Rom. Meine Zeit in Rom geht heute zu Ende, ich wäre gerne noch etwas länger geblieben. Die Gleise sind schon parat für meinen Zug nach hause.
Pünktlich um zehn fährt der Eurostar los. Schon bald zischen wir mit über 300 km/h durch die Landschaft. Wie im Tiefflug. Die Autos auf der Autobahn nebenan scheinen zu schleichen. Nach knapp drei Stunden haben wir die fast sechshundert Kilometer nach Milano geschafft. Toll.
In Milano Centrale lümmle ich ein wenig auf dem Bahnhof herum. Züge schauen,
Pizza essen und Tauben ärgern. Und dann fährt auf Gleis 7 auch schon mein Zug ein.
Als ich meinen Sitzplatz finde, sitzt da schon einer drauf. Ein brauner Mann mit einer goldenen Brille. Ich grüsse freundlich, schaue ihn dabei aber sehr vorwurfsvoll an. Er gibt gleich nach und setzt sich auf den Platz gegenüber. Im letzten Moment vor der Abfahrt kommen noch zwei Schweizer und hocken sich auf die beiden freien Sitze. Wohl ein Ehepaar; vom Typ „Therapeut“. Sie ewig jugendlich und krampfhaft sportlich. Ledrige Haut und giftgrüne Trekkingjacke. Er schon ergraut und gut abgerichtet. Er erklärt uns, er wolle vorläufig seine Strickjacke anbehalten. Und er esse jetzt sein mitgebrachtes Brötli. Sie sagt nichts und liest in ihrem dicken Taschenbuch. Lesebrille und angestrengte Ruhe. Er kaut gewissenhaft. Dann liest auch er, und macht andauernd Randnotizen. Sie meint, er solle doch die Strickjacke ausziehen. Er gehorcht.
Ich versuche regungslos in die Ferne zu schauen und ja keine Mine zu verziehen. Wenn die merken, dass ich deutsch verstehe, wollen die bestimmt mit mir reden. Ich will aber nicht! Der braune Mann hat es da besser. Sie spricht mit ihm italienisch, dann englisch. Er tut so, als verstehe er nichts. Sie spricht lauter. Er grinst verlegen. Und dämlich.
In Arth-Goldau darf ich umsteigen. Beim Einnachten erreiche ich Luzern. Frau G. steht am Perron und winkt. Schön wieder zuhause zu sein. Wär ich ein Hund, ich tät schwanzwedeln.