10. Dezember 2018

Mädchen mit Schnauz und Bart

Jedes Jahr Anfangs Dezember zieht bei uns der Schüler-Samiglois - Sankt Nikolaus - durchs Dorf. Vorne weg schreitet der Nikolaus mit seinen Dienern. Diese gehen von Haus zu Haus und bieten „Vögel“ feil. Die Backwaren sind kostenlos, doch die heilige Truppe erwartet dafür eine kleine Spende. Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen geht auch noch ein „Schmutzli“ mit einem Knüppel.

Bei diesem alten Volksbrauch sind ausschliesslich Schüler beteiligt. Die Kleinen laufen mit Schellen, Glocken und Trinkeln hinterher und sorgen für Lärm. Die grossen Schüler mimen das mehr oder minder christliche Personal. Und weil sich die Burschen sich nicht getrauen, schnallen die Mädchen den Bart um und machen den Nikolaus.

*und nein - das Schnee-Bild ist nicht von heuer.

6. Dezember 2018

rote Kartoffeln aus der Vergangenheit

Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht – behauptet der Volksmund. Doch bei den Kartoffeln war das anders. Kaum von Amerika nach Europa gebracht, wurden sie schon vor dem Jahr 1700 hier bei uns in den Bergen angepflanzt. Und gegessen.
Zufällig bekam ich neulich eine Handvoll solcher Ur-Kartoffeln. „Highland Burgundy Red“ oder „roter Kardinal“ nennt sie der Kartoffel-Kenner. Und sie sind rot – innen.

Blaue Kartoffeln kennt man ja, aber rote sind sehr selten. Sie sollen den ursprüngliche Herdäpfeln aus den Anden sehr ähnlich sein.
Wir haben unsere roten Herdäpfel gesotten und mit etwas Butter und Salz gegessen. Sie schmecken gut und üppig, aber auch recht gewöhnlich. Die Schale ist hart wie Alu-Folie und im Inneren hat es da und dort so eigenartige Fasern. Ein feiner Herdäpfel – damit könnte man bestimmt auch nette Fritten oder feisse Rösti machen.

5. Dezember 2018

Eisenbahnen in Südtunesien (Teil 2)

Schlechte Nachrichten aus Südtunesien: Die grandiose Eisenbahnstrecke durch die Selja-Schlucht ist ausser Betrieb. Im Oktober hat ein Hochwasser hat die Gleise zerstört und den Phosphat-Verladebahnhof Selja überschwemmt. Die Schäden sind fast noch schlimmer als 2009.

… das völlig verschüttete Anschlussgleis von Selja gare nach Redeyef.

Im Bahnhof Redeyef stehen mehrere vollbeladen Phosphat-Güterwagen herum. Auf der Ladung wachsen bereits Büsche. Der Phosphat-Sand wird zurzeit ausschliesslich mit Lastwagen zu den Aufbereitungsfabriken transportiert.

Im Stadtzentrum von Redeyef steht wenigstens diese kleine Grubenbahn auf einem Sockel. Ein herzallerliebst und knallbunt angestrichenes Züglein von SCHÖMA, Bremen. Mehr Eisenbahn gibt es hier zurzeit nicht.

Der historische Luxuszug „Lezard rouge“ steht auch still. Normalerweise karrt er Touristen durch die bizarr schöne Selj-Schlucht. Doch seit den Überschwemmungen steht untätig in seiner neuen und zu kurzen Halle im Bahnhof Metlaoui herum. Hier privatisieren ihn Vandalen nun Stück für Stück. Die meisten Messing-Embleme sind schon verschwunden. Und auch im Inneren sehen die Luxus-Wagen staubig und etwas leergeräumt aus.

Wie sich jetzt zeigt, war unser Entscheid nicht mit der Bahn zu reisen richtig. Schade.

3. Dezember 2018

Eisenbahn in Südtunesien (Teil 1)

Im Süden Tunesiens gibt es ja bekanntlich nicht grad viele Eisenbahnlinien. Und die einzige mit fahrplanmässigem Personenverkehr ist die Strecke Tunis - Sfax – Tozeur. Zweimal am Tag fährt da der Fernzug; einmal am frühen Morgen und einmal am Abend.
Wir waren mehrmals am Bahnhof und jedesmal hatte der Zug um die 90 Minuten Verspätung. Aber immerhin stiegen eine Handvoll Passagiere ein und aus. Der Zug lebt.

Vom „neuen Regionalzug“ zwischen Tozeur und Gafsa haben wir nichts gesehen. Ich weiss aber nicht, ob er nur grad zurzeit nicht verkehrt. Oder ober er schon wieder eingestellt wurde. Aber zumindest im Fahrplan fährt er.

Im Depot Gafsa lassen grad einige Lokomotiven ihre Motoren warmlaufen. Und am Bahnhof stehen mehrere schwerbeladen Phosphat-Züge, teilweise mit nagelneuen Wagen. Anscheinend rollen die Güterzüge trotz Streik und Blockaden? Allerdings haben wir auf der Strecke keinen einzigen fahren sehen.

Der Bahnhof Sened bildet sozusagen die „Passhöhe“ zwischen den Phosphat-Minen und den Verladehäfen am Mittelmeer. Heute ist er komplett unbemannt und ohne Rollmaterial…

30. November 2018

Tunesien: bäääh - ein Regenflug

18 Houmt Souk. Um drei Uhr mitten in der Nacht müssen wir los. Es regnet und stürmt. Alles ist plotschnass und die grossen Pfützen von gestern sind inzwischen zu richtigen Seen zusammengewachsen. In einem Kreisel steht ein Schiff auf dem Sockel. Ursprünglich wohl als Dekoration gedacht, sieht es jetzt aus wie ein Rettungsboot.
Am Flughafen herrscht noch schläfrige Ruhe. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Wir investieren unser Restgeld in Süsskram, dann beginnt das lange Warten.
Ursprünglich haben wir ja den Nachmittagsflug nach Zürich gebucht. Der wurde dann auf den Vormittag verschoben - und auf Genf statt Zürich. Dann wurde er noch einmal verschoben. Und nur deswegen lümmeln wir jetzt hier in aller Frühe am Flughafen herum!
Irgendwann dürfen wir einsteigen. Der Tunisair-Flieger ist bis auf den letzten Platz ausgebucht und mollig warm beheizt.

In Genf erwischen wir den 9-Uhr-Zug nach Luzern. Nach einer Stunde kommt der Mann mit dem Mini-Buffet vorbei. Endlich bekomme ich meinen Morgenkaffee – lange hätte ichs ohne wohl nicht mehr ausgehalten!
Am Mittag sind wir zuhause. Es ist kalt und neblig. Bald ist 1. Advent.

28. November 2018

Tunesien: Djerba kann auch schön

18 Houmt Souk ist eine richtig nette Stadt – und so ganz anders als das Touristen-Djerba an den Hotelpalästen am Mittelmeerstrand. Hier im Zentrum kuscheln sich die weiss gekalkten Häuser eng zusammen. Schmale Gassen drängeln sich zwischen den Hauswänden durch. Die Ladengeschäfte prahlen mit ihren Auslagen. Reichlich Glitzerzeug, buntes Obst und chinesischer Plastikplunder.

Überall in der Altstadt von Houmt Souk gibt es Wandmalereien. Aber nicht das übliche, talentfreie Graffiti-Geschmiere wie in vielen europäische Städten, sondern richtige Wandbilder. Gemacht von Künstlern und Könnern.

Wir geniessen unseren letzten Urlaubstag in Tunesien. Wir sitzen ausgiebig in den Strassencafés herum und schauen den Leuten zu. Und wie immer am letzten Abend in Tunesien kaufe ich ein Mechmoum, ein traditionelles Jasmin-Sträusschen. Das steckt Mann sich hinter das Ohr - und dann duftet er herzallerliebst und zuckersüss.