Der Nil ist ein gscheiter Fluss. Das Wasser fliesst nach Norden; der Wind hingegen bläst meist nach Süden. Für die Nil-Schifffahrt war das schon immer sehr praktisch. Rauf geht’s mit dem Segel, runter kann man sich treiben lassen. Bei Assuan hat die Sache aber einen Haken. Felsen und Untiefen blockieren den Fluss; der „1. Katarakt“. Im Sudan oben gibt es noch mehr davon.
Die Landschaft am 1. Katarakt ist wunderschön. Grosse und kleine Inseln. Manche bewohnt, andere sind bloss bei niedrigem Wasserstand zu sehen. Viel Grünzeug, goldgelbe Sanddünen, nubische Dörfer und Ruinen.
Wir mieten uns ein Motorboot für eine Rundfahrt. Das Boot ist aus Holz und gross wie ein Reisebus. Für uns zwei allein! Wir fahren zuerst etwas abwärts, dann hinter der Insel Elephantine bergan bis zum Katarakt. Jetzt bei Niedrigwasser bilden sich mancherorts starke Strudel und Stromschnellen, so dass wir kaum durchkommen.
Gelegentlich kommen Buben in winzigen Booten längsseits. Sie singen deutsche Volkslieder und hoffen auf eine Spende. Ich meine, wen gelüstet es in solch einer grandiosen Landschaft nicht nach deutschem Liedgut? Fidirallala-fidirallala-fidirallalala-laa...
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
11. Februar 2012
10. Februar 2012
Ägypten: alte Gebeine und Gesteine
Die „Alten Ägypter“ liebten den rosa Assuan-Granit. Sie fertigten daraus viele ihre Obelisken und Statuen. Die alten Steinbrüche liegen am südlichen Stadtrand - und da wollte ich unbedingt hin. Und jetzt wo Frau G. wieder mobil ist...
Unser erster Versuch schlug fehl, der Steinbruch war schon zu. Ich wollte über das Gitter klettern, aber Frau G. hielt mich zurück.
Gleich nebenan ist der grosse fatimidische Friedhof. Ein wahres Meer von Gräbern, mehrere Tausend Tote liegen hier begraben. Es gibt alles; von ganz schlichten Gräbern bis zu üppigen Mausoleen. Die ältesten sind aus dem 7. Jahrhundert.
In diesem Steinbruch wurde Jahrhunderte lang Granit abgebaut. Bis der Hügel fast komplett weg war. Es muss eine immense Arbeit gewesen sein, wenn man bedenkt, mit welch einfache Werkzeugen gearbeitet wurde. Noch heute sieht man überall die Keilspaltlöcher und Dorit-Hämmer.
Ganz oben im Steinbruch liegt noch ein riesiger, unfertiger Obelisk im Fels. Wäre er damals fertig geworden, wäre er der grösste Obelisk der Welt; 42 Meter lang und über tausend Tonnen schwer. Wir sind beeindruckt, mit wieviel Einsatz die Leute vor 3‘500 Jahren solche Werke schufen.
Nach soviel alten Steinen brauchten wir ein Karkadeh, ein Sirup aus Hibiskusblüten.
Unser erster Versuch schlug fehl, der Steinbruch war schon zu. Ich wollte über das Gitter klettern, aber Frau G. hielt mich zurück.
Gleich nebenan ist der grosse fatimidische Friedhof. Ein wahres Meer von Gräbern, mehrere Tausend Tote liegen hier begraben. Es gibt alles; von ganz schlichten Gräbern bis zu üppigen Mausoleen. Die ältesten sind aus dem 7. Jahrhundert.
In diesem Steinbruch wurde Jahrhunderte lang Granit abgebaut. Bis der Hügel fast komplett weg war. Es muss eine immense Arbeit gewesen sein, wenn man bedenkt, mit welch einfache Werkzeugen gearbeitet wurde. Noch heute sieht man überall die Keilspaltlöcher und Dorit-Hämmer.
Ganz oben im Steinbruch liegt noch ein riesiger, unfertiger Obelisk im Fels. Wäre er damals fertig geworden, wäre er der grösste Obelisk der Welt; 42 Meter lang und über tausend Tonnen schwer. Wir sind beeindruckt, mit wieviel Einsatz die Leute vor 3‘500 Jahren solche Werke schufen.
Nach soviel alten Steinen brauchten wir ein Karkadeh, ein Sirup aus Hibiskusblüten.
9. Februar 2012
Ägypten: Frau G. und essen im Bett
Frau G. ist erkältet und will im Bett auf die Genesung warten. Sie hat Kopfweh und gelegentlich Türlipfupf. Oder Schnell-Schiss, wie der Bildungsbürger sagen täte. Nicht heftig und nicht oft, aber lästig. Jedenfalls liegt sie im Bett und döst.
Mir hingegen geht es prächtig. Ich habe Wlan und Hunger. Also besorge ich mir bei meinem Freund von der Garküche etwas zu Futtern.
Also - Männer-Programm: Essen und Internet im Bett; und Aussicht auf den Nil. So muss es im Paradies sein.
Das im Becher ist "Baba Ganusch", ein Brei aus gegrillten Auberginen und der Sesampaste Tahina. In der kleinen Schale ist panierter Blumenkohl. In der grossen Schale ein Ei im Kartoffelteig und eine fritierte Kartoffelwurst mit Koriander. Dazu das typische Fladenbrot. Herrlich.
Mir hingegen geht es prächtig. Ich habe Wlan und Hunger. Also besorge ich mir bei meinem Freund von der Garküche etwas zu Futtern.
Also - Männer-Programm: Essen und Internet im Bett; und Aussicht auf den Nil. So muss es im Paradies sein.
Das im Becher ist "Baba Ganusch", ein Brei aus gegrillten Auberginen und der Sesampaste Tahina. In der kleinen Schale ist panierter Blumenkohl. In der grossen Schale ein Ei im Kartoffelteig und eine fritierte Kartoffelwurst mit Koriander. Dazu das typische Fladenbrot. Herrlich.
8. Februar 2012
Ägypten: Koloss mit Gliederschmerzen
Um drei in der Frühe schreit unser Wecker „Aufstehen“! Um halb vier kommt der Bus nach Abu Simbel. Zuerst fahren wir aber auf einen Parkplatz am Stadtrand. Ab hier ist Konvoi-Pflicht. Pünktlich um halb fünf geht es dann los. Eine lange Kolonne Autos brettert durch die Nacht und die Wüste. Bis Abu Simbel sind es öde 280 Kilometer! Unser Bus ist eigentlich ganz bequem, doch nach einigen Stunden Fahrt habe ich alle möglichen Sitzpositionen durchprobiert und langsam tun mir die Beine weh. Kurz nach acht sind wir am Ziel, bei den Tempeln von Abu Simbel. Unweit der Grenze zum Sudan.
In der Morgensonne leuchten die kolossalen Figuren goldgelb. Grandios. Und noch eindrücklicher sind die Räume dahinter. Imposante Hallen reichen tief in den Felsen hinein. Die Wände sind reich bebildert, teilweise sind sogar noch die original Farben erhalten. Leider darf man im Innern keine Fotos machen. Ich tu es doch und werde prompt erwischt. Schande!
Die beiden Tempel von Abu Simbel wurden zwischen 1964 und 68 vor dem Untergang im neuen Nasser-Stausee gerettet. Die Tempel wurden mitsamt dem umgebenden Felsen in handliche Blöcke zerschnitten und gut sechzig Meter höher oben wieder aufgebaut. Eine ungeheure Leistung. Und erstmals wurde Araldit im grossen Stil zum verkleben der losen Steine eingesetzt. Wenn man genau hinschaut kann man die Trennfugen erkennen.
Bei der späktakulären Tempel-Rettung wird gerne vergessen zu erwähnen, dass derweilen etwa eine Viertel Million Nubier ihre Heimat verloren. Ihre Kultur ging einfach im Stausee unter.
Die Tempelräume im Berginneren werden von zwei riesigen Betonkuppeln geschützt. Die grosse hat eine Spannweite von fünfzig Metern und ist fast zwanzig Meter hoch. Bei meinem letzten Besuch konnte da noch hinein gehen und hinter die Kulissen schauen. Diesmal nicht mehr; obwohl ich überall herum fragte und auch eine kleine Spende offerierte.
Noch vor dem Mittag fahren wir wieder zurück nach Assuan. Embryostellung und yogamässige Beinfaltung. Die Strasse zieht sich schier endlos durch die Wüste. Eigentlich mag ich ja Wüste, aber heute habe ich genug davon. Etwa um drei sind wir zurück. 560 Kilometer im Kleinbus. Uns reichts. Und mir tun eine Vielzahl unterschiedlicher Glieder weh.
Vor unserem Hotel fragt einer, ob wir jetzt nicht mit seiner Kutsche fahren möchten? Nein - die "Nemsi" brauchen jetzt dringend einen Mittagsschlaf.
In der Morgensonne leuchten die kolossalen Figuren goldgelb. Grandios. Und noch eindrücklicher sind die Räume dahinter. Imposante Hallen reichen tief in den Felsen hinein. Die Wände sind reich bebildert, teilweise sind sogar noch die original Farben erhalten. Leider darf man im Innern keine Fotos machen. Ich tu es doch und werde prompt erwischt. Schande!
Die beiden Tempel von Abu Simbel wurden zwischen 1964 und 68 vor dem Untergang im neuen Nasser-Stausee gerettet. Die Tempel wurden mitsamt dem umgebenden Felsen in handliche Blöcke zerschnitten und gut sechzig Meter höher oben wieder aufgebaut. Eine ungeheure Leistung. Und erstmals wurde Araldit im grossen Stil zum verkleben der losen Steine eingesetzt. Wenn man genau hinschaut kann man die Trennfugen erkennen.
Bei der späktakulären Tempel-Rettung wird gerne vergessen zu erwähnen, dass derweilen etwa eine Viertel Million Nubier ihre Heimat verloren. Ihre Kultur ging einfach im Stausee unter.
Die Tempelräume im Berginneren werden von zwei riesigen Betonkuppeln geschützt. Die grosse hat eine Spannweite von fünfzig Metern und ist fast zwanzig Meter hoch. Bei meinem letzten Besuch konnte da noch hinein gehen und hinter die Kulissen schauen. Diesmal nicht mehr; obwohl ich überall herum fragte und auch eine kleine Spende offerierte.
Noch vor dem Mittag fahren wir wieder zurück nach Assuan. Embryostellung und yogamässige Beinfaltung. Die Strasse zieht sich schier endlos durch die Wüste. Eigentlich mag ich ja Wüste, aber heute habe ich genug davon. Etwa um drei sind wir zurück. 560 Kilometer im Kleinbus. Uns reichts. Und mir tun eine Vielzahl unterschiedlicher Glieder weh.
Vor unserem Hotel fragt einer, ob wir jetzt nicht mit seiner Kutsche fahren möchten? Nein - die "Nemsi" brauchen jetzt dringend einen Mittagsschlaf.
7. Februar 2012
Ägypten: knutschen im Park
Zwischen Assuan und dem Nil ist die Uferstrasse, die Corniche. Lärmig und rastlos. Etwas südlich vom Stadtzentrum verlässt die Strasse das Ufer. Und genau hier ist ein kleiner Hügel mit einem Park - dem „Fryal Garden“.
Herrlich schattige Bäume, kuglige Felsen und einem kleinen Gartencafé. Hier treffen sich die Einheimischen zum Sonnenuntergang gucken oder Händchenhalten mit der Liebsten.
Gleich nebenan steht das legendäre „Old Cataract Hotel“. Hier logieren Prominente und Blaublüter. Und hier hat Agatha Christie einst ihren „Tod auf dem Nil“ geschrieben. Gegenüber ist die Insel Elephantine mit ihren archäologischen Ausgrabungen. Herzerweichend schön. Sonnenuntergang können sie einfach gut, die Ägypter.
Auf dem Nachhauseweg konsultieren wir eine Konditorei. Anschliessend verspüre ich eine deutliche Tendenz zu einem Zweitkuchen.
Herrlich schattige Bäume, kuglige Felsen und einem kleinen Gartencafé. Hier treffen sich die Einheimischen zum Sonnenuntergang gucken oder Händchenhalten mit der Liebsten.
Auf dem Nachhauseweg konsultieren wir eine Konditorei. Anschliessend verspüre ich eine deutliche Tendenz zu einem Zweitkuchen.
6. Februar 2012
Ägypten: das falsche Hotel in Assuan
Assuan. Eigentlich wollten wir im „Horus Hotel“ absteigen. Ich verwechsle es aber mit dem „Hathor Hotel“. Auch gut, nun wohnen wir halt hier. Das Hotel steht direkt am Nil. Das heisst an der Corniche, der Uferstrasse.
Unser Zimmer ist im vierten Geschoss und kostet für uns zwei 110 ägyptische Pfund (etwa 17 Fr.). Es ist rundum uringelb gestrichen und hat fünfzehn Ecken. Dazu noch zwei Säulen. Die Möblierung ist - wie soll ich sagen – schlicht, mit einer gewissen Tendenz zum Sperrmüll. Die Betten sind tadellos und beide anwesenden Lichtschalter schalten Licht. Ein richtig tolles afrikanisches Hotelzimmer, genauso wie ich es mag.
Das Badzimmer bietet auf wenig Fläche sehr viel „Ambiente“. Auch hier, alles scheint zu funktionieren. Der Boiler hängt bedrohlich über dem Klo und wimmert leise. Ich deute das mal mit „macht-Wasser-warm“. Die Dusche ist graugelb marmoriert und die Brause mit Klebeband gedichtet. Der Duschvorhang ist nur mehr fragmentarisch anwesend. Das Waschbecken ist klein, der Wasserhahn aber gross; so dass gerne etwas Wasser vornüber spritzt. Darüber ist eine kleine Lampe ohne Abdeckglas und ohne Funktion. Daneben ein winziges Fenster zu einem stockfinster Schacht. Eine richtige Nasszelle.
Von unserem Hotelzimmer sehen wir wunderbar auf den Nil und die goldgelben Hügel hintendran.
Auf der Corniche dröhnt Tag und Nacht der Strassenverkehr. Eine unbeschreibliche Kakophonie aus hupen, schreien, dröhnen und allerhand undefinierbarem. Und unsere Fenster lassen das alles ungehindert in unser Zimmer hinein.
Mich stört das ja nicht. Aber Frau G. äussert Unbehagen. Wir werden sehen...
Unser Zimmer ist im vierten Geschoss und kostet für uns zwei 110 ägyptische Pfund (etwa 17 Fr.). Es ist rundum uringelb gestrichen und hat fünfzehn Ecken. Dazu noch zwei Säulen. Die Möblierung ist - wie soll ich sagen – schlicht, mit einer gewissen Tendenz zum Sperrmüll. Die Betten sind tadellos und beide anwesenden Lichtschalter schalten Licht. Ein richtig tolles afrikanisches Hotelzimmer, genauso wie ich es mag.
Das Badzimmer bietet auf wenig Fläche sehr viel „Ambiente“. Auch hier, alles scheint zu funktionieren. Der Boiler hängt bedrohlich über dem Klo und wimmert leise. Ich deute das mal mit „macht-Wasser-warm“. Die Dusche ist graugelb marmoriert und die Brause mit Klebeband gedichtet. Der Duschvorhang ist nur mehr fragmentarisch anwesend. Das Waschbecken ist klein, der Wasserhahn aber gross; so dass gerne etwas Wasser vornüber spritzt. Darüber ist eine kleine Lampe ohne Abdeckglas und ohne Funktion. Daneben ein winziges Fenster zu einem stockfinster Schacht. Eine richtige Nasszelle.
Von unserem Hotelzimmer sehen wir wunderbar auf den Nil und die goldgelben Hügel hintendran.
Auf der Corniche dröhnt Tag und Nacht der Strassenverkehr. Eine unbeschreibliche Kakophonie aus hupen, schreien, dröhnen und allerhand undefinierbarem. Und unsere Fenster lassen das alles ungehindert in unser Zimmer hinein.
Mich stört das ja nicht. Aber Frau G. äussert Unbehagen. Wir werden sehen...
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