Es ist morgens um sechs, stockfinster und grimmig kalt. Um diese nachweihnachtliche Zeit ist der Bahnhof Giswil unbemannt und eher ungemütlich. Wir fahren nach Arth-Goldau und steigen in den Zug nach Mailand um. Unser Wagen ist bis auf den Letzten Platz besetzt. Wo wollen bloss all die Leute hin?
Geschmeidig gleiten wir südwärts, erst unter dem Gotthard hindurch und dann weiter bis in die italienische Metropole Milano.
Der mächtige Bahnhof
Milano Centrale begeistert mich jedesmal. Protzige Hallen, dicke Marmorsäulen und opulente Wandgemälde. Doch heute sind unglaublich viele Leute hier. Sie stehen uns im Weg herum und versperren die Sicht.
Dann finden wir auch noch kaum einen freien Sitzplatz in einem Café. Überall sitzen wieder diese Leute. Und der servierte Caffe ist schal und muffig. Milano enttäuscht uns heute.
Kurz nach zwölf fährt unser Intercity nach Genua los. Wieder ist unser Wagen prallvoll. Neben uns sitzen zwei Italienerinnen und schnattern pausenlos. Ich stelle mich bewusstlos und versuche den Wortschwall einfach wie einen warmen Sommerregen an mir abrinnen zu lassen.
Draussen vor dem dreckigen Fenster sehen wir abgeerntete Reisfelder und Nebel. Später noch etwas Gestrüpp – und dann die eingestürzte Morandi-Brücke. Jetzt ist es nicht mehr weit bis
Genova Principe. Trotz allem war es eine sehr angenehme Fahrt.
Es ist wolkig und winterlich kühl. Wir schlendern durch die Gassen in Richtung Hafen. Am Horizont sieht man einen Hoffnungsschimmer, doch schon kurze Zeit später ringen dunkelschwarze Wolken die paar Sonnenstrahlen wieder nieder.
Wegen den Feiertagen sind die meisten Geschäfte und Lokale geschlossen. Die Stadt wirkt deshalb ein wenig unterkühlt und auch etwas schäbig. Wir schauen dies und das an. Dann schlendern wir nachhause und futtern unseren mitgebrachten Reiseproviant auf.
Der Wetterbericht prahlt, dass morgen vielleicht manchmal etwas Sonne scheinen könnte.
Wir wohnen in einem Hotel Britannia gleich beim Bahnhof, und gleich vis à vis vom letzten Mal. Denn diesmal ist Frau G. dabei, da wollte ich ein etwas netteres Hotel haben.
Giswil-Luzern-Arth Goldau: Zentralbahn/SBB, sFr. 22.80
Arth Goldau-Milano Centrale: SBB EuroCity 13, € 29.-
Milano-Genova Piazza Principe: Trenitalia Intercity 665, € 19.90