneintopf im Brotlaib handelt. Schmeckt wirklich gut und nässt erstaunlicherweise nicht durch.

Mitten im Stadtwäldchen bauten sie vor gut hundert Jahren auch ein Märchenschloss hin. Für nichts gut, ausser hübsch auszuschauen. Und es sollte alle ungarischen Baustile repräsentieren. Deshalb sieht es ein bisschen zusammengewürfelt aus. Aber nicht unhübsch.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Kontemplation und Kaltgetränken. Bis uns die Dunkelheit übermannt und nachhause treibt. Ich fühle mich so müdeaberglücklich.

9. September 2013

BahnOsten Ungarn: jó napot Budapest

Der deutsche Philosoph Loriot sagte einmal: «Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das im Fliegen eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann». Theoretisch wäre das auch auf unserem EasyJet–Flug möglich gewesen, doch der war so eng bestuhlt, dass bloss Flüssignahrung rein ging.

Wir landeten eine Viertelstunde zu früh in Budapest. Koffer-Karussell schauen, und dann raus hier. Mit dem Linienbus 200E fahren wir zur Metrostation. Dann mit der M3 ins Stadtzentrum, umsteigen und mit der M2 zum Keleti-Bahnhof. Gut eine Stunde nach der Landung sind wir im Hotel „Baross“. Wir bekommen ein schönes Dachzimmer mit Blick auf die grosse Metro-Baustelle vor dem Bahnhof. Gefällt mir gut.

Da es erst Mittag ist, unternehmen wir gleich einen Stadtrundgang. Ich will Frau G. einen ersten Überblick verschaffen. Also über die Kettenbrücke hinüber nach Buda. Die Donau fliesst bleiern untendurch, der Verkehr ebenso obendrüber.

Ein graubeiger Stein markiert den Nullpunkt des ungarischen Strassennetzes. Ab hier werden sie alle vermasst; hier ist aller Anfang und Ende. Gleich dahinter ächzt uns die Gellért-Standseilbahn hinauf auf den Burgberg. Steil und kurz. Oben ist das älteste Quartier von Obuda. Und natürlich die Burg, dazu reichlich Prachtbauten und in Bronze gegossene Könige.

Am Rande des Burghügels baute man anlässlich der ungarischen Tausendjahrfeier ein Märchenschloss hin; die sogenannte Fischerbastei. Kitschige Türmchen, Zinnen bewehrte Mauern und lichte Arkaden aus hellem Sandstein. So wie man es damals gerne mochte.

Heute ist ein wunderbarer Spätsommertag. Tintenblauer Himmel und es weht ein laues Lüftchen. Wir setzen uns auf eine Mauern und bewundern die grandiose Aussicht. Weit unter uns die Donau mit den mächtigen Brücken und am Ufer gegenüber Pest. Nennt sich wie die Seuche, ist aber wesentlich netter anzuschauen.
Irgendwann treibt uns der Durst weiter. Direkt ins traditionelle Cafe „Ruszwurm“. Ein unschöner Name für ein wunderschönes Lokal. Abgesehen von den vielen asiatischen Touristen, ist alles noch genau so, wie damals in den 80-er Jahren. Bei mir schwappen alte Erinnerungen hoch.

Der 16-er Bus fährt mit uns vom Burghügel hinunter, durch den Gellért-Tunnel und über die Kettenbrücke, hinüber zur Metrostation. Bei Sonnenuntergang sind wir zurück Keleti-Bahnhof. Erschlafft, hungrig und mit dampfenden Füssen. So schööön.