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2. August 2019

Friesland: am Horizont die ostfriesischen Inseln

15 Greetsiel. Während wir gemütlich frühstücken, zieht eine schier endlose Prozession von Wohnmobilisten an uns vorbei. In grauen Gülle-Kanistern tragen sie stolz ihre Ausscheidungen der vergangenen Nacht zur Entsorgungsstation. Fehlt bloss noch, dass uns einer stolz sein Pippi-Gaga präsentiert. "Schau mal, welch einen strammen Stinker ich gemacht habe!" Na toll.

Wir fahren nach Marienhafe und von da mit der Bahn über „Norden“, Norddeich“ nach „Norddeich Mole“. Der Zug hält direkt neben den Fähren zu den ostfriesischen Inseln Juist und Norderney. Wir bleiben aber auf dem Festland und schauen den Fähern zu. Das Wetter ist stürmisch und es ist eisig kalt. Und ich futtere ein Matjes-Brötchen – endlich.

Am Nachmittag bringt uns die Deutsche Bahn zu unserem Möbelwagen in Marienhafe zurück. Weiter geht’s übers flache Land. Stattliche Bauernhöfe, dann wieder struppige Moorflächen und überall diese riesigen Windräder. Zu Hunderten stehen sie hier in der Gegend herum und machen aus Luft elektrischen Strom.

Im Hafen Neßmersiel können wir endlich einmal  auf der anderen Seite des Deiches wohnen. Denn sonst ist nämlich fast überall der Deich zwischen uns und dem Meer. Hier nicht. Hier sehen wir die Nordsee und am Horizont die ostfriesischen Inseln Norderney und Baltrum. Der Wind ist stürmisch und frostig. Obwohl wir Sommer und schönes Wetter haben, ist es tagsüber kaum je über 20° warm. Im Sommer! Sowas ist doch nicht normal.

Am Abend ist Ebbe. Die Fähre kann nicht  mehr fahren und die Boote liegen im Schlamm – den sie hier Schlick nennen. Oder Watt.

1. August 2019

Friesland: Moin

14 Jemgum. Zuerst scheint die Sonne, doch dann kommt der Regen. Und der Rasenmäher des Sportplatzes. Wir flüchten und frühstücken einen Kilometer weiter im Süden.
Eigentlich hätten wir heute Leer besuchen wollen. Aber uns gelüstet es gar nicht nach Innenstadt und Parkplatzsuche. Deshalb fahren wir gleich weiter bis zum grossen Ems-Sperrwerk.

Hier ist die Ems einen halben Kilometer breit und sie kann bei Hochwassergefahr komplett zugemacht werden. Gigantische Klappen trennen das Meer vom Fluss. Und hier fahren jeweils die riesigen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft in die Nordsee hinaus. Sie passen ganz genau durch die Lücke im Sperrwerk.
Diese flache Flusslandschaft der Ems-Mündung gefällt uns ganz besonders gut. Schilf, Wellen und lauter nichts.

Der Kirchturm in Suurhusen soll der schiefste der Welt sein (n53.4136, e7.2236). Schiefer noch als der Kirchturm in Bedum oder der schiefe Turm in Pisa. Und er ist wirklich sehr schräg. Man bekommt fast Angst, wenn man auf seiner Westseite steht und den überhängenden Turm hinaufschaut.

Wir rödeln hinauf an die Küste zum Pilsumer Leuchtturm (n53.4980, e70454). Er ist rot-gelb geringelt und spielte damals im Film „Otto – der Ausserfriesische“ eine wichtige Rolle. Davon, dass der Leuchtturm schon längst kein Geheimtipp mehr ist, zeugen die unzähligen Ausflügler.

Mein Krabben-Brötchen schmeckt wunderbar nach mehr und nach Fischerboot. Wir fahren deshalb ins nahe gelegene Greetsiel und schauen uns die Krabbenkutter an. Fast ein Dutzend solcher Schiffe liegen im Hafen und werden grad für die nächste Fahrt parat gemacht.

Greetsiel ist eigentlich ein ganz hübsches Städtchen. Aber es ist auch sehr, sehr touristisch. Schier in jedem Haus gibt es einen Souvenir-Laden oder ein Restaurant und die Strassen sind voller Spazier-Rentner mit Hunden und dunkelblauen Windjacken. Allein schon deshalb friere ich lieber und gehe im leichten T-Shirt. Es ist nämlich, auch wenn es nicht danach ausschaut, recht kühl.
Weil ich nicht weiss was es ist, bestelle ich in der Hafenkneipe ein "Malzbier". Vorsichtshalber frage ich die Serviererin, ob das lecker sei? Sie sagt: «na ja?».

Wir übernachten beim grossen Wohnmobil-Stellplatz am Ortsrand. Der Stellplatz ist pflatschvoll, der Parkplatz daneben aber gähnend leer. Da bleiben wir. Mit unverstelltem Blick ins Grüne.
Am Abend ziehen dunkelschwarze Wolken über den Himmel; Weltuntergangsstimmung. Es ist kalt. Brrr…

31. Juli 2019

Friesland: Backfisch und Apfelkuchen

13 Bedum. Ursprünglich wollten wir hier ja bloss den schiefen Kirchturm anschauen, nun sind wir schon zwei Nächte hier - es wird Zeit weiter zu ziehen. Es ist kalt und windig. Nur ab und zu scheint die Sonne. Und heute wollen wir nach Deutschland rüber.

Wir fahren übers platte Land. Immer wieder Kanäle, Klappbrücken und putzige Dörfer. Einen ersten Halt machen wir in Ditzum an der Ems-Mündung. Der Hafen ist voller Fischkutter. Unser Hafenrundgang endet bei einem Backfisch-Brötchen und einer Fischfrikadelle. Ich mag Fische.

Erst später bemerken wir, dass grad Flut ist. Wir kennen uns zwar mit Hochwasser und Überschwemmungen gut aus, aber Ebbe und Flut sind für uns exotisch. Am Abend schwimmen alle Schiffe gut drei Meter tiefer unten und der Strand ist jetzt markant breiter - und schlammbraun...

Ditzum ist ein hübsches und geschichtsträchtiges Dorf. Hier gefällt es uns. Wir würden gerne hier übernachten, doch wir finden keinen gscheiten Übernachtungsplatz. Die beiden beiden Wohnmobil-Stellplätze sind übervoll und alles andere als einladend. Und auf der ehemaligen Bohrplattform stehen zu viele Behördenautos.
Bei Apfelkuchen und Kaffee beratschlagen wir, was wir tun wollen. Wir übernachten dann in Jemgum bei den Sportplätzen. Die Abendsonne scheint und es ist wieder sommerlich mild. Herrlich schön hier. Und ruhig.

17. Juli 2019

Friesland: quer durch Belgien nach Absurdien

3 Mechernich. Heute wollen, nein sollten wir noch einmal eine ordentliche Strecke machen. Es soll quer durch Belgien bis an die niederländische Grenze gehen. Aber erst einmal geht’s bloss bis ins naheliegende Satzvey, wo wir uns gschwind die Wasserburg anschauen.

Kitschig schön. Dann legen wir endgültig ab und rollen gemütlich durch die Eifel. In Monschau machen wir eine erste Pause. Das Städtchen liegt überaus malerische an einem kaffeefarbigen Bach. Die Riegelhäuser leuchten in der Morgensonne und wir schlendern durch die hübschen Gassen.

Nach und nach trudeln die Tagesausflügler ein. Wanderer und Rentner und Rentner in Wanderkleidung; alle grau und beige.
Wir fahren weiter nach Belgien. Vorbei an Eupen und dann immer geradeaus bis Geel. Irgendwo unterwegs halten wir bei einer Friterie und kosten belgische Fritten mit Mayo. So eine Portion Fritten beinhaltet nämlich alle wichtigen Nährstoffe und Spurenelementen – und man ist danach für eine Woche satt.

Gleich nach der niederländisch-belgischen Grenze liegt die belgische Enklave Baarle. Die Landesgrenze verläuft hier kreuz und quer durch die beiden Städtchen Baarle-Hertog und Baarle-Nassau.

Manchmal geht die Staatsgrenze mitten durch ein Haus. Einfachheitshalber haben deshalb manche Häuser gleich zwei Eingangstüren nebeneinander – eine mit belgischer Hausnummer, eine mit niederländischer.

Im örtlichen Getränkeladen geht die niederländisch-belgische Grenze sogar quer durch die Regale. Die Kasse steht aber in Belgien.
Bevor die EU die Grenzen geöffnet hat, war das für die Leute oft sehr mühsam. Wer zum Beispiel seinen ausländischen Nachbarn anrufen wollte, musste für ein internationales Ferngespräch bezahlen. Wir Alten wissen noch, wie teuer sowas früher war.

Wir übernachten am Ortsrand von Baarle. Eigentlich wollten wir erst am ehemaligen Bahnhof hause, aber da war uns zu viele Leute unterwegs. Also nächtigen wir nun etwas abseits unter grossen Schattenbäumen.

16. Juli 2019

Friesland: was ist die Eifel

2 Andernach. Der Tau glitzert in der Morgensonne. Wir fahren zum Lacher See, einem alten Vulkankrater mitten im Wald. Und weil wir grad hier sind, schauen wir auch noch bei der mittelalterlichen Klosterabtei Maria Laach (n50.4024, e7.253) rein. Viel romanisches Gemäuer und bleichbeinige Ausflugstouristen.

Die Eifel ist für uns komplettes Neuland. Wir kurven durch die Hügellandschaft und geniessen die unterhaltsame Fahrt. Irgendwann kommen wir am Nürburgring vorbei. Im Vorbeifahren sehen wir die Rennautos. Manchmal läuft unsere Strasse sogar direkt an der Rennpiste entlang. Ich gebe mir redlich Mühe, aber die Flitzer sind einfach schneller.
Kurz nach dem Mittag kommen wir an Waldi´s Eifel Antik (n50.4716, e6.5254) vorbei. Den Waldi kennt man von „Bares für Rares“ im ZDF. Als wir seinen Laden betreten, umarmt er als erstes Frau G. und begrüsst mich wie einen alten Kumpel.
Der Laden ist von unten bis oben mit Kostbarkeiten vollgestopft. Ein herrliches Sammelsurium mit allerlei Preziosen. Wir kaufen einige Geschenke für die Daheimgebliebenen.

In der Nähe von Mechernich besuchen wir die ganz spezielle Bruderklausen-Kapelle (n50.5924, e6.7273). Der Bruder Klaus ist ja nicht nur der schweizer Nationalheilige, sondern er im 14. Jahrhundert auch ih in unserem Nachbardorf Sachseln gelebt.

Die Bruderklausen-Kapelle wurde vom Architekten Peter Zumthor entworfen. Sie steht wie ein riesiger Stein mitten in einem Weizenfeld. Man betritt si durch eine dreieckige Tür. Innen ist sie ganz rau und dämmerig. Durch eine Öffnung kann man den Himmel sehen. Ein grossartiges Stück Baukunst.

Einer quatscht uns an und erzählt, dass er im nahen Wachendorf den „Bauershof“ (n50.5941, e6.7436) bewirte. Wir gehen hin, setzen uns in die Bauernhof-Gaststätte und geniessen die gemütliche Stimmung. Viele hundert Jahre alte Riegelbauten und eine nette Plauderei mit den anderen Gästen. Hier gefällt’s uns.
Da es nun schon später Nachmittag ist, beschliessen wir gleich in Wachendorf zu übernachten. Im Schatten einer Eiche finden wir einen guten Schlafplatz.

15. Juli 2019

Friesland: anfangs brummen wir nach Norden

1. Heute geht’s los. Als erstes wollen wir in die Gegend von Amsterdam fahren. Das sind gut 900 Kilometer und wir nehmen uns dafür einige Tage Zeit.
Wir fahren nach Basel und dann von Süden nach Norden durchs ganze Elsass. Das Wetter ist wild und regnerisch.

Kurz nach der deutschen Grenze beuchen wir das weitherum unbekannte Dorf Jockgrim. Hier bestaunen wir als erstes das „Ludowici-Kugelhaus“ (n49.0938, e8.2735). Der Ziegelfabrikant Johann Wilhelm Ludowici hat das Minihaus in den 1950-er Jahren erfunden. Er baute einige Prototypen, von denen aber kaum einer überlebt hat.

Eine schachtdeckelgrosse Pizza später brummen wir weiter nach Norden. Erst über die A65, dann über die A61. Es hat kaum Verkehr und rundherum gibt es sehr viel Gegend; Gebüsch, Felder und Wälder. Manchmal kuscheln sich ein paar Häuser um eine Dorfkirche. Es fällt uns wieder einmal auf, wie schön Deutschland eigentlich ist.
Bei Andernach fahren wir auf den Krahnenberg (n50.4434, e7.3829) hinauf. Von hier oben haben kann man ins Rheintal hinunter sehen. Weit unten fahren die Frachtschiffe. Die einen schwimmen talwärts, die anderen quälen sich gegen die Strömung bergwärts.

Dann kommt ein Gewitterregen und vertreibt die schwüle Hitze. Und auch all die Ausflügler, Sportler und Hündeler. Nur wir bleiben und haben schon bald den schönen Platz ganz für uns alleine.
Heute war’s ein langer Ritt, mehr als 650 Kilometer.

2. Oktober 2018

Muger im Mittelpunkt


Auf unseren Touren besuchen wir auch immer wieder irgendwelche Mittelpunkte. Hier habe ich mal eine Auswahl gemacht:

Der Mittelpunkt der Welt in Hohenbuch, Bayern: 
n50.1445, e11.9827
Einer der Mittelpunkte Europas in Purnuškės, Litauen:
n54.9066, e25.3191 
Ein anderer Mittelpunkt Europas in Raschiv, Ukraine: 
n47.9628, e24.1876

Der Mittelpunkt Luxemburgs in Mersch: 
n49.74298, e6.08782
Der Mittelpunkt Belgiens in Walhain: 
n50.6402, e4.6667
Den Mittelpunkt Weissrusslands haben wir gesucht und nicht gefunden
Der Mittelpunkt der Schweiz liegt nur wenige Kilometer von zuhause in der Nachbargemeinde Sachseln. Doch darüber berichtet habe ich aber noch nie! Das werde ich aber demnächst nachholen.

27. September 2017

Jan Hus – Idee auf dem Scheiterhaufen

Wo wir grad schon von heiligen Mannen sprechen: Auf unserer diesjährigen Tschechien-Tour sind wir natürlich auch den Spuren von Jan Hus gefolgt. Jan Hus ist der Nationalheilige Tschechiens.
Er lebte aber etwa zwei Generationen vor unserem Bruder Klaus. Geboren wurde er 1369 in Husinec, wo man heute noch das Geburtshaus (n49.0524, e13.9858) sehen kann.

Jan Hus war ein Reformator und seiner Zeit weit voraus. Seine neuen Ideen begeisterten zwar seine Anhänger, die Kirche aber nicht. Er vertrat nämlich die Ansicht, dass viele Kirchen-Fürsten Abkömmlinge des Teufels seine. Und so gab es schon bald Ärger. Heftigen Ärger

Das Jan Hus Denkmal (n50.0877, e14.4212) mitten in Prag.

Zwischen 1414 und 18 trafen sich Führer der christlichen Kirche in Konstanz am Bodensee zum Konzil. Auch Jan Hus ging hin, um seine Konzept einer moderneren Kirche zu vertreten. Der Papst, die Kardinäle, Bischöfe und Könige waren aber anderer Meinung – und liessen Jan Hus kurzerhand zusammen mit seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen verbrennen.

Der Hussenstein direkt an der deutsch-schweizer Grenze (n47.6611, e9.1642) erinnert heute an den Ort der Hinrichtung.