30. April 2013

Frau B. hat einen Vogelbock

Ich habe schon mal davon erzählt: Frau B. und die Vögel. Kürzlich war ich wieder einmal bei ihr zu Besuch und sie präsentierte mir ihren neuen „Flocki. Ein bleiches Getier ohne Augen und Ohren. Es hockt stumm auf seinem Stängeli und schaut feindlich. Was war geschehen?

Als sie von ihrem Osterurlaub heimkam, lag der Ex-Vogel auf dem Käfigboden und stellte sich tot. Sehr tot. So tot, dass ein Ersatzvogel her musste. Im Gebrauchtvogelhandel besorgte sie sich für wenig Geld den „Flocki“. Ein Wellensittich. Wobei irgendwie die Wellen nicht ersichtlich sind. Laut ihren Angaben ist das nun ein – öööhm - Bock? Hengst, Rüde? Wie auch immer, man sieht es ihm jedenfalls nicht an.

29. April 2013

multiple Delinquenz

Unser Schlafwagen stand nun den ganzen Winter alleine zwischen zwei Wohnwagen mit den Namen "Dethleffs" und "TravelKing". Nun ist die Zeit gekommen, ihn wieder reisefertig machen. Also raus zum probefahren.

Schlüssel drehen, brrr-br-brummmm, ein schwarze Nebel quält sich aus dem Auspuff. Alles gut, los geht’s, ab auf die Strasse. Nach etwa zwanzig Minuten kommt mir so ein Gedankenblitz: Gopferdammi - ich habe keine Nummernschilder dran.
Also zurück fahren, Kennzeichen montieren, und weiter geht's. Etwa eine halbe Stunde später schlägt erneut ein Gedankenblitz ein: Keine Autobahnvignette, nicht gut, gar nicht! Also nächste Ausfahrt raus und an die erstbeste Tankstelle, Vignette kaufen. Obwohl ich keinen Frühlings-Rabatt bekomme, kaufe trotzdem eine nagelneue 13-Vignette.
Heute war irgendwie mein Glückstag. Trotz mehrfachem Gesetzesverstoss bin ich ungestraft davon gekommen. Ich bin ein Glückspilz und habe ein reines Gewissen.

28. April 2013

das Fressen kommt vor der Kultur

Für den Samstag wurde mit trübem Regenwetter gedroht. Also - was wollen wir tun? Wie immer in solchen Fällen, besuchen wir eine Kulturveranstaltung. Solche gibt es an diesem Wochenende landauf landab zahlreiche. Zum Beispiel «Ruchstock - Kunstbegegnung auf höchster Ebene» in der Turbine Giswil. Musik, Theater, Literatur und mehr.

Wir  entscheiden uns dann aber doch für «Endurance Alpnach», ein Mehrstunden-Enduro Rennen. Der Dreck spritzt hoch, die Wolken hängen tief und der Regen nieselt. Schön ist anders. Aber in Sachen Bratwurst sind die Töff-Fritzen den Kulturschaffenden einfach überlegen.
Sechzig Töfffahrer fräsen Furchen ins Kulturland. Motorengebrüll, bunte Männer und dreckige Schuhe. Muss man nicht mögen – aber man kann. Heute Sonntag geht das Rennen übrigens weiter. Die Kunstbegegnung auch.

27. April 2013

Kaffee statt betagter Spaghetti

Ob ich will oder nicht, ausgerechnet jetzt kommt mir dieser blöde Flachwitz in den Sinn: «Was ist haarig und liegt in die Pfanne - eine Bartkartoffel.»

Gestern Mittag rief mein alter Reisefreund Christoph an. Er sei grad in der Gegend und wöllte ein Kaffee trinken, wenn ich mitmachen täte. Und so kam es, dass wir einige Tassen leerten und über unsere gemeinsame Reisezeit in Frankreich plauderten. Gut - das war damals bloss ein Tag. Aber ein besonders schöner. Und noch heute, wenn ich ich abgelaufene Lebensmittel sehe, erinnere ich mich das an unser gemeinsames Nachtessen. Fossile Spaghetti mit antiker Tetra-Sauce.
War schön euch wieder mal zu sehen und ich habe mich riesig gefreut. Danke – bis ein andermal.

26. April 2013

Sieg - für die Saublumen

Eigentlich wollte ich heute etwas wahnsinnig Interessantes über das kotzende Einhorn und die prallen Möpse schreiben. Aber dann war ich draussen unterwegs und habe die vielen Soibluäme gesehen.

Deshalb bloss ein Foto vom Löwenzahn, dem Frühling und der Lebenslust. Sooo schön - warum denn nicht gleich so.

25. April 2013

Monate ohne „r“ und Sandale

Damals, als ich so um die acht Jahre alt war, durfte ich nur in den Monaten ohne „r“ barfuss gehen. Also zwischen Mai und August. Zwischen Septemberrr und Aprrril nicht. Dieser Zeitraum galt als kühl und gesundheitlich bedenklich. Und ich wurde genötigt eine dichte Fussbekleidung zu tragen. Im Winter bedeutetes es zudem halbhohe Winterschuhe, mit Teddybärenfell gefüttert. Und wenn es sibirisch kalt war, kombiniert mit wollenen Strumpfhosen. Braune oder dunkelblaue. Solche mit einem Gummielast am Bund und einer gewissen Enge im Schritt. Aber darum geht es jetzt nicht.

Im Sommer, also in den Monaten ohne einen „r“ - ihr habt das Prinzip verstanden? – in diesen Sommermonaten durfte ich barfuss gehen. Zuhause; für auswärts musste ich Sandalen tragen. Rote Sandalen. Sandalen aus rotem Plastik. Mädchensandalen! Diese wurden von der Mutter mit den entsprechenden Riemen stramm an meinen Füssen verankert. Kaum weg von zuhause, demontierte ich natürlich gleich die ungeliebten Füsslinge und deponierte sie irgendwo am Wegesrand. Und am Abend, wenn ich ohne meine roten Sandalenmonster nachhause kam, schimpfte meine Mutter: «ich glaub's nicht, wie kannst du immer wieder deine Sandalen verlieren?»

Und jetzt wo die leidige Sache wohl verjährt ist, kann ich es ja sagen: Ich habe meine Sandalen gar nicht verloren. Auch nicht vergessen. Ich hätte schon gewusst, wo sie sind - aber danach hat ja nie jemand gefragt.

24. April 2013

glotz nicht - du Pinguin

Als ich neulich im Technikmuseum Berlin war, fiel mir zwischen all den betagten Maschinen ein schäbiger Glaskasten auf. Darin stand ein Pinguin auf einem hölzernen Felsen und schaut etwas mürrisch in den Saal hinaus. Gut, wer mit Holzwolle ausgestopft ist, hat wenig zu lachen. Aber was tut der Vogel im Technikmuseum?

Der Königspinguin, liebevoll “Charly” genannt, ist der letzte Überlebende des ehemaligen „Museum für Meereskunde“. Ende Januar 1943 brannte das wegen einer britischen Bombe komplett ab. Von der biologischen Sammlung hat wenig überlebt – einzig der Charly. Und der starb eigentlich ja auch schon im Jahr 1902 in der Antarktis.
Der Vogel gehört eigentlich der Humboldt-Universität; die können ihm aber nicht gebrauchen und leihen ihn deshalb dem Technikmuseum. Und jetzt steht der staubige Pinguin in seiner Glaskiste und  beglasäugt die Besucher draussen.

23. April 2013

Anal-Aal oder die Pressevielfalt

Mann führt Aal anal ein – Mann lebt, Aal tot

öööhm – dazu hätte ich noch die eine oder andere Frage. Aber mich graust es vor den Antworten!

22. April 2013

Gott im Kühlschrank

Zurück aus Berlin. Als ich die Haustür aufmache, schlägt mir ein eigenwilliger, ja sonderbar unbekannter Geruch entgegen. So ähnlich wie feuchte Hyäne oder Sauerkrautkotze. Oder wie die Sauce unten im Müllcontainer, odr so. Jedenfalls unschön – und mit einer deutlichen Tendenz zum Gestank. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl: fremde Leute im Haus?

Ein Hüngerli trieb mich erst einmal zum Kühlschrank. Und oha - die Überraschung war gross. In meinem Kühlschrank ist neues Leben entstanden. Und stinkt vor sich hin.
Halloooo – ist da irgendwo der liebe Gott. "Am fünfter Tag sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor …" -  ist ja gut, aber doch nicht in meinem Kühlschrank.
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21. April 2013

Frühlingsmüdigkeiten

So gschwind kommt dieser Frühling dann wohl doch noch nicht.

Selbst die Bäume sind noch im tiefen Winterschlaf.
Früüühling - wooo bischt duuu???
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20. April 2013

Berlin: durch die Wolken und heimwärts.

Wie erwartet geht heute meine Berlinreise in die letzte Etappe; ich fliege mit der Airberlin nachhause. Am Flughafen Tegel ist wenig los und ich habe noch reichlich Zeit für einen Kaffee und Schinkenbrot. Dann lasse ich mich sicherheitskontrollieren und warte auf den Flieger.

Neben mir sitzt ein Landsmann und wir schauen den Kontrollen zu. Er kommentiert halblaut unsere das Tun. «Ha-haa, schau dir die Flasche an, kann er jetzt alles wegschmeissen». «Wäääh, die möchte ich nicht abtasten müssen! Mit diesem Euter». Als es bei jemandem piepst, schreit er hämisch: «dein Ta-schen-mess-sser, du Dubel». Ich schäme mich leise.
Dann geht das Einsteigen los. Und wie immer renne alle los: Denn, wer früher ansteht, darf länger warten.

Der Flug selber ist eher ereignisarm; Salzgebäck und Wolkendecke. Dann die finale Zugfahrt: Zürich – Luzern – und zuhause.
Wenn diese Berlin doch bloss nicht so abgelegen wäre...

19. April 2013

Berlin: mittendrin und ganz allein

Eine letzte Architektour, dann ist Schluss. Heute will ich mir noch das Regierungsviertel etwa genauer anschauen; das „Band der Bundes“. Ein ganzer Kilometer Häuser voll Beamter!

Ich fange mal ganz im Westen an, genau da wo das Bundeskanzleramt mit dem „Finanzloch“ endet. Menschenleer und unzählige Überwachungskameras. Hier würde Frau Merkel wohnen, wenn sich da wohnen täte.

Dann das „Paul-Löbe-Haus“. Wieder so gigantisch gross und gefüllt mit gut eintausend Büros für den Parlamentsbetrieb. Auf der anderen Seite der Spree dann noch das „Marie-Elisabeth-Lüders-Haus“ mit der Parlamentsbibliothek. Noch ein weisser Riese.

Direkt neben dem Bundeskanzleramt steht die Schweizer Botschaft. Sie ist das älteste Gebäude weit und breit, sogar älter als der Reichstag. Einst war das Haus ein Teil eines noblen Quartiers, dem Alsenviertel. Heute steht es ganz einsam da - mittendrin und ganz alleine.

Die Schweizer Botschaft hat eine spannende Geschichte. Vor gut hundert Jahren erwarb die Eidgenossenschaft das Stadtpalais von einem Industriellen. In den 1930-er Jahren planten die Nazis ausgerechnet hier die „Grosse Halle“. Das gesamte Alsenviertel sollte dazu abgebrochen werde. Für die Schweizer war eine Botschafts-Villa am Tiergarten vorgesehen. Doch im November 1943 fiel diese den britischen Bomben zum Opfer und verhinderte so den Umzug. Also blieb man im Alsenviertel. Rundherum wurden derweilen die anderen Gebäude schon mal abgebrochen.
In den letzten Kriegstagen besetzte dann die Rote Armee für einige Wochen das Botschaftsgebäude und befehligten von hier aus den Sturm auf den Reichstag. Nach dem Krieg war Deutschland geteilt und Bonn die eine der beiden Hauptstädte. Das Gebäude stand nun leer und direkt an der Mauer. Nutzlos. Nach der Wende wurde es renoviert und wieder zur Schweizer Botschaft. Dabei entstand auch der umstrittene Anbau von Diener & Diener. Der Anbau habe die Anmutung «der Futtermühle von Hasle-Rüegsau», sagte dazu ein schweizer Parlamentarier bei der feierlichen Eröffnung.

Na dann...

18. April 2013

Berlin: Bahnhof mit ohne alles

Der „Anhalter Bahnhof“ war damals der grösste Bahnhof Berlins. Der Krieg bombte ihm dann aber das Dach und die Geleise weg. Nach dem Krieg wurde er erst geflickt - und dann irgendwie überflüssig. Keiner wollte in die DDR fahren.

In den 1950-er Jahren wurde der Bahnhof dann stillgelegt und einige Jahre später gesprengt. Bloss ein kümmerlicher Rest vom Portal blieb stehen.

Da wo damals die Bahnhofshalle war, ist nun ein Fussballplatz. Im Wäldchen daneben finde ich noch einige Bahnsteige und Gleisschotter.
Ich will euch ja eigentlich nicht immer wieder mit toten Bahnhöfen und rostigen Zügen langweilen. Aber ich mag die doch so sehr.

17. April 2013

Berlin: müde Lokomotiven und sehr tote Autos

Heute ist der sonnigste Tag seit viiielen Monaten; was liegt da also näher, als ein Museumsbesuch. Ins Technikmuseum die müden Fahr- und Fliegzeuge anschauen gehen. Deswegen bin ich ja schliesslich in Berlin.

In den alten Lokhallen stehen zahlreiche Lokomotiven; so gesehen, ist das keine grosse Überraschung. Ganz besonders gefällt mir, dass die meisten Ausstellungsstücke im Originalzustand dastehen. Mit allen Gebrauchsspuren, so wie sie zuletzt unterwegs waren. Und nicht zu Tode renoviert, wie so oft ...

Im Hauptgebäude stehen und hängen einige Flugzeuge. Viele davon sehen wie fabrikneu aus. Frisch bemalt und rekonstruiert. Oder noch schlimmer, das Blechkleid durchlöchert, damit man durch diese Sichtfenster die Innereien sieht! Wer will denn so was!

Nebenan ist die Autosammlung. Sehr schön präsentiert, aber alle Autos glänzen wie nie zuvor. Leblos und steril. Eigentlich schade um die interessanten Fahrzeuge; mag ich gar nicht.

Vom dämlich grinsenden Pinguin erzähle ich ein andermal. Jetzt will ich hinaus an die Sonne. Es gibt ja noch viel zu sehen.

16. April 2013

Berlin: die Viktoria lässt jeden drauf

Jetzt bin ich ja schon einige Tage in Berlin. Da ist es ja wohl mal Zeit ein Denkmal anzuschauen. An jeder Ecke steht eines. Die neueren sind meist aus trübgrauem Beton oder rostigem Stahl, und ducken sich in Bodennähe. Sie mahnen an die weniger ruhmreichen Phasen der deutschen Geschichte. Die alten Denkmäler hingegen sind meist aus edlem Stein oder Bronze. Sie ragen hoch in den Himmel und erinnern an berühmte Männer und/oder siegreiche Schlachten.

Die Siegessäule im Tiergarten ist so eines. Sie steht mitten auf einem Verkehrskreisel. Und obwohl ich der einzige Besucher bin, versucht mich ein Auto zu überfahren. Na gut, ich hätte ja die Fussgängerunterführung nehmen können; aber wegen den paar Autos gehe ich doch keine Umwege.

Bis in die 1930-er Jahre stand die Siegessäule vor dem Reichstagsgebäude. Die Nazis zügelten sie damals an den heutigen Ort. Vermutlich ahnten sie, dass es bald keine Siege mehr zu feiern gibt? Die Einschusslöcher am Sockel erinnern an diese unrühmliche Zeit.

Ganz zuoberst auf der Säule steht die „Viktoria“, freihändig und beflügelt. Sie ist mehr als acht Meter hoch und rundum goldig. Von der der Besucherterrasse erhasche ich einen Blick unter ihren goldenen Rock.

15. April 2013

Berlin: der Kotzbrocken glänzt nicht

Der Kerl neben mir im Bus sagt «Kotzbrocken» dazu; offiziell heisst das Ding aber „Humboldt-Box“. Sie ist ein provisorisches Infozentrum und soll Spendengelder für den Stadtschloss-Neubau anlocken.

Die Humboldt-Box werde wie ein „Diamant glänzen“, versprach damals der Planer. Aber glänzen tut hier definitiv nichts. Tagsüber geht’s ja noch, da ist es bloss seltsam. Aber nachts, da leuchtet sie kitschig bunt; wie ein türkischer Ramschladen.

Von der Dachterrasse sieht man die Humboldt-Box nicht, dafür wunderbar über die Stadt und auf die verschiedenen Baustellen hinunter. Und Baustellen mag ich gerne. So gesehen hat sich mein Besuch mehr als gelohnt.

Nachher besuche ich einen naheliegenden Inder. Also genau genommen seine Kostgeberei. Ich futtere Murgh Korma, Curry-Huhn mit Nüssen und Käse. Dazu Batura-Brot und ein Kartoffel-Raita. Berlin isst sooo gut.

14. April 2013

Berlin: mach die Schwiegermutter tot

Der Heilige Georg kämpft bewegungslos gegen einen grausligen Drachen. Böse Mäuler behaupten gegen seine Schwiegermutter. Gut gegen Böse.
Die Bronzeskulptur stand ursprünglich im Schlosshof des Stadtschlosses und wurde noch zu DDR-Zeiten hier im Nikolaiviertel aufgestellt. Wohl um das gerade neugebaute Quartier ein wenig zu hübschen.

In einer Sommernacht vor fünf Jahren kletterten zwei dunkle Gestalten auf den Drachen und klauten dem Georg sein Schwert. Fortan musste der tapfere Heilige mit der leeren Faust und der Fahnenstange gegen das Untier.
Das Schwert wurde nie wieder gefunden, vermutlich endete es als Altmetall in einer Giesserei. Später wurde die Skulptur restauriert und seither ist der Georg auch wieder vollständig bewaffnet. Und das neue Schwert ist diebstahlsicher verschraubt. Der heldenhafte Kampf kann weiter gehen.

13. April 2013

Berlin: eher schlichte Eleganz

Mein Hotel an der Warschauer Strasse ist im Hinterhof eines alten Fabrikgebäudes. Tolle Backsteinfassaden und ganz einfache Zimmer. Gefällt mir gut hier.

Gleich nebenan ist mein Lieblingscafé mit dem schönen Namen „Warschauer Pakt Kaffee Kombinat“.
Die Umgebung ist - öööhm - von sehr schlichter Eleganz.

Jetzt zügle ich aber weiter in ein Hotel in der Nähe vom Alexanderplatz.

Mein neues Hotel ist wieder ganz toll. Hier gibt es sogar zwei Sorten WC-Papier zur Auswahl. Herbes in rustikaler Vollkornoptik, wohl für werktags - und flauschig microsoftig für Sonn- und Feiertage. Heute ist nicht Sonntag - hoffentlich merkt niemand, dass ich beschissen habe?

12. April 2013

Berlin: aus Neu mach Alt

Da wo letztes Jahr noch eine grosse Rasenfläche war, ist jetzt eine Baugrube. Hier stand einst das Berliner Stadtschloss. Im zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt, dann geflickt und 1950 gesprengt und entsorgt. Nachher war da längere Zeit nichts. Später der Palast der Republik und davor ein Grossparkplatz. Beides wurde vor ein paar Jahren auch entsorgt.

Jetzt wird hier eine Kopie des alten Stadtschlosses gebaut. Man möchte damit ein Stück vergangenes Berlin wieder aufleben lassen. Und vielleicht auch den verlorenen Krieg etwas vergessen machen?
Die umliegenden Bauten sind auch nur Rekonstruktionen - passt also.

In der Baugrube stiess man auf mittelalterliche Resten und auf ein paar Kellerräume des alten Stadtschlosses. Diese werden nun erhalten und im Neubau integriert. Ein wenig Original in der Schlosskopie.

Eines der alten Schlossportale steht gleich hinter der Baustelle. Es ist der Eingang zum ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude. Das Portal ist aber grösstenteils auch eine Nachbildung. So gesehen, passt es hervorragend zum neuen alten Schloss.

11. April 2013

Berlin: macht Kunst und Erbsensuppe

„Macht Kunst“ ruft die neue KunstHalle der Deutschen Bank und über zweitausend Künstler kamen. Alle konnte nämlich am letzten Wochenende sein eigenes Kunstwerk vorbeibringen und ausstellen. Als ich das erste Mal hin ging, standen üppig Künstler an. Manche hatten handliche Kleinkunst dabei, andere wiederum schleppten zu zweit Riesengemälde an.

Die Ausstellung dauerte dann genau 24 Stunden, von Mittag zu Mittag. Bei meinem ersten Anlauf war die Besucherschlange viele Hundert Meter lang. Beim zweiten auch, es waren aber zusätzlich noch Wurstverkäufer da. Also versuchte ich es am Abend nochmal. Aber wieder war ein Massenandrang - und Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.

Meinen nächsten Versuch startete ich am nächsten Morgen um halb sechs. Und tatsächlich, keine Kolonne. Und eine kostenlose Brezel gibt es obendrein.

Die Bilder hängen bis zur Decke. Viele gute und einige ganz besondere. Ich war übrigens am frühen Morgen der 4‘900-ste Besucher. Und es werden wohl noch einige weiter dazu kommen.
Eine witzige Ausstellung. Ich könnte den Besuch empfehlen, doch leider schloss sie bereits wieder am Mittag - für immer.

10. April 2013

Berlin: schön und lustig beim Merkel zuhause

Das Ehepaar Sauer-Merkel wohnt im vierten Stock eines gelben Hauses, gleich gegenüber der Museumsinsel. Er ist Chemieprofessor - sie die deutsche Kanzlerin.

Die Adresse „Am Kupfergraben 6“ findet man leicht. Denn vor dem Hauseingang gehen Tag und Nacht zwei Polizisten auf und ab. «Wer hier wohnt, kann ich Ihnen nicht sagen», meint der ältere der Beiden Beamten.

Neben „Prof. Dr. Sauer“ wohnen auch noch „Ganz“, „Schön“ und „Lustig“ im Haus. Und das sind ganz bestimmt keine für Sicherheitsleuten angemietete Wohnungen!

Ich hätte die Frau Merkel gerne auf eine Wurst eingeladen. Aber die beiden Polizisten wollten nicht erlauben, dass ich bei ihr klingle. Schade - so musste ich halt meine Bratwurst ganz alleine essen.
Am Abend sehe ich die Merkel im Fernsehen. Sie ist in Hannover, zusammen mit diesem Putin. Und sie sagte, der Putin sei ein Freund...

9. April 2013

Berlin: das etwas peinliche Denkmal

Zurzeit wird in allen Zeitungen über die „East Side Gallery“ berichtet. Dies wegen einiger Lücken, die wegen wegen Bauarbeiten in das 1,3 Kilometer lange Kunstprojekt geschlagen wurden. Dabei ist die Aufregung eigentlich vergebens, da das ursprüngliche Kunstwerk bereits zerstört wurde.

1990 ist die Mauer offen und die DDR am Sterben. Der "Ministerrat der DDR" stimmt dem ersten gesamtdeutschen Kunstprojekt, der „East Side Gallery“ zu. Gut hundert Künstler aus aller Welt bemalen ein Stück der hinteren Sperrmauer. Im September 1990 wird sie eröffnet, eine Woche später hörte die DDR auf zu existieren.

In den Jahren darauf litten die Bilder unter dem Vandalismus  und dem bröckelnden DDR-Beton.

2009 wurde dann die gesamte Mauer aufwändig renoviert. Dazu wurden erst einmal alle Bilder entfernt, dann der Beton geflickt und dann die Bilder wieder frisch hingemalt. Einige der Künstler waren über die Zerstörung dermassen empört, dass sie sich weigerten, ihre Bilder ein zweites mal zu malen.

Auf mich wirkt das "gesamtdeutschen Kunstwerk" kitschig und etwas peinlich. Vor allem weil die Bilder bloss aufgehübschte Kopien sind. Als ob man zwischendurch mal die Mona Lisa neu gestrichen hätte!