30. November 2017

nach Valencia: Ferien im Rentner-Paradies

Oropesa del Mar. Für die nächsten Tage wohne ich nun hier auf dem Camping in meinem Bungalow „Playa“. Eigentlich ist das ja bloss eine hölzerne Gartenlaube mit tristen Möbeln und einem Plastik-Bad – eigentlich wie in einem Wohnmobil. Aber es ist urgemütlich und ich fühle mich richtig hier wohl.

Heute will ich ausschliesslich nichts machen. Was mir − das kann ich jetzt schon sagen – auch recht gut gelingt.
Ein Restaurant ganz in der Nähe hat heute Paella-Tag. Die Frau Mutter steht am Herd und kocht eine Reispfanne nach der anderen. Und zwar „Paella valenciana“; die einzig richtige Paella. Also mit in Olivenöl geschmortem Huhn und Kaninchen, dazu mit Tomate, Knoblauch, Safran und weissen und grüne Bohnen. Und mit spanischem Reis.

Auf keinen Fall, so sagt man hier, gehören Fische, Muscheln oder andere Meerestiere in eine richtige Paella. „Arroz con cosas“ − Reis mit Zeugs sei das; Touristen-Paella.

Auf der Mauer hocken Vögel und geiern nach meinem Essen. Immer wenn ich hinaufschaue machen sie einen auf niedliche Singvögel. Aber ich durchschaue die Viecher, ein Moment der Unaufmerksamkeit und die Raubvögel stürzen sich auf mein Mittagessen. Doch ich bleibe wachsam und esse schnell.

Es ist spätsommerlich mild. Wir sitzen den ganzen Nachmittag draussen und plaudern. Später kommen noch Mario und Ruth dazu. Ich kenne sie von früher. Sie wohnen im Sommer auf ihrem Boot und im Winter im Camping-Ferienhaus in Spanien.
Obwohl die ganze Touristenzone menschenleer aussieht, sind die Campingplätze dazwischen gut besucht. Viele Wohnmobil-Überwinterer aus England, Holland und vor allem aus Deutschland. Die meisten sind Rentner und dementsprechend unaufgeregt ist die Stimmung.
Doch alle machen einen sehr zufriedenen Eindruck und sind bester Laune. Es scheint zu gefallen. Vielleicht wäre das ja auch etwas für Frau G. und mich? Später, wenn wir auch alt sind.

29. November 2017

nach Valencia: Vilanova–Tarragona-Oropesa

Vilanova i la Geltrú. Mir kommt es vor, als sei ich schon lange unterwegs, doch dabei ist es erst der dritte Tag. Beim Frühstück sagt die Frau: «Nein, heute gibt es keines»! Gut, dass mein Zug erst um zehn losfährt und ich vorher noch ausgiebig die Cafeterìa de l'Estació heimsuchen kann.

Kurz nach zehn fährt mein Zug nach Tarragona los. Er wird zwar mit zehn Minuten Verspätung angezeigt, ist aber pünktlich. Der Zug ist ein Talgo; ein spanischer Zug mit einem sehr speziellen Fahrwerk. Die Räder befinden sich nicht unter, sondern zwischen den einzelnen Wagen. Geschmeidig wie ein Aal gleitet wir der Küste entlang; 160 km/h. Das Mittelmeer ist himmelblau. Das Land aber ist aber fast überall mit dämlichen Hotels und Ferienhäusern vollgeschissen − öööhm − dicht bebaut.

In Tarragona muss ich umsteigen und habe etwas Zeit für einen Stadtrundgang. Vom nahen Hügel aus kann ich den Bahnhof, den Hafen und das römische Amphitheater überblicken. Die Wintersonne scheint lauwarm und da und dort blühen noch, oder schon wieder Blumen.

Kurz vor zwölf geht es weiter; wieder ein Talgo. Doch diesmal reise ich in der preiswerten Touristenklasse. Wieder sehr bequem und sehr sanft. Wir schweben manchmal direkt am Mittelmeer entlang, meistens aber durchs hüglige Hinterland. Mandarinen-Bäume und sehr-sehr viel Umgebung. Ein paarmal halten wir in einer Stadt. Kaum jemand steigt ein oder aus, und mein Wagen bleibt fast leer.
Pünktlich um halb zwei landen wir in Oropesa del Mar. Draussen warten bereits meine Freunde Lucia und Peti auf mich. Sie wohnen für einigen Wochen hier in Oropesa auf einem Camping und geniessen den spanischen Spätherbst. Doch bevor wir zum Campingplatz fahren, ist jetzt erst einmal Fütterung angesagt. Ich entscheide mich für das Tagesmenü: Bunten Salat, eine Art Gemüse-Rührei und gebratenen Fisch mit salzigem Gemüse.
Die Palmen wedeln und das Meer wellt friedlich vor sich hin. Isch schön hier.

Auf dem Camping Oasis habe ich mir einen Bungalow reserviert. Es ist ein hübsches Holzhäuschen mit allem was man so braucht. Und Peti und Lucia haben alles für mich vorbereitet. Schlüssel, Bettwäsche und ein kanariengelbes Velo. Perfekt.
Wir machen gleich eine kleine Ausfahrt und ich schaue mir die Umgebung an. Gigantische Ferien-Wohnblocks reihen sich hier kilometerweit am Kiesstrand entlang; zehn Stockwerke hoch und jetzt im Winter nahezu unbewohnt. Und eine solche Ferien-Maschine steht direkt neben unserem Camping − und wirft finstere Schatten. Bereits kurz nach drei verschwindet die Sonne hinter dem Wohnblock. Fast wie zuhause.

Renfe Talgo 697, Vilanova-Tarragona, 1. Klasse € 7.10
Renfe Talgo 1111, Tarragona-Oropesa, 2. Klasse € 13.55

28. November 2017

nach Valencia: von Montpellier bis Vilanova

Montpellier. Es ist ein sonniger Morgen. Die Fassaden und dürren Palmen gegenüber leuchten goldgelb. Isch schön hier.
Ich bin frühzeitig am Bahnhof, da ich noch Billets aus dem Automaten ziehen muss. Ich habe einen Code, den ich jetzt in richtige Fahrkarten umwandeln sollte. Ein Eisenbahner hilft mir an den Automaten, denn es geht nur an den weissen Automaten, an den roten nicht.

Der Bahnhof Montpellier Saint-Roch sieht aus wie eine Kathedrale. Eine spektakuläre Stahl-Glas-Konstruktion überspannt die Warthalle im Obergeschoss. Viel Platz, viel Licht, viele Sitzgelegenheiten und schnelles WiFi - perfekt.

Pünktlich um 9:33 fährt mein AVE, ein spanischer Hochgeschwindigkeitszug, los. Er kommt aus Marseilles und fährt nach Madrid. Ich werde aber schon in Barcelona wieder aussteigen; Fahrzeit drei Stunden. Der Zug ist unglaublich leise und die Sessel sind zwar fragwürdig gemustert, aber wirklich bequem.

Schnell wie der Blitz sausen wir westwärts. Schon bald sehe ich das Mittelmeer. Zwischen Sete und Narbonne rasen wir durch die südfranzösische Seen- und Tümpellandschaft. Im schuhtiefen Wasser stehen Flamingos und schauen uns synchron nach.
Hinter Perpignan schiessen wir mit Vollgas in den Pyrenäen-Tunnel und sind schon wenige Minuten später in Spanien. Es ist sonnig und milde 21° warm.
Lange bevor Barcelona hübsch wird verschwinden wir in einem Tunnel. Kurz nach halb eins erreichen wir den unterirdischen Hauptbahnhof "Barcelona Sants". Hier muss ich umsteigen, denn ich will ja weiterhin an der Küste entlang fahren. Und dafür brauche ich auch noch eine Fahrkarte. Also hinauf in die Halle zur Info, dann an den richtigen Schalter und dann wieder hinunter in den Keller zur „Rodalies“. Ungeschickterweise hat man mir den falschen Bahnsteig genannt. Also wieder hinauf, noch einmal fragen und wieder hinunter. Dann kommt auch schon mein Zug.

Mit etwas Verspätung zockelt die Vorortbahn um halb zwei gemütlich aus dem Kellerbahnhof hinaus. Als wir auftauchen sind wir bereits am Stadtrand Barcelonas und durchqueren einfältige Hochhaussiedlungen und Industriegebiete. Nach und nach wird die Küstenlandschaft hübscher.

Um viertel nach zwei erreiche ich Vilanova i la Geltrú. Hierher komme ich eigentlich nur wegen der Bahnfahrt an der Küste entlang. Und wegen dem katalonischen Eisenbahnmuseum. Dass mir für den Museumsbesuch nur wenig Zeit bleibt, wusste ich. Doch wegen der Verspätung reicht es nun nicht mehr - das Museum schliesst in zehn Minuten. Egal, ich mag eh nicht schon wieder alte Lokomotiven anschauen.

Heute wohne ich im Hotel Gatell, nicht weit vom Bahnhof. Es ist recht hübsch und nett – das Hotel und das Froilein am Empfang.

Renfe/SNCF 9731, Montpellier-Barcelona, 1. Klasse € 36.-
Rodalies R2sud, Barcelona-Vilanova i la Geltrú, € 4.10

27. November 2017

nach Valencia: im Zug nach Südfrankreich

Es ist eiskalt und stockfinster auf dem Bahnhof Giswil. Bei jedem Halt steigen schläfrige Pendler in meine S5. Um 7:00 legt in Luzern der Interregio nach Genf ab. Es wird langsam Tag und in der Gegend von Sursee verkauft mir der Minibar-Mann ein Kaffee. Seltsamerweise ist der Kerl dem Namen nach vom Balkan; normalerweise sind das ja sonst immer Tamilen – verrückte Welt.


In Freiburg/Fribourg verlassen wir die Deutschschweiz. Merken tut man davon nichts, aber nun spricht der Zuglautsprecher zuerst französisch und erst danach deutsch. Kurz vor zehn landen wir pünktlich in Genève. Gazellengleich renne ich in grossen Sprüngen vom Gleis 2 ganz nach hinten zum Zoll und dann zum Gleis 7, wo grad mein Zug nach Valence einfährt.

Insgeheim hatte ich mich auf einen klassischen lokbespannten Zug gefreut, doch es ist bloss so ein Vorort-Lutscher. Ich ergattere aber einen netten Sitzplatz mit Tisch und Steckdose. Die Polster sind schon wieder blau und diesmal sogar richtig bequem. Pünktlich um 10:00 fährt der Zug − nicht los. Wir Passagiere bekommen zuerst ausgiebig Gelegenheit über die Pünktlichkeit und Fahrpläne im Allgemeinen zu sinnieren. Mit einer Viertelstunde Verspätung fahren wir dann doch los.
Der Zug ist überraschend zügig unterwegs. Die Landschaft fliegt nur so vorbei; Flüsse, Seen, Weinberge, Schneeberge. Schon in Annecy haben wir die Verspätung komplett aufgeholt.

Kurz vor Valence geraten wir dann noch in eine Baustelle; so dass ich schlussendlich mit zwanzig Minuten Verspätung im Bahnhof Valence TGV ankomme. Egal, ich habe ja eh eine Stunde Zeit zum Umsteigen.
Valence TGV ist ein neuer, moderner Bahnhof weit ausserhalb der Stadt. Hier kreuzen sich die Bahnlinien. Oben fahren die Busse und Regionalzüge und unten die TGV. Ab und zu donnert einer ohne Halt und mit über 200 km/h mitten durch den Bahnhof. So etwas habe ich noch nie gesehen − grauslig schön.

Kurz vor der Abfahrt meines TGV nach Montpellier wird zuerst 5, dann 20 Minuten Verspätung gemeldet. Dann 1 Stunde! Um 15:15 kommt dann ein etwas abgeschabter TGV Duplex angefahren und ich steige ein. Die letzte Etappe reist Monsieur Muger nun 1. Klasse, bei drei Euro Aufpreis konnte ich da nicht widerstehen. Die Sitze sind breit und weich und flauschig bequem.
Wir rasen pfeilgerade durch die südfranzösische Landschaft. Die Abendsonne leuchtet milchig wie in einem kitschigen Western. Um halb fünf − statt um halb vier − erreichen wir Montpellier. Mein Hotel ist gleich beim Bahnhof. Es ist alt und etwas abgewohnt, genau wie ich es gerne mag.

ZB S5 Giswil-Luzern
SBB IR 2510 Luzern-Genf, beide zusammen Fr. 40.- 
SNCF TER 96634 Genève-Valence, 2. Klasse
SNCF TGV 5331 Valence-Montpellier, 1.Klasse, zusammen € 40.45

25. November 2017

Eisenbahnsport Spanien

So, wir haben unseren Möbelwagen ins Winterlager gebracht. Die Wohnbatterie schwächelt und ich glaube nicht, dass sie den nächsten Winter übersteht. Aber dadrum kümmere ich mich später, denn jetzt steht zuerst meine traditionelle Novemberreise auf dem Programm.

Diesmal geht’s mit der Bahn nach Spanien; Eisenbahn fahren und mir ein paar Sachen anschauen. Vorbereitet habe ich so gut wie nichts und will mich einfach treiben lassen – zumindest soweit es der teils spärliche Fahrplan zulässt.
Ich möchte die anregende Langeweile langer Bahnfahrten geniessen. Auf fremden Bahnhöfen sitzen, Kaffee trinken und den Leuten nachschauen. Und an der Costa del Azahar Freunde heimsuchen.

22. November 2017

Kürbissuppe mit Käsewürstli

Heute wieder einmal eine Wurst. Diesmal vom hiesigen Bauernmarkt – in Kürbissuppe badende Käsewürstli.

Oder wie wir sagen tun: Chirbsäsuppä mid Chäswürschtli. Eine ausserordentlich gut gelungenes Menü.

21. November 2017

Bulgarien: vergrabene Panzer?

Das erste Mal erfuhr ich kurz nach der Wende von den vergrabenen Wehrmachts-Panzern in Bulgarien. Und ich wusste gleich, die will ich mir irgendwann mal ansehen. Lange hörte ich nichts mehr davon, bis vor einigen Jahren ein Militaria-Sammler einige ausgrub und sie nach Deutschland transportieren wollte. Er wurde dabei erwischt und wegen Panzerdiebstahl angeklagt.

Vergrabene Wehrmachts-Panzer; aber warum und wieso? Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese fast neuen Panzer übrig geblieben. Sie waren voll funktionsfähig, aber Nazi-Panzer passten so überhaupt nicht ins Ostblock-Konzept. Also baute die bulgarische Armee die wertvollen Maybach-Motoren aus und machte aus den Überbleibseln kleine „Bunker“. Man grub die Panzer entlang der türkischen Grenze einfach soweit ein, dass nur noch die Kanone aus der Erde rausguckte.

Nach dem Panzer-Diebstahl barg die bulgarische Armee alle Fahrzeuge und brachte sie ins „Museum des siegreichen Kampfes“ in Yambol. Für mich ist das jetzt natürlich ganz praktisch, muss ich nicht mehr durchs Gestrüpp streunen und die vergrabenen Kolosse suchen.
Wir erhalten vom Museumsdirektor eine persönliche Führung. Er war früher selber Panzer-Kommandant und kennt sich gut aus. Bei den Wehrmachts-Panzern handelt es sich vor allem um „Panzer IV“. Die wurde damals tausendfach gebaut und stehen heute in vielen Museen weltweit.

Daneben gibt es aber auch noch einige wesentlich seltenere „Sturmgeschütz IV“ und einen sehr seltenen „Jagdpanzer IV“.  Interessanterweise stehen alle drei Panzertypen auch im Panzermuseum Thun, den Weg nach Yambol hätte ich mir deshalb auch sparen können…

Als man die Wehrmachts-Panzer ausgrub waren viele davon in einem sehr guten Zustand. Selbst der originale Anstrich war noch vorhanden. Doch inzwischen hat man leider die meisten mit Rostschutzfarbe angestrichen, grün und senfgelb…

20. November 2017

hinter dem Berg

Bei uns in den Bergen vergehen die Jahreszeiten nicht gleichmässig, sondern eher sprunghaft. Gestern noch schien die Sonne bis in den Abend hinein. Doch heute schaffte sie es nicht mehr über den Berg und verschwand bereits um halb vier hinter dem Giswilerstock. Jetzt ist definitiv Winterzeit.

Erst im nächsten März wird die Sonne den Stock wieder überspringen. Dann scheint von einem Tag auf den anderen eineinhalb Stunden länger. Dann plumpst der Frühling ins Tal.

17. November 2017

er war ein guter Chili

Er war ein guter Chili-Busch. Den ganzen Sommer über produzierte er seine feurigscharfen Früchte hundertfach. Und selbst jetzt im Spätherbst drückt er noch einige raus. Säckeweise schlummern die roten Schoten nun im Tiefkühler. Sie werden uns noch lange erfreuen und uns den Winter über in die Zunge beissen.

Doch nun ist seine Zeit vorbei - Frau G. hat ihn ausgerissen und auf den Komposthaufen geworfen. Denn scharf kann er sehr gut, Frost aber überhaupt nicht.

16. November 2017

Bulgarien: wo ist Asenovo?

Als ich da neulich über die rostigen Lokomotiven in Kaloyanovets berichtete, habt ihr bestimmt auch gedacht: Geht der Muger auch Asenovo anschauen? Und – ja, wir waren dort.
Denn auch in Asenovo hatte die bulgarische Bahn eine grosse Zahl von Lokomotiven und Wagen eingelagert. Aus sie dienten als „strategische Reserve“ für Krisen- und Kriegszeiten.

Der Eisenbahn-Depot Asenovo (n43.2564, e26.0438) liegt sehr versteckt in einem unbewohnten und bewaldeten Tal. Ausser einem kleinen nassen Hund war niemand da. Aber das ganze Areal ist mit einem hohen Zaum abgesperrt und vermutlich auch videoüberwacht. Von der Rückseite wäre ich vermutlich trotzdem hinein gekommen. Doch der Regen und die Vernunft verhinderten es.

Die historischen Dampflokomotiven stehen alle in verschlossenen Hallen. So konnte ich mir halt nur einige wenig interessante Güterwagen im Unterstand anschauen.
Die "Tabaklok", die zurzeit in der Schweiz renoviert wird, stammt übrigens auch von hier.

15. November 2017

das Muger-Interview bei Likibu

Neulich bat mich Likibu.de um ein Interview. Ich bekomme viele solcher Anfragen, doch meistens sage ich ab, da ich bekanntlich eher scheu und schweigsam bin.

Wie auch immer, lest es selber: >>> Hier

13. November 2017

frisch verliebt, odr so

Bauchkribbeln, Gesichtsröte und Herzpochen – man könnte meinen ich sei frisch verliebt. Doch nach dem Kotzen ahne ich, es ist wohl was anderes. Ein „grippaler Infekt“ hat heimgesucht.
Nun sitze ich fiebrig und schüttelfrostend am Computer und wimmere leise vor mich hin. Mein Schädel scheint demnächst zu platzen und aus allen Löchern rinnt der Schnudder. Alles macht weh und ich mag gar nichts tun, nicht einmal essen.
Aber ich muss jetzt unbedingt arbeiten, denn zwei Projekte müssen in in wenigen Tagen raus. Wenn die nicht fertige werden, platzt Ende November meine Spanien-Reise...

10. November 2017

Bulgarien: das Walross fliegt heim

Der letzte Tag einer Reise ist immer etwas blöd. Zum einen wäre ich gerne noch ein zwei Wochen länger geblieben. Zum anderen ist es vier Uhr früh, als der Wecker uns mit flotter Schlagermusik in den nebligen Tag katapultiert. Eine Taxi-Frau rast mit uns zum Flughafen, wo wir uns in eine erstaunlich lange Reihe von Reisenden einordnen.
Irgendwann später fliegen wir los. Der Flug ist sehr angenehm und ich döse die ganze Zeit vor mich hin. Später hat man mir erzählt, ich hätte geschnarcht. Es habe sich angehört wie ein ertrinkendes Walross. Wobei ich das nicht glaube, denn Walrösser können hervorragend schwimmen.

In der Morgendämmerung landen wir im EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg. Ein paar Schisser klatschen erleichtert. Mir ist das immer peinlich. Doch schlagartig wird mir jetzt klar, weshalb sie vor einigen Jahren überall diese Cockpit-Türen eingebaut haben. Den Piloten ist diese Klatscherei auch peinlich.

Grad als wir vom Flughafen wegfahren, kriecht die Morgensonne über die Hügel. Sieht schön aus und versüsst uns etwas die öde Autobahnfahrt nach Hause. Um neun sind wir da; und um fünf nach neun liege ich im Bett und hole den versäumten Schlaf nach.

9. November 2017

Bulgarien: Sofia herbstlich bunt und lecker Kuchen

Sofia. Das eigentliche Wahrzeichen von Sofia ist die Alexander-Newski-Kathedrale. Auch wenn sie mit ihren vielen goldenen Kuppeln sehr historisch ausschaut; sie ist erst gut 100 Jahre alt.
Innen ist sie noch prächtiger als aussen. Polierte Steinböden, goldiges Gekröse und edle Schnitzereien. Vor der Ikonostase segnet ein Geistlich gegen ein Trinkgeld die Gläubigen und es riecht nach Weihrauch. Wir sitzen lange da und schauen zu.

In der gleich nebenan stehenden Sophienbasilika kann man durch Gläser im Boden in die Vergangenheit schauen. Heute aber nicht; es ist grad ein Beerdigungs-Gottesdienst.
Deshalb spazieren wir über den Trödelmarkt im Park daneben. Es gibt Wollmützen, Heiligenbilder und allerlei Nazi-Erinnerungsstücke. Das ist nix für uns und wir gehen deshalb in die „Zentralmarkthalle Sofia“ (n42.6999, e23.3219). Die Markthalle ist eine schöne Gusseisenkonstruktion und voller Ladengeschäfte. Hier kann man wunderbar herumlungern. Oder essen. Ich bestelle einen Gemüseeintopf mit Hühnerfleisch, der sensationell gut schmeckt.

Gleich hinter der Markthalle steht die Synagoge von Sofia. Es soll die grösste in ganz Europa sein. Doch für heute haben wir schon mehr als genug Kirchen gesehen. Deshalb fahren wir mit der Strassenbahn erst zur Lavov Most, der Löwenbrücke. Und dann weiter zum Hauptbahnhof. Der wurde in den 1970-er Jahren im Stil des sowjetischen Brutalismus gebaut und kürzlich renoviert. Jetzt sieht er richtig schick aus.

Natürlich fehlt auch die obligate Sockel-Lokomotive nicht. Hier hat es gleich zwei davon, doch wir interessieren uns mehr für das gastronomische Angebot. Das ist sehr, sehr mager. Drum donnern wir mit der Metro zum NDK, dem Nationaler Kulturpalast.
Der Kulturpalast ist riesig gross und gehört zu den besten Veranstaltungshallen Europas. Und er ist zurzeit wegen der Renovation geschlossen. Gut, dann essen wir den Kuchen halt andErswo.

Sofia hat mir sehr gut gefallen. Das Stadtzentrum ist recht übersichtlich und die Leute sind sehr entspannt. Wir kommen bestimmt wieder.