31. Oktober 2015

dicke Hupen

Hatte grad dem Kopf voller Flausen - und ein Bild gemacht. Es gefällt mir so gut, dass ich es euch unbedingt zeigen will...

Ich nenne das Werk: "grad im Bereich der Fugenabdichtung wird Schmelzkäse oft unterschätzt". Odr so.

29. Oktober 2015

ein Bild vom Geheimbunker

Schon ein paarmal habe ich ja von diesen Minenwerfer-Bunkern bei mir zuhause berichtet. Diese Kampfbunker sind geheim und nur ganz wenige Leute wissen, wie die aussehen.


Nun bin ich über ein paar alte Luftbilder gestolpert, wo man so einen Bunker während des Baus sieht. Die unterirdische Anlage ist etwa zwanzig mal dreissig Meter gross. Im Zentrum kann man ganz gut den Kampfraum für den Minenwerfer sehen. Rundherum die Nebenräume für die Mannschaft.

28. Oktober 2015

am Wolkenmeer

Der Nachteil unserer Berge ist ihr Schattenwurf. Jetzt im Herbst werden die Schatten Tag für Tag länger und die Sonne rarer.

Aber. Das Gute an den Bergen sind die Gipfel, denn die ragen im Herbst über den Nebel. Da können wir dann jeden Tag die Herbstsonne und den blauen Himmel anschauen. Und das Nebelmeer.

27. Oktober 2015

Frühling im Iran

Beim planen der nächsten Iran-Reise kam neulich ein längst vergessenes Erinnerungsstück zum Vorschein. Ein Schlüsselanhänger mit dem romantischen Sinnspruch „WELL COME TO KHAYAM TRADTIONIL RESTUENT“ drauf.

Als ich nämlich das letzte Mal im Iran war, hatte ich zufällig Geburtstag. Also – zufällig war‘s eigentlich nicht, denn ich habe jedes Jahr an dem Tag Geburtstag.
Wie auch immer; am Abend gingen wir in eine nette Gaststätte essen und ich bekam vom Wirt dieses wunderhübsche Geburtstagsgeschenk.

26. Oktober 2015

Romantik hat viele Gesichter

Winterzeit: Aus lauter Langeweile habe ich versucht eine Duftkerze auszufurzen. Klappt nicht. Dann gibts halt an Weihnachten wieder nur Blockflöte und Glühwein.

Symbolbild
Schade - dabei habe ich mir das Ganze sooo romantisch vorgestellt.

24. Oktober 2015

Eisenbahnsport; der Fahrplan

Einige haben nach meinem Eisenbahnsport-Fahrplan gefragt.

DB ICE 370, Interlaken–Berlin
Interlaken ab 8:00 (12:00, 16:30)
Bern an 8:52, Basel an 9:59

SNCF TGV Lyria 9214, Bern–Paris
Bern ab 9:10
Basel an 10:23

SNCF TGV Lyria 9203, Paris–Zürich
Basel ab 10:33 (13:33, 15:33)
Zürich an 11:26

ÖBB Railjet 167, Zürich–Wien
Zürich ab 12:40 (alle 2 Stunden)
Buchs an 13:48

ÖBB Railjet 160, Wien–Zürich
Buchs ab 14:12 (alle 2 Stunden)
Zürich an 15:20

Trenitalia EuroCity 21, Zürich–Milano
Zürich ab 15:32 (alle 2 Stunden)
Arth Goldau an 16:14 (Bellinzona an 18:00)

Ich wünsche euch allen eine schöne Bahnreise.

23. Oktober 2015

Eisenbahnsport; 2. Teil

So – weiter geht’s mit meiner Eisenbahnsportreise.

Zürich: Österreichische Bahn, Railjet 167, Zürich–Wien. Diesmal sind die Polster fiakergrau und recht stramm. Schon kurz nach der Abfahrt schmeichelt die Lautsprecherfrau «im Bordrestaurant erwarten Sie köstliche Erfrischungen».
Neben mich setzt sich ein Jude; schwarzer Mantel, schwarzer Hut und diese eigenartigen Zottellocken. Er liest die ganze Zeit im Talmud und strampelt mit seinen Beinen. Als ob er schlecht träume und wegrennen wolle. Meine Katze machte das damals auch. Jetzt ist sie tot.

In Buchs hängen die Wolken tief, Nieselregen. Triste Stimmung in Helvetistan. Der Bahnhof verbirgt seinen Charme hinter gräulichem Beton. Ein einsamer Zöllner lungert herum. Er wartet wohl auf Flüchtlinge, aber ausser mir ist keiner da.
Eigentlich wollte ich von hier mit dem ÖBB Railjet zurück nach Zürich fahren. Wegen eines „Zwischenfalls im Ausland“ hat der aber 13 Minuten Verspätung. Zu knapp für meinen Anschlusszug in Zürich. Also nehme ich den SBB RegioExpress nach Sargans, da umsteigen in den InterCity. Nur vier Minuten später als mit dem Railjet erreiche ich Zürich. Und mein Anschlusszug steht gleich auf dem Nachbargleis. Glück gehabt.

Zürich: Trenitalia EuroCity 21, Zürich–Milano. Die meisten Leute hassen den „Pendolino“, weil er immer wieder Pannen und Verspätungen hat. Oder mitten im Tunnel stehenbleibt. Oder brennt. Zudem behaupten sie, wegen der Neigetechnik kotzen zu müssen! Aber ich mag den schicken Pendolino. Er ist schon seit zwanzig Jahre unterwegs und wird im nächsten Jahr endgültig von den Schweizer Schienen verschwinden.
Die Polster sind blau mit grünen Punkten und sehr bequem. Er ist gut besucht; neben den obligaten Asiaten sind auch viele Italiener an Bord. Und dann geht’s schon wieder los. Die Wolkendecke hat sich gelockert und die Sonne blendet.

In Zug habe ich genug. Umsteigen; zwei Minuten später saust schon der SBB InterRegio nach Luzern. Und weiter mit der Zentralbahn S5 nach zuhause.
Hat mir gut gefallen – da fahre ich wieder mal hin.

22. Oktober 2015

Eisenbahnsport; 1. Teil

Wie immer im Herbst mache ich auch dieses Jahr Eisenbahnsport. Dieses Jahr will ich mit lauter ausländischen Bahnen kreuz und quer durch die Schweiz sausen. Es geht mir dabei aber weniger ums bahnfahren, als ums Warten. Ich sitze doch so gerne in Zügen und schaue den anderen Leuten beim Warten zu.
Beginnen tue ich diesmal in Interlaken. Die Fahrt dahin mit dem Zentralbahn InterRegio 2912 ist – da es draussen noch stockfinster ist – eher ereignisarm. In Meiringen wendet der Zug, ab nun geht’s rückwärts voran. Ein paar Schüler steigen zu, sonst ist nicht viel los.

Interlaken Ost: Deutsche Bahn, ICE 370, Interlaken–Berlin. Inzwischen ist es draussen hell – und Nebel. Der ICE ist recht gut mit balzende Berufsschüler und asiatische Touris bestückt. Kaum losgefahren quäkt es aus dem Lautsprecher: «sähr geährte Fahrgäste - aus technischen Gründen bleibt der Bord-Bistro geschlossen.». Also vorerst kein Kaffee für den Muger.

Bern: Französische Bahn, TGV Lyria 9214, Bern–Paris. Der TGV hat rote und violette Sessel und ist fast leer. Dafür hat «die Baarr nuun geoffnet» - und ich Dubbel sitze am anderen Ende des Zuges. Schaue stattdessen zum Fenster hinaus. Der Nebel ist weg - jetzt hat es Hochnebel. Viel Gegend beiderseits der Geleise. Grau und trüb. Über dem Jura zeigen sich aber erste hellblaue Flecken in der Wolkendecke, wer weiss, vielleicht kommt ja später doch noch die güldene Herbstsonne?

Basel: Französische Bahn, TGV Lyria 9203, Paris–Zürich. Diesmal ein TGV Euroduplex mit graublauen Polstern und kaum freien Sitzplätzen. Ich drängle und ergattere einen schönen Fensterplatz im Obergeschoss.
Der Nebel tut gut, der Bahnhof Basel schaut gleich viel hübscher aus. Die Frau in der Decke plärrt; «die Bar ist geöffnet». Soll ich meinen Sitzplatz riskieren? Nö.
Schon kurz nach Basel geht der Nebel weg, jetzt hat‘s Wolken. Später drücken sogar einige Sonnenstrahlen durch. Dann kommt Zürich - und Kaffee und Wurstbrot.

Mittagspause. Für euch geht es erst morgen weiter…

21. Oktober 2015

rauf und runter, rein und raus

Sie tun es immer und immer wieder. Rauf und runter; rein und raus. Die Schweizer Luftwaffe trainiert Landungen und Absetzmanöver mit Helokoptern. Seit Tagen - und genau vor und über meiner Wohnung.
Helikopter fliegt heran, ein Dutzend Soldaten steigen aus, Helikopter fliegt weg. Dann genau das Gleiche noch einmal, neue Soldaten raus, die anderen wieder hinein und weg damit. Dann ohne Soldaten, dafür mit was darunter gehängtem Ballast. Dann wieder nur schweben und so tun als ob. Und wieder weg. Schon den ganzen Vormittag.

Jetzt muss man wissen, so ein „Cougar“, auch „Transporthelikopter 98“ genannt, hat zwei Motoren mit weit über 3‘000 PS und ist deshalb alles ander als leise. Und der Mixer auf dem Dach ist noch lauter. Eigentlich habe ich mich an den Helikopterlärm längst gewöhnt, denn ganz in der Nähe sind oft die Holz-Heli unterwegs. Aber heute stören die mich empfindlich bei meinem Mittagsschläfchen.
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20. Oktober 2015

Mundart: Chöderlig, Speuz und Schnüderlig

Der Chöderlig gehört wie der Speuz zur Gruppe der Räusperschleime. Der Chöderlich entstammt dem Rachen und ist von trüb-schleimiger Konsistenz. Er wird im Ausland auch „Auswurf“ oder „Lungenhering“ genannt. Der Speuz entsteht im Gegensatz zum Chöderlich direkt im Mund und ist deshalb wässerig bis schaumig.

Die Fachwelt ist sich nach wie vor uneinig, ob auch der Schnüderlig den Räusperschleimen zugeordnet werden kann. Entstammt der doch der Nase, ist aber von der Konsistenz, wie auch vom Auswurfvorgang her einem Chöderlig sehr ähnlich. Da erwartet künftige Generationen wohl noch viel Forschungsarbeit.

19. Oktober 2015

stellenweise Bodenfrost

Wenn der in der Luft enthaltene Wasserdampf, ohne zwischendurch flüssig zu sein, direkt zu Eis erstarrt, so bezeichnen wir das als Resublimation.

Aber warum ausgerechnet auf meinem Auto. Eiskratz und schlotterschlotter.
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16. Oktober 2015

Heiliger Spinner?

Ich habe ja schon öfters von dem Heiligen in unserer Nachbargemeinde Sachseln erzählt; dem Bruder Klaus. In Wirklichkeit hiess der Niklaus von Flüe und hauste im Ortsteil Flüeli in bester Wohnlage. Grossartige Landschaft – vorallen damals, als noch keine Reisebusse ganze Herden von Pilgern ausschieden.

Wer den Bruder Klaus nicht kenn: Er kam 1417 als Sohn eines wohlhabenden Bauernfamilie zur Welt. Später wurde er selber so einer; und ein einflussreicher Politiker. Als er fünfzig wurde begab er sich auf eine Pilgerreise. In Basel traf ihn eine Vision wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Er verliess seine Frau und zehn Kinder und lebte fortan als Einsiedler in der Ranft-Schlucht. Wenige Hundert Meter weg von seiner Familie. Bis heute streitet man sich darüber, ob Heiliger oder Spinner?

Schon bald galt der fromme Einsiedler als Wundertäter. Von weit her kamen Adlige und Fromme und sonnten sich im Ruhm des Bruder Klaus.

Zwanzig Jahre lang, bis zu seinem Tod 1487, fastete und betete er nur noch. Und er schlief auf einer schmalen Holzbank mit einem Stein als Kissen. Die kann man in seiner Klause immer noch anschauen – wobei der Kopfkissen-Stein nicht mehr der originale ist, denn der wird immer wieder geklaut.

15. Oktober 2015

auswählen in Obwalden

Es wird jetzt zwar keine Sau interessieren, aber ich berichte es trotzdem: Am nächsten Sonntag sind hier National- und Ständeratswahlen. Obwalden, mein Wohnkanton, hat je einen National- und Ständerat im nationale Parlament zu Gute. Und so sieht das aus:

Nationalrat: Zwei Kandidaten stehen zur Wahl. Der bisherige Nationalrat Kari Vogler (parteilos) und Daniel Wyler (SVP). Gewählt ist dann der Kandidat mit dem „relativen Mehr“, also den meisten Stimmen.
Meine Prognose: Kari Vogler mit knapp 60%.

Nationalrat: Hier stehen drei Kandidaten zur Wahl; alle neu. Erich Ettlin (CVP), Adrian Halter (SVP) und André Windlin (FDP.Die Liberalen). Gewählt ist der Kandidat mit dem „absoluten Mehr“, als der Hälfte plus einer der gültigen Stimmen.
Meine Prognose: Keiner erreicht das absolute Mehr und es gibt am 15. November einen zweiten Wahlgang. Hier gewinnt dann der Kandidat mit dem „relativen Mehr“.

«Schön ist keiner, aber wir brauchen sie ja auch nicht zum Züchten» – sagt doch der Volksmund.

14. Oktober 2015

Isetta - im freien Fall fast 200 km/h schnell

Als ich „es“ zum ersten Mal sah, war es ein Häufchen eiterfarbiges Elend. Verrostet und vergammelt. Zwar erkennbar eine BMW Isetta – aber haben wollen hätte ich sie nicht. Pfui.

Neulich sah ich die Isetta wieder. Jetzt erstrahlt sie in elegantem hellblau und ist bald fertig renoviert. Es fehlen bloss noch die Fenster, die Tür, das Lenkrad und einige Innereien.
Ende Jahr sollte sie wieder über die heimischen Landstrassen sausen. Befeuert von einem kraftvollen 9 PS-Motor und ausgestattet mit einer edlem dunkelrotem Kunstleder Sportsitzbank. Genauso wie sie vor fünfzig Jahren das BMW-Werk verliess.

13. Oktober 2015

wie die Fliegen auf dem Fladen

Am letzten Samstag war in Giswil wieder Herbschtmärt. Wie jedes Jahr auf einem anderen Bauernhof, diesmal beim Bartli Urs im Diechtersmatt. Da waren viele Stände wo angebliche Bauern Alpkäse, Quittenkonfi und allerhand Strickwaren feilhielten. Gehäkeltes und Geschnitztes, Geröstetes und Frittiertes. Nebenan streichelten rotbäckige Kinder arrestierte Kaninche oder sangen Volkslieder.

Wie dem auch sei; es waren unglaublich viele Leute da. Wir widmeten uns daher vor allem dem Kuchen und Kaffee; sorgsam darauf achtend, micht von meinen Bek- und Verwandten entdeckt zu wurden. Ich habe ja im Allgemeinen nichts gegen Menschen – aber wenn ich essen will – dann schon.

12. Oktober 2015

platzende Nüsse

Manchmal, wenn die milde Herbstsonne gar lieblich scheint, lege ich mich einfach ins Gras und schaue den Wolken zu. Und den Krähen, wie sie von da oben Baumnüsse fallen lasse, so dass sie aufplatzen und ihr nahrhaftes Innenleben freigeben. Also die Nüsse, nicht die Krähen.

Neulich sah ich ganz weit oben am Himmel ein dreischwänziges Flugzeug nach Norden fliegen. Und schon spürte ich wieder diese unbändige Reiselust. Scheiss Fernweh!
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10. Oktober 2015

das homöopathische Bier vom Stefan

Neulich erzählte Stefan, dieses homöopathische Bier sei sehr mild im Geschmack und völlig frei von unerwünschten Nebenwirkungen. Und auch für Allergiker gut geeignet.
Aber ich glaube das nicht - das war nämlich gar nicht neulich. Oder ist gestern schon neulich?
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9. Oktober 2015

hart wie Beton

Der Turmspringer im Fernseher sagt, bei einem Sprung aus dieser Höhe sei das Wasser hart wie Stahlbeton.

Ich glaube aber nicht, dass beim Eintauchen der Beton spritzen täte – wohl eher der Turmspringer.

8. Oktober 2015

süsssaure Lebensträume

„Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum“ - diese Facebook-Weisheit schrieb der italienischer Mönch und Philosoph Tommaso Campanella schon vor 500 Jahren in einem seiner Bücher.

Er verbrachte sein halbes Leben im Gefängnis, vielleicht macht er deswegen so ein wenig lebensfrohes Gesicht?

7. Oktober 2015

Daumenlutschen und Schwanzwedeln seinerseits

Routinemässiger Abendspaziergang. Kaum losgezockelt sehe ich in einem Garten zwei Kaninchen. Das grauflauschige lässt sich streicheln. Dann einige Häuser weiter kommt ein grosser Hund mit einem Ast im Maul angerannt. Wir rangeln um den Ast und freuen uns. Aber keine Zeit, ich will ja spaziergehen.
Auf einem Güllenfeld schnäbeln einige Dutzend Möwen nach Würmern. Ich kann sie mental fernsteuern. Immer wenn ich mit meinen Armen wedle, fliegen sie auf. Wir üben das mehrmals – funktioniert.

Am Waldrand lümmeln zahllose Pilze herum. Braune kohlblättrige, kleine weisse und solche, wovon ich glaube, es seien Hallimasch. Ich kenne mich da nicht aus, aber Hallimasch könnte man essen, zumindest wenn man sich getraut und sich nicht vor der Scheisserei fürchtet. Ich fürchte mich zwar nicht, bin mir aber auch nicht sicher, ob es solche sind? Oder letztamend noch giftige.
Auf dem Nachhauseweg komme ich an einer Kuhweide vorbei. Ein Kalb will gekrault werden; intensives Daumenlutschen und Schwanzwedeln seinerseits. Ich nicht, ich verhalte mich völlig passiv. Abschliessend begegne ich noch unserem Gemeindepräsidenten. Flottes Hallo; aber kein Kraulen oder Lutschen.
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6. Oktober 2015

schwuler Priester outet sich: Ich bin katholisch!

Da komme ich nach ein paar Tagen Urlaub nachhause; und was lese ich in der Zeitung: Im Vatikan hat sich ein schwuler Priester geoutet.

„Er bin katholisch“, sagte der 43-jährigen Pole „und dieses Coming-Out widme ich meinem lieben Edoardo“. Und wie man heutzutage weiss ist diese Veranlagung nicht heilbar.

Finde ich sehr erfrischend, die beiden.

5. Oktober 2015

vom Tschingg: Nieselregen - fertig!

Wenn man ganz fest dran glaubt, könnte man meinen es sei Morgentau. Aber es ist dann doch nur gewöhnlicher Nieselregen. Und damit wohl das Ende unserer oberitalienischen Seen-Rundfahrt.
Wir fahren über die Brücke hinüber in die Schweiz. Der Zöllner steht reglos da, nur ein Wimpernzucker zeigt an, dass wir passieren dürfen. Eigentlich täte ich jetzt gerne anhalten und mich von ihm in einigen zollrechtlichen Fragen beraten lassen. Er würde sich bestimmt freuen, einem Landsmann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und für einem Moment seinem tristen Dasein zu entfliehen. Frau G. meint dann aber: Nein.

Die Autobahn und das Wetter emulgieren zu einer gräulichen Brühe. Doch wir kommen gut voran und sind gegen Mittag schon in Airolo. Frau G. will kaffeetrinken und ich einige Dinge anschauen. Wir tun beides, dann fahren wir die „Tremola“, die alte Strasse zum Gotthardpass hinauf. Kopfsteinpflaster und Serpentinen, doch vor allem eine dicke Nebelsuppe. Erst auf der Passhöhe klart es etwas auf und wir sehen mehr als nur den Strassenrand.
In Göschenen schauen wir uns noch gschwind den „Visierstollen“ aus der Zeit des Eisenbahnbaues. Ich bin immer wieder ob der grandiosen Ingenieursleistung beeindruckt. Und auch, wie Frau G. ihre Begeisterung verbergen kann.

3. Oktober 2015

bim Tschingg: Seefahrt nach Caffè Cornetto

Die Blätter rascheln leise im Wind, so lässt es sich nett erwachen. Aufstehen, kulturbeuteln, frühstücken. Heute gibt es Pulverkaffee und Resten aus dem Kühlschrank - wie eigentlich jeden Tag.
Unser nächster Halt ist der Bahnhof Laveno, denn da hat es immer freie Parkplätze. Wir schlendern ein wenig durchs Städtchen und kaufen Fahrkarten für die Fähre hinüber nach Verbania. Die Fähre ist ein eher älteres Exemplar; grösstenteils noch genietet statt geschweisst. Und mit einer Bar auf dem Oberdeck. So geniessen wir die Fahrt quer über den Lago Maggiore.

Verbania ist auf den zweiten Blick recht hübsch. Eine mondäne Uferpromenade und dahinter eine Altstadt voller enger Gässchen. Wir schauen uns ein wenig um, bewundern die Architektur und die Schaufensterauslagen; dann gelüstet es uns nach Caffè und Cornetto. An einem unscheinbaren Kiosk am alten Hafen werden wir fündig. Kaffee mit sämigem Schaum und Süssgebäck mit Konfi-Füllung. Herrlich – selbst die Tauben schauen neidisch.

Auf der Rückfahrt nach Laveno schaue ich mir noch einmal die Baustelle des neuen Theaters an. Drei oder vier unförmige Knollen umschliessen einen banalen Betonwürfel. Noch ist das Theater nicht fertig - noch besteht die Chance, dass es ein ganz tolles Meisterwerk wird. Aber ich glaube nicht so recht daran.

Hinter Laveno fallen die Berge wieder steil in den See. Wir kurven auf der Uferstrasse nach Norden. Bis nach Luino. Früher haben wir hier oft übernachtet; damals, als man noch direkt am Ufer stehen konnte. Mittlerweilen ist da eine Parkanlage und überall sonst ein Parkverbot. Wir fahren deshalb hinüber an den Lago di Lugano und übernachten in Ponte Tresa; noch im italienischen Teil des Grenzstädtchens.

2. Oktober 2015

bim Tschingg: eine Einsiedelei und Kastanienfall

Nach dem Besuch des heiligen San Carlo Borromeo wollen wir die Burg Rocca, gegenüber in Arona am Lago Maggiore, besteigen. Als wir da ankommen ist grad Markt. Also schlendern wir an den Ständen entlang und naschen von den Leckereien. Pralle Würste, schimmliger Käse und allerlei Backwaren werden feilgeboten. Und alles schmeckt wunderbar. Die Sonne brennt und ich habe Durst, also setzen wir uns in den Schatten und trinken Bläterliwasser aus tintenblauen Flaschen.
Die Burg Rocca (N45.7743, E8.5718) sparen wir uns fürs nächste Mal auf. Ich war schon ein paarmal auf dem hohen Turm und kann sagen; es lohnt sich. Der Ausblick ist grossartig und das Gemäuer auch; obwohl es wegen dem Besuch von Napoleons Soldaten neu aufgebaut werden musste.

Die Strasse schlängelt sich zuerst am Seeufer entlang nordwärts, dann führt sie durch die Hügellandschaft vorbei an verlassenen Fabriken und durch wenig schöne Dörfer. In Reno fahren wir an die Klippe und schauen über den See hinüber nach Stresa. Tief unter uns klebt die Einsiedelei „Santa Caterina del Sasso“ (N45.87673, E8.59692) am fast senkrechten Felsen. Ein Weg, oder besser gesagt eine Treppe, führt hinunter.

Die klosterartige Anlage steht auf einem schmalen Felsvorsprung und duckt sich an die senkrechte Felswand. Eine schmale Arkade verbindet die Gebäude untereinander, dazwischen sind kleine Höfe mit Katzenkopf-Pflaster und knorrigen Bäumen. Und einer grossartigen Aussicht über den See, der heute, Föhn sei Dank, tiefblau zwischen den Bergen liegt.
Zuhinterst steht die alte Kirche mit der Grablege des ersten Einsiedlers und zahlreichen Ex-Voto-Täfelchen. Die Besucher, mehrheitlich alte Leute, stauen sich vor den Sehenswürdigkeiten; aber wir sind grösser und können oben drüber schauen. Die Kirche selbst ist ein Sammelsurium aller möglichen Baustile und ein Durcheinander von Gemäuer älterer Bauten.

Die Treppe hinauf erspare ich mir und nehme stattdessen den neuen Lift. Seit etwa fünf Jahren baggert der die müden Besucher hinauf zum Ausgang. Frau G. hingegen bezwingt die Treppe – und ist vor mir oben.
Wir bleiben gleich wo wir sind und übernachten auf dem Parkplatz. Gegen Abend fahren die Ausflügler heim und es wird ganz ruhig. Die Bäume werfen lange Schatten und ab und zu Kastanien nach uns.

1. Oktober 2015

bim Tschingg: Carlo in den Kopf geklettert

An der Uferpromenade sieht man Stresa die glorreiche Vergangenheit an. Hotelpaläste aus dem Belle Epoche reihen sich entlang der Strasse. Jeder schöner und üppiger dekoriert wie die anderen. Manch ein Hotel erinnert einem an ein Märchenschloss in einem kitschigen Frauenfilm. Güldene Ziergitter, weisser Marmor und zwischen den Blumenrabatten weiden Pfaue. Vielleicht etwas dekadent, aber doch nett anzuschauen.

In den Parkanlagen stehen zurzeit Skulpturen von WAL (Walter Guidobaldi). Sie erinnern mich an die dicken Figuren vom Botero, diese hier sind aber schneeweiss und aus Polyester.
In Stresa gibt es auch ein paar ganz hübsche Altstadtgassen. Wir schlendern den Ladengeschäften entlang und schauen uns die Auslagen an. Das meiste ist Kitsch, ausser man steht auf Plastik-Heiligenfiguren, Strandneger-Schmuck oder handgetöpferte Seifen odr so.

Dank dem Föhn haben wir heute einen ganz klare Sicht aufs gegenüberliegende Ufer und die Borromäischen Inseln. Der Himmel, die Berge, der See - alles blau in blau in blau. Herrlich schön. Aber dann landen immer mehr Reisebusse und kalben Ausflüglern - und wir fahren weiter.

Etwas unterhalb von Stresa steht in Arona auf einem Hügel eine riesige Figur des heiligen Carlo Borromeo. Er ist hier im Ort aufgewachsen, später wurde er Erzbischof von Mailand und dann heilig. Die Statue ist etwa halb so hoch wie die Freiheitsstatue, aber doppelt so alt. Sie wurde 1698 fertiggestellt und sie diente später dem Bartholdi, dem Erbauer der Freiheitsstatue, als Vorbild.

Zuerst geht es sechzig Treppenstufen hinauf auf den Steinsockel wo die Statue steht. Der Kerl ist fast 24 Meter hoch, ist aus Kupferblech und innen hohl. Durch eine schmale Luke steigen wir hinein. Zwischen Kupferhaut und der steinernen Stützkonstruktion ist grad genug Platz für ein Leiter nach oben. 85 Stufen später endet der Granitkern auf Schulterhöhe. Hier ist  ein wenig Platz, nicht viel, grad genug um anderen Besuchern auszuweichen. Und von hier kann man in den Kopf hinauf klettern.

Frau G. ist selber überrascht, wie problemlos sie hier hinauf kam. Wir schauen durch die Nasenlöcher hinunter zum ausgestreckten Arm und den Besuchern weit unten auf dem Rasen. Durchs Ohr sehen wir auf der andern Seite des Lago Maggiore Arona und die Burg Rocca.
Schon erstaunlich, mit welche einem Eifer und mit welch einer handwerklichen Hingabe die Leute damals den "Colosso di san Carlo Borromeo" schufen. Heute werden solche Monumente nur noch von verhaltensoriginellen Diktatoren erbaut.