29. März 2013

knallbunte Ostern

Zum ersten Mal sah ich sie vor vielen Jahren im Iran – die farbige Küken. Es gibt sie aber anscheinend in ganz Asien. Und nun schwappt die Kücken-Mode auch nach Europa über.

Die Tierschützerinnen landauf-landab sind empört - von wegen Tiere quälen; und so. Ich finde aber, warum soll man bloss ungefärbte Hühner quälen dürfen?
In diesem Sinne - frohe Ostern.

28. März 2013

mein Schöneuterpreis

Neulich fragte ein Kumpel: «Muger, du bist doch ein schlauer, grosszügiger und hübscher Kerl» – gut, hat er nicht genau so gesagt, aber ich wollte es mal erwähnen - «... wohlhabender Kerl, würdest du nicht für unser Jubiläum etwas spenden?» Auf meine Nachfrage, um was es denn gehe, erklärte er mir: Die Braunviehzuchtgenossenschaft feiere ihr 100-jähriges Bestehen und veranstalte deshalb eine Viehschau. Und sie täten sich usinnig freuen, wenn ich einen Preis spenden würde.

Symbolbild
Da konnte ich natürlich nicht Nein-sagen. Ich stiftete den „Schöneuterpreis für Erstlaktierende“; und zwar für den Gewinner.
Es ist halt einfach ein gutes Gefühl, sich für das Braunvieh zu engagieren. Und für schöne Euter beim Nachwuchs.

27. März 2013

Giswil: nicht schön hier ...

Kürzlich hatte ich Auswärtige zu Besuch. Ich zeigte ihnen mein Heimatdorf; Giswil. Und auch die Landschaft drum herum. Die Berge, Seen und Sehenswürdigkeiten. Über uns der enzianblaue Himmel und im Geäst zwitschern die Vögelein. Am Wegesrand recken die Schneeglöggli ihre Hälse. Sooo schön.
Mit stolzgeschwellter Brust sagte ich: «oooh - ist das nicht schön hier». «Ja das stimmt – ist nicht schön hier» meinte einer!
Sowas - sowas tut weh im Herzen ...
.

26. März 2013

Verbrechen lohnt sich nicht mehr

Vor einigen Jahren eigentumte ich ein blaues Velo. Wenn ich auf ihm durchs Quartier ritt, fühlte ich mich wie ein König. Der Fahrtwind wirbelte durch meine Frisur und die alleinerziehenden Mütter grüssten uns mit einem lieblichen Schmunzeln. Eine Pannenserie beendete dann leider unsere gemeinsame und glückliche Zeit.

Der Versuch, mein blaues Velo zu verkaufen, misslang kläglich. Und auch geschenkt wollte es keiner haben. Also stellte ich mein blaues Velo in aller Öffentlichkeit ab - und hoffte auf einen Dieb. Nach einigen Tagen schaute ich nach. Es stand immer noch da, einzig der Sattel wurde entwendet. Selbst auf die Diebe ist kein Verlass mehr.

25. März 2013

in den Kopf gestiegen

Arona ist ein hübsches Städtchen am Lago Maggiore, in Norditalien. Auf einem Hügel am Stadtrand steht das grosse Denkmal für den heiligen Karl Borromäus; San Carlo Borromeo. Die kolossale Figur ist stolze 35 Meter - und das ist für eine Statue aus dem späten 17. Jahrhundert Weltrekord.

Die Statue ist komplett mit Kupferblech verkleidet. Im Inneren verbirgt sich eine Eisenkonstruktion, die wiederum von einer schulterhohen Granitsäule gestützt wird.

Auf der Nordseite kann ich durch eine Luke dem Borromeo unter den Rock schlüpfen und über enge Treppen und Leitern bis in den Kopf hinauf klettern. Der ist völlig hohl, was von einem Heilige nicht unbedingt erwartet hätte. Vor mir das Gesicht von innen, drei Meter hoch - seltsam. Durch die Augen und Nasenlöcher gucke ich in die Landschaft hinaus.

Wegen der Enge dürfen jeweils bloss zwei Leute gleichzeitig hinaufsteigen. Wer mag, kann sich einen Sicherungsgurt ausleihen. Aber wer den nimmt, sagt der Pförtner, kehrt sowieso nach ein paar Metern wieder um.

23. März 2013

mein Esel in der Sahara

Neulich habe ich in Marokko ja auch Felsbilder gesucht. Die Betonung liegt auf „gesucht“, denn gefunden habe ich kaum etwas. Dass die Sucherei aber auch ganz anders ausgehen kann, beweist meine Lieblings-Felszeichnung; mein Esel in Algerien.

Diese jungsteinzeitliche Gravuren fand ich in der Nähe von El Ghicha (33.9423, 2.1348) in Algerien. Sie zeigt vermutlich nicht einen Esel, sondern ein Zebra. Das vermutet man wegen der Ohrenlänge und der Streifen im Fell.
Die Felszeichnung wurden 1897 von zwei Franzosen, Reynaud de la Gardette de Favier (und das ist erst der Nachname!) und Joly, wiederentdeckt. Sie ist seither etwas in Vergessenheit geraten, vielleicht schützt sie das etwas vor dem allgegenwärtigen Vandalismus.

22. März 2013

heute keine Gummistiefel

Es regnet nicht mehr - die Wolken sind wohl grad defekt.

Von mir aus könnte der Frühling jetzt aber loslegen.

21. März 2013

Konfuzius irrt

Vom Meister Konfuzius: «Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben»

Und seine Küche wird für lange Zeit absonderlich stinken; und der Mann auch.

20. März 2013

Internet unterwegs

Ich werde immer wieder gefragt: «Wie kommt man unterwegs eigentlich ins Internet?» Gute Frage: Grundsätzlich gibt es da zwei Möglichkeiten; UMTS oder WLAN. Und es ist bei weitem nicht so kompliziert, wie es ausschaut.

UMTS ist das Handynetz. In vielen Ländern bieten die lokalen Telefongesellschaften Daten-Flatrates an, also einen zeitlich begrenzten Zugang zum Internet. In der Praxis kauft man sich dazu einen Stick mit einer Prepaid SIM-Karte (das weisse Zäpfchen auf dem Bild). Den muss man nur im Compi einstecken und man hat Internet. Zumindest überall da, wo Handyempfang ist.
Beispiel: In Marokko kostet einen Monat freien Internetzugang für etwa 25 Franken. Keine Registrierung, keine weiteren kosten; und es funktioniert. Verkauft werden diese Sticks von den Handy-Läden in der Innenstadt. Am besten nimmt man seinen Compi gleich mit in den Laden und lässt sich vom Verkäufer den Stick installieren und einstellen. Wer durch viele Länder weltreist, muss man dann halt aber in jedem Land einen neuen Stick kaufen.

Die zweite Möglichkeit ist WLAN, meist „WiFi“ genannt. Hierzu braucht man gar nichts. Man schaut sich am Compi die empfangenen WLAN an und klickt sich in ein Offenes ein. Diese erkennt man am „!“-Symbol.
Und wo findet man solche offenen Zugänge? In vielen Ländern wimmelt es förmlich von offenen WLan. Wenn nicht, so bieten zum Beispiel McDonalds, Starbucks oder ähnlichen kostenlosen Internetzugang an. Auch Tankstellen, Einkaufszentren und die Touristen-Info. Und wenn kein offenes Netzt da ist, setze ich mich auf den Hauptplatz und schaue was für Netze ich empfange. Meist sind da einige Gaststätten dabei. Und da bekommt man dann zu Kaffee auch gleich den Zugangscode. In manchen Ländern gibt es die Internetcafes. Hier kann man sich meist auch mit dem eigenen Compi einklicken.
Um meinen WLAN-Empfang zu verbessern benutze ich eine zusätzliche Antenne mit Verstärker. Damit habe ich deutlich mehr Reichweite und viel besseren Empfang.

19. März 2013

Krokusse glotzen

Neulich ging ich raus und schaute nach dem Frühling. Die Sonne leuchtete fahl und hinter dem Müllcontainer lag noch gräulicher Schnee mit Konfetti drin. Sonst war nichts los - Winterpause.

In einer Rabatte standen eine ganze Herde Krokusse. Sie glotzen mich stumm an und einer kaut eine Biene. Ist das jetzt der Frühling?

18. März 2013

der Papst ist ein Ausserirdischer

Jetzt bin ich mir sicher, der Papst ist ein Ausserirdischer! Denn überlegt doch mal: Für einen Menschen beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass er Papst ist, etwa 1:7,1 Milliarden. Das ist äusserst selten. Äusserst!

Jetzt habe ich grad neulich einen Papst im Fernsehen gesehen! Da das Vorkommen von Papst in der Erdbevölkerung aber so extrem unwahrscheinlich ist, kann das doch nur eines bedeuten: Der Papst ist kein Erdenmensch. Aber wenn nicht von der Erde, woher denn dann? Natürlich; aus Ausserirdien. Der Papst ist ein Ausserirdischer - höchst wahrscheinlich!
.

17. März 2013

schrille Weiber und Reisezubehör

Zalando kenne ich bisher bloss vom Fernseher. Schrille Weiber und ein dämlich grinsender Pöstler mit Schuhkartons. Nichts für mich, wäääh ...
Zalando hat aber mittlerweile auch einen grossen Bereich für Outdoor-Klamotten und Reisezubehör im Shop.

Und derzeit können sich Kaufwillige von einem netten Info-Spiel bespassen lassen. In einer gammeligen Fischbüchse verbergen sich eine Handvoll lustiger Videos mit Fakten zum Weltreisen. Ganz witzig, irgendwie - odr so.

16. März 2013

erschröckhliche Feürsbrunst in Stans

Um zwei Uhr nachts brach im Haus des Pfarrers Franz Arnold vom Bach ein Feuer aus. Bald darauf brannten auch drei Nachbarhäuser und das Wirtshaus „bey dem Rosslein“. Die Leute versuchten alles, um den Brand einzudämmen. Aber es half nichts; das Feuer breitete sich aus. Stans brennt.

Als am 17. März 1713 der Morgen dämmerte, war Stans abgebrannt. Der Grossbrand hatte inner fünf Stunden mehr als achtzig Gebäude dahin gerafft. Zweidrittel des Dorfkerns waren zerstört.

Genau vor 300 Jahren. Übrigens: Ich habe im Bild den Ort des Brandausbruches markiert. Gleich oberhalb sieht man das abgebrannte Rathaus und rechts die Kirche. Die abgebrannten Häuser dazwischen wurde nicht mehr aufgebaut, hier befindet sich seither der Dorfplatz.

15. März 2013

300 Jahre Luftpumpe

Genau heute vor dreihundert Jahren erblickte ein gewisser „Nicolas Louis de Lacaille“ das Licht Frankreichs. Aus ihm wurde später ein weitherum bewunderter Mathematiker und Astronom.

Er entdeckte viele Sternbilder. Wobei man sagen muss, die waren schon vorher da, er hat ihnen bloss Namen gegeben. Sonderbare Namen; "Mikroskop", "Schiffskompass" und "Ofen". Mein Liebling ist das Sternbild „Luftpumpe“.
Denkt doch heute Nacht, wenn ihr in den Nachthimmel schaut, kurz an den grossen Nicolas Louis de Lacaille.
.

14. März 2013

Gegenstände auf der Fahrbahn

Man hört es ja fast täglich in den Verkehrsmeldungen: «... liegen Gegenstände auf der Fahrbahn!». Bis jetzt war mir das völlig egal. Sollen die halt auf der Fahrbahn liegen. Ist mir doch Wurst. Aber heute - heute, war ich ein Direktbetroffener. Denn mir war so ein Gegenstand auf der Fahrbahn ...

Mitten auf der Strasse und ganz allein stand ein Anhänger. Ein kleiner, grauer Anhänger mit einem braunen Klavier oben drauf. Ganz einsam, ganz verloren. Traurig.

Ein richtiger Experte in solchen Sachen ist der charmante Philosoph und Feingeist Matthias Egersdörfer aus Deutschland.

13. März 2013

braungrüne Zärtling und kein Papst

Nachdem ich ja kurz weg war, habe ich nun den angestauten Zeitungsstapel durchlesen. Und was lese ich da für erschreckende Meldungen! Nichts ist mehr wie vorher.

+ der Papst hat seinen Job als "Stellvertreter Jesu Christi" gekündigt.
+ der „Braungrüne Zärtling“ ist der Pilz des Jahres.
+ viele Deutschen mögen keine Pferde.
+ die weltweit beliebteste Farbe ist bunt.

12. März 2013

kein Nichtraucherflug

Neulich plärrte die Platzanweiserin im Flugzeug: «… Damen und Herren, dies ist ein Nichtraucherflug ...».

Und woher - bitteschön – kommen dann diese Streifen am Himmel, wenn nicht von den Piloten, die bei offenem Fenster rauchen?

11. März 2013

isch bin kein Böörliner

Nach Ostern bin ich wieder für einige Tage in Berlin zu Besuch. Ich tue da Dinge. Ich habe aber noch Zeit übrig. Deshalb suche ich nach Tipps und Anregungen, was ich da so unternehmen könnte? Besondere oder skurrile Sehenswürdigkeiten, interessante Leute, odr so.

Oder vielleicht möchte jemand von euch einmal mit mir eine Wurst essen? Oder mir dabei zugucken. Oder mir etwas anderes zeigen.
Wie auch immer - ich täte mich darüber freuen.

9. März 2013

Marokko: und wie war’s?

Sooo – jetzt bin ich also wieder zuhause. Zuhause bei Frau G. und wieder im Winter. Die Post stapelt sich halbmeterhoch. Und alle fragen mich: Und - wie war’s in Marokko?
Ja - schön war es; die Reise, das Wetter und das Land. Marokko hat sich seit meinem letzten Besuch sehr positiv entwickelt. Überall wird gebaut und gewerkelt. Neue Bahnlinien, Stromleitungen, Schulhäuser und mehr. Für uns Touristen wirkt das meist nicht sehr malerische, sie machen es ja aber auch nicht für uns.

Am meisten überrascht hat mich, dass es das nervige Angequatsche nicht mehr gibt. Früher wurde man auf Schritt und Tritt von aufdringlichen Kerlen verfolgt, die einem umsverrecken etwas verkaufen wollten. Nun hat der König diese Belästigungen verboten. Und man glaubt es kaum – sie tun es nicht mehr. Jetzt kann man völlig entspannt durch den Souk schlendern oder im Strassencafé sitzen. Herrlich.

8. März 2013

internationaler Frauentag

Heute feiern wir Feministen den „internationalen Frauentag“. Neben dem Muttertag, Maria Empfängnis und dem Altweibersommer ist das wohl der wichtigste Frauentag im Jahr.

Vielen Dank allen bewegten Frauen. Ohne euch wäre die Welt um ein Vielfaches trister. Aber vielleicht auch etwas weniger kompliziert.
.

7. März 2013

Marokko: Genua und die Schlussetappe

Ich bin der erste, und lange Zeit auch der einzige, Frühstücksgast im Restaurant. Der Seegang scheint manchen Passagieren gehörig auf den Magen zu schlagen. Der Wind hat inzwischen zwar etwas nachgelassen, dafür hat es jetzt tiefe Wolken. Mir aber egal; jetzt wird erst einmal gefrühstückt. Zusammen mit vierhundert leeren Stühlen und einem gähnenden Koch.

Unser Schiff namens „Fantastic“ ist auch so; sauber und intakt. Da bin ich schon mit weit mieseren Fähren gefahren. Einzig das Kantinenessen ist nicht so der Schreier. Nicht dass es schlecht wäre, nein, aber leblos und faaad.

Den Tag vertrödle ich mit Nichtstun. Oder mit schlafen. Am Nachmittag schreit es mehrsprachig aus dem Lautsprecher, dass wir etwa vier Stunden Verspätung haben und abends um zehn in Genua stranden würden.
Und genau so ist es dann auch. Um genau 22:15 sind wir aus dem Schiff raus und auf festem Boden. Und in Italien. Wegen unserer Sandreifen fürchten wir uns etwas vor den winterlichen Strassenverhältnissen. Aber vorerst sieht es ja ganz gut aus, trocken und klar. Also los; rüber die Ligurischen Berge.

Wir brummen durch die Nacht. Die Autobahn verschwindet unter dem Mowag. Doch vor uns hat es noch viel davon. Kurze Brünzlipause. Und weiter geht’s. Manchmal etwas Nebel, aber sonst gut.
Lange nach Mitternacht überqueren wir die Schweizer Grenze. Der Zöllner winkt uns durch und wendet sich angewidert ab .

In Bellinzona machen wir nochmal Rast. Alles geschlossen; also kein Kaffee. Und die Toiletten sind tiefgefroren. Raja brunzt deswegen mitten auf den Vorplatz. Ich steige in den blauen Mowag um, denn Raja fährt ab hier direkt in die Ostschweiz weiter. Wir geradeaus. Dichter Nebel. Kein Schnee. Punkt vier bin ich zuhause: Müde und glücklich.
.

6. März 2013

Marokko: mitten übers Mittelmeer fähren

So eine fünfzig-Stunden-Fahrt mit einer Autofähre ist vor allem eines – lang. Ich mag das, denn ausser essen und schlafen gibt es wenig zu tun. Also mache ich einen Schiffsrundgang. Als ich auf dem Oberdeck die Rettungsboote hängen sehe, denke ich erst, unser Schiff ist wohl trächtig!

Unsere Kabine hat die Nummer 7108 und wieder diesen blaugepunkteten Teppich. An der Wand hängt ein sehr grosses und sehr hässliches Bild. Hätte nicht "sehr gross" oder "sehr hässlich" ausgereicht, damit es nicht gestohlen wirt!
Wir haben drei Betten, allerdings ist eines davon hochgeklappt. Dann noch eine Nasszelle. Sie wird ihrem Namen voll und ganz gerecht; sie ist vor allem eine Zelle - und Lyonerwurst-fabig.

Am Mittag esse ich vegetarisch; Pommes mit Majo. Draussen vor dem Fenster schleicht der Horizont vorbei. Auch die Sonne schleicht sich davon und es kommen trübgraue Wolken. Und dann die Wellen! Unsere „M/F Fantastic“ schaukelt auf und ab; bis Raja kotzt.

Kurz nach Mitternacht landen wir in Barcelona. Die Schaukelei ist vorerst vorbei. Ich esse ein Käsebrot und schaue fröstelnd in die Nacht hinaus. Viele Lichter haben sie hier in Barcelona, auch bunte. Und der Hafen ist um die Zeit auch noch auf. Gut.
Dann fröstelt es mich und ich gehe schlafen.

5. März 2013

Marokko: ein Schiff wird kommen

Der Regen ist vorbei, dafür hat der Sturmwind nochmal deutlich zugelegt. Ich kenne mich da nicht so genau aus, aber ich würde sagen, mindestens Windstärke 19; oder 119? Oder noch mehr.

Punkt zwölf sind wir am Hafen. Den geforderten Papierkram haben wir schnell erledigt, jetzt fehlt bloss noch der eine Stempel vom Zoll. Der Schalter ist geöffnet und die Kolonne ganz kurz. Gut. Aber das Computersystem ist abgestürzt - nichts geht mehr. Waaarten.
Um halb zwei ist auch das geschafft und es geht weiter. Zum Auto-Röntgen.

Kurz nach drei kommt unser Schiff um die Ecke gefahren. Es hat sichtlich Mühe anzulegen, der starke Wind drückt es immer wieder vom Pier weg. Mehr als eine Stunde mühen sie sich ab. Mit Winden und zwei Schleppern ziehen und schieben sie es in Position. Die Laderampe schrammt dabei über den Beton und macht abscheuliche Geräusche.

Um vier hätten wir losfahren sollen. Nun beginnt aber zuerst einmal der Ablad. Mit dem Fahrplan wird das heute wohl etwas knäpplich.

Gegen Abend sind dann endlich alle ausgeladen und wir fahren aufs Schiff. Unsere Kabine ist im siebten Stock und hat wieder Meerblick.

Lange nach dem Nachtessen, ich liege schon längst im Bett, fahren wir los. Die fünfstündige Verspätung holen wir aber bestimmt wieder auf, wir haben ja Rückenwind.

4. März 2013

Marokko: Plastiktüte oder Kuchen

Wir sind wieder da, wo wir ganz am Anfang unserer Reise auch schon mal waren; bei der Herkules-Grotte. Es ist windig, grau und regnet Niesel. Nicht schön. Ich stehe früh auf, lümmle auf dem Campingplatz herum und tue wenig Sinnhaftes.

Der Atlantik schlägt hohe Wellen – na gut, was soll er auch sonst tun bei dem Wetter? Sonst ist nicht viel los. Also setze ich mich in ein Café und schreibe etwas. Aber worüber; ist ja nix los hier?

Vom unliebsamen Vorfall heute Morgen vielleicht: Öhm - die Klobrille war gerissen und hat mich in die Schwarte gebissen. Und als ich dann so da sitze, stelle ich fest, dass da kein Arschwisch ist! Ich suchte alle meine Hosentaschen ab – aber kein Papier. Bloss eine eine Plastiktüte mit krümligem Kuchen von gestern. Womit sollte ich jetzt abwischen - mit der Plastiktüte oder dem Kuchen?

Nach dem Mittag regnet es sehr schräg. Als er um drei etwas nachlässt, machen wir einen Ausflug an das nahe „Cap Spartel“. Der alte Leuchtturm dort steht stumm auf seiner Klippe. Früher hat er mit seinem Licht die Schiffe angelockt, jetzt nur noch ein paar Touristen.
Dann beginnt es wieder zu regnen und wir fahren zurück.

Am Abend schauen wir im Fernsehen Kamelrennen. Manch einer könnte jetzt denken, das sei sicher spannender Rennsport und so. Aber nein! Stundenlang wird über Kamele gefachsimpelt, Kamele abgefilmt und zwischendurch gevolkstanzt. Bloss losrennen tun die Viecher nicht. Nach gut zwei Stunden langeweilen gehe ich schlafen.

3. März 2013

Marokko: Absturz ins Bodenlose

Mein Bauch ist arg verkratzt. Fingertiefe, blutrote Striemen ziehen sich über die Wölbung. Ich bin entstellt, diesen Bikini-Sommer kann ich wohl vergessen.
Das ganze Unheil nahm seinen Anfang mit der Wahl meines Reisegepäcks. Denn ein solches ist für so eine gewagte Marokko-Expedition von entscheidender Bedeutung. Es geht ja schliesslich um nichts Geringeres, als ums Überleben. Da braucht man ein multifunktionales und extrem belastbares Tragsystem. Wenn möglich aus der Raumfahrt-Forschung. Odr so.

«Willst du das haben - Bub», sagte meine Mutti, «sonst werf ich's weg!». Jawohl! DAS war es; mein Expeditionsgepäck. Aus robust verwebten Polyethylenstreifen, enorm viel Fassungsvermögen, wasserdurchlässig und meteoritendicht. Ein „Türkenkoffer“; mein Türkenkoffer.
In diesen schichtete ich nun alle meine Habseligkeiten. Unten die Hosen, dann die Leibchen drauf. Und in die Lücken das Kleinzeug. Auch meine Werbegeschenk-Taschenlampe.
Und genau hier passierte nun das Ungeheuerliche. Irgendwas verschluckte meine Taschenlampe und gab sie auch nicht wieder her. Und deshalb musste ich kürzlich in dieser einen mondlosen Nacht raus. In die Wildnis zum Ausscheiden. In völliger Dunkelheit. Schritt für Schritt tastete ich mit den Füssen den Wüstenboden ab. Aufs Mal spürte ich nur noch Leere unter mir. Augenblicklich begann mein Körper unter der Einwirkung der Gravitation zu fallen. Wieselflink drehte ich mich um die eigene Achse und krallte mich am Geröll fest. Das bremste meinen Absturz ins Bodenlose etwas, allerdings raspelte ich mit meinem Leib über die scharfkantige Klippe. Und dabei fing ich mir am Bauch diese entsetzlichen Schürfungen ein.

Und Schuld - Schuld an der ganzen Misere ist meine Mutti. Die mir diesen albernen Türkenkoffer aufschwatzte. Der meine Taschenlampe verschluckte und mich in den Abgrund tappen liess.

2. März 2013

Marokko: süsse Mädchen und saure Milch

Erst dachte ich unser Mowag habe Heimwehtränen - aber es waren bloss Regentropfen auf der Frontscheibe. Ungeachtet dessen reifeln wir weiter heute nach Norden. Nach Lixus.


In Lixus wohnten einst die Phönizier, dann die Numider und zum Schluss die Römer. Heute ist alles kaputt – seit eineinhalbtausend Jahren nur noch Ruinen. Lixus war damals für sein "Garum" berühmt. Garum ist eine würzige Sauce aus vergohrenem Fisch und war damals bei Römer's sehr beliebt. Die Herstellung stank aber dermassen, dass man die Fabriken ausserhalb der Stadt baute. Heute kann man noch etwa 150 Garum-Becken sehen, eine Zisterne und ein Salzlager. Stinken tut’s nicht mehr.

Am Mittag erfüllte ich mir einen lang gehegten Traum - ich bestellte mir eines der legendären Pommes-Frites-Sandwich. Abgesehen davon, dass leider grad keine Pommes da waren, war es ein tadelloses Pommes-Frites-Sandwich. Und ein wahrer Hochgenuss.

Etwas weiter im Landesinneren schauen wir uns den Steinkreis von M'soura an. Ein hoher Megalith, ein grosser Steinkreis und ein Hügelgrab. Beeindruckend. Und in der Umgebung liegen noch weitere Megalithen herum. Das Hügelgrab wurde allerdings im Rahmen von Forschungsarbeiten komplett zerstört und ist kaum mehr zu erkennen.
Da und dort sitzen Mädchen am Strassenrand und bieten ein milchiges Getränk an; „Laban“. Eine Art Sauermilch, zusätzlich mit geschrotetem Getreide drin. Genau so schmeckt es auch.

Gegen Abend erreichen wir den Stadtrand von Tanger. Als besonders malerisch möchte ich die Gegend nicht bezeichnen, aber hier gibt es diese riesigen Einkaufszenter wie in Frankreich. Also gehen wir einkaufen.

Ich kaufe mir neue Kugelschreiber und etwas Naschwerk. Und ein Sandwich-Kochbuch - in arabisch. Raja kauft den gesamten Vorrat an Dateln; mehr als dreissig Kilo.
Wir übernachten am Strand. Es stürmt und regnet.

1. März 2013

Marokko: Flamingos sind wie Schuppen

Moullay Bousselham. Die Morgensonne lässt die Pfützen glitzern. Der grosse Regen ist vorüber. Die Welt ist frisch gewaschen und am Himmel ziehen die letzten Wolken vorüber. Sie sehen aus wie die Schafhirne neulich in Marrakesch.

Am Mittag schlendern wir ins Städtchen hinauf. Entlang eines deutlich zu gross geratenen Platzes reihen sich Cafés, Restaurants und Kramläden. Gleich dahinter ist der Markt. Kleine noch regennasse Gassen voller Verkaufsläden und Warenlager. Herrlich.

Die ganze Reise schon wünsche ich mir eine Pizza. Jetzt wo ich endlich eine bekomme, ist der Reiz irgendwie vorbei. Und die Pizza ist ölig und schmeckt abgestanden. Nach Pizzaschachtel.

Raja überredet mich zu einer Bootsfahrt über die Lagune. Die sei recht gross und man könne allerhand Vögel beobachten, auch Flamingos. Also klettern wir in ein Fischerboot und stechen in See. Wobei  zurzeit in der Lagune grad Ebbe ist, statt Wasser sehen wir Sandbänke.
Kormorane schnabeln Würmer aus dem Schlick. Fischer stiefeln durchs Wasser und fangen Muscheln, Schnecken oder Köderwürmer? Die Landschaft ist – öööhm – sehr flach. Und schön. Und wir sehen sogar Flamingos; in gut einem Kilometer Entfernung! Sehen aus wie Schuppen auf einem Rollkragenpulli.

Unser Bootsfahrer meint, so gegen halb sechs komme das Wasser zurück. Also spaziere ich an den Atlantik um zu schauen, wie die Flut kommt. Wasser wäre genug da, bloss kommt es nicht über die Sandbank, die den Weg in die Lagune versperrt. Um halb sechs ist noch weniger Wasser in der Lagune, als am Nachmittag. Ist der Atlantik defekt? Oder leckt die Lagune.