13. Oktober 2015

wie die Fliegen auf dem Fladen

Am letzten Samstag war in Giswil wieder Herbschtmärt. Wie jedes Jahr auf einem anderen Bauernhof, diesmal beim Bartli Urs im Diechtersmatt. Da waren viele Stände wo angebliche Bauern Alpkäse, Quittenkonfi und allerhand Strickwaren feilhielten. Gehäkeltes und Geschnitztes, Geröstetes und Frittiertes. Nebenan streichelten rotbäckige Kinder arrestierte Kaninche oder sangen Volkslieder.

Wie dem auch sei; es waren unglaublich viele Leute da. Wir widmeten uns daher vor allem dem Kuchen und Kaffee; sorgsam darauf achtend, micht von meinen Bek- und Verwandten entdeckt zu wurden. Ich habe ja im Allgemeinen nichts gegen Menschen – aber wenn ich essen will – dann schon.

12. Oktober 2015

platzende Nüsse

Manchmal, wenn die milde Herbstsonne gar lieblich scheint, lege ich mich einfach ins Gras und schaue den Wolken zu. Und den Krähen, wie sie von da oben Baumnüsse fallen lasse, so dass sie aufplatzen und ihr nahrhaftes Innenleben freigeben. Also die Nüsse, nicht die Krähen.

Neulich sah ich ganz weit oben am Himmel ein dreischwänziges Flugzeug nach Norden fliegen. Und schon spürte ich wieder diese unbändige Reiselust. Scheiss Fernweh!
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10. Oktober 2015

das homöopathische Bier vom Stefan

Neulich erzählte Stefan, dieses homöopathische Bier sei sehr mild im Geschmack und völlig frei von unerwünschten Nebenwirkungen. Und auch für Allergiker gut geeignet.
Aber ich glaube das nicht - das war nämlich gar nicht neulich. Oder ist gestern schon neulich?
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9. Oktober 2015

hart wie Beton

Der Turmspringer im Fernseher sagt, bei einem Sprung aus dieser Höhe sei das Wasser hart wie Stahlbeton.

Ich glaube aber nicht, dass beim Eintauchen der Beton spritzen täte – wohl eher der Turmspringer.

8. Oktober 2015

süsssaure Lebensträume

„Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum“ - diese Facebook-Weisheit schrieb der italienischer Mönch und Philosoph Tommaso Campanella schon vor 500 Jahren in einem seiner Bücher.

Er verbrachte sein halbes Leben im Gefängnis, vielleicht macht er deswegen so ein wenig lebensfrohes Gesicht?

7. Oktober 2015

Daumenlutschen und Schwanzwedeln seinerseits

Routinemässiger Abendspaziergang. Kaum losgezockelt sehe ich in einem Garten zwei Kaninchen. Das grauflauschige lässt sich streicheln. Dann einige Häuser weiter kommt ein grosser Hund mit einem Ast im Maul angerannt. Wir rangeln um den Ast und freuen uns. Aber keine Zeit, ich will ja spaziergehen.
Auf einem Güllenfeld schnäbeln einige Dutzend Möwen nach Würmern. Ich kann sie mental fernsteuern. Immer wenn ich mit meinen Armen wedle, fliegen sie auf. Wir üben das mehrmals – funktioniert.

Am Waldrand lümmeln zahllose Pilze herum. Braune kohlblättrige, kleine weisse und solche, wovon ich glaube, es seien Hallimasch. Ich kenne mich da nicht aus, aber Hallimasch könnte man essen, zumindest wenn man sich getraut und sich nicht vor der Scheisserei fürchtet. Ich fürchte mich zwar nicht, bin mir aber auch nicht sicher, ob es solche sind? Oder letztamend noch giftige.
Auf dem Nachhauseweg komme ich an einer Kuhweide vorbei. Ein Kalb will gekrault werden; intensives Daumenlutschen und Schwanzwedeln seinerseits. Ich nicht, ich verhalte mich völlig passiv. Abschliessend begegne ich noch unserem Gemeindepräsidenten. Flottes Hallo; aber kein Kraulen oder Lutschen.
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6. Oktober 2015

schwuler Priester outet sich: Ich bin katholisch!

Da komme ich nach ein paar Tagen Urlaub nachhause; und was lese ich in der Zeitung: Im Vatikan hat sich ein schwuler Priester geoutet.

„Er bin katholisch“, sagte der 43-jährigen Pole „und dieses Coming-Out widme ich meinem lieben Edoardo“. Und wie man heutzutage weiss ist diese Veranlagung nicht heilbar.

Finde ich sehr erfrischend, die beiden.

5. Oktober 2015

vom Tschingg: Nieselregen - fertig!

Wenn man ganz fest dran glaubt, könnte man meinen es sei Morgentau. Aber es ist dann doch nur gewöhnlicher Nieselregen. Und damit wohl das Ende unserer oberitalienischen Seen-Rundfahrt.
Wir fahren über die Brücke hinüber in die Schweiz. Der Zöllner steht reglos da, nur ein Wimpernzucker zeigt an, dass wir passieren dürfen. Eigentlich täte ich jetzt gerne anhalten und mich von ihm in einigen zollrechtlichen Fragen beraten lassen. Er würde sich bestimmt freuen, einem Landsmann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und für einem Moment seinem tristen Dasein zu entfliehen. Frau G. meint dann aber: Nein.

Die Autobahn und das Wetter emulgieren zu einer gräulichen Brühe. Doch wir kommen gut voran und sind gegen Mittag schon in Airolo. Frau G. will kaffeetrinken und ich einige Dinge anschauen. Wir tun beides, dann fahren wir die „Tremola“, die alte Strasse zum Gotthardpass hinauf. Kopfsteinpflaster und Serpentinen, doch vor allem eine dicke Nebelsuppe. Erst auf der Passhöhe klart es etwas auf und wir sehen mehr als nur den Strassenrand.
In Göschenen schauen wir uns noch gschwind den „Visierstollen“ aus der Zeit des Eisenbahnbaues. Ich bin immer wieder ob der grandiosen Ingenieursleistung beeindruckt. Und auch, wie Frau G. ihre Begeisterung verbergen kann.

3. Oktober 2015

bim Tschingg: Seefahrt nach Caffè Cornetto

Die Blätter rascheln leise im Wind, so lässt es sich nett erwachen. Aufstehen, kulturbeuteln, frühstücken. Heute gibt es Pulverkaffee und Resten aus dem Kühlschrank - wie eigentlich jeden Tag.
Unser nächster Halt ist der Bahnhof Laveno, denn da hat es immer freie Parkplätze. Wir schlendern ein wenig durchs Städtchen und kaufen Fahrkarten für die Fähre hinüber nach Verbania. Die Fähre ist ein eher älteres Exemplar; grösstenteils noch genietet statt geschweisst. Und mit einer Bar auf dem Oberdeck. So geniessen wir die Fahrt quer über den Lago Maggiore.

Verbania ist auf den zweiten Blick recht hübsch. Eine mondäne Uferpromenade und dahinter eine Altstadt voller enger Gässchen. Wir schauen uns ein wenig um, bewundern die Architektur und die Schaufensterauslagen; dann gelüstet es uns nach Caffè und Cornetto. An einem unscheinbaren Kiosk am alten Hafen werden wir fündig. Kaffee mit sämigem Schaum und Süssgebäck mit Konfi-Füllung. Herrlich – selbst die Tauben schauen neidisch.

Auf der Rückfahrt nach Laveno schaue ich mir noch einmal die Baustelle des neuen Theaters an. Drei oder vier unförmige Knollen umschliessen einen banalen Betonwürfel. Noch ist das Theater nicht fertig - noch besteht die Chance, dass es ein ganz tolles Meisterwerk wird. Aber ich glaube nicht so recht daran.

Hinter Laveno fallen die Berge wieder steil in den See. Wir kurven auf der Uferstrasse nach Norden. Bis nach Luino. Früher haben wir hier oft übernachtet; damals, als man noch direkt am Ufer stehen konnte. Mittlerweilen ist da eine Parkanlage und überall sonst ein Parkverbot. Wir fahren deshalb hinüber an den Lago di Lugano und übernachten in Ponte Tresa; noch im italienischen Teil des Grenzstädtchens.

2. Oktober 2015

bim Tschingg: eine Einsiedelei und Kastanienfall

Nach dem Besuch des heiligen San Carlo Borromeo wollen wir die Burg Rocca, gegenüber in Arona am Lago Maggiore, besteigen. Als wir da ankommen ist grad Markt. Also schlendern wir an den Ständen entlang und naschen von den Leckereien. Pralle Würste, schimmliger Käse und allerlei Backwaren werden feilgeboten. Und alles schmeckt wunderbar. Die Sonne brennt und ich habe Durst, also setzen wir uns in den Schatten und trinken Bläterliwasser aus tintenblauen Flaschen.
Die Burg Rocca (N45.7743, E8.5718) sparen wir uns fürs nächste Mal auf. Ich war schon ein paarmal auf dem hohen Turm und kann sagen; es lohnt sich. Der Ausblick ist grossartig und das Gemäuer auch; obwohl es wegen dem Besuch von Napoleons Soldaten neu aufgebaut werden musste.

Die Strasse schlängelt sich zuerst am Seeufer entlang nordwärts, dann führt sie durch die Hügellandschaft vorbei an verlassenen Fabriken und durch wenig schöne Dörfer. In Reno fahren wir an die Klippe und schauen über den See hinüber nach Stresa. Tief unter uns klebt die Einsiedelei „Santa Caterina del Sasso“ (N45.87673, E8.59692) am fast senkrechten Felsen. Ein Weg, oder besser gesagt eine Treppe, führt hinunter.

Die klosterartige Anlage steht auf einem schmalen Felsvorsprung und duckt sich an die senkrechte Felswand. Eine schmale Arkade verbindet die Gebäude untereinander, dazwischen sind kleine Höfe mit Katzenkopf-Pflaster und knorrigen Bäumen. Und einer grossartigen Aussicht über den See, der heute, Föhn sei Dank, tiefblau zwischen den Bergen liegt.
Zuhinterst steht die alte Kirche mit der Grablege des ersten Einsiedlers und zahlreichen Ex-Voto-Täfelchen. Die Besucher, mehrheitlich alte Leute, stauen sich vor den Sehenswürdigkeiten; aber wir sind grösser und können oben drüber schauen. Die Kirche selbst ist ein Sammelsurium aller möglichen Baustile und ein Durcheinander von Gemäuer älterer Bauten.

Die Treppe hinauf erspare ich mir und nehme stattdessen den neuen Lift. Seit etwa fünf Jahren baggert der die müden Besucher hinauf zum Ausgang. Frau G. hingegen bezwingt die Treppe – und ist vor mir oben.
Wir bleiben gleich wo wir sind und übernachten auf dem Parkplatz. Gegen Abend fahren die Ausflügler heim und es wird ganz ruhig. Die Bäume werfen lange Schatten und ab und zu Kastanien nach uns.

1. Oktober 2015

bim Tschingg: Carlo in den Kopf geklettert

An der Uferpromenade sieht man Stresa die glorreiche Vergangenheit an. Hotelpaläste aus dem Belle Epoche reihen sich entlang der Strasse. Jeder schöner und üppiger dekoriert wie die anderen. Manch ein Hotel erinnert einem an ein Märchenschloss in einem kitschigen Frauenfilm. Güldene Ziergitter, weisser Marmor und zwischen den Blumenrabatten weiden Pfaue. Vielleicht etwas dekadent, aber doch nett anzuschauen.

In den Parkanlagen stehen zurzeit Skulpturen von WAL (Walter Guidobaldi). Sie erinnern mich an die dicken Figuren vom Botero, diese hier sind aber schneeweiss und aus Polyester.
In Stresa gibt es auch ein paar ganz hübsche Altstadtgassen. Wir schlendern den Ladengeschäften entlang und schauen uns die Auslagen an. Das meiste ist Kitsch, ausser man steht auf Plastik-Heiligenfiguren, Strandneger-Schmuck oder handgetöpferte Seifen odr so.

Dank dem Föhn haben wir heute einen ganz klare Sicht aufs gegenüberliegende Ufer und die Borromäischen Inseln. Der Himmel, die Berge, der See - alles blau in blau in blau. Herrlich schön. Aber dann landen immer mehr Reisebusse und kalben Ausflüglern - und wir fahren weiter.

Etwas unterhalb von Stresa steht in Arona auf einem Hügel eine riesige Figur des heiligen Carlo Borromeo. Er ist hier im Ort aufgewachsen, später wurde er Erzbischof von Mailand und dann heilig. Die Statue ist etwa halb so hoch wie die Freiheitsstatue, aber doppelt so alt. Sie wurde 1698 fertiggestellt und sie diente später dem Bartholdi, dem Erbauer der Freiheitsstatue, als Vorbild.

Zuerst geht es sechzig Treppenstufen hinauf auf den Steinsockel wo die Statue steht. Der Kerl ist fast 24 Meter hoch, ist aus Kupferblech und innen hohl. Durch eine schmale Luke steigen wir hinein. Zwischen Kupferhaut und der steinernen Stützkonstruktion ist grad genug Platz für ein Leiter nach oben. 85 Stufen später endet der Granitkern auf Schulterhöhe. Hier ist  ein wenig Platz, nicht viel, grad genug um anderen Besuchern auszuweichen. Und von hier kann man in den Kopf hinauf klettern.

Frau G. ist selber überrascht, wie problemlos sie hier hinauf kam. Wir schauen durch die Nasenlöcher hinunter zum ausgestreckten Arm und den Besuchern weit unten auf dem Rasen. Durchs Ohr sehen wir auf der andern Seite des Lago Maggiore Arona und die Burg Rocca.
Schon erstaunlich, mit welche einem Eifer und mit welch einer handwerklichen Hingabe die Leute damals den "Colosso di san Carlo Borromeo" schufen. Heute werden solche Monumente nur noch von verhaltensoriginellen Diktatoren erbaut.

30. September 2015

bim Tschingg: die beste Pizza des Universums

Ich glaube nicht, dass man Hühner zu den Singvögeln zählt; Güggel ganz bestimmt nicht. Von fünf bis neun kräht sich ein Gockel in unserer Nachbarschaft die Seele aus dem Leib. Will er damit seine Hühner bezirzen oder den Nachbarhahn beeindrucken? Man weiss es nicht.

Die Morgensonne scheint und die Uferpromenade strahlt im warmen Licht. Wir verlassen Mergozzo und fahren an den nahen Ortasee. Von hier kurvt einen schmale und stotzige Strasse bergauf. Tiefe Schluchten und finstere Kastanienwälder. Schon erstaunlich, wie bergig es hier ist. Dutzende Spitzkehren später sind wir oben auf dem Berg und in Madonna del Sasso. Die Wallfahrtskirche thront zuoberst auf einem Felszacken; direkt am Abgrund. Von hier haben wir einen grandiosen Ausblick. Direkt unter uns liegt der Ortasee mit seiner Klosterinsel, am Ostufer das Dorf Orta und am Horizont die Schneeberge des Tessins.

Unter den alten Kastanienbäumen hinter der Kirche steht ein kleiner Imbiss-Kiosk. Wir trinken Cappuccino und essen Gipfli mit Nutella-Füllung. Und schauen zu, wie verspätete Hochzeitgäste zur Kirche hinunter eilen.
Das Dörfchen Pella liegt direkt unterhalb von Madonna del Sasso am Seeufer. Ein milder Wind weht über den See und die Sonne macht einen auf Spätsommer. Wir fläzen uns im Möbelwagen aufs Sofa und schauen den Gänsen zu. Dann übermannt mich ein Nickerchen.

Am Südende vom See stehen viele Fabriken und sie alle produzieren, wie wir auf den Werbeschildern sehen, Wasserhähne. Eine nicht, die macht Duschschläuche. Wir wenden und fahren am anderen Seeufer wieder hinauf bis Omegna. Hier ist heute Flohmarkt und ein Seeschwimmen. Wir stöbern im Gerümpel und feuern die Schwimmer an. Es gewinnt ein junger Kerl mit Oberarmen, so dick wie meine Oberschenkel. Er steigt aus dem Wasser und ist kaum ausser Atem.
Es beginnt zu regnen und wir flüchten uns in ein Strassenlokal. Gegenüber spielt ein Rollstuhlfahrer auf dem Akkordeon Seemanns-Schlager. Dann endet der Regen so schnell er begonnen hat und wir fahren hinüber an den Lago Maggiore.

Wir schauen uns den Bahnhof von Stresa an. Das Bahnhofsgebäude war einmal ein klassischer Prunkbau mit schönen Granit-Gewänden und üppig geschnitzten Vordächern. War er einmal – denn heute sieht er aus wie eine alternde Nutte, die Furchen und Risse einfach bunt überpinselt und mit etwas Billigschmuck aufgehübscht.


Der Grund warum wir ausgerechnet am Bahnhof Stresa sind, ist die Pizzeria „Orient-Express“. Nicht wenig Einheimische behaupten, hier gäbe es die beste Pizza des Universums. Mal sehen. Ich verschlinge eine Pizza "Orient-Express" mit Gorgonzola und viel Zwiebeln drauf. Die ist richtig gut, aber der Frau G. ihre mit scharfer Salami ist noch besser.
Wir übernachten neben dem Güterschuppen direkt am Bahnhof.

29. September 2015

bim Tschingg: Buben aus Stein am Lago Maggiore

Gar nicht weit nach der italienischen Grenze liegt das Städtchen Cannobio (N46.06365, E8.70031) direkt am Lago Maggiore. Von der Hauptstrasse schlendern wir durch ganz schmale Gassen hinunter an die Uferpromenade. Hier ist jeden Sonntag viel Trubel und Wochenmarkt. Heute ist weder das eine noch das andere und deshalb ist es ganz beschaulich.

Wir flanieren hin und her, schauen den Leuten in den Strassenlokalen in die Teller und erfreuen uns an der milden Herbstsonne. Der Föhn hat die Wolken weggeblasen, nun ist es himmelblau. Dafür ist jetzt der See wild. Die Wellen schäumen und gurgeln.

Füdliblutte Buben aus Stein schmücken ein Kirchenportal. Wer ausser der katholischen Kirche kann sich so etwas heutzutage noch erlauben - nackte Kinder als Wandschmuck. Wir bestaunen die neu-barocke Pracht. Schöne Bürgerhäuser, am See entlang haben sie Arkaden, wo sich zahlreiche Ladengeschäfte verstecken. Cannobio ist vermutlich das schönster Städtchen an den oberitalienischen Seen.

Unsere Strasse führt weiterhin am Ufer entlang. Sie ist schmal und oft regelrecht an den Steilhang geklebt. Wo immer es eine halbwegs ebene Fläche hat, stehen Häuser. Oft prächtige Villen aus längst vergangenen Zeiten, umgeben von Palmen und Blumengärten.
Eigentlich wollten wir in Verbania den botanischen Garten der Villa Taranto (N45.9259, E8.56546) anschauen, aber die Umstände ergeben es anders. Wir fahren um die Ecke herum und am an den Lago di Mergozzo entlang bis nach Mergozzo. Feierabend.

Das wenig bekannte Dörfchen Mezzano (N45.9608, E8.44957) hat eine nette Uferpromenade mit zwei, drei Gaststätten. Mitten auf dem Platz steht das Wahrzeichen des Dorfes, eine fünfhundert Jahre alte Ulme. Stahlrohre stützen den altersschwachen Baum - er sieht aus wie ein Einbeiniger mit Krücken.
Wir übernachten auf dem grossen Parkplatz oberhalb vom Dorf. Der Föhn bläst und ennet dem Wäldchen donnern die Güterzüge vorbei.

28. September 2015

zum Tschingg: sauromantisches Tessin

«Komm, fahren wir ein paar Tage in den Süden», sagt Frau G. Sie hat zwischen ihrer Weiterbildung und der neuen Arbeitsstelle grad ein paar Tage Zeit. Und das Wetter ist auch gut. Also brummen wir mit unserem Möbelwagen ins Tessin. Es regnet, doch wie weiter wir in den Süden kommen, desto schöner wird es. Wir machen in Iragna einen ersten Kaffee-Halt.

Iragna mochte ich schon immer. Eigentlich ist das Dorf nichts Besonderes; klein, eng, ärmlich. Aber irgendwie auch ur-gemütlich. Die alten Häuser sind komplett aus Granit; auch die Dächer. Die neueren sind verputzt und gerne grässlich angestrichen. Einzig das neue Gemeindehaus hebt sich wohltuend ab; Granit, Beton und Architektur.
Wir setzen uns ins Gasthaus am Dorfplatz (N46.3288, E8.9674) und schauen den Leuten zu. Viele sind heute nicht unterwegs – liegt wohl am bescheidenen Wetter.

Das Nachbardorf heisst Lodrino. Man erkennt es an dem grossen Steinbruch, wo der Granit für die Häuser abgebaut wird. Gleich daneben steuern wir das „Grotto“ an – ein Gartenlokal, ähnlich einem bayrischen Biergarten. Unter mächtigen Kastanien stehen hier einige verlassene Häuser. Dazwischen das Grotto mit Granit-Tischen, Granit-Bänken und einer Feuerstelle aus Granit. Zwischen den Bäumen hängen bunte Lampen, aber jetzt ist Mittagszeit und die Lampen sind unbunt. Aber sauromantisch ist‘s, trotz Nieselregen.
Am Nebentisch hocken einige alte Männer und besprechen die allgemeine Lage. Sie trinken Rotwein und essen Häppchen. Einer im Übergwändli hat Hände wie Bärentatzen, rau und behaart. Er arbeitet wohl im Steinbruch? Dann schlägt die Kirchenglocke zwölf und die Männer gehen nachhause; Mittagessen.

Wir fahren auf der alten Strasse weiter südwärts. Immer an der westlichen Talflanke entlang. Vorbei an Bellinzona und quer durch Locarno bis nach Brissago. Dann den Berg hinauf nach Porta. Die Strasse ist schmal, aber enorm steil. In Porta steht seit zwanzig Jahren eine Kapelle (N46.12335, E8.70773), die ich mir schon lange mal anschauen wollte. Ein, auf den ersten Blick simpler, Kubus aus Beton und Granit. Aber mit einer raffinierten Lichtführung im Inneren und einem grandiosen Ausblick über den Lago Maggiore.

26. September 2015

zu Fuss nach China

Auch eine Weltreise beginne mit dem ersten Schritt, sagt doch dieser Volksmund. Gestern bin ich nach China losgelaufen und wollte mal schauen wie sich das anfühlt.
Nach knapp zweihundert Meter erkannte ich dann aber, es wiederholt sich immerzu – die Lauferei. Ich kehrte um und ging nachhause.

25. September 2015

Achtung: Bruderklausentag

Bei uns ist heute Feiertag: Bruderklausentag. Und deshalb schreibe ich heute nichts. Gar nichts.

Der Bruder Klaus – amtlich hiess der "Niklaus von Flüe" – ist der Schweizer Nationalheilige und er wurde in unserer Nachbargemeinde Sachseln geboren. Er starb am 21. März 1487, deshalb ist bei uns immer am 25. September Feiertag.

24. September 2015

Reisetipp: billig Gondel fahren in Venedig

Was wäre Venedig ohne eine Gondelfahrt? Doch dies ist kein billiger Spass. So eine Touristen-Gondelfahrt kann gut und gerne drölfzigmillionen oder mehr kosten. Was viele nicht wissen, es gibt auch eine viel preiswertere Möglichkeit Gondel zu fahren: Die Gondel-Fähren über den Canal Grande – „la Gondola-Traghetto“ – wie der Italiener dazu sagt.

Insgesamt gibt es sieben solcher Gondel-Fähren; ziemlich gleichmässig zwischen Bahnhof und Piazza San Marco verteilt. Die Stationen erkennt man an einem grünen Schild mit der Aufschrift „Traghetto“. Und die Fähr-Gondeln daran, dass die Fahrgäste darin stehen statt zu sitzen.
Die Fähren fahren jeden Tag und in der Regel von halb acht bis abends um acht. Eine Fahrt kostet für Einheimische 70 Cent, für „andere“ 2 Euro.

23. September 2015

Gipsstollen am Stanserhorn

Hier ein Ausflugstipp für trübe Herbsttage: Das verlassene Gipsbergwerk am Stanserhorn. Hier wurde seit dem frühen 17. Jahrhundert Gips abgebaut. Allerdings nur im Winterhalbjahr, da das Gestein nur mit Schlitten zur Gipsmühle im Rotzloch transportiert werden konnte.

Das änderte sich erst, als Ende August 1888 eine damals völlig neuartige Standseilbahn eröffnet wurde. Die „Gipsbahn“ war 60% steil und konnte damals schier unglaubliche 2 Tonnen Gestein transportieren. Ein Bergrutsch beendete dann in den 1930-er Jahren den Gipsabbau endgültig.

Ausser dem Stollen ist heute kaum mehr etwas vom damaligen Bergwerk zu finden. Das halbverschütteten Mundloch ist recht klein, innen weiten sich die Gänge dann aber beträchtlich. Drinnen ist es aber doch recht schattig; eine Lampe wäre hilfreich gewesen. Die Fotos wären damit bestimmt wesentlich weniger schwarz geworden!

22. September 2015

Ü30 Party – mir fehlen einige Zentimeter

Nun ist es definitiv Herbst - heute lag der erste Ü30-Party-Prospekt im Briefkasten. Da gehe ich hin.

Aber jetzt habe ich nochmal nachgemessen – er ist deutlich zu kurz. Da fehlen mehrere Zentimeter.

21. September 2015

Zettel für marokkanische Kontrollposten

Schon bald beginnt wieder die „Marokko-Reisesaison“. Bei unserer diesjährigen Reise in die Westsahara gaben wir an den Kontrollposten jeweils unseren vorgefertigten Zettel ab. Das beschleunigte die Sache erheblich und wird auch von den Beamten sehr gerne gesehen.

Im eigentlichen Marokko brauchten wir keinen einzigen Zettel, dafür in der Westsahara gut und gerne zwanzig Stück!

In der letzten Zeit wurde ich immer wieder nach einer Vorlage unserer „Fiche“ angefragt. Habe ich nun gemacht: Hier kann man ihn sich runterholen.

19. September 2015

Menschen immer dicker

Neulich berichtete die Frau im Fernsehen, dass die Europäer immer dicker würden.
Und ich behaupte: Im Durchschnitt sind alle Menschen gleich schwer - und sie waren es immer schon. Ich kann's beweisen.
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18. September 2015

explosiver Berg

Im Januar habe ich von einem geheimen Minenwerfer-Bunker berichtet – und davon, dass ich noch von einem zweiten weiss. Neulich hatte ich grad Zeit und spazierte mal hin und schaute mich um.

Wie erwartet steht der Bunker - ein „12cm Festungsminenwerfer Monoblock“ - sehr abgelegen in einer Waldlichtung. Er ist sehr gut getarnt, dass man ihn kaum erkennt. Selbst der typische Panzerdeckel ist verdeckt. Und der Abluftkamin trägt eine rustikale Holzverkleidung. Einige Details verraten aber dennoch die unterirdische Anlage.

Für Besucher ist die Anlage aber kaum geeignet; es gibt einfach nicht genug zu sehen. Anderseits hat dieser Bunker sogar eine Türglocke. Ich habe ein  ein paarmal geläutet, doch anscheinend war niemand zuhause. Schade eigentlich ...

17. September 2015

Möbelwagen im Winterschlaf

Nein, Herbst ist es noch nicht. Aber wie viele andere Wohnmobilisten auch, musste ich mich auf die Suche nach einem Winterplatz machen. Gar nicht so einfach, denn in eine normale Garage passt unser Sprinter ja nicht rein. Zu hoch. Meinen alten Unterstellplatz habe ich letztes Jahr gekündigt, da unser Reisemobil ja in Spanien überwintert hat. Darum muss jetzt ein neuer Platz her.

Und was soll ich sagen - ich habe Glück gehabt und einen neuen Winterplatz gefunden. Diesmal sogar einen mit Wasser, Strom und Entsorgung. Und günstiger ist er auch noch. Gut gemacht, Muger.
Einwintern tun wir unseren Möbelwagen aber frühestens im November. Bis dahin möchte ich noch ein wenig reisen.
Als nächstes fahren wir vermutlich nach Norditalien. Wohin wissen wir noch nicht genau, es geht ja erst in einigen Tagen los.

16. September 2015

Liebe auf den ersten Blick

Mein persönlicher Höhepunkt unserer Skandinavienreise war eindeutig der Besuch im Autofriedhof in Båstnäs. Und weil ich so beeindruckt war, zeige ich heute noch einige der Schätzchen.

Ein englischer MG Magnette ZB. Auch nach sechzig Jahren glänzt der Chrom-Grill wie am ersten Tag.

Drei Buckel-Volvo kuscheln genüsslich im Wald. Die Volvo PV544 scheinen nie zu rosten.

Ein Baum hat einen DKW 3=6 und einen Saab 93 erschlagen. Manchmal kann die Vergetation so grausam sein.

Bei dem Anblick wird es manch einem VW-Enthusiasten feucht im Schritt.
So ein VW-Bus T1 täte ewig leben, wäre da nicht die Korrosion, und der Schimmel. Und der Gammel. Und.

Wenn man denkt, hässlicher kann‘s nicht mehr werden! Der Daf Kalmar beweist das Gegenteil. Der Kalmar wurde in den 70-er Jahren für die schwedische Post gebaut und ist komplett aus Plastik.

15. September 2015

Elch, die feige Drecksau

Eines ist mir neulich in Skandinavien wieder einmal schmerzlich bewusst geworden: Man täte es kaum vermuten, aber der Elch ist eine ganz feige Drecksau.

Lässt sich in allen Prospekten und auf Verkehrsschildern abbilden – versteckt sich dann aber im Wald und macht einen auf scheues Wildtier.
Elende Zicke.

14. September 2015

Ziger mit Hung

Neulich hab ich‘s wieder gegessen: Ziger mit Birnenhung. Dieses Dessert aus dem Mittelalter. Ein Stück grüner Ziger und darüber einen Schwung eingedicktem Birnenmost.

Zusammen schmeckt das saugut – und nach Vergangenheit und Armut.

12. September 2015

das Boot ist voll

Kämen alle 7,1 Milliarden Erdenmenschen gleichzeitig in die Schweiz zu Besuch, bliebe für jeden genau 5,8 Quadratmeter Platz.

Auf der gleichen Fläche könnte man gemäss Bundesamt für Veterinärwesen auch zwei Schweine halten; aber keinen Hirsch. Ich meine - ist gut zu wissen, sollte mal jemand danach fragen.

11. September 2015

aus dem Leben des Muger: der Nahverkehr

Für einen heranreifenden Jüngling ist die individuelle Mobilität von zentraler Bedeutung. Ohne funktionierenden Nahverkehr gab es keine richtige Freundin. Und ohne richtige Freundin keinen "Nahverkehr“. Also investierte ich mein ganzes Vermögen in ein gebrauchtes Töffli. So liessen sich die anregensten zwei Dinge in meiner damaligen Welt kombinieren: Töffli und Mädchen.

Zu der Zeit las ich als Vorbereitung auf die geplanten Paarbeziehungen viele Fachzeitschriften. Bunte Frauen-Heftli mit vielen Bildern drin. Sehr wenig Text, sehr wenig Kleider, aber dennoch sehr, sehr informativ. Und anregend.
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10. September 2015

aus dem Leben des Muger: Körperertüchtigungen

Eigentlich halte ich recht wenig von Sport. Anstrengend ist er und man schwitzt und keucht. Und muss kurze Hosen und bunte Leibchen tragen. Nein danke!
Als ich dann in das Alter kam, wo mir überall Haare und Bibeli zu spriessen begannen, interessierte ich mich naturgemäss zunehmend für Mädchen. Aber die Mädchen waren schwierig und zickten immer herum. Sport war eine der wenigen Möglichkeiten, die Mädchen auf einem aufmerksam zu machen.

Ich nahm darum an den Innerschweizer Meisterschaften im Sackhüpfen teil. Als die ersten Gegner ohne ihre Hosen dastanden und das eigentliche Wesen vom Sackhüpfen erkannte, verliessen sie unter Protest die Arena. Und ich wurde von den enttäuschen Zuschauern verjagt.
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9. September 2015

aus dem Leben des Muger: die Schulung

Kaum konnte ich richtig laufen, bemängelte man meine Bildungsferne. Ich wurde kurzerhand eingeschult. Auf Kosten der Gemeinde lernte ich von nun an schreiben, rechnen, singen und sogar schwimmen. Viele, viele Jahre lang.

Weil mir im Schwimmbad ein kleines „Hopperla“ entglitt, verliessen einige das Bassin. Meine Braunwurst trieb ungeachtet dessen gegen Westen.
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8. September 2015

aus dem Leben des Muger: die Windelzeit

In den Anfangsjahren machte ich nicht viel, vor allem essen und in die Windeln. Wobei man sagen muss, die Konsistenz und das Aussehen der Esswaren veränderte sich dadurch nur unwesentlich; breiig und bräunlich. Vorher wie nachher.
Die Leute sagten: uuuii, was für ein kräftiges - öhm - ein Mädchen?



Ich konnte damals weder laufen noch reden, bloss übel riechen. Zum Auslüften schoben sie mich ab und zu ins Freie.
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7. September 2015

aus dem Leben des Muger: die Schlüpfung

Alles begann in einer regnerischen Nacht. Im Morgengrauen erblickte dann ein kleines Mugerli das grelle Neonlicht des Kreissaales. Und das Gesicht einer wildfremden, weissgeschürzten Frau - der Hebamme, wie man mir später berichtete. Sie schaute skeptisch und ich konnte sie auch nicht leiden.



Die Eltern waren stolz auf ihren Setzling. Selbstgemachtes gefällt halt immer am Besten. Sie nahmen mich jedenfalls vorerst mal mit nachhause.
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5. September 2015

Mittel und Zweck

Neulich; mein älterer Bruder. Er leckt sich zweidreimal nachdenklich an seinem Zeigefinger, dann verkündet er stolz: «Ich hab‘s euch doch gleich gesagt – es ist Scheissdreck
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4. September 2015

Womo undicht – so eine Sau

Das Rinnsal war in der Betonfuge kam zu sehen. Es lief von unserem Möbelwagen schnurgerade hinüber zu unserem Nachbarn und verschwand unter seinem Wohnmobil, um dann an der andern Seite als Pfütze wieder zu erscheinen - direkt vor seiner Tür.

Wir lassen meistens unseren Abwassertank offen. Dies aus ökologischen Gründen, denn so kann unser Duschwasser gleich wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zurück fliessen und wir müssen es nicht erst sinnlos herumkarren.

Wie dem auch sei; ich hätte das alles gar nicht bemerkt, wäre unser Nachbar nicht auf den Knien um sein Womo herum gekrochen und hätte eifrig seinen Unterboden angeschaut. Er suchte wohl eine Undichtigkeit?

3. September 2015

das schwimmende Parkhaus in Göteborg

So ein hässliches Schiff habe ich noch nie gesehen, dachte ich mir, als ich es zum ersten Mal in Göteborg sah. Aber ich täuschte mich, es ist gar kein Schiff. Es ist ein schwimmendes Parkhaus. Und ein hässliches.
Die Idee ansich ist ja gut, aber die Gestaltung fragwürdig!

„P-Arken“ heisst das Ding. Es wurde Anfang der 1990-er Jahre vom Architekturbüro ABAKO gebaut. Das Parkhaus (N57.7046 E11.9556) hat 400 Parkplätze und ist mit einigen Schiffs-Kulissen maskiert. Es liegt genau vor einem der letzten übrig gebliebenen Hafengebäude und dem ältesten China-Restaurant Schwedens.

2. September 2015

Brot backen ohne Ofen

Ich habe ja früher schon einmal beschrieben, wie man ohne Backofen brotbacken kann. Neulich habe ich es wieder einmal gemacht, diesmal in einer Gugelhopf-Form vom Flohmarkt. Mal sehen, ob sich die 1.50 gelohnt haben?
Und so geht’s: Aus Mehl, Trockenhefe, Salz und etwas Zucker einen Teig machen und diesen dann etwa eine Stunde aufgehen lassen. Zwischenzeitlich die Gugelhopf-Form buttern und mehlen. Dann warten. Nun die Form verschliessen und in die Glut stellen. Backen lassen.

Als ich nach 30 Minuten die Form für einen Kontrollblick öffne, ist mein Brot schon – öööhm - erstaunlich dunkel. Schwarz verkohlt. Woran das liegt, weiss ich nicht; aber ich vermute mal, es bekam etwas zuviel heiss.

Also neuer Versuch: Diesmal stelle ich die Form nicht mehr direkt ins Feuer, sondern in eine Mulde in der Glut. Zwecks Oberhitze legte ich noch einige Glutbrocken auf den Deckel. Nach etwa 20 Minuten beginnt es verführerisch zu riechen. Ich kontrollblickte in den Topf – und das Brot ist genau so, wie ein Brot sein sollen tut. Aussen knusprig braun und innen flauschig weich.

Fürs nächste Mal: Der Teig sollte noch etwas besser aufgehen - aber es schmeckte gut und nach mehr.