9. April 2015

Marokko: wer hat die Dinosaurier eingemauert?

Gestern Nacht hörte ich plötzlich seltsame Geräusche vom Bach unten herauf. Ich ging nachschauen: Ein betagter Peugeot war mitten im Bach „en panne“ und wurde grad herausgezerrt. Nix für mich – schlafen gehen.

Im Morgenlicht sieht die Landschaft unglaublich schön aus. Grasgrün, rote Mohnblumen, Schneeberge und tintenblauer Himmel. Die Strasse schlängelt sich gemütlich durch die Hügellandschaft. Wir ihr nach.

Vom Strassencafé aus schauen wir dem Treiben der Leute zu. Alle sind unterwegs. Und hier auf dem Land gibt es auch noch viele alte Fahrzeuge. Manche fallen schon fast auseinander, andere wurden liebevoll und bunt angemalt. Alte Ford Transen und uralte Bedford. Und alle Arten von Mercedes.

Am Mittag erreichen wir den Felsbogen von Imi n‘ifri  (N31.72407, W6.97123). Hier hat sich der Bach durch die Felsen gefressen, und die Marokkaner haben obendrüber eine Strasse gebaut. Und daneben einige Restaurants für die Touristen. Doch wir sind die einzigen hier.

Da wir wegen des ungünstigen Lichtes und dem Hochwasser den Felsbogen nicht fotografieren können, zeige ich euch stattdessen unser Mittagessen: Omlette bérbère für Frau G. und für mich einen Eimer Spaghetti.

Etwas weiter hinten im Tal ist die Landschaft noch schöner, kitschig wie in einer Joghurt-Reklame. Blumen und Schneeberge. Und weiter im Tal hinten, in Iwaridène, roten Sandsteinplatten mit Dinosaurier-Fussspuren (N31.72668, W6.90852) drauf. Wir schauen uns eine der über vierzig Fundstellen an. Insgesamt hat man in dieser Gegend etwa 1‘500 Fussabdrücken gefunden. Und sogar eine Dinosaurierart, die es nur hier gibt.

Über die Felsplatten laufen zwei Spuren von Dreizehen Dinosauriern: Einem zweibeinigen Fleischfresser mit einer Schrittweite von fast drei Meter und mit Schuhnummer 60. Wie ein riesiger Strauss, aber eben viiiel älter und ausgestorbener.

8. April 2015

Marokko: die geilste Strasse über den Atlas

Ich sag’s gleich im voraus; heute war ein wunderschöner Tag – und ich meine damit nicht nur das Wetter. Angefangen hat alles an unserem Übernachtungsplatz in Taroudannt. In der Palme über uns hockt ein Vogel und pfeift die Nokia-Wecker-Melodie. Also stehen wir auf und frühstücken.
Die Sonne scheint und es weht ein lauer Wind. Heute wollen wir über den Hohen-Atlas drüber und dann bis in die Gegend von Marrakesch fahren. Und zwar über den Tizi-n-Test, den spektakulärsten der Atlas-Pässe.

Der Aufstieg zur Passhöhe ist kurz und kurvenreich, nur 35 Kilometer für die 1‘500 Höhenmeter. Ein Teil der Strasse wurde seit dem letzten Mal stark verbreitert und verbessert worden, doch der obere Teil ist immer noch herrlich – öööhm – herzhaft.
In den Spitzkehren kann man wunderbar in den Abgrund blicken. Oder zu den Schneebergen weiter oben. Oder über das Souss-Tal hinüber zum Anti-Atlas, wo wir gestern waren. Nebelschwaden ziehen den Hang hinauf und die Dohlen kreisen im Aufwind.

Auf der Passhöhe (N30.868397, W8.379051) kehren wir im Strassencafé ein, sitzen am Kaminfeuer und trinken Kaffee. Der Mustapha bringt das Gästebuch und ich finde unseren Eintrag vom letzten Mal! Wir plaudern und scherzen und verarzten einen Kranken.

An den Schattenhängen liegt immer noch etwas Schnee. Und die Viertausender gegenüber sind schneeweiss. Wir fahren gemütlich bergab. Die Abfahrt ist mit weit über hundert Kilometer wesentlich länger als der Anstieg. Vom Winter kommen wir nach und nach in den Frühling. Alles blüht und grünt. Auf einem Stein hocken sogar zwei Wiedehopfe. Oder heisst das Wiedehöpse?

Wir fahren durch grandiose Schluchten. Immer wieder sehen wir am Gegenhang kleine Dörfer. Kümmerlich und aus Lehm gebaut. Zitterige Holzstege führen über den Bach.
Die Regenfälle der letzten Woche haben unzählige Felsstürze, Steinschläge und Murgänge ausgelöst. Wir fahren durch Schlammpfützen und Geröllfelder. Irgendwo liegt ein Stein so gross wie ein Smart auf der Strasse; daneben ein Einschlagkrater in derselben Grösse.

Gegen Abend kommen wir ins Flachland hinter Marrakesch. Wir fahren in ein Dorf hinaus und finden einen lauschigen Schlafplatz (N31.345397, W7.894189) zwischen Olivenbäumen und blühenden Kakteen. In der Ferne kläfft ein Köter. Aufziehende Wolken verhindern einen ordentlichen Sonnenuntergang.

Gleich hinter uns geht der Weg über ein Bächlein, das „Hochwasser“ führt. Nur dreissig Zentimeter Wasser, doch die haben ausgereicht um die Furt wegzuschwemmen. Der Weg ist seit fünf Tagen unbefahrbar. Die Leute müssen nun durch den Bach waten und alles bis zu ihrem Dorf hinauf tragen.

7. April 2015

Marokko: Sonne im Herzen und Datteln auch

Tafraoute: Heute, ja heute sollte das schöne Wetter kommen. Und tatsächlich; die Wolken haben blaue Löcher. Kurz darauf hält das Bäcker-Velo bei uns und ich kaufe knusprige Baguettes und Anis-Brioches.

Wir frühstücken an der milden Morgensonne und fahren danach in die Stadt, wo heute Wochenmarkt ist. Obwohl schon halb elf, sind noch nicht sooo viele Besucher da. Wir schlendern den Ständen entlang und erledigen unsere Einkäufe; Gemüse, Nüssli, Schachtelkäse – und einen neuen Badzimmer-Teppich.

Nach dem Mittag verlassen wir Tafraoute und fahren in die Berge des Anti-Atlas. Immer auf kleinen Nebenstrassen winden wir uns in die Höhe. Die Berge sind karg und rotbraun. Ab und zu kommen wir durch kleine staubige Dörfer.

Irgendwann geht’s tendenziell wieder etwas herunter. Argan- und Mandelbäume bringen wieder etwas Leben in die Landschaft. Frau G. möchte die Ziegen in den Arganbäumen fotografieren, doch es hat immer nur Ziegen oder Bäume. Nie beides zusammen.

Gegen vier Uhr sehen wir aufs Mal weit unten das Souss-Tal (N30.17648, W8.96797). Eine mehrere Dutzend Kilometer breite und sehr fruchtbare Ebene. Und dahinter die Berge des Hohen-Atlas.

Taroudannt gefällt uns auf Anhieb. Eine quirlige Stadt mit einer hohen Lehmmauer rundherum. Nette Strassencafés und sehr freundliche Leute. Wir spazieren durch die engen Altstadtgassen und sind überrascht, dass es hier nur Wohnhäuser und kaum Geschäfte gibt. Diese befinden sich in den anderen Stadtteilen.
Wir übernachten in Taroudannt direkt an der Stadtmauer (N30.47375, W8.87047). Es sind noch drei Wohnmobile da; sie schneeweiss, wir eher - öööhm - rustikal und erdfarbig.

6. April 2015

Marokko: Frau G. fällt auf ihren Mittelhandknochen

Tafraoute ist selbst bei schlechtem Wetter nett, aber ich bin immer noch erkältet. Die warme Dusche und die frischen Baguettes vom Laden gegenüber helfen mir dann auf die Beine. Der Hund im Fenster bellt mich an, knurre bärenmässig zurück.

Wir nutzen die paar Sonnenstrahlen zwischendurch und machen einen kleinen Ausflug in die Umgebung. Felskugeln so gross wie Einfamilienhäuser, rotbraune Häuser, lachende Menschen. Gut, bei den Menschinnen sieht man‘s nicht so genau, die sind nämlich meisten verschleiert. Die Frauen hier in der Gegend tragen nämlich oft das traditionelle schwarze Kleid mit dem bunten Saum. Und über den Kopf einen Schleier, was ihnen das Aussehen von Krähen gibt.

Irgendwo verlassen wir die Nebenstrasse und holpern auf einer rustikalen Piste in ein Seitental hinein. Dann lockt uns ein Schild nach Tirmtmat. Wir haben keine Ahnung, was uns da erwartet und die Strasse dorthin ist auch bloss ein schmaler Karrweg. Also fahren wir hin.

Nach einer etwas heiklen Bachüberquerung endet die „Strasse“ unterhalb der Moschee von Tirmtmat (N29.69069, W9.09400). Das Dorf besteht bloss aus wenigen Häusern und einige davon sind auch schon eingestürzt. Andere aber sind nagelneu; mit hellblauer Haustür und Garage, obwohl die Zufahrtstrasse fehlt.

Wir schlendern über die Felder und dem Bach entlang, als Frau G. ganz plötzlich und ganz ungünstig hinfällt. Erst dachte ich, sie hätte sich den Mittelhandknochen gebrochen, aber zum Glück scheint es nur eine sehr schmerzhafte Prellung/Zerrung/Stauchung zu sein. Ein provisorischer Verband hilft fürs erste.

Später kaufen wir in einer Apotheke richtiges Verbandsmaterial und Watte, um ihre lädierte Hand zu verbinden. Als Trost, und weil jemand kürzlichst Geburtstag hatte, gehen wir ins Café Atlas und bestellen ein Festmahl. Salat, Linsen und Hackfleisch-Sandwich mit Fritten.

Das Wetter zeigt sich wieder von der trüben Seite. Wir fahren drum in einen Palmgarten hinter Tafraoute und stellen uns unter eine – öööhm - Palme. Hier (N29.71273, W8.98702) ist es ganz nett und der Internetempfang besser als im Zentrum.

Gegen Abend kommen zwei Wächter vom Dorf und kassieren umgerechnet einen Euro Standgebühr. Dies seit es hier vor einigen Wochen einen bösen Tumult zwischen den Überwinterungs-Wohnmobilisten und den Anwohnern gegeben hat. Nun kostet der Platz etwas, dafür wird er jetzt bewacht und der Müll entsorgt. Und die Querulanten sind weg.

4. April 2015

bunte Ostern

Zum ersten Mal sah ich sie vor vielen Jahren im Iran – die farbige Küken. Es gibt sie aber anscheinend in ganz Asien. Und nun schwappt die Kücken-Mode auch nach Europa über. Um bunte Kücken zu bekommen, wird Farbe bereits ins Ei eingespritzt. Die Hühnchen kommen dann fertig gefärbt zur Welt.

Die Tierschützerinnen landauf-landab sind empört - von wegen Tiere quälen und so. Ich finde aber, warum soll man bloss ungefärbte Hühner quälen?
In diesem Sinne - frohe Ostern.