8. Februar 2012

Ägypten: Koloss mit Gliederschmerzen

Um drei in der Frühe schreit unser Wecker „Aufstehen“! Um halb vier kommt der Bus nach Abu Simbel. Zuerst fahren wir aber auf einen Parkplatz am Stadtrand. Ab hier ist Konvoi-Pflicht. Pünktlich um halb fünf geht es dann los. Eine lange Kolonne Autos brettert durch die Nacht und die Wüste. Bis Abu Simbel sind es öde 280 Kilometer! Unser Bus ist eigentlich ganz bequem, doch nach einigen Stunden Fahrt habe ich alle möglichen Sitzpositionen durchprobiert und  langsam tun mir die Beine weh. Kurz nach acht sind wir am Ziel, bei den Tempeln von Abu Simbel. Unweit der Grenze zum Sudan.

In der Morgensonne leuchten die kolossalen Figuren goldgelb. Grandios. Und noch eindrücklicher sind die Räume dahinter. Imposante Hallen reichen tief in den Felsen hinein. Die Wände sind reich bebildert, teilweise sind sogar noch die original Farben erhalten. Leider darf man im Innern keine Fotos machen. Ich tu es doch und werde prompt erwischt. Schande!

Die beiden Tempel von Abu Simbel wurden zwischen 1964 und 68 vor dem Untergang im neuen Nasser-Stausee gerettet. Die Tempel wurden mitsamt dem umgebenden Felsen in handliche Blöcke zerschnitten und gut sechzig Meter höher oben wieder aufgebaut. Eine ungeheure Leistung. Und erstmals wurde Araldit im grossen Stil zum verkleben der losen Steine eingesetzt. Wenn man genau hinschaut kann man die Trennfugen erkennen.

Bei der späktakulären Tempel-Rettung wird gerne vergessen zu erwähnen, dass derweilen etwa eine Viertel Million Nubier ihre Heimat verloren. Ihre Kultur ging einfach im Stausee unter.

Die Tempelräume im Berginneren werden von zwei riesigen Betonkuppeln geschützt. Die grosse hat eine Spannweite von fünfzig Metern und ist fast zwanzig Meter hoch. Bei meinem letzten Besuch konnte da noch hinein gehen und hinter die Kulissen schauen. Diesmal nicht mehr; obwohl ich überall herum fragte und auch eine kleine Spende offerierte.

Noch vor dem Mittag fahren wir wieder zurück nach Assuan. Embryostellung und yogamässige Beinfaltung. Die Strasse zieht sich schier endlos durch die Wüste. Eigentlich mag ich ja Wüste, aber heute habe ich genug davon. Etwa um drei sind wir zurück. 560 Kilometer im Kleinbus. Uns reichts. Und mir tun eine Vielzahl unterschiedlicher Glieder weh.
Vor unserem Hotel fragt einer, ob wir jetzt nicht mit seiner Kutsche fahren möchten? Nein - die "Nemsi" brauchen jetzt dringend einen Mittagsschlaf.

9 Kommentare:

  1. Eindrückliche Fotos - toll geschrieben. Gut hat man die Tempel damals nicht absaufen lassen...
    Liebgruss von der Wilden Henne

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  2. Interessant. Interessant. Durch Deine Beschreibung angeregt, habe ich mich jetzt mal schlau geguggelt, was das Nubische Volk betrifft

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  3. Hoi zäme
    Es gibt nubische Siedlungen, die schon dem ersten Staudamm (um 1900) weichen mussten. Und beim rossen Staudamm in den 1960-er Jahren grad noch einmal!
    liebe Grüsse vom Muger

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  4. Übrigends: wegen des Stausees wurde natürlich nicht nur Abu Simbel versetzt, sondern etwa ein Dutzend weitere Tempel. Viele andere gingen aber für immer unter...
    liebe Grüsse vom Muger

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  5. Dank Deines Reiseberichtes weiss ich endlich, was dem Kara Ben Nemsi Effendi sein Name bedeutet. ;-)

    Interessanter allerdings war die Geschichte der Nubier zu lesen - vor allem der letzte Pharao, der Tanutamun, hat mein Interesse geweckt. Jetzt bin ich daran, mehr über die Traumstele des Tanutamun herauszufinden...

    Weiterhin schöne Ferien und liebe Grüsse

    Urs

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  6. ...Abu Simbel sahen wir noch nicht, toll geschrieben...sehr schön bebildert...man muss es eben doch mal sehen...

    lG Geli

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  7. Amüsanter Bericht und tolle Bilder!
    Liebe Grüße, Jana

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  8. "Leider darf man im Innern keine Fotos machen. Ich tu es doch und werde prompt erwischt."

    die sind aber auch kleinlich, die Ägypter, jetzt haben sie es auf die CA Stiftung abgesehen, kann man gar nicht glauben, dass die sowas mal bauen konnten! Hättest vielleicht den Blitz vorher abgeschaltet? :)

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  9. Huch, ich meinte die Konrad Adenauer Stiftung

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