8. August 2019

Friesland: viele bunte Flugzeuge in Frankfurt

19 Waltrop. Die Nacht an der alten Schachtschleuse war gespenstisch ruhig. Erst am Vormittag werden wir von den Kehrichtmännern geweckt.
Das Wetter sieht nicht gut aus, deshalb beschliessen wir heute erst einmal nach Süden zu fahren.

Das Luftbrückendenkmal in Frankfurt am Main (n50.0380, e8.5955) wollte ich mir schon lange mal anschauen. Bis jetzt sind wir immer nur daran vorbei gefahren. Der Zugang wird uns von mannshohen Gitterzäunen und allerlei Warnschildern versperrt. Wir quetschen uns durch eine Lücke, aber ein weiterer Zaum mit Stacheldraht versperrt uns den Weg!

Es nützt nix – darum fahren wir zum Ausguck für die Flugzeug-Enthusiasten (Plane Spotters FRA Ost). Hier stehen lauter Männer mit Unterarmlangen Teleobjektiven auf ihren Kameras. Und hinter den Zäunen landen und starten Flugzeuge aus aller Welt im Dreiminutentakt.

Und von hier führt ein kurzer Spazierweg zum Luftbrückendenkmal der amerikanischen Luftwaffe. Hier stehen eine Douglas C-47 „Dakota“ und eine C-54 „Skymaster“. Was mich daran so interessiert, erzähle ich dann ein andermal.

Von Frankfurt fahren wir noch einmal viele Kilometer nach Süden. Wir rätseln erst, ob wir in Speyer oder in Schwetzingen übernachten wollen? Am Ende entscheiden wir uns dann für Schwetzingen. Wir fahren auf den offiziellen Wohnmobilstellplatz zwischen dem Aldi und dem Lidl. Schön ist anders.

7. August 2019

Friesland: Schiffe im Ruhrgebiet

18 Heede. Das Wetter ist nicht gut, aber deutlich besser wie angedroht. Heute wollen wir ein grosses Stück nach Süden fahren. Aber gestern Abend hat Frau G. so nebenbei erzählt, dass sich hier ganz in der Nähe die Transrapid-Teststrecke befinde. Also fahren wir hin und schauen uns die Reste der futuristischen Magnetschwebebahn an.

Über den Transrapid schreibe ich vielleicht später noch etwas.

Wir fahren auf der Autobahn südwärts bis ins Ruhrgebiet. Mit jedem Kilometer wird das Wetter schöner. Beim Schloss Lembeck machen wir Mittagsrast. Es gibt Stachelbeer-Kuchen und einen Spaziergang durch den Schlosspark.

Im Stadtzentrum von Marl steht vor dem Theater (n51.6522, e7.0889) eine rostige Lok kopfüber. In den 80-er Jahren stand die „Kriegslok“ in Berlin; und sie soll an die Schandtaten der Deutschen Reichsbahn erinnern, die damals ein allzu williger Helfer der Nazis war.

Das Ruhrgebiet sieht ganz anders aus, als man sich das so vorstellt. Prächtige Alleen, üppige Weizenfelder und dazwischen Dörfer mit einfältigen 60-er Jahre Wohnhäusern. Im Hintergrund manchmal weitentfernt ein Kamin oder ein Kühlturm. Von den umliegenden Grossstädten sehen wir gar nichts.
Es gibt vielleicht schönere Landstriche, aber hässlich ist es hier überhaupt nicht. Ich denke, hier lässt es sich ganz gut leben. Es erinnert mich an das zärtliche Zitat von Frank Goosen über seine Heimat: «Woanders is auch scheiße!».

Heute wollen wir am historischen Schiffshebewerk (n51.6167, e73255) in Waltrop übernachten. Hier gibt es daneben auch noch ein weiteres Hebewerk und zwei grosse Schleusen. Das alte Schiffshebewerk ist ein riesiges Gestell aus genietetem Eisen und dazwischen ein Trog, mit dem die Schiffe samt dem Flusswasser etwa 14 Meter angehoben werden konnten.
Wir lösen eine Eintrittskarte fürs Hebewerk und bemerken erst später, dass wir gleich ein ganzes Schiffs-Museum vor uns haben.

Jede Menge alter Schiffe, knorpeliger Krane und müder Eisenbahnen. Eigentlich wollten wir hier ja nur übernachten, doch jetzt bestaunen wir das umfangreiche Schwimmzeug an. Wunderbar hier. Und die Eingeborenen sind wirklich nett und gesprächig.

6. August 2019

Friesland: die Brücke hat eine Lücke

17 Leer. Über Nacht sind noch einige Wohnmobile dazu gekommen. Und auch wenn der Platz noch so gross und leer ist, sie kuscheln sich eng neben uns.
Es sieht nach Regen aus, darum gehen wir zeitig los. Heute sei Wochen- und Töpfermarkt, hat einer gestern erzählt. Und so ist es. Wir schlendern um die Verkaufsstände und schauen uns die feilgebotenen Waren an. Ausser einem Pfund Kirschen und einer Veloklingel finden wir aber nichts, was uns gefällt.

Unweit von Leer steht das Schloss Evenburg. Ein neogotisches Wasserschloss in einem englischen Park. Etwas kitschig zwar und überrestauriert; aber doch auch richtig romantisch. Und wir würden gerne länger bleiben, täte es nicht regnen.
Wir sind etwas unschlüssig, was wir an diesem Regentag unternehmen wollen. Wir fahren erst einmal nach Weener. Hier hat im Dezember 2015 ein Frachter die bekannte Friesenbrücke gerammt und zerstört. Diese Klapp-Brücke (n53.1614, e7.3724) kennt man, weil sich hier jeweils die riesigen Kreuzfahrtschiffe der Meyer-Werft durchzwängen und die Bilder immer in der Zeitung kommen. Jetzt hat die Brücke eine Lücke. Für die Kreuzfahrtschiffe ganz praktisch, für die Bahnlinie eher ungut.

In Weener selber schauen wir uns den alten Hafen an. Es regnet in Strömen und dementsprechend trostlos sieht es hier aus.

Direkt ennet der deutsch-niederländischen Grenze steht die Festung Bourtange (n53.0068, e7.1924). Mit ihrem Zickzack-Grundriss ist sie ein Musterbeispiel barocker à la Vauban. Mehrere sternförmige Wassergräben und Erdwälle schliessen eine putziges Dorf ein. Rote Klappbrücken führen über die Wassergräben und auf den Festungswällen stehen Kanonen und eine Windmühle.

Wegen dem schlechten Wetter sind kaum Ausflügler unterwegs und wir haben das Städtchen fast für uns alleine. Doch an den zahlreichen Tischen in den zahlreichen Gaststätten sehen wir, dass das bei schönem Wetter wohl ganz anders ist.

Wir übernachten in Heede neben der Kirche.

5. August 2019

Friesland: Kibbeling und Leer

16 Neßmersiel. Es ist wie im November – kalt und windig. Wir sitzen in unserem Möbelwagen und schauen dem wilden Wetter zu. Als es dann auch noch beginnt zu regnen, fahren wir weiter.

Esens soll ganz hübsch sein. Doch wegen dem Nieselregen will bei uns trotz der bunten Regenschirme und dem geflügelte Bärennashorn nicht so recht Ferienstimmung aufkommen. Doch immerhin bekommen wir hier einen schönen Kaffee und ein offenes Wlan.

Als wir später nach Carolinensiel kommen, regnet es immer noch. Doch kaum sind wir am alten Hafen angekommen, kommt auch wieder die Sonne. Wir bewundern die historischen Schiffe und futtern „Kibbeling“. Das sind frittierte Fischstücke mit einer feinen Sauce. Mir schmecken sie wunderbar. «Wie Tiefkühl-Fischstäbchen», sagt Frau G. - sie mag Fisch halt nicht besonders gerne.

Zu meiner Freude dümpeln auch einige Schwanen-Tretboote im bräunlichen Wasser. Ich lade Frau G. zu einer Hafenrundfahrt ein. Doch sie durchschaut mein Vorhaben und lehnt dankend ab. Schade - ich fahr doch so gerne mit Schwanen-Pedalos.

Eigentlich hätten wir noch einmal hier in der Gegend übernachten wollen. Doch die Wetterprognose für Morgen ist schlecht und Milliarden Wohnmobilen blockieren alle schönen Plätze. Darum beenden wir hier unsere Nordsee-Expedition und fahren heimwärts.
Vorerst aber bis nach Leer.

In der kümmerlichen Nachmittagssonne sieht die Altstadt ganz hübsch aus. Im Hafen liegen zahlreiche alte Schiffe; ein Ausflugsdampfer, Fischkutter, Schlepper und viele mehr.

Wir übernachten auf dem grossen Parkplatz im Stadtzentrum. Besonders schön ist es hier nicht, aber ruhig und kostenlos. Und in einer mondlosen Nacht ist uns die Aussicht eh egal. Am Abend bessert sich das Wetter und es ist auch deutlich wärmer als die letzten Tage an der Nordseeküste oben. Wir sind ja auch schon deutlich südlicher – vermutlich spüren wir hier schon das Mittelmeerklima?

2. August 2019

Friesland: am Horizont die ostfriesischen Inseln

15 Greetsiel. Während wir gemütlich frühstücken, zieht eine schier endlose Prozession von Wohnmobilisten an uns vorbei. In grauen Gülle-Kanistern tragen sie stolz ihre Ausscheidungen der vergangenen Nacht zur Entsorgungsstation. Fehlt bloss noch, dass uns einer stolz sein Pippi-Gaga präsentiert. "Schau mal, welch einen strammen Stinker ich gemacht habe!" Na toll.

Wir fahren nach Marienhafe und von da mit der Bahn über „Norden“, Norddeich“ nach „Norddeich Mole“. Der Zug hält direkt neben den Fähren zu den ostfriesischen Inseln Juist und Norderney. Wir bleiben aber auf dem Festland und schauen den Fähern zu. Das Wetter ist stürmisch und es ist eisig kalt. Und ich futtere ein Matjes-Brötchen – endlich.

Am Nachmittag bringt uns die Deutsche Bahn zu unserem Möbelwagen in Marienhafe zurück. Weiter geht’s übers flache Land. Stattliche Bauernhöfe, dann wieder struppige Moorflächen und überall diese riesigen Windräder. Zu Hunderten stehen sie hier in der Gegend herum und machen aus Luft elektrischen Strom.

Im Hafen Neßmersiel können wir endlich einmal  auf der anderen Seite des Deiches wohnen. Denn sonst ist nämlich fast überall der Deich zwischen uns und dem Meer. Hier nicht. Hier sehen wir die Nordsee und am Horizont die ostfriesischen Inseln Norderney und Baltrum. Der Wind ist stürmisch und frostig. Obwohl wir Sommer und schönes Wetter haben, ist es tagsüber kaum je über 20° warm. Im Sommer! Sowas ist doch nicht normal.

Am Abend ist Ebbe. Die Fähre kann nicht  mehr fahren und die Boote liegen im Schlamm – den sie hier Schlick nennen. Oder Watt.

1. August 2019

Friesland: Moin

14 Jemgum. Zuerst scheint die Sonne, doch dann kommt der Regen. Und der Rasenmäher des Sportplatzes. Wir flüchten und frühstücken einen Kilometer weiter im Süden.
Eigentlich hätten wir heute Leer besuchen wollen. Aber uns gelüstet es gar nicht nach Innenstadt und Parkplatzsuche. Deshalb fahren wir gleich weiter bis zum grossen Ems-Sperrwerk.

Hier ist die Ems einen halben Kilometer breit und sie kann bei Hochwassergefahr komplett zugemacht werden. Gigantische Klappen trennen das Meer vom Fluss. Und hier fahren jeweils die riesigen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft in die Nordsee hinaus. Sie passen ganz genau durch die Lücke im Sperrwerk.
Diese flache Flusslandschaft der Ems-Mündung gefällt uns ganz besonders gut. Schilf, Wellen und lauter nichts.

Der Kirchturm in Suurhusen soll der schiefste der Welt sein (n53.4136, e7.2236). Schiefer noch als der Kirchturm in Bedum oder der schiefe Turm in Pisa. Und er ist wirklich sehr schräg. Man bekommt fast Angst, wenn man auf seiner Westseite steht und den überhängenden Turm hinaufschaut.

Wir rödeln hinauf an die Küste zum Pilsumer Leuchtturm (n53.4980, e70454). Er ist rot-gelb geringelt und spielte damals im Film „Otto – der Ausserfriesische“ eine wichtige Rolle. Davon, dass der Leuchtturm schon längst kein Geheimtipp mehr ist, zeugen die unzähligen Ausflügler.

Mein Krabben-Brötchen schmeckt wunderbar nach mehr und nach Fischerboot. Wir fahren deshalb ins nahe gelegene Greetsiel und schauen uns die Krabbenkutter an. Fast ein Dutzend solcher Schiffe liegen im Hafen und werden grad für die nächste Fahrt parat gemacht.

Greetsiel ist eigentlich ein ganz hübsches Städtchen. Aber es ist auch sehr, sehr touristisch. Schier in jedem Haus gibt es einen Souvenir-Laden oder ein Restaurant und die Strassen sind voller Spazier-Rentner mit Hunden und dunkelblauen Windjacken. Allein schon deshalb friere ich lieber und gehe im leichten T-Shirt. Es ist nämlich, auch wenn es nicht danach ausschaut, recht kühl.
Weil ich nicht weiss was es ist, bestelle ich in der Hafenkneipe ein "Malzbier". Vorsichtshalber frage ich die Serviererin, ob das lecker sei? Sie sagt: «na ja?».

Wir übernachten beim grossen Wohnmobil-Stellplatz am Ortsrand. Der Stellplatz ist pflatschvoll, der Parkplatz daneben aber gähnend leer. Da bleiben wir. Mit unverstelltem Blick ins Grüne.
Am Abend ziehen dunkelschwarze Wolken über den Himmel; Weltuntergangsstimmung. Es ist kalt. Brrr…