25. März 2014

Rom: ein Platz an der Nonne

Rom. Heute Morgen ertappe ich unsere beiden Hotelchinesen Wei-Wei dabei, wie sie mächtige Koffern die Treppe runter schleppten. Ich glaube, sie reisen ab. Wie auch immer, das Frühstück ist karg und der Himmel himmelblau.

Wir fahren zur Engelsbrücke. Der Bus ist gestossen voll. Ich fühle mich wie in einer Sardinendose; und es riecht auch schon etwas fischig. Links reibt sich ein Senegalese an mich. Er liest auf dem Handy im Koran. Aus Dakar sei er, erzählt er mir.

Die mittelalterliche Engelsburg hockt eigentlich auf einem römischen Mausoleum. Dicke Mauern und viele Treppen. Zinnen, Kanonen und prächtige Räume. Aussen massives Mauerwerk, innen palastige Säle. Nett. Von ganz oben geniessen wir den grandiosen Rundblick. Und etwas weiter unten ein Cappuccino. Schön hier.

In Rom gibt es unzählige Kirchen und Kapellen - und auch die grösste Moschee Europas. Die wollen wir uns natürlich ansehen. Sie steht etwas abseits vom Zentrum im Norden der Stadt. Wir fahren mit der Vorortbahn hin. Ein grauslig geschundener Zug, vollgesprayt und vollgemüllt. Und voller Leute; mir bleibt bloss wieder ein Platz an der Nonne.

Die Moschea di Roma ist knapp zwanzig Jahre alt und steht in einem staubigen Park mit schönen Bäumen. Eine silberne Kuppel und ein Wald aus schlanken Betonpfeilern. Nett. Aber vielleicht etwas zu grobschlächtig. Leider dürften wir heute nicht in den Gebetsraum hinein, sagt der Mann mit dem Putzeimer. Nur am Vormittag und am Samstag, odr so. Schauen wir halt nur von aussen, schade.

Auf dem Nachhauseweg gucken wir uns Schaufenster mit Plastikfrauen an. Ein silbrig angemalter Kerl steht auf einer Kiste und mimt eine antike Statue. Er raunt mich wegen einer kleinen Spende an. Ich schenke ihm ein Lächeln.

Ins Zimmer neben uns sind zwei Amerikanerinnen eingezogen. Einfachheitshalber nennen wir sie Wei-Wei. Seltsam ist nur, dass sie nur französisch sprechen. Irgendwas an meiner Amerikanerinnen-Theorie scheint nicht zu stimmen…

24. März 2014

Rom: nächster Halt - Vatikanische Staatsbahn

Vatikan. Es mag euch jetzt vielleicht etwas überraschen, aber seit Jahrzehnten schon wollte ich die Vatikanische Staatsbahn aus der Nähe anschauen. Wobei: Viel ist das nicht. Das Eisenbahnnetz des Vatikans ist – öööhm – recht übersichtlich. Wenn man am Bahnsteig 1 steht, kann man es mit einem Kopfschwenker komplett überblicken. Und ausser diesen einen Bahnhof und einigen Geleisen gibt es eigentlich nichts, kein Stellwerk und keine Signale. Wozu auch, es gibt ja auch keine Züge.

Ab und zu schiebt die italienische Bahn einige Güterwagen durchs Tor in der Vatikanmauer. Das ist dann auch schon alles, mehr Bahnverkehr gibt es nicht.

Die Bahnlinie wurde 1929 gebaut, der Bahnhof einige Jahre später. Schon 1962 fuhr dann zum ersten Mal der Papst Johannes XXIII mit der Eisenbahn. Wenig später, 1979, 1986 und 2002 fuhr Papst Johannes Paul II. gleich dreimal. Und zuletzt erbarmte sich auch Papst Benedikt XVI. und fuhr 2011 mit dem Zug.

Das einzige vatikanische Eisenbahn-Fahrzeug ist ein weisser Traktor, der manchmal auch als Rangierlok herhalten muss. Ein "New Holland" und Geschenk von Fiat. Der Tunnel im Hintergrund ist übrigens bloss ein halber und reicht etwa hundert Meter in den Berg hinein. Ohne ihn wäre der Bahnhof zu kurz für die Weichen.

Vor einigen Jahren das Bahnhofsgebäude zu einem Warenhaus umgebaut. Die einst schönen Innenräume gibt es nicht mehr. Heute werden darin Luxus-Schmuck, Parfüm, teuren Schnaps und exklusive Handtaschen feilgeboten. Wie ein Duty-free-Shop am Flughafen. Hier können aber nur Bewohner und Beschäftigte des Vatikans einkaufen. Wenn sie wöllen ...

22. März 2014

Rom: Geld und Gelügeltes im Vatikan

Vatikan. Irgendwo habe ich gelesen, der Geldautomat im Vatikan spreche auch Latein. Ich habe jetzt die günstige Gelegenheit beim Schopf gepackt und die Sache überprüft.

Der vatikanische Geldautomat kann einige Sprachen - aber Latein nicht. Eigentlich schade, wäre eine nette Geschichte gewesen. So aber wird's nix...

21. März 2014

Rom: im Zentrum der Christenheit ist eine Tiefgarage

Vatikan. Der Vatikanstaat hat zwei Gesichter - vorne der touristenschwangere Petersplatz und hinten das eigentliche Staatsgebiet; abgeschlossen und für Fremde kaum zugänglich. Und genau dazwischen arbeitet unser Freund. Nennen wir ihn mal Fredy. Fredy ist Hellebardier in der Schweizergarde, der Leibwache des Papstes. Das sind die der bunten Wächter im lustigen Gewand. Doch unter der historischen Uniform verbergen sich professionelle Sicherheitsleute.

Wir treffen Fredy an der Porta Sant'Anna, dem Haupteingang zum Vatikan. Er sieht toll aus und wir freuen uns aufs Wiedersehen. Wir schlüpfen durch eine unscheinbare Tür hinein in die Innereien des Vatikans. Lange Gänge und immer wieder Tore mit Gardisten davor. Dann schliesst Fredy eine Tür auf und wir stehen direkt in der Vorhalle des Petersdoms.

Gleich hinter dem Petersdom wohnt der neue Papst. Ihm war es im Papstpalast etwas zu pompös, er mag es lieber schlichter und wohnt deshalb in einem Gästehaus. Aber er ist nicht da, er und einige Kardinäle schlafen heute auswärts.

Weiter geht’s an der Tankstelle (n41.9010, e12.4528) vorbei hinauf zum Bahnhof und dem Governatoratspalast. Es ist grad Feierabendverkehr, zahllose Autos und Mopeds quellen aus einer Tiefgarage (n41.9013, e12.4517). Irgendwie haben wir uns das Zentrum der Christenheit anders vorgestellt - öööhm - ohne Tiefgarage.

Wir laufen um den Petersdom herum und dann wieder dicke Mauern, Tore, Innenhöfe. Wir sehen die vatikanischen Bibliothek und die Sixtinischen Kapelle - von aussen, ungewohnt.

Unmittelbar neben dem Papstpalast befindet sich das Quartier der Schweizergarde. Drei langgezogene Häuser, dazwischen zwei Innenhöfen. Einer ist der Ehrenhof mit dem berühmten Denkmal und dem direkten Tor direkt zum Petersplatz.

Fredy steigt mit uns hinab in die Waffenkammer. Hier sind Unmengen von alten und neuen Uniformen, Rüstungen und Waffen gelagert.

Gegenüber sind das Musikzimmer und die Schneiderei, wo all die verschiedenen Uniformen hergestellt werden. Und das … und ...

Wir essen Spaghetti in einem wunderbar gewöhnlichen Restaurant. An der einen Wand hängen Bilder von der Schweizergarde, an der anderen von der lokalen Fussballmannschaft. Am Nebentisch isst ein junger Pater Spaghetti. Erinnert mich an Don Camillo.

Vielen Dank, lieber Fredy, für diesen eindrücklichen und unvergesslichen Blick in deinen Alltag. Und hinter die Mauern des Vatikanes.

20. März 2014

Rom: das Zwergenland im Hinterhof

Rom. Entgegen der Wettervorhersage ist es heute schon wieder wolkig. Wei-Wei sind früh auf. Sehen tun wir sie zwar nie, aber manchmal hören. Und am Morgen haben sie unser gemeinsames Badezimmer geflutet; alles pflotschnass.
Heute besuchen wir einen wenig bekannten Staat mitten in Rom; den "Malteserorden". Dieser gilt als „souveränes Völkerrechtssubjekt“ und ist somit ein richtiger Staat, allerdings ohne Territorium. Wozu auch? Jedenfalls, nach der Vertreibung aus Malta fand der Malteserorden hier eine vorläufige Bleibe; im "Palazzo di Malta" in der Via dei Condotti 68 in Rom.

Als wir ankommen ist das mächtige Tor weit geöffnet. Im Innenhof stehen einige livrierte Männer herum und tun so, als ob sie uns erwarten. Also treten wir ein - Grüezi - und schauen uns um. Ein kleiner Hof mit einem Malteserkreuz im Pflaster und einem kleinen an der Wand. Rundherum Hauswände - nett, aber auch recht übersichtlich, dieses Malteserland.
Der Staat hat zwar kein eigenes Staatsgebiet, aber immerhin eine eigene Währung, den „Scudo“ und eigene "SMOM"-Autokennzeichen.

Wie dem auch sei, wir verlassen das Land und reisen wieder in Rom ein. Schlendern durch die Gassen. Frau G. erfreut sich an den Schaufenstern, während ich nach einer Bratwurst Ausschau halte. Nix da.

Auf der anderen Seite des Tibers versteckt sich zwischen den Häusern eine alte Markthalle; der „Mercato Rionale“. Eine hübsche Halle mit einem bunten Angebot; Früchte, Fische, Blumen. Wir kaufen zwei Äpfel und geniessen die friedliche Stimmung in einem Strassencafé. Der Horizont droht derweil mit graue Wolken.

19. März 2014

Rom: Wei-Wei aus Chinasien wohnen auch hier

Rom. Bis jetzt hatten wir unser Hotel-Stadtwohnungs-Zimmer ganz für uns alleine. Heute sind zwei Chinesen ins Zimmer nebenan eingezogen. Frau G. nennt die beiden Wei-Wei - weil sie genauso ausschauen täten.
Wir besuchen das Nationaldenkmal. Ein monströses Ding aus weissem Marmor, garniert mit kostümierten Ehrensoldaten und schnatternden Touristen. Innen stellen sie zahllose geköpfte Helden aus.

Rundherum hat es ein buntes Mischmasch aus barocken Kirchen, römischen Ruinen und faschistischen Monumentalbauten. Und viele Marmorfiguren, meistens blutte Römer mit oder ohne Pferd. Weshalb?

In Sachen Bratwurst ist Rom ein Entwicklungsland. Trotz umfangreichen Bemühungen meinerseits bekomme ich bloss eine Wurst im Teig. Schmeckte aber unerwartet gut.

Das Kolosseum versteckt sich heute hinter einem Baugerüst. Vermutlich gibt’s neue Fenster und einen ordentlichen Fassadenputz? Wir sitzen lange da und schauen dem Mond zu, wie er uns durch die Wolkenlücken anblinzelt.

Es wird kühl und wir fahren mit der U-Bahn nachhause. Der Zug ist schon rammelvoll als er in die Station einfährt, und hier quetschen sich noch einmal unzählige Leute hinein. Wie ein Bottich voller Aale.

18. März 2014

Rom: wilde Katzen und blitzschnelle Nonnen

Rom. Heute Morgen scheint die Sonne grau durch den Nebeldunst. Wir setzen uns im Frühstücksraum an einen Tisch in Bierdeckelgrösse und fleddern das Buffet. Es gibt Brot und Butter und Kuchen, und sonst nichts. Also typisch italienisch und passend zur Tischgrösse.

Mit dem Bus fahren wir zur Piazza Argentina. Mitten auf dem Platz ist eine grosse archäologische Ausgrabung, römische Ruinen. Und genau hier soll einst der Cäsar ermordet worden sein. Heute tummeln sich im alten Gemäuer streunende Katzen, die sich gerne kraulen lassen.

Etwas weiter ist die Piazza Campo dei Fiori. Hier ist jeden Tag Markt; Früchte, Gemüse und allerhand andere Essereien. Wir essen sonnenwarme Erdbeeren und schauen den Leuten zu.
Der Tiber hatte kürzlich Hochwasser. Das Treibgut hängt noch viele Meter hoch oben im Geäst der Bäume. Nun fliesst er wieder zahm und jauchefarbig dem Meer entgegen.

Ennet dem Tiber liegt Trastevere, das Quartier, von dem man sagt, hier wohnten noch die richtigen Römer. Und in der Tat, hier ist es ein wenig ursprünglicher, und chaotischer. Der Putz blättert von den Fassaden und die alten Männer sitzen draussen und spielen Karten. Gemütlich hier.

Ich will eine Nonne auf dem Fahrrad fotografieren. Aber die radelt wie der Teufel und ich bekomme sie nicht aufs Bild. Deshalb setzen wir uns in eine Bar und futtern eine Kleinigkeit. Knuspriges Brot, gefüllt mit gegrillten Auberginen und weichem Käse. So fein, als ob man von einer Fee geküsst wird...

17. März 2014

Rom: pfeilschnell über den Po

Morgenstund habe Gold im Mund, behauptet eine Redewendung. Bei mir ist’s so gelblicher Hustenschleim, als wir im Morgengrauen in den Zug steigen. Zuerst mit der S5 nach Luzern und dann mit dem EuroCity weiter bis nach Mailand. Der Zug ist gähnend leer; und beim ersten Halt steigen noch einige Leute aus. Wenn das so weiter geht, befürchte ich ein Vakuum.

In Chiasso seigt ein „Fahrgast“ ein, der dermassen übel stinkt, dass uns die Augen brennen. Wie ein angefaulter Eselkadaver. Derweilen schiebt ein Servicemann seine Minibar durch den Mittelgang und schaut uns flehend an.

Am Mittag rollen wir dann pünktlich in den Bahnhof Milano Centrale ein. Leider haben wir kaum Zeit den grandiosen Bahnhof anzuschauen, denn nebenan wartet schon unser Frecciarossa. Kurz nach dem Mittag schlängeln wir uns aus der Stadt heraus. Und als der Häuserbrei hinter uns ist, sausen wir mit 300 km/h über die Po-Ebene – pfeilschnell. Bologna, dann Firenze und weiter nach Rom.

Pünktlich um halb vier erreichen wir Roma Termini. Unser Hotel ist nicht weit vom Hauptbahnhof. Es wird von einer indischen Familie geführt und ist eigentlich eine umgebaute Wohnung. Unser Zimmer hat den Charme einer Schlachterei, und ein Fenster. Nach dem Hotelzimmer in Malta weiss ich sowas zu schätzen. Eine goldfarbene Steppdecke bringt zudem etwas Noblesse in unsere ansonsten eher karge Bleibe.

Wir machen gleich einen ersten Stadtspaziergang und sehen uns Würdigkeiten an. Viele Tagesausflügler und milde Frühlingssonne. Am Abend mache ich Frau G. noch mit „Porchetta“ bekannt – dem würzigen Schweinebraten. Gefällt uns gut, dieses Rom.

15. März 2014

schwanziges Nilpferd

«Wie eine Zeder lässt es hängen seinen Schwanz» - kann man in der Bibel über das Nilpferd lesen; Hiob 40,17.
Gut zu wissen, sollte mal jemand danach fragen.

14. März 2014

Dachschaden in Luino

Es gab Zeiten, da hatte der Bahnhof „Luino internazionali“ ein Dach. Eine imposante Eisenkonstruktion und eine der grössten und prächtigsten Italiens.

Dann kam der Krieg und man brauchte das Eisen fürs Militär. 1941 wurde sie Halle abgebaut und eingeschmolzen.

13. März 2014

die Hoffnung stirbt zuletzt

Er sei zurzeit wieder einmal in einem in einem Beschäftigungsprogramm, sagte mein alter Kumpel. Sechs Monate „beruflichen Integration“ und „sinnvolle Tagesstruktur für Stellensuchende“ muss er über sich ergehen lassen. Also im Arbeitslager für Arbeitslose.
Jetzt muss man wissen, hier bei uns in Obwalden beträgt die Arbeitslosenquote etwa 0.9%. Arbeitslose sind eine exotische Spezies, seltener als Blauschnabelrebhühner und Fickbetrüger. Und wenn man von den Arbeitslosen jetzt noch alle entfingerten Pianisten und blinden Piloten abzählt, bleiben bloss noch einige Alkoholisten übrig. Und mein Kumpel!
Er besucht nun schon zum sechsten Mal den Kurs „richtig bewerben“. Vielleicht klappt es ja diesmal. Und wer jetzt denkt, er sei arbeitsscheu oder und eine Last, der irrt. Sorgt er mit seiner Arbeitslosigkeit doch für das Einkommen von einem halben Dutzend …gogen und …peuten. Ohne solche Leute wie ihn wäre die nämlich alle arbeitslos.

12. März 2014

Sahara: im Wüsten-Wald

Baumstämme mitten in der Sahara! Da denkt manche einer an den ausgelutschten Witz von den Holzfällern. Aber nein, sowas gibt es wirklich. Versteinerte Baumstämme liegen in Algerien und Libyen da und dort herum. 200 Millionen Jahre alt, also aus der Zeit der Dinosaurier. Sie sehen aus wie Holz, sind aber deutlich schwerer.

Damit Holz versteinert und nicht verrottet braucht es ganz besondere Bedingungen; Vulkane. Die noch frischen Bäume müssen von Vulkanasche oder –schlamm überdeckt werden. So luftdicht verpackt dringt dann gaaanz langsam kieselsäurehaltiges Wasser ein und lagert sich als Siliciumdioxid ab. Das „versteinerte“ Holz und besteht zum Schluss komplett aus Quarz.

11. März 2014

abscheuliches Ohrenzucken

Als wir zum ersten Mal überland nach Nepal fuhren, war auch eine Familie mit einem kleinen Buben dabei. Ein aufgewecktes Kind und Dani hiess er; glaube ich zumindest. Seine Eltern bekämpften aufkommende Langeweile mit musikalischer Früherziehung in Form einer Trompete.
Jetzt kann man dem Buben keinen Vorwurf machen; er war erst vier und die Trompete aus grünem Plastik. Aber das was er da hinaus blies, war laut und unschön. Ein irres Gehupe, Geplärre und Geblöck. Jedenfalls schwand mit jedem Tag unsere Begeisterung für Trompetenmusik.

Als wir nach etwa fünf Wochen Quetta in Pakistan erreichten, mussten wir etwas gegen dieses musikalische Inferno unternehmen; dringend. Aber die Plärre einfach verstecken ging ja nicht, das hätte zu weinerlichen Tränen seitens des Buben geführt. Was also tun? Wir erklärten dem Buben, dass man so eine tolle Trompete keinesfalls mit dem Mundstück voran in den Dreck rammen darf. Ja nicht. Niemals. Denn danach spiele sie ganz, gaaanz anders. Nie in den Boden hämmern; niemals nie. Und schon gar nicht mit einem Hammer wie diesem hier. Nie. Nicht mit so einem Hammer, keinesfalls, nienicht…

Am Abendessen rätselten die Eltern des Buben, warum dieser seine Trompete zerstört habe? Wo er doch so gerne damit gespielt habe! Ja - wer versteht schon, was in diesen kleinen Köpfen vor sich geht, sagte ich.

10. März 2014

surrealer Ameisenbär

Kürzlich schauten wir im Fernsehen einem Ameisenbären zu. Einem äusserst unförmigen und borstigen Vieh ohne Gesicht. Irgendwie surreal. Man fragt sich, was sich der liebe Gott dabei gedacht hat?

In der Kunstgeschichte ist der Ameisenbär bloss ein einziges Mal in Erscheinung getreten. Im Juli 1969 spazierte Salvador Dalí mit einem Ameisenbär durch Paris. Habans schoss damals das berühmte Foto, als Dalí die Metrostation Bastille verlässt. „Aus dem Keller des Unterbewusstseins“, kommentierte der Künstler die Aktion. Der Ameisenbär als „Symbol des Surrealismus“ und die Milch am Boden stehe für das „Jenseits“. So reden sie, die grossen Künstler.

8. März 2014

Rom: Frühlingsgefühle

Ich wollte bloss noch erzählen; demnächst reisen wir nach Rom.

Und wir freuen uns usinnig…
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7. März 2014

internationaler Frauentag

Morgen feiern wir Feministen den „internationalen Frauentag“. Neben dem Valentinstag, Muttertag, Maria Empfängnis und dem Altweibersommer wohl der wichtigste Frauentag jedes Jahr.

Wie immer, auch dieses Jahr in Kombination mit dem "internationalen Autosalon Genf". Dieser befasst sich ja dankenswerterweise seit mehr als einem Jahrhundert mit dem ambivalenten Verhältnis von Menschinen und automobiler Technik.

6. März 2014

Wahlfang in Obwalden

Kürzlich erzählte ich von den Volksabstimmungen. Am nächsten Sonntag ist es wieder soweit; diesmal Gesamterneuerungswahlen in den Kantons- und Regierungsrat. Und darum geht es: Für die fünf Sitze in den Kantonsrat bewerben sich vierzehn Kandidaten aus allen Parteien, darunter auch alle Bisherigen. Also wenig Aufregendes.

Bei den Wahlen in den Regierungsrat sieht die Sache schon etwas spannender aus. Für die fünf Regierungsrats-Sitze bewerben sich sechs Kandidaten, vier Bisherige und zwei neue Kandidaten. Interessant sind eigentlich bloss die zwei Neuen: Bärti Sigrist von der SVP und Maya Büchi von der FDP; also beide aus dem rechten Lager. Beide sind zurzeit Kantonsrat und privat ganz nett. Sonst aber könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Sie farblose Dutzendware und Vorzeigefrau, er ein nimmermüder Polterer und Haudegen. Wenn ich's mir recht überlege, will ich keinen der beiden...
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5. März 2014

Tunesien: Bläterliwasser und Unabhängigkeit

Immer wenn ich in Tozeur war, und das war ich damals sehr oft, besuchte ich Café de l'Indépendance. Setzte mich an einen der klebrigen Blechtische, trank ein „Boga Cidre“ und schaute dem Treiben auf dem Marktplatz zu.

Ich war schon lange nicht mehr da. Ob es da immer noch gleich ausschaut? Egal, die Erinnerungen bleiben.
Übrigens, der da hinter dem rechten Pfeiler, das bin ich...

4. März 2014

78 Sachen, die ich unterwegs gelernt habe

● Mücken sind unterwegs die wohl gefährlichsten Tiere,
... weit gefährlicher als Haie, Geier, Giraffen und Mofas.
● Durchfall bekommt man meist von seinen eigenen dreckigen Händen,
... und nicht vom schmutzigen Wasser oder dem exotischen Essen.
● ich spinne -
... aber viele andere auch, die wissen es bloss nicht.
● man sollte schweissen können; und Wunden nähen.
... mit ersterem tue ich mich schwer, wundnähen geht aber ganz gut.
● ich brauche unterwegs kein Telefon,
... aber täglich ein offenes Wlan ist schon ganz nett.
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3. März 2014

Pakistan: Schimmel in Lahore

Mitten durch Lahore fliesst ein Fluss mit dem schönen Namen „Canal“. Rechts und links davon verläuft mehrspurig die wichtigste Strasse der Stadt, die „Canal Bank Road“. Im Stadtzentrum heisst ein kurzes Stück aber "Khyaban-e-Enn Mary Schimmel". Jetzt muss man wissen „Schimmel" ist in Pakistan kein geläufiger Name. Wie kam es dazu?

Annemarie Schimmel war eine deutsche Islamwissenschaftlerin und bezeichnete Lahore als ihre zweite Heimat. 1981 wurde sie bei den dortigen Behörden vorstellig und erinnerte sie an den 150. Todestag Goethes im nächsten Jahr. Und sie regte an, doch eine Strasse nach dem grossen deutschen Dichter und Freund des Islam zu benennen.
Die Idee fand Anklang und man nannte eine ein Stück der Hauptstrasse um. Allerdings gab es ein kleines Missverständnis mit den deutschen Namen – und so heisst die Strasse in Lahore nun halt "Khyaban-e-Enn Mary Schimmel".

1. März 2014

Unbefugte verboten

Ich bin immer ein wenig verwirrt, wenn ein Satz ganz anders endet als ich mutz-mutz-mutz-der-Gummifisch.
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28. Februar 2014

kein Fasnachtsscherz

Während es draussen klimawandelt und fasnachtet, liege ich auf meinem Sofa und leide. Grippaler Infekt. Mein Kopf glüht fiebrig und die Füsse sind eiskalt. Wobei - umgekehrt wäre es noch viel übler. So kann ich wenigstens fernsehschauen, denn mit einer Decke über dem Kopf wäre das weit schwieriger.
Für einen kleinen Fasnachtsscherz wollte ich noch einen Eimer künstliche Kotze zubereiten; aus Müesli, Nudeln und einigen Maiskörnern – ihr wisst schon. Das kann ich mir nun auch sparen. Dieses Jahr kann ich die unkünstliche verwenden…

27. Februar 2014

geteiltes Leid ist Scharlach

Neulich traf ich an der Wursttheke eine Bekannte. Sie erzählte mir, dass sie mit ihrer Brut zum Doktor müsse. Die Kinder hätten Scharlach. Die Symptome seien eindeutig; eines habe Fieber, das andere rote Tupfen am Bauch.
Meine Frage, ob denn die typischen Scharlachsymptome nicht bei ein und demselben Patienten vorkommen müssten, überhörte sie!

Ich hielt trotzdem etwas Abstand zu den Gofen, ich will mich ja nicht anstecken.

26. Februar 2014

87 Sachen, die ich unterwegs gelernt habe

● Langeweile macht mich kreativ,
... und schläfrig.
● manchmal muss man auch verlieren können und Lehrgeld bezahlen;
... manchmal besser, als zu streiten - Feiglinge leben länger.
● ich kann überall und jederzeit schlafen
... aber ein sauberes Bett bevorzuge ich trotzdem.
● Alternativreisende sind oft konservative Füdlibürger,
... träumen immerzu vom eigenen Häuschen im Grünen, und lebenslanger Stütze vom Staat.
● viele Wohnmobilisten reisen nicht,
... die wohnen bloss auswärts.
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25. Februar 2014

hier sollte eine originelle Überschrift sein

Sooo – ich bin wieder zuhause und daheim. Der Alltag hat mich wieder.

Diese Woche beginnt bei uns die Fasnacht, was mich aber auch etwas bitter stimmt. Denn von Jahr zu Jahr wird es immer schwieriger, einen Hintermann für Bambi-Kostüm zu finden. Ich könnte ja auch alleine gehen, aber das Bambi wirkt dann leider etwas – ach, lassen wir das…
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24. Februar 2014

Tessin: das unterwasser Nutellabrot

Es ist wieder wunderbares Frühlingswetter und ich mache einen Ausflug. Lasse mich einfach treiben. Am südlichen Ende des Luganersees liegt das Städtchen Port Ceresio. Es wurde vor einigen Jahren wegen des längsten Nutella-Brotes weitherum weltbekannt; rekordige 1,4 Kilometer. Und eine Unterwasser-Weihnachtskrippe soll es hier geben. Heute sehe ich leider keines von beidem - irgendwie gar nicht schade.

Das aber der Bahnhof Porto Ceresio stillgelegt ist, ich schwöre es, habe ich nicht gewusst. Aber jetzt wo ich schon mal hier bin, kann ich ja nicht wegschauen. Das gesamte Bahnhofsareal ist eingezäunt und als ich drüber klettern will, werde ich mit bösen blicken zurecht gewiesen.

Ich rolle weiter südwärts, mal schauen, was es zu sehen gibt. Kleine Nebenstrassen. Verschneite Hügel und ärmliche Dörfer. Auffallend prächtige Friedhöfen, lässt sich schön sterben hier.
Ich schaue mir ein altes Kloster aus dem 15. Jahrhundert an; na ja, ist geschlossen. Und eine Tropfstein-Grotte, wo es von der Decke tropft. Irgendwann wird meine kleine Nebenstrasse zum Fussweg und ich muss umdrehen. Fahr ich halt nachhause.

22. Februar 2014

Tessin: Eselsbrücke - brrrr

Die Brücke über die Tresa verbindet Ponte-Tresa und Ponte-Tresa. Mitten drauf ist die Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Das italienische Brückengeländer ist in fleckigem mausgrau gestrichen, das schweizerische silbrig lackiert.

Und: Das Wappen Ponte Tresas zeigt einen Esel auf einer Brücke. Wohl stellvertretend für die Zöllner?