21. September 2013

BahnOsten Moldawien: pfützenhüpfen durch ein unbekanntes Land

Der Tag beginnt so wie der gestrige endete; Chişinău im Regen. Wir schlafen lange und heimsuchen dann den Frühstücksraum. Heute sind zwei Aufseherinnen da. Beide in weissen Ärmelschürzen, wie in den alten Filmen die Irrenhaus-Wärterinnen.
Heute stehen die beiden Schüsseln mit den Omeletten anders als sonst; heute die mit Kartoffelfüllung rechst, Käsefüllung links. Die Aufseherinnen informieren daher jeden ankommenden Gast persönlich über die Veränderung - einfach die Schüsseln andersherum hinzustellen wäre vielleicht einfacher gewesen!
Wir nehmen ein Taxi zum Busbahnhof „Autogara de Sud“. Es schüttet wie aus Eimern und über die Strasse fliessen richtige Bäche. Am Busbahnhof ist trotz des miesen Wetters viel Betrieb. Zum Glück ist der Busbahnhof überdacht. Wobei – das Dach ist stark inkontinent, aber wir finden trotzdem noch ein trockenes Pfützchen.

Wir fahren heute mit dem Bus, weil der Zug mitten in der Nacht fährt, und wir wollen doch etwas sehen von Moldawien. Pünktlich um 11:30 fährt unser Bus, ein betagter Neoplan aus Deutschland, los. Es geht Richtung Süden.
Nach einer Stunde hört der Regen auf und schon bald scheint zaghaft die Sonne. Im Bus wird es warm. Frau G. beklagt sich über Hitzewallungen ihrerseits. Um halb zwei machen wir in Leova eine kurze Rast. Ich suche das WC, rieche es lange bevor ich es sehe.

Das Wetter wird immer besser, dafür zeigen sich die Spuren der heftigen Regenfälle der letzten Tage. Schlamm und viele hundert Meter lange Pfützen. Manche Nebenstrassen sind völlig zerstört und viele Häuser überflutet. Oft geht’s nur im Schritttempo voran. An einer Stelle ist auch das Bahngleis unterspült und ein Zug sitzt fest. War der Bus doch die richtige Wahl!

Die Landschaft ist hübsch; etwa so wie in Südfrankreich. Hügel mit Reben, Obstbäume, Sonnenblumenfelder. Lange Nussbaum-Alleen. Ab und zu ein Dorf. Richtig schön hier.

Mit einer halben Stunde Verspätung erreichen wir um halb fünf die Grenze im südlichsten Zipfel Moldawiens. Die Ausreiseprozedur geht zügig und ohne nennenswerte Kontrolle vonstatten.

Auf der anderen Seite des Flusses findet die Einreise nach Rumänien und die EU statt. Eine lange Kolonne verheisst nichts Gutes. Und so ist es dann auch; anstehen und warten. Die eigentliche Kontrolle geht dann aber zügig und problemlos. Nach Galati sind es dann nur noch ein paar Kilometer.

Gegen halb sieben sind wir in unserem Hotel. Vom Balkon sehen wir die Donau und am gegenüberliegenden Ufer einen wunderschönen Regenbogen.

Bus „Moldova“ Chişinău–Galaţi, 6:00 h (6:45 h), 230 km, ca. 7.10 Euro

6 Kommentare:

  1. man müsste mal eine Weltkarte mit der "gefühlten" Zeit machen, von den Bildern her würd ich sagen dort ist ca. 1970 ...
    Gruß th

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  2. 1970 war für mich nicht schön wegen Wehrdienst :-(
    Aber Moldawien könnte was für mich sein. Wie sieht es denn aus mit der Selbstversorgung? Gibt es Lidl oder Aldi, hähähä.....oder kommt alles aus Putins Reich?
    Grüße
    Heinz

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    1. Ausser Tankstellen gibt es leider kaum mehr etwas russisches, fast alles westliche Marken. Lidl, McDonald und all das Zeug. Selbstversorgung ist überhaupt kein Problem.

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  3. Ach nochwas, wie verständigt Ihr Euch? Kommt man mit Englisch durch? Wahrscheinlich nicht, oder?

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    1. Fast überall wird heute englisch gesprochen. Selbst in Siebenbürgen, wo vor wenigen Jahren noch deutsch gesprochen wurde. Die Verständigung ist aber wie fast überall kein Problem, auch ohne ausgefeilte Sprachkenntnisse.

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