31. Dezember 2015

mein wunderbares Reisejahr

Das 2015 ist demnächst aufgebraucht. Es war ein wunderbares Jahr mit vielen anregenden Reisen. Zuerst ein Ausflug nach Südspanien, dann eine Rundreise durch Marokko und die Westsahara. Im Sommer eine Skandinavien Rundreise quer durch Deutschland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Und dazwischen ging es immer wieder einige Tage nach Frankreich und Italien.

Fürs 2016 sind zwei Reisen schon fix geplant – beide in den Orient. Im Januar reisen wir nach Zypern und in die Republik Nordzypern und im April in den Iran.
Nachher muss ich dann alleine reisen, denn Frau G. hat erst im November wieder Urlaub. Mal schauen, vielleicht findet sich ja noch jemand, der mitkommen mag...

30. Dezember 2015

Mann mit Dudelsack

Es stand Ende Oktober in allen Zeitungen: Mitten im Gotthard-Tunnel unterhielt ein Mann im Schottenrock die staugeplagten Autofahrer mit seinem Dudelsack. «Als die Einsatzkräfte eintrafen, sei der Mann allerdings wieder verschwunden gewesen, sagte ein Sprecher der Urner Kantonspolizei. Eine Identifikation der Person sei bislang nicht möglich gewesen.»

Was sich so spektakulär liest, war eigentlich ganz harmlos. Wegen einer Panne wurde der Verkehr im Strassentunnel angehalten und der Dudelsackspieler nutze die Gelegenheit für ein kleines Ständchen. Und bevor er sich wieder hinters Steuer setzte, kommentierte er noch kurz die aktuelle Verkehrslage.
Der „Unbekannte“ heisst Jean-Claude und kommt nicht aus Schottland, sondern aus der Umgebung von Basel. Er ist schier weltbekannt, denn wann immer er mit seinem Lastwagen irgendwo warten muss, spielt er Dudelsack. Ob Baustelle oder Autobahn – egal, er dudelt mit seinem Sack.

Für mich ist er ganz eindeutig der „Schweizer des Jahres 2015“.

29. Dezember 2015

harte Zeiten für die Mäuse

Auf dem Bänkli vor unserer Alphütte war es gestern seich-lew; oder wie der Hochdeutsche sagen täte: „sehr lau“.

Die Wintersonne blinzelte fast waagerecht über die Krete. Die Gänseblümchen blühen als ob‘s Frühling wäre. Nur im Schatten liegt da und dort noch etwas Rest-Schnee.

Jetzt wo der herbstlichen Schnee weggeschmolzen ist, sieht man das Strassennetz der Mäuse. Ohne die schützende Schneedecke sind sie nun eine beliebte Zwischenmahlzeit für die Bergdohlen. Ein Häppchen zwischendurch - sozusagen im Fluge.

28. Dezember 2015

Sissi, der weisse VW und die Ohrfeige

Fernsehmässig bedeuten diese Festtage eine endlose Reihe von Don Camillo, Skispringen, Sandalen-Römer, Aschenblödel und Helene Fischer Show.
Hätte nicht am Vorabend mein Bruder erzählt, dass im Sissi-Film Autos herumfahren, ich hätte ihn nie und nimmer geschaut - den Film. Aber tatsächlich: Nach knapp einer halben Stunde Sissi-Kitsch sieht man wie der Gendarmeriemajor Boeckl im Grünzeug lauert; und im Hintergrund – ennet der Traun – einige Autos vorbeifahren. 185?.

Zuerst hinter der Kaiserin-Elisabeth-Brücke ein schwarzes und ein graues. Dann bei den Bäumen direkt vor dem Cafe Sissi ein schneeweisser VW-Käfer. Nur für einen Augenblick zu sehen, dann filmt die Kamera wieder das junge Sissilein, das kurz darauf den feschen Kaiser Franz Joseph kennenlernt, sich zwei Tage später verlobt und ihn im Jahr darauf heiratet. Dann haut Bud Spencer dem Schurken seine Faust auf den Schädel. Aber das ist wohl eine andere Geschichte?

27. Dezember 2015

mein Festtags-Zwischenbericht

Allerhand Ver- und Bekannte und feines Essen. Vorgestern brillierte Frau G. mit wachsweichen Eiern im Speckkörbchen und Nüsslisalat. Dann Schweinefilet-Medaillon mit Couscous und buntem Gemüse.

Gestern starteten wir mit einer üppigen Käseplatte von Herrn E. Von Blue Stilton und Cambazola bis zu Fluonalper Bergkäse und Sbrinz. Dazu sauereingelegte Zucchetti, Kaki und Birnenweggen. Und viel mehr. Anschliessend servierte Frau R. mit Zitrone, Ingwer und Rosmarin marinierte Hühnerbrust; dazu dreierlei Pizokel und glasierte Rüebli.

Und natürlich jeweils ein grossartiges Dessert. Mandarinen-Tiramisu und halbflüssigen Schokokuchen; und gestern Schokomusse mit Orangensauce und Schlagrahm. Und allerlei selbergemachte Chräpfli und Praliné.

Heute machen wir Verdauungspause, morgen geht es weiter mit Schlemmen.

24. Dezember 2015

Herr J. und Frau M. erwarten die Nachwuchs

Neulich in Nazareth: Der Schreiner Josef und sein Weib Maria warten auf die Niederkunft.

Und es pressiert, denn schon morgen ist Weihnachten...

23. Dezember 2015

Janis Joplins neuer Porsche

Habt ihr bestimmt auch gelesen: Kürzlich wurde Janis Joplins kifferbunte Porsche für 1,7 Millionen Dollar versteigert. Ein hübsches Auto mit einer spannanden Geschichte und ein Käufer mit sehr viel Geld. Soweit also nix besonderes.
Bemerkenswert daran finde ich aber, dass an dem Porsche 356 kaum mehr etwas original ist. Die Bemalung erst recht nicht; Janis Joplin hat diese jedenfalls nie gesehen!

Nach ihrem Tod 1970 wurde das Auto gründlich „renoviert“; es bekam einen neuen Motor und eine „delphingraue“ Lackierung.
Erst 1995 wurde von der Bühnenmalerin Jana Mitchell die berühmte Hippie-Malerei wieder aufgepinselt. So gut es eben ging - wer etwas genauer hinschaut, findet auch schnell Unterschiede zur originalen Bemalung. Schade.

Es ist halt ein bisschen so, als täte man die Mona Lisa mal gründlich abschleifen, grundieren und neu anmalen. Sinnlos!

22. Dezember 2015

Marokko und der Krieg

Kürzlich traf ich auf die interessante Frage nach Marokko und der Westsahara. In der Tat ist die Lage dort unten etwas verwirrend. Deshalb habe ich eine Skizze gemacht.

Das Königreich Marokko habe ich grün eingefärbt. Die seit den 1980-er Jahren von Marokko besetzten Gebiete der Westsahara sind orange.
Die Demokratische Arabische Republik Sahara mit der provisorischen Hauptstadt Bir Lehlu ist rot abgebildet. Die Sahraoui, wie sich die Bevölkerung nennt, beanspruchen die ganze Westsahara für sich. Es ist ihre Heimat, obwohl die meisten von ihnen seit vierzig Jahren in den Flüchtlingslagern rund um die algerische Stadt Tindouf wohnen.

Der von Marokko besetzte Teil der Westsahara kann problemlos bereist werden. Ausser den vielen militärischen Kontrollposten und den UN-Soldaten fällt einem kaum auf, dass hier Krieg ist.
Die Grenze zur Republik Sahara hingegen ist komplett zu. In die Republik Sahara kann man einzig mit dem Flugzeug über Tindouf einreisen. Der Landweg von Marokko her ist nicht möglich. Und von Algerien her eigentlich auch nicht, aber das ist eine andere Geschichte.

Die genaue Lage der Grenze zwischen Marokko und Algerien ist seit dem Waffenstillstand 1963 eh ungeklärt. Und da der Krieg bis heute nicht beendet wurde, ist die Grenze komplett dicht. Bloss in den 1990-er Jahren war sie für kurze Zeit offen, was wir damals gerne nutzten...

21. Dezember 2015

billig Bahnfahren in Italien

In Italien mit der Bahn zu reisen ist grossartig und übel zugleich. Auf den Rennstrecken zwischen den grossen Stäten sausen Superschnellzüge mit bis zu 300 km/h hin und her. Pünktlich, sehr gepflegt und spottbillig, zumindest wenn man die Biglietti frühzeitig im Internet bucht. 90% Rabatt sind da schon drin.
Die Regionalbahnen und Vorortszüge sind genau so billig. Und Bigletti bekommt man auch noch kurz vor der Abfahrt am Automaten. Diese Züge sind aber oft abgelebt und vollgesaut. Und sie verkehren gerne mit einer halbe Stunde Verspätung.

Ich buche die Fahrkarten direkt bei „Trenitalia“. Da kann man die Tickets gleich ausdrucken - auch für die Auslandstrecken. So kann man dann zum Beispiel für 18 Euro von Zürich nach Rom oder von Wien nach Venedig fahren. Oder bis nach Sizilien hinunter.

19. Dezember 2015

vorweihnachtliches Fahrradventil

In Fahrradventil ist das Wort "Advent" verborgen.
Ich wollte das nur gesagt haben, falls mal jemand danach fragen tut. Odr so.

18. Dezember 2015

Mein Kampf

In Kampf gegen meine Bettwanzen komme ich ganz gut voran. Bisher habe ich drei Dosen Wanzengift versprüht und wichtiges dazu gelernt: Das Zeug stinkt bestialische! Was meiner Wanze egal sein dürften, da solche - wie ich im Internet lese - gar keine Nase haben.
Im Internet schreiben sie auch, dass man Wanzen mit Hitze totmachen kann. Bei 55 Grad ist ausgewanzt. Gute Sache, habe ich gedacht, das stinkt wenigstens nicht sos ehr. Also stopfe ich einige Kleidungsstücke in den Backofen und lasse niedertemperaturgaren. Zwanzig Minuten bei 70 Grad dürften genügen. Obacht - du Sau.

Kleinere Sachen und solche ohne Metallteile, wie Mützen und Unterwäsche lasse ich im Mikrowellenofen schmurgeln. Später muss ich allerdings erkenne: Im Prinzip eine gute Idee - aber: Als ich nachsehe, schlägt mir ein beissender braungelber Qualm entgegen. Auf dem Drehteller motteten meine Socken und Unterhosen stumm vor sich hin; nun einheitlich schwarz und merklich geschrumpft. Fünf Minuten Mikrowellen-Vollgas sind wohl doch etwas zuviel. Aber immerhin bin ich mir sicher; keine Überlebende.

17. Dezember 2015

ich hab jetzt meine eigene Bettwanze

Jetzt ohne Scherz. Ich wurde von Bettwanzen attackiert und bin nun voller juckender Pusteln. Das wäre an sich nicht soo schlimm, denn die Blätzen und die Juckerei gehen irgendwann von alleine wieder weg. Aber gestern habe ich eine nagelneue Bissstelle entdeckt! Zuhause - auf dem Sofa!
Wie‘s ausschaut, habe ich mir eine Bettwanze mit nachhause gebracht. Und das finde ich nun gar nicht witzig.

Also auf in den Kampf! Das Reisegepäck auf dem Balkon ausklopfen, das Sofa absaugen und eine ganze Sprühdose Insektengift drüber. Die Kissen spende ich der Textilsammelstelle und meine Reisekleider kommen sowieso in die Kochwäsche.
Als ich dann ganz erschöpft so dasitze, spaziert aufs Mal eine Wanzen vorbei. Also doch!!! Das Viech ist etwas grösser als eine Ameise und kupferbraun. Präventiv zerquetsche ich das Untier mit dem Daumen und rieche am Matsch. Süsslich-fruchtig - also eindeutig, eine Bettwanze!

Hoffentlich war das die einzige. So oder so - morgen besorge ich mir noch mehr Wanzengift. Und zwar vom teuflischen Sorte; "Wanzen-Killer machallestot XXXL". Odr so.
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16. Dezember 2015

so ein richtiger HipHop-Taliban-Gangster

Gestern; im Dorfladen an er Kasse: Vor mir steht ein junger Kerl. So einer mit Schnürstiefeln, Kapuzenpulli und Hipster-Gesichtsfell. Und tätowierten Pfoten - also so ein richtig harter Hund.

Und jetzt ratet mal, was er aufs Band legte – ein 6er-Pack Erdbeermilch. Fettarm.
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15. Dezember 2015

Ligurien: Schiene-Chaos im Sonnenschein

La Spezia: Es ist ein wunderschöner Morgen. Die Sonne scheint vom tintenblauen Himmel, das Herbstlaub leuchtet farbigst - und ich muss nachhause. Etwas wehmütig setze ich mich ins Bahnhof-Café und schaue den Zügen zu. Um Viertel vor elf fährt meiner los.

Jetzt bei dem schönen Wetter ist die Fahrt der Küste entlang wunderschön. Bunte Städtchen und türkisfarbenes Wasser – wie im Prospekt. Erst ist der Zug halb-, später randvoll. Die ganze Zeit zerren Sitzplatzsucher ihre viel zu grossen Koffer durch den Mittelgang und poltern gegen meine Schulter.

Später. Die Reisfelder in der Po-Ebene sind kurzgeschoren und die Berge am Horizont tragen Schneemützen. Schön anzuschauen. Die Zeit vergeht wie im Zuge.

Umsteigen in Milano. Wegen einer Betriebsstörung fährt der gebuchte EuroCity 158 nicht. Stattdessen bringt uns ein Trenord/SBB TILO-Extrazug zum Grenzbahnhof Chiasso. Hier ist die Strecke wegen einer Baustelle gesperrt und ich muss mit dem Ersatzbus bis nach Mendrisio fahren. Hier geht es mit der S10 TILO nach Lugano weiter. Da müssen wir erneut umsteigen; jetzt in den SBB IC-Neigezug 688. Draussen wird es langsam Nacht und wir brummen den Alpen entgegen.

Auf der anderen Seite des Gotthardtunnels treffen wir auf die angedrohte Betriebsstörung. Ab Göschenen gehts mit dem Ersatzbus weiter. Zurzeit sind für die achthundert Fahrgäste leider nur gerade zwei Busse da. Die anderen sind grad irgendwo unterwegs. Ich erschleiche mir einen Sitzplatz und erreiche so den Anschlusszug in Flüelen; die SBB S2 nach Arth-Goldau. Hier umsteigen in den Voralpen-Express 2484 nach Luzern, wo ich mit knapp einer Stunde Verspätung ankomme. jetzt nur boch zweimal umsteigen. Doch Frau G ist da und holt mich von den Geleisen. Danke!

La Spezia-Milano; Trenitalia Intercity 35666, 3:05 h, 2.Klasse, 9 Euro
(Milano-Luzern; SBB, 4:03 h, 2.Klasse, 9 Euro)

14. Dezember 2015

Ligurien: es schifft im Museum

La Spezia: Das „Museo Tecnico Navale della Spezia“ – das Schiffsmuseum – müsse ich uuu-unbedingt anschauen, sagen die Eisenbahner. Wegen dem miesen Wetter wollte ich eigentlich nicht hin, aber jetzt wo alle davon schwärmen, muss ich wohl.
Das Schiffsmuseum befindet sich innerhalb der militärischen Marinebasis. Am Tor stehen Uniformierte mit Maschinenpistolen und strengem Blick. Nach meinen Erfahrungen mit eingezäunten Schiffen und Wachleuten benehme ich mich diesmal äusserst wohlerzogen und gehe gleich zum Haupteingang. Die Kassenfrau warnt mich, wegen der Bauarbeiten seien einige Ausstellungssäle vorübergehend geschlossen. Dafür koste der Eintritt zurzeit auch nur 1,55 Euro. Na dann.

Sollte sich jetzt jemand ganz speziell für Torpedos interessieren – hier findet er sein Paradies. Lange und kurze, dicke und dünne Torpedos; daneben noch aufgeschnittene und zerlegte Torpedos. Torpedo-Einzelteile und Torpedo-Modelle.
Im Saal daneben stehen Kanonen. Viele Kanonen; lange und kurze, dicke und – öööhm – viele andere Kanonen. Wer's mag…

Hier endet die 1,55 Euro-Ausstellung auch schon wieder. Alle übrigen Räume des Museums sind geschlossen. Im Garten schaue ich mir noch das U-Boot MSM-1S „Woodstock“ an. Seinen Namen habe es übrigens vom gelben Vogel und besten Freund Snoopy's.
Das U-Boot steht erst seit einigen Wochen hier im Rasen, davor tauchte es zwanzig Jahre lang fürs Militär und die Forschung. Ihm macht der Regen nichts aus - mir schon. Ich gehe nachhause.

Heute nächtige ich im „Hotel Mary“ gleich gegenüber vom Bahnhof. Ich bekomme ein wirklich nettes 40 Euro-Zimmer. Zwar klein und schlicht, aber mit allem Notwendigen. Und mit funktionierendem Internet. Und Blick auf den Bahnhof – ich bin ein Glückspilz!

Am Abend esse ich drüben im Bahnhofrestaurant Bohnen-Zwiebel-Fleisch-Eintopf. Das Froilein fragt, ob ich ein Russe sei? Ob wegen meiner Bären-Mütze oder meinem Akzent – ich weiss es nicht? Gute Nacht.

13. Dezember 2015

Ligurien: spiel mir das Lied vom Tod

In diesen italienischen Städten gibt es alles - ausser freie Parkplätze. Ich schlendere dann manchmal einfach mit meinem Autoschlüssel in der Hand herum und geniesse die Aufmerksamkeit der parkplatzsuchenden Autofahrer.
Dann schlage ich urplötzlich einen Haken und gehe in die entgegengesetzte Richtung. Diese enttäuschten Gesichter und die leeren Augen solltet ihr mal sehen. Einfach köstlich.

11. Dezember 2015

Ligurien: einbahn nach La Spezia

La Spezia: Kurz nach sieben verlasse ich mein Genua-Hotel endgültig. Es war eine nette Unterkunft. Doch heute habe ich im Internet gelesen, hier gäbe es Bettwanzen. Ich glaube das zwar nicht, doch es erklärt die in Plastikfolie eingewickelte Matratze und die juckenden Pusteln an meinen Beinen. Das Mädel am Empfang verabschiedet mich mit einem leblosen «m-hmh».

Am Bahnhof-Automaten ziehe ich ein Biglietto nach La Spezia. Heute fahre ich mit dem Regionalzug, da der an allen Bahnhöfen anhält und ich den Ausblick auf die berühmet Cinque Terre geniessen will. Doch der Nebel und die schmutzigen Fenster vereiteln wirkungsvoll mein Vorhaben.

Der eigentliche Grund weshalb ich noch einmal nach La Spezia fahre, ist naturlich das Museo Nazionale dei Trasporti - das berühmte Eisenbahnmuseum. Wobei; jetzt im Winter ist es weniger ein Museum, als mehr eine Werkstatt. Die „guten Fahrzeuge" seien in einem auswärtigen Depot eingelagert, hier seien momentan nur die Patienten.

Heute bin ich der einzige Besucher. Nachdem ich dem Lackierer geholfen habe einige Abdeckfolien zu verräumen, führt er mich durch die Sammlung. Er weiss zu jedem Ausstellungsstück etwas zu erzählen. Und er zeigt mir die Lokomotive, mit der er als Schulbub mit seinem Vater mitfahren durfte.

In der Werkstatt steht eine schwerkranke Dampflok. Sie wurde 1909 als von "Krauss & Comp." in München gebaut. Jetzt ist sie an schwerer Korrosion erkrankt und braucht eine Kessel-Revision. Die notwendigen Ersatzteile werden in der eigenen Werkstatt und von Hand angefertigt. Von Mechaniker die nur wenig jünger als die Dampflok sind.

Im Aussengelände einige alte Güterwagen der Marinebasis und Rangierloks aus der Umgebung. Dazwischen thront eine mächtige „E.626“. Diese Lokomotive ist ein Meilenstein in der italienischen Eisenbahn-Geschichte. Mit ihr wurde in den 1930-er Jahren die Elektrifizierung eingeläutet. Von diesem robusten Arbeitstier wurden einst weit über vierhundert Stück gebaut und sie war bis vor wenigen Jahren im Einsatz. Doch davon sind nur ganz wenige übriggeblieben. Die E.626.089 bräuchte dringend etwas Zuneigung, aber dazu fehlt das Geld.

Zum Abschied bekomme ich ein tolles Souvenir geschenkt und den Wunsch mit auf den Weg, ich solle doch zuhause allen Eisenbahnliebhabern davon erzählen. Man freue sich über jeden Besucher - und das nicht nur wegen den 3 Euro Eintritt.

Genova-La Spezia; Trenitalia Reg 33825, 2:09 h, 2.Klasse, 7,50 Euro

10. Dezember 2015

Ligurien: in schwarze Löcher gucken

Genova: Als ich neulich auf dem Righi war, habe ich da oben nicht nur die Aussicht genossen, sondern mir auch das dortige Observatorium angeschaut. Die Tür zur Sternwarte stand weit offen, also ging ich hinein. Und die Treppe hinauf. Die Frau Astronomin guckte etwas erstaunt aus ihrem Fernrohr - eigentlich habe sie ihren Freund erwartet, nicht mich. Ausserdem sei die Anlage nur für Forscher zugänglich.

Da ich aber schon mal hier bin, darf ich mir das Teleskop und die anderen Gerätschaften anschauen. Leider sieht man im Fernrohr lauter schwarz, im Weltall scheint es noch Nacht zu sein...

Eine ganz andere Messeinrichtung lockt mich in den Hafen. Gleich hinter dem Aquarium steht ein unscheinbarer Glaskasten voller Elektronik und einem Schwarzen Loch im Boden. Das ist der „Pegel Genova“. Der Pegel misst für halb Italien - und die ganze Schweiz – den Wasserstand des Mittelmeeres. Nicht dass das Meer unbemerkt leerläuft...

Nach soviel Wissenschaft widme ich wieder meinen eigenen Forschungen - der schier grenzenlosen Welt der Wurstbrote.

9. Dezember 2015

Ligurien: kein Schwimm, bloss Kran

Genova: Es sieht nicht nur nach Regen aus, es tut. Was tun? Da ich ja weiss, dass sich viele von euch für Kräne interessieren, will ich heute einen ganz besonderen anschauen gehen. Den Schwimmkran „Langer Heinrich“, der heuer seinen 100. Geburtstag feiert.

Gebaut wurde der Kran 1915 für die die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven, denn zum Bau der riesigen Schlachtschiffe brauchte es auch einen riesigen Kran. Den damals weltgrössten. Die Sache mit dem 1. Weltkrieg endete für dem deutschen Kaiser eher ungünstig. Doch der Kran blieb ganz und man nutzte ihn im 2. Weltkrieg zum Bau von Kriegsschiffen und U-Booten. Wieder endete der Krieg anders als erwartet und der Kran ging in den Besitz der US-Marine über. In den 1990-er Jahren wurde der Lange Heinrich nach Genua verkauft, wo er bis heute krant.

Nach meinem neulichen Besuch bei der "Williamsburg", muss das heute klappen. Den Kran sehe ich zwar schon von weitem, doch erneut ist ein Gitterzaun im Weg. Die beiden Wachmänner am Tor sind ganz nett und finden den Kran auch ganz toll – aber aufs Gelände lassen sie mich trotzdem nicht!

Bildquelle: Google.it
Also steige ich gegenüber auf die alte Festungsmauer und schaue über die Dächer. Vom Schwimmkran sehe ich nur den Kran, der Schwimm bleibt hinter den Häusern verborgen.

Es beginnt wieder zu regnen. Ich setze mich in eine Kneipe zu den alten Männern. Die Stimmung ist gelöst. Der Kaffee dunkelschwarz und Salamibrot das knusprig-flauschig-würzige. Friedlich hier.
Doch die Sache mit den nicht gesehenen Schiffen nagt schon ein wenig an meinem Stolz.

8. Dezember 2015

Ligurien: armlose Heilige und ein speckiger Hund

Genova: Da ich grad in der Nähe bin, schaue ich mir noch einmal die Kathedrale San Lorenzo an. Aussen wie innen ist sie zebramässig gestreift; schwarzer und weisser Marmor. Ganz besonders beeindruckt mich das gotische Portal mit den vielen verschiedenen Säulen und den Friesen mit Marmor-Intarsien. Einfach nur grossartig.

Am Fuss einer der Säulen liegt ein handtellergrosser Hund aus Marmor. Um ihn ranken sich viele Legenden. Wer ihm über den Rücken streichelt wird glücklich oder fruchtbar. Odr so. Und der Hund ganz speckig.

Ich steige in die Krypta hinunter, wo heute die Schatzkammer untergebracht ist. Gotische Kunstschmiedearbeiten aus Gold, Silber und Edelsteinen. Ein byzantinisches Reliquienkreuz enthält sogar originale Holzsplitter vom Kreuz Jesu. Daneben werden in einer Vitrine die Unterarme der heiligen Anne und vom heiligen Jakob ausgestellt. Würde mich aber nicht wundern, wenn anderenorts noch ein Dutzend weitere Anna- und Jakob-Arme präsentiert würden.

Diese Schale besteht aus einem einzigen schillernden Halbedelstein. Es soll sich um den Teller handeln, worauf man damals dem römischen Stadthalter den abgeschlagenen Kopf des heiligen Johannes präsentiert hat. Sein Kopf wird übrigens in Amiens aufbewahrt. Und sein rechter Unterarm in Istanbul. Ich sag's nur, sollte jemand von euch weitere Teile vom Heiligen Jaohannes anschauen wollen.
Die katholische Kirche beherrscht solche Inszenierungen schon immer meisterhaft - besser als jede Jahrmarkts-Geisterbahn.

An einer Seitenwand der Kathedrale entdecke ich diese Steintafel mit einem Arm drauf. Dieses Zeichen war im Mittelalter weit verbreitet und wurde auch von den Nicht-Lesern verstanden. Heute nicht mehr. Wir kennen aber noch den Ausdruck „öffentliche Hand“.

7. Dezember 2015

Ligurien: Sonnenfänger und Eckenpisser

Genova: Neben all den prunkvollen Palästen und gottesfürchtigen Kirchen* bietet Genua auch weniger spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel interessante Alltagsarchitektur.

Die "Mampæ" sind verkehrt herum montierte Fensterläden und sollen in den engen Gassen etwas Tageslicht in die Wohnräume reflektieren. Die Mampæ bestehen entweder aus Blech oder stoffbespannten Holzrahmen und sind auf der Oberseite hell gestrichen.
Früher brauchte es die überall, aber seit es elektrisches Licht gibt sind sie fast verschwunden.

Ähnliche Lichtfänger gibt es zum Bedispiel auch in der Luzerner Altstadt. Hier in Genua fand ich sie nur noch an der Piazza Soziglia und am alten Hafen.

Ein weiteres architektonisches Kleinod sind die Eckenpisser-Wehrsteine. Man sieht sie noch überall, mal rund, mal eckig; banal gemauert oder aus schmuckem Marmor. Durch ihre besondere Formgebung reflektieren sie den Strahl auf die Schuhe des Urinators. Ich hab‘s zwar nicht selber ausprobiert, aber die Theorie scheint mir mehr als einleuchtend.

*die Paläste und Kirchen mag ich nicht abbilden, da man sie in jedem Reiseberichtsehen kann. Odr so...

6. Dezember 2015

Ligurien: Salami-Schokolade oder Schokoladen-Salami...

Genova: Heute sah ich in einem Schaufenster diese Salami aus Schokolade. Genial – odr?

Wozu also auf den Mond fliegen? Alles was die Menschheit braucht, gibt es hier in Genua..

4. Dezember 2015

Ligurien: warum trägt der Kolumbus einen Bademantel?

Genova: Ganz in der Nähe der Piazza Ferrari kann man heute noch das Wohnhaus vom Christoph Kolumbus abfotografieren. Ein winzigkleines Haus aus rohem Mauerwerk. Bedrängt von himmelhohen Geschäftshäusern und einem mittelalterlichen Stadttor und von patriotischen Textil genadelt.

Wobei: Kein Mensch weiss, wo Christoph Kolumbus damals wirklich aufgewachsen ist? Oder gehaust hat. Man weiss nicht einmal, ob er überhaubt aus der Stadt Genua kommt. Sicher ist einzig, dass er aus der Republik Genova stammte und das dieses Haus einem Colombo gehörte. Dieser Colomba hiess aber nicht Christoph und war auch kein Seefahrer, sondern Weber.
Den Touristen scheint das alles egal zu sein, als Fotomotiv genügt das kleine Haus.

Vor dem Bahnhof Genova Piazza Principe steht ein grosses Kolumbus-Denkmal. Auf einem Marmorsockel steht der berühmte Seefahrer und schaut zum Hafen hinunter. Mir ist aber rätselhaft, weshalb der Nationalheld nur einen Bademantel trägt?
Der Christoph Kolumbus war damals ja viel unterwegs und wurde dabei am Bahamas-Strand von den Indianer entdeckt. Vielleicht soll der Bademantel daran erinnern? Oder an seinen entfernten Verwandten, den Weber? Odr so.

3. Dezember 2015

Ligurien: Genua und der gewonnene Krieg

Genova: Vor 70 Jahren endete auch in Genua der Zweite Weltkrieg. Die alliierten Truppen vertrieben die Wehrmacht und befreiten/besetzten Italien. Wer genau hinschaut, kann in Genua auch heute noch Spuren diese Zeit finden.

Am Eingang zu den verwinkelten Altstadtgassen kann man da und dort immer noch die Warnungen der Amerikaner lesen: „THIS STREET OFF LIMITS OF ALL ALLIED TROOPS“ - diese Strasse ist für alle Truppen tabu! Man befürchtete damals, die Soldaten würden Opfer von Taschendieben, Schlägereien oder Prostitution.

In der Cattedrale San Lorenzo ist ein weiteres Überbleibsel aus dem Krieg zu besichtigen; ein Blindgänger. Es sind die Resten einer britischen 15-Zoll Granate, die am 9. Februar 1942 vom britischen Schlachtschiff „HMS Malaya“ abgeschossen wurde. Statt des Hafens traf es dabei allerdings die Kathedrale San Lorenzo. Von der Granate sind noch das Kerngeschoss und diepanzerbrechende  Kappe erhalten, die ballistische Haube fehlt. Die Granate war ursprünglich also noch deutlich länger.
Zum Glück war es ein Geschoss zum Schiffe-versenken und ist nicht explodiert. Sonst gäbe es heute von der einzigartigen Kathedrale wesentlich weniger anzuschauen. So gab es damals bloss ein Loch im Dach. Glück gehabt.

2. Dezember 2015

Ligurien: die Präsidenten-Jacht ist gesunken

Genova-La Spezia: Der Himmel ist wolkenverhangen und es sieht nach Regen aus. Deswegen mache ich heute etwas ganz Verwegenes – eine Bahnfahrt! Und zwar fahre ich der Küste entlang nach La Spezia, um mir dort ein geheimnisvolles Schiff anzuschauen.
Vom Bahnhof La Spezia fahre ich mit dem Stadtbus, vorbei am Containerhafen, verschiedenen Werften uns Militärhäfen bis nach Muggiano. Hier am Ende der Welt rostet seit vielen Jahren die "USS Williamsburg", die berühmte Luxusjacht der amerikanischen Präsidenten Truman und Eisenhower, still vor sich hin.

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Als das Schiff im Hafen sank, kam Bewegung in die sache. Jetzt soll es weg; entweder wird es verschrottet oder es findet sich ein Käufer. Für mich also die letzte Gelegenheit für einen Besuch.
Die Williamsburg liegt im hintersten Winkel eines Werfthafens. Man könnte den drei Meter hohe Gitterzaun mit Stacheldraht ja dahingehend deuten, dass man hier nicht hinein darf. Ich versuche es trotzdem. Doch das Nebentor ist verriegelt. Ich könnte zwar drüber klettern, aber von überall glotzen mich Kameras an – das geht nicht.

Bildquelle Google.it
Als etwas später am Haupttor kurz die Schranke aufgeht, aale ich gschwind hindurch. Ich marschiere zügig los und tue so, als sei ich einer von hier. Aber kaum hundert Meter später pfeift ein Wachmann. Ich winke kollegial zurück – alles klar Amico – doch es nützt nix. Ich werde eingefangen und muss mit ins Büro. Was ich hier wolle und so? Ich stelle mich ahnungslos. Wir einigen uns dann, dass das hier Privatgelände sei und ich jetzt sofort verschwinde. Ja gut - hätte man auch netter formulieren können...

Ich schlendere zufällig noch ein wenig am Zaun entlang und beobachte die Möwen. Da und dort könnte man über den Zaun klettern. Wäre ansich kein Problem, aber was sage ich, wenn ich nocheinmal erwischt werde! Die kennen mich ja. Was sollte ich dann erzählen? Ich hätte mich verlaufen! Nö - meine Expedition zur amerikanischen Präsidenten-Jacht ist gescheitert.
In der Hafenkneipe fotografiere ich ein Wurstbrot und frage einen Werftarbeiter, ob er mir seinen Arbeitsplatz zeigen möchte. Nein. Also fahre ich nachhause.

Genova-La Spezia; Trenitalia Intercity 35657, 1:31 h, 1.Klasse, 9 €
La Spezia-Genova; Trenitalia Intercity 35510, 1:25 h, 2.Klasse, 11 €

1. Dezember 2015

Ligurien: Glühwürmchen und Kichererbsenfladen

Genova: Es ist wolkenverhangen, nur manchmal blinzelt kurz etwas Sonne durch. Ich schlendere durch das ehemalige Judenquartier. Heute hausen hier vor allem Einwanderer aus Afrika und Asien. Die Gassen sind schmal und düster. Einzig bei den "Lucciole" - den Glühwürmchen, wie sie hier die Lustgewerblerinnen nennen - brennt immer Licht.

Focaccia und Farinata sind die typischen Brote Liguriens. Focaccia ist ein knuspriges Fladenbrote aus Hefeteig, pur oder mit allerlei Gewürzen oder Auflagen veredelt.

Farinata sind auch Fladenbrote, aber aus Kichererbsen-Mehl gemacht; fettig, feucht und knusprig zugleich – und dünn wie Omeletten. Ich mag beide gerne, Focaccia aber noch etwas gerner.

Früher lag Genua am Meer. Dann hat man immer wieder den Hafen vergrössert, aufgeschüttet und umzäunt. Zudem trennte auch noch eine vielspurige Uferstrasse die Stadt vom Meer. In den 70-er Jahren versuchte man mit einer Hochstrasse einen Befreiungsschlag. Mit der "Sopraelevata Aldo Moro" wollte man der Autolawine Herr zu werden, was aber nur leidlich gelang.

Erst die Hafen-Erneuerung zum Kolumbus-Jubiläum 1992 brachte eine deutliche Verbesserung. Der Autoverkehr wurde teilweise in einen Tunnel verlegt und die alten Hafenanlagen zur Freizeitfläche umgebaut. Jetzt hat die Stadt endlich wieder Zugang zum „Strand“.

Der alte Handelshafen wird heute von allerhand Kultur belebt. Für die Touristen gibt es den Aussichtsturm „Bigo“ und gleich daneben das grosse Aquarium. Aber der touristischer Höhepunkt ist eindeutig das Segelschiff "Neptune". Es ist aus einem Piratenfilm vom Roman Polanski, und aus Holz und Polyester. Kitschig, aber bei den Ausflüglern sehr beliebt. In der alten Baumwollhalle ist jetzt eine "Kinderwelt" und ein Kongresszentrum untergebracht.
Wenn man mag, könnte man den ganzen Tag hier verbringen. Mir ist das aber alles ein wenig zu gekünstelt. Aber der "Mercato ittico" - der Fischmarkt - gefällt mir. Sinnigerweise steht er gleich neben dem grossen Aquarium - vermuttlich damit die Aquariumfische sehen könne, wohin sie kommen, wenn sie sich daneben benehmen? Odr so.