22. November 2018

Tunesien: heute wohl kein Zug

14 Tozeur. Das schlechte Wetter ist vorbei - und der Sommer anscheinend auch, denn heute ist es gut 10°C kälter als gestern! Wir fahren zeitig los, denn um 10 Uhr soll in Métlaoui der historische Zug „Lezard rouge“ zur Fahrt durch die spektakuläre Selja-Schlucht starten. Wenn er denn fährt?
„Nein – heute kein Zug“ meint später der Bahnhofvorstand von Metlaoui. Na gut, dann machen wir halt selber einen kleine Ausflug an die Selja.
Métlaoui ist ein wuchernde Bergarbeiterstadt. Hier dreht sich alles um Phosphat, das hier in den Bergen seit über 100 Jahren abgebaut wird. Die ersten Bergarbeiter kamen damals aus dem Elsass und Lothringen, deren Häuser erkennt man heute noch an den französischen Ziegeldächern.

Hinter Métlaoui ist die ganze Landschaft komplett umgegraben, aufgeschüttet und verwüstet. Riesige Muldenkipper, zahllose Lastwagen und kilometerlange Förderbänder transportieren den Phosphat-Sand zur zu den schwarzgrau-staubigen Aufbereitungsanlagen.

Auf einer Piste fahren wir mitten ins Abbaugebiet hinein. Hier in Selja Gare (n34.3859, e8.3396) wird das Phosphat auf den Zug verladen. Aber heute steht alles still, denn ein Unwetter hat die Verladestationen überschwemmt und die Bahnlinie kilometerweit zerstört. Die vollen Bahnwagen stehen untätig im Schlamm, die Brücke hängt schlaff über den Fluss – alles kaputt. Und ich denke mir, der Bahnhofsvorstand hatte recht: Heute fährt kein Zug!
Eigentlich wäre ich gerne durch die Tunnel und die Schlucht gewandert. Aber Frau G. schwächelt etwas angeschlagen und fürchtet sich zudem vor den ortsansässigen Schlangen und Skorpionen. Also spazieren wir bloss bis zum ersten Tunnel (n34.3807, e8.3463).

In Gafsa schlendern wir ein wenig über den Markt und beäugen die schrillen Auslagen: Rosa Pantoffeln, glitzernde Kleider und chinesische Mopeds. Am Rande der Altstadt gibt es die sogenannten „römischen Zisternen“. Das sind zwei mit mächtigen Sandsteinquadern ummauerte Wasserstellen. An heissen Tagen vergnügen sich hier die Jungmänner und springen vom den Mauern ins tiefe Wasser. Heute aber nicht, denn selbst für uns Bergler ist frostig kühl.


Wir wohnen im „Hotel Gafsa“ im Stadtzentrum. Zum z’Nacht gibt es „Mléoui“, das sind gerollte Fladenbrote mit Füllung. Sie schmecken wunderbar und kosten tun sie fast nichts.

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