Posts mit dem Label Frankreich werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Frankreich werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

5. Juni 2018

Burgund-Reise: Doubs und Saône

Von Les Planchettes fahren wir über Le Locle zum Col des Roches (n47.0510, e6.7199). Was sich wie ein Pass anhört ist aber bloss eine imposante Spalte im Berg. Ein kurzer Tunnel führt durch die Felsbarriere und hinüber nach Frankreich. An der Grenze ist heute Grosskontrolle. Ich blicke den Grenzer schafäugig an und wir werden daraufhin prompt durchgewinkt.

Das Wetter ist wild und unentschlossen - und jede halbe Stunde anders. Sonne und Regen wechseln sich ab. Wir brummen durch die Hügellandschaft und geniessen die Ausblicke. Wir waren ja schon oft hier und kennen viele der Orte von früher. Am Mittag kommen wir nach Dole (n47.0914, e5.4973). Es regnet und wir geniessen die hübsche Stadt bloss aus der Ferne.
Während Frau G. ein Nickerchen macht, schaue ich einigen Hobby-Böötlern zu, wie sie versuchen ihr Boot in den Hafen zu manövrieren. Nach zahllosen Anläufen gelingt es ihnen dann doch ihr Schiff an einem Pfosten festzubinden.
Als ich die Enten mit altem Brot bewerfe, glucksen sie freudig. Anscheinend mögen Enten Eier-Mayonnaise-Sandwich gerne.

Die Jurahügel sind nun endgültig hinter uns und die Landschaft ist jetzt gaaanz flach. Wir rollen weiterhin westwärts. In Seurre (n46.9990, e5.1443) erreichen wir die Saône. Auch hier waren wir schon öfters und blicken deshalb nur gschwind von der Brücke hinüber auf das flotte Städtchen.
Eigentlich hätten wir heute in Verdun-sur-le-Doubs (n46.8970, e5.0247) übernachten wollen. Aber unser Platz am Fluss ist staubig und schattenlos. Und schon von einigen Wohnmobilen belegt. Egal. Wir fahren drei Kilometer weiter und finden in Chauvort einen viel schöneren Platz direkt an der Saône. Unter einer mächtigen Pappel und ganz für uns alleine.

Erst ist es sommerlich heiss, später kommen braungelbe Wolken und es beginnt zu nieseln. Aber nicht stark, so dass wir bei offener Tür im Bett dösen können. Die Pappel raschelt mit ihren Blättern und eine laue Brise bringt etwas Abkühlung. Herrlich schön.

24. April 2018

Elsass: mit dem Kanu auf den Kanal

Früher hatte ich viele Jahre lang ein Kanu, bis es irgendwann verendete. Jetzt haben wir uns wieder zwei neue angeschafft; Frau G. ein giftgelbes, ich ein himmelblaues. Für die Jungfernfahrt fahren wir nach Niffer.
Hier treffen sich gleich mehrere grosse Wasserstrassen. Der alte „Canal de Huningue“ (Hüningen-Kanal) geht nach Süden bis in den Basler Rheinhafen. Der Canal du Rhône au Rhin (Rhein-Rhône-Kanal) führt über Mulhouse nach Westen und endet schlussendlich im Mittelmeer und der Grand Canal d’Alsace (Rheinseitenkanal) fliesst beim Leuchtturm Hoek van Holland unterhalb von Rotterdam in die Nordsee. Und der eigentliche Rhein dümpelt hinter dem Wald gemächlich und wasserarm dahin.

Unsere neuen Boote fühlen sie erst etwas ungewohnt und kippelig an. Doch Frau G. watschelt damit wie ein alter Seebär übers Wasser. Wir hausen direkt am Strand und schauen den Enten, Schwänen, Gänsen und paarungswilligen Fröschen zu. Und in der Abenddämmerung schwimmt noch eine feisse Bisamratte vorbei.

Überall hocken Fischer am Ufer und haben ihre Fischruten-Batterien aufgebaut. Wenn dann ein Fisch vom Köder nascht, plärren die Alarmhupen und die Angler eilen erwartungsvoll zu ihren Ruten. Aber solange wir hier sind, ist‘s jedesmal bloss ein Fehlalarm.
Einer hat sogar ein Modellboot mit einem Fischradar dabei – damit kann er zwar die Fische sehen, aber anbeissen tun sie trotzdem nicht. Irgendwie sind die Fische klüger als die Angler…

21. Dezember 2017

Gaddafis Air Force One

Als ich neulich mit dem Schnellzug von Montpellier nach Barcelona pfiff, sah ich kurz vor Perpignan ein Flugzeug stehen. Irgendetwas kam mir eigenartig vor. Es reichte grad noch um ein Foto machen, dann waren wir schon vorbei.

Später habe ich dann nachgeschaut. Das Flugzeug mit der Kennung (5A-ONE) ist ein Airbus A340-200 der Afriqiyah Airways. Und es war das Flugzeug vom einstigen libyschen Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi.
Voller Einschusslöcher kam es 2012 zur Reparatur ins Airbuswerk. Nachher war dann plötzlich nicht mehr klar, wer eigentlich der Eigentümer des Flugzeuges ist. Denn den Staat Libyen gibt es quasi nicht mehr. Zudem wurde es zwischenzeitlich von einer kuwaitischen Firma gepfändet.
Bis diese Fragen geklärt sind, hat man das Flugzeug auf dem Flughafen Perpignan (n42.7309, e2.8776) erst einmal zwischengelagert. Und da steht es nun seit bald fünf Jahren.

18. Dezember 2017

französische Bahn und meine Verspätungsgutschrift

Auf meiner Spanien-Bahnreise waren die meisten Züge irgendwie unpünktlich unterwegs. Der TGV von Valence nach Montpellier hatte sogar eine ganze Stunde Verspätung. Bereits im Zug hat die französische Bahn die Web-Adresse für die Entschädigung durchgegeben.

Zuhause hab ich‘s gleich ausprobiert und meine erlittene Verspätung beim G30-Programm der SNCF gemeldet. Und schon wenige Minuten später bekam ich einen Gutschein über 25% des Reisepreises zurückerstattet - öööhm - danke.

14. Dezember 2017

meine SchBahnien-Reise

Mein Fazit:

+ im Winter ist es auch in Spanien recht kühl. Tagsüber ist es zwar mollig warm, aber nachts ist es überall kalt, weil die spanischen Häuser keine richtige Heizung haben. Um an der Wärme zu überwintern müsste man deutlich weiter in den Süden fahren. Zum Beispiel nach Marokko. Keine wirklich neue Erkenntnis, aber ich wollte mal ausprobieren wie es sich im Rentnerparadies so leben lässt.
+ so eine Bahnreise ist eine wunderbare Sache, bequem und erlebnisreich. Einzig das Umsteigen war jedesmal mehr als aufregend. Entweder musste ich rennen wie der Teufel - oder endlos auf einer arschkalten Bank warten bis der Zug endlich kommt. Und auf die Anzeigetafeln konnte man sich auch nicht verlassen. Entweder zeigten sie gar nichts an. Oder etwas Falsches. Oder wechselten zwei Minuten bevor mein Zug ankam noch gschwind das Gleis.
+ die Leute unterwegs waren alle aussergewöhnlich nett und hilfsbereit. Egal ob in Frankreich oder in Spanien, ob mit oder ohne gemeinsame Sprache. Die Leute sind einfach grossartig.

Es war eine schöne Reise mit vielen verschiedenen Zügen und vielen verschiedenen netten Leuten. Ich kann es jedem nur weiter empfehlen.

13. Dezember 2017

nach Valencia: adieu Barcelona, grüezi Schnee

Barcelona. Da es in meinem Hotel kein Frühstück gibt, schlendere ich frühzeitig zum Bahnhof hinüber und verköstige mich da. Obwohl im fast im Minutentakt Züge ankommen und abfahren hat es nicht übermässig viele Leute da. Ich finde jedenfalls eine ruhige Ecke und kann mich da niederlassen und genüsslich dem Treiben zusehen.

Heute habe ich eine lange Fahrt vor mir. Wenn das Umsteigen klappt, bin ich am Abend zuhause. Um aufs Gleis zu gelangen muss ich durch die Sicherheitskontrolle und mein Koffer durch die Röntgenmaschine.
Mein Zug nach Valence ist ein französischer TGV. Ich habe mich zwar auf einen spanischen AVE gefreut, aber eigentlich ist's egal. Ich sitze wieder im Oberdeck. Da ist es zwar etwas enger als unten, aber dafür ist die Aussicht besser.

Schon um halb elf rasen wir durch den Perthus-Tunnel nach Frankreich hinüber. Später fahren wir wieder durch die Seen-Landschaft. Die Flamingos sind immer noch im Wasser und schnäbeln im Schlick.
Mit 300 km/h pfeifen wir das Rhonetal hinauf. Mit nur acht Minuten Verspätung erreichen ich meinen Umsteigebahnhof „Valance TGV“. Wie ein hungriges Flusspferd renne ich quer durch die Bahnhofshalle zur Regionalbahn nach Genève. Sie fährt pünktlich ab. Hätte ich den Zug verpasst, hätte ich drei Stunden warten müssen! Aber nun ist alles gut, denn in Genf bekomme ich in jedem Fall einen Zug in die Deutschschweiz.


Das Wetter wird schlechter. Es beginnt zu regnen und schon lange vor Genève schneit es. Genève erreichen wir dann mit zehn Minuten Verspätung. Wieder trample ich im Laufschritt durch den Zoll aufs Gleis 6. Dieser Zug hat auch Verspätung – und fährt deshalb von Gleis 4. Die beiden liegen praktischerweise direkt nebeneinander, das erspart mir eine erneute Rennerei.
Die drei Stunden bis Luzern döse ich, während an jedem Bahnhof die Pendlermassen ein- und aussteigen.
Das wir in Luzern verspätet ankommen ist mir egal, denn die Zentralbahn fährt jedes Stunde mehrmals. Und heute wartet sie sogar meinen verspäteten Zug ab.
Pünktlich um 20:35 bin ich nach elf Stunden Fahrt in Giswil. Und Frau G. ist auch da und holt mich ab.

Renfe/SNCF TGV 9702, Barcelona-Valencia, 2. Klasse, € 39.-
SNCF Ter 99614, Valence-Genève, 2. Klasse, € 38.30
SBB IR 2531 Genf-Luzern, 2. Klasse
ZB IR 2940 Luzern-Giswil, 2. Klasse, zusammen Fr. 40.-

28. November 2017

nach Valencia: von Montpellier bis Vilanova

Montpellier. Es ist ein sonniger Morgen. Die Fassaden und dürren Palmen gegenüber leuchten goldgelb. Isch schön hier.
Ich bin frühzeitig am Bahnhof, da ich noch Billets aus dem Automaten ziehen muss. Ich habe einen Code, den ich jetzt in richtige Fahrkarten umwandeln sollte. Ein Eisenbahner hilft mir an den Automaten, denn es geht nur an den weissen Automaten, an den roten nicht.

Der Bahnhof Montpellier Saint-Roch sieht aus wie eine Kathedrale. Eine spektakuläre Stahl-Glas-Konstruktion überspannt die Warthalle im Obergeschoss. Viel Platz, viel Licht, viele Sitzgelegenheiten und schnelles WiFi - perfekt.

Pünktlich um 9:33 fährt mein AVE, ein spanischer Hochgeschwindigkeitszug, los. Er kommt aus Marseilles und fährt nach Madrid. Ich werde aber schon in Barcelona wieder aussteigen; Fahrzeit drei Stunden. Der Zug ist unglaublich leise und die Sessel sind zwar fragwürdig gemustert, aber wirklich bequem.

Schnell wie der Blitz sausen wir westwärts. Schon bald sehe ich das Mittelmeer. Zwischen Sete und Narbonne rasen wir durch die südfranzösische Seen- und Tümpellandschaft. Im schuhtiefen Wasser stehen Flamingos und schauen uns synchron nach.
Hinter Perpignan schiessen wir mit Vollgas in den Pyrenäen-Tunnel und sind schon wenige Minuten später in Spanien. Es ist sonnig und milde 21° warm.
Lange bevor Barcelona hübsch wird verschwinden wir in einem Tunnel. Kurz nach halb eins erreichen wir den unterirdischen Hauptbahnhof "Barcelona Sants". Hier muss ich umsteigen, denn ich will ja weiterhin an der Küste entlang fahren. Und dafür brauche ich auch noch eine Fahrkarte. Also hinauf in die Halle zur Info, dann an den richtigen Schalter und dann wieder hinunter in den Keller zur „Rodalies“. Ungeschickterweise hat man mir den falschen Bahnsteig genannt. Also wieder hinauf, noch einmal fragen und wieder hinunter. Dann kommt auch schon mein Zug.

Mit etwas Verspätung zockelt die Vorortbahn um halb zwei gemütlich aus dem Kellerbahnhof hinaus. Als wir auftauchen sind wir bereits am Stadtrand Barcelonas und durchqueren einfältige Hochhaussiedlungen und Industriegebiete. Nach und nach wird die Küstenlandschaft hübscher.

Um viertel nach zwei erreiche ich Vilanova i la Geltrú. Hierher komme ich eigentlich nur wegen der Bahnfahrt an der Küste entlang. Und wegen dem katalonischen Eisenbahnmuseum. Dass mir für den Museumsbesuch nur wenig Zeit bleibt, wusste ich. Doch wegen der Verspätung reicht es nun nicht mehr - das Museum schliesst in zehn Minuten. Egal, ich mag eh nicht schon wieder alte Lokomotiven anschauen.

Heute wohne ich im Hotel Gatell, nicht weit vom Bahnhof. Es ist recht hübsch und nett – das Hotel und das Froilein am Empfang.

Renfe/SNCF 9731, Montpellier-Barcelona, 1. Klasse € 36.-
Rodalies R2sud, Barcelona-Vilanova i la Geltrú, € 4.10

27. November 2017

nach Valencia: im Zug nach Südfrankreich

Es ist eiskalt und stockfinster auf dem Bahnhof Giswil. Bei jedem Halt steigen schläfrige Pendler in meine S5. Um 7:00 legt in Luzern der Interregio nach Genf ab. Es wird langsam Tag und in der Gegend von Sursee verkauft mir der Minibar-Mann ein Kaffee. Seltsamerweise ist der Kerl dem Namen nach vom Balkan; normalerweise sind das ja sonst immer Tamilen – verrückte Welt.


In Freiburg/Fribourg verlassen wir die Deutschschweiz. Merken tut man davon nichts, aber nun spricht der Zuglautsprecher zuerst französisch und erst danach deutsch. Kurz vor zehn landen wir pünktlich in Genève. Gazellengleich renne ich in grossen Sprüngen vom Gleis 2 ganz nach hinten zum Zoll und dann zum Gleis 7, wo grad mein Zug nach Valence einfährt.

Insgeheim hatte ich mich auf einen klassischen lokbespannten Zug gefreut, doch es ist bloss so ein Vorort-Lutscher. Ich ergattere aber einen netten Sitzplatz mit Tisch und Steckdose. Die Polster sind schon wieder blau und diesmal sogar richtig bequem. Pünktlich um 10:00 fährt der Zug − nicht los. Wir Passagiere bekommen zuerst ausgiebig Gelegenheit über die Pünktlichkeit und Fahrpläne im Allgemeinen zu sinnieren. Mit einer Viertelstunde Verspätung fahren wir dann doch los.
Der Zug ist überraschend zügig unterwegs. Die Landschaft fliegt nur so vorbei; Flüsse, Seen, Weinberge, Schneeberge. Schon in Annecy haben wir die Verspätung komplett aufgeholt.

Kurz vor Valence geraten wir dann noch in eine Baustelle; so dass ich schlussendlich mit zwanzig Minuten Verspätung im Bahnhof Valence TGV ankomme. Egal, ich habe ja eh eine Stunde Zeit zum Umsteigen.
Valence TGV ist ein neuer, moderner Bahnhof weit ausserhalb der Stadt. Hier kreuzen sich die Bahnlinien. Oben fahren die Busse und Regionalzüge und unten die TGV. Ab und zu donnert einer ohne Halt und mit über 200 km/h mitten durch den Bahnhof. So etwas habe ich noch nie gesehen − grauslig schön.

Kurz vor der Abfahrt meines TGV nach Montpellier wird zuerst 5, dann 20 Minuten Verspätung gemeldet. Dann 1 Stunde! Um 15:15 kommt dann ein etwas abgeschabter TGV Duplex angefahren und ich steige ein. Die letzte Etappe reist Monsieur Muger nun 1. Klasse, bei drei Euro Aufpreis konnte ich da nicht widerstehen. Die Sitze sind breit und weich und flauschig bequem.
Wir rasen pfeilgerade durch die südfranzösische Landschaft. Die Abendsonne leuchtet milchig wie in einem kitschigen Western. Um halb fünf − statt um halb vier − erreichen wir Montpellier. Mein Hotel ist gleich beim Bahnhof. Es ist alt und etwas abgewohnt, genau wie ich es gerne mag.

ZB S5 Giswil-Luzern
SBB IR 2510 Luzern-Genf, beide zusammen Fr. 40.- 
SNCF TER 96634 Genève-Valence, 2. Klasse
SNCF TGV 5331 Valence-Montpellier, 1.Klasse, zusammen € 40.45

3. Juni 2017

Auffahrt-Ausfahrt: Kunst in Neuf Brisach

Neuf Brisach. Es war eine ruhige und lauwarme Sommernacht. Und mich dünkt, dass es auch heute wieder ein heisser Tag werden wird.
Der elsässer Bildhauer Jean-Paul Schwindy hat die alten Festungsgräben mit Tierfiguren vollgekunstet. An jedem der vier Stadttore steht eines; eine Giraffe, ein bissiger Bär, ein erstauntes Nashorn und einen schlapper Elefant.


Die Tiere sind alle riesengross und aus nichts als Heu, Holzlatten und Draht gemacht. Remp'Art 2017 nennt sich diese jährliche Kunstveranstaltung. Die Tiere stehen noch bis in den Herbst; unbedingt anschauen gehen.

2. Juni 2017

Auffahrt-Ausfahrt: Tod und Verderben im Eisenbahntunnel

Ganz in der Nähe des Col de Bussang-Tunnel finden sich heute die Überbleibsel des Urbès-Eisenbahntunnel. Mit seinen 8,3 Kilometer Länge wäre er damals der längste Tunnel Frankreichs geworden. Doch Probleme mit dem Grundwasser und der Finanzierung beendeten 1935 das Vorhaben. Bis dahin war etwa die Hälfte des Tunnels ausgebrochen.
Heute kann man davon noch einige Eisenbahnbrücken sehen, die nutzlos in der Gegend herum stehen.

Gegen Ende des 2. Weltkrieges nutzten die deutschen Besatzer die Tunnel-Ruine als unterirdische Fabrik. Zweitausend KZ-Häftlingen aus dem KZ Natzweiler-Struthof mussten den Tunnel für unterirdische Rüstungsproduktion ausbauen und die Maschinen aufstellen. Mehr als fünfzig Häftlingen starben dabei an den unmenschlichen Bedingungen oder wurden umgebracht. Anschliessend produzierte Daimler-Benz hier für kurze Zeit Flugzeugteile.

Der Tunneleingang verbirgt sich heute hinter dem Bunker und ist verschlossen. Ich versuche über einen Notausgang hinein zu gelangen; aber der ist auch zu. Überall in der Umgebung finden wir noch Fundamente der einstigen Lagerbaracken und Werkstätten.

Heute wird der innerste Teil des alten Eisenbahntunnels als Trinkwasser-Reservoir genutzt. Hier sammelt man jetzt genau dieses Grundwasser, das einst den Tunnelbau stoppte.

1. Juni 2017

Elsass: Auffahrt-Ausfahrt: der halbe Tunnel von Bussang

Gestern erkundeten wir ja den mittelalterlichen Tunnel zum Schloss Wildenstein. Heute ist ein anderer alter Tunnel dran, denn solche gibt es hier in der Gegend grad einige. Am  „Col de Bussang“ gibt es gleich zwei. Den nie fertig gebauten Eisenbahntunnel mögen einige vielleicht schon kennen. Doch direkt unterhalb der Passhöhe gibt es auch noch einen alten Strassentunnel. Kaum bekannt und schon fast vergessen.

Um den Pferdefuhrwerken das letzte steile Strassenstück zu ersparen, baute man 1840 einen 250 Meter lange Tunnel. Dreissig Jahre später kam dann das Elsass zu Deutschland und der Tunnel wurde zur Grenzstation zwischen den beiden Ländern.
Das änderte sich erst am Ende des Zweiten Weltkrieges. Um den anrückenden alliierten Truppen den Weg zu erschweren, sprengte die Wehrmacht 1944 den damals schon hundertjährigen Tunnel. Doch es nütze nichts; das Elsass ging wieder an Frankreich - und der Tunnel war nun definitiv kaputt.

Heute führt die neue Strasse oben über den Pass und vom Tunnel sind nur noch das Ost-Portal (n47.8897, e6.8988) und die Hälfte der Tunnelröhre übrig. Ein mächtiger Schuttkegel beendet meine Erkundungstour.

31. Mai 2017

Auffahrt-Ausfahrt: das grüne Elsass

Lac de Kruth-Wildenstein. Hoch über uns hockt das Château de Wildenstein auf einer Felsnase. Da wollen wir hinauf; das wollen wir uns ansehen.
Der Weg windet sich durch den angenehm schattigen Wald. Es geht stetig bergauf; etwa 150 Höhenmeter insgesamt sollen es sein. Man sieht gut, dass der Weg schon viele hundert Jahre alt ist. Mancherorts haben sie damals, damit die Pferde nicht ausrutschen, extra Trittstufen aus den Fels gehauen.

Kurz vor dem Gipfel kommen wir an die alte Toranlage des Schlosses. Hinter dem ersten Tor führte damals eine Brücke über den Burggraben. Jetzt nicht mehr; wir müssen durch den Graben kraxeln. Danach kommen wir zum zweiten Burgtor und gleich dahinter geht der Weg durch einen Tunnel zum dritten und letzten Tor.

Vom einstigen Château de Wildenstein (n47.9489, e6.9595) sind heute nur noch Mauerstümpfe und Steinhaufen übrig. Doch man kann noch gut die beiden Türme, den Pferdestall und die achteckigen Burgkapelle erkennen.
Und von hier oben haben wir einen grossartigen Rundumblick. Bewaldete Berge soweit wir sehen können. Und tief unter uns der See und ganz einsam unser Möbelwagen.

Am Nachmittag fahren wir direkt vom See hinauf zur Vogesen-Kammstrasse (n47.9232, e7.0299). Hier oben verlief viele Jahrzehnte lang die Deutsch-Französische Grenze. Und deswegen tobten hier oben mehrere schreckliche Kriege. Überall sehen wir die Gedenksteine und Totenkreuze.
Doch heute sind hier oben unzählige Motorräder und Wohnmobile unterwegs und die Gasthäuser platzen fast vor lauter Besuchern. Nix für uns. Wir fahren auf der Routes des Crêtes ein ganz kurzes Stück nach Norden, zweigen rechts ab (n47.9429, e7.0206) und rollen hinunter ins elsässische Münstertal.
Wir müssen doch ganz dringend einkaufen. Und ich brauche meinen Nachmittagsschlaf.

Gegen Abend reifeln wir an Colmar vorbei und hinaus ins Rheintal. Heute wollen wir in Neuf Brisach übernachten. Hier sind wir ja und wir beide mögen das eigen- und einzigartigartige Städtchen.
Auf den ersten Blick wirkt die alte Festungsstadt Neuf Brisach (n48.0178, e7.5283) vielleicht etwas streng. Doch wer genauer hinschaut und sich ein wenig mit der Stadtarchitektur befasst, merkt schnell, was für eine interessanteste und spannendste Stadt das ist.