Posts mit dem Label verlassen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label verlassen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

19. Juli 2019

Friesland: Hafenstadt ohne Meer

5 Zaltbommel. Schon am Morgen ist es sommerlich heiss und wir sind schon um acht startklar. Wie meistens fahren wir über Land. Doch heute müssen wir auf die Autobahn, denn es gibt hier keine andere Brücke über den Fluss.
Etwas südlich von Utrecht besuchen wir den „Bunker 599“ (n51.9360, e5.1532). Der Bunker ist einer von etwa 700 Stück, die im 2. Weltkrieg gebaut wurden. Also eigentlich nichts Besonderes.

Doch bei diesem Bunker wurde mittenhindurch eine Scheibe herausgeschnitten. Jetzt kann man sein Innenleben des Bunkers sehen; und er erinnert an die schlimmen Zeiten von damals.
Ab hier fahren wir wieder auf den schmalen Nebenstrassen, die wir so gerne mögen. Alleen und Felder mit schwarzweissen Kühen. Kein Verkehr; wir haben die Strasse fast für uns alleine. In Culemborg schifft uns eine kleine Fähre ans andere Ufer hinüber. Dann geht’s weiter mitten durch die flache Landschaft.

Die Sommerhitze zwingt uns zur Siesta. Am Strand „Horst Zuid“ stellen wir uns unter die grossen Bäume und geniessen den lauen Wind. Bevor das IJsselmeer gebaut wurde, war das hier die Meeresküste. Jetzt ist es bloss noch ein Badestrand an einem Süsswasser-Kanal. Gegenüber sehen wir Flevoland, das vor fünfzig Jahren noch Meeresboden war.

Gegen Abend fahren wir nach Elburg, einem hübschen Städtchen. Jahrhundertelang war es eine wichtige Festung an der Nordsee. Doch nach den grossen Landgewinnungen in den 1930 bis 60-er Jahre liegt es nun weit weg vom Meer im Landesinneren.

Hier in Elburg treffen wir unsere alten Freunde und Boots-Bewohner Peti und Lucy. Das letzte Mal trafen wir sie im Burgund. Jetzt kommen sie Norddeutschland her und wir freuen uns usinnig.

14. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Neapels Unterwelt

5 Neapel. Schon in der Antike gruben sich die Griechen und Römer in den Untergrund Neapels. Es entstanden Wasserleitungen, Zisternen und zahlreiche unterirdische Steinbrüche. Später kamen Keller, Schutzbunker und ein unüberschaubares Netzt aus Gängen, Tunneln und Treppenhäusern dazu. Über die Jahrhunderte entstand so ein riesiges unterirdisches Labyrinth. Irgendwo habe ich gelesen, dass man deren Länge auf etwa 80 km schätzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entsorgte man Trümmerschutt und Abfälle in den unterirdischen Holräumen. Und: In einem Tunnel lagerten die Behörden beschlagnahmte Fahrzeuge. Und wegen denen sind wir hier – den die Fahrzeuge sind stehen nun schon seit 60 Jahren hier. Vergessen und mit einer schönen Patina.

In den alten Tunnels stehen vor allem italienische Autos aus den frühen 1950-er Jahren. Manche sind in recht gutem Zustand, andere sind von Bomben bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Und es hat auch hunderte Vespas, Lambrettas und Motorräder.
Leider war es im schwachen Licht kaum möglich brauchbare Fotos zu machen. Aber es war ein faszinierender Einblick in eine längst vergangene Zeit.

20. Juni 2018

rarer Citroën Belphégor entdeckt

Wie auf jeder Reise habe ich auch diesmal in Frankreich einige interessante Fahr- Flug- und Schwimmzeuge entdeckt. Eines will ich hier zeigen: Den Citroën „Belphégor“.
Der Citroën Camion mit dem etwas skurril gequälten Gesichtsausdruck wurde zwischen 1965 und 1974 gebaut und es gab in vielen verschiedenen Varianten und mit Benzin- oder Dieselmotor.

Das Besondere an ihm sind die beiden Fenster über den Scheinwerfern. Dadurch sollte man nicht etwa die schwitzigen Latschen des Fahrers bewundern, sondern der Chauffeur den Strassenrand präzise erkennen können. An sich ist das eine pfiffige Idee - doch leider verdeckte die Motorabdeckung das Fenster auf der Beifahrerseite. Und auf der Fahrerseite war in der Regel eh kein Strassenrand zu sehen…

Der Belphégor war damals ein sehr moderner und fortschrittlicher Lastwagen. Mit gefedertem Kabine, kräftigen Motoren und modernen Bremsen. Bei den Fahrern war deshalb sehr beliebt. 
Der blaue Kipper ist ein Citroen Belphegor 800 und den habe ich in freier Wildbahn entdeckt. Der rote Feuerwehrlaster ist ein Belphégor 700 4x4 lebt in einem Auto-Zoo.

16. Juni 2018

Burgund-Reise: das Ende ist nah

Villeneuve-d’Amont. Es war eine sehr angenehme Übernachtung auf dem Dorfparkplatz. Jetzt ist es halbwegs sonnig, doch es türmen sich schon wieder die Wolken auf. Es ist wohl Zeit, nachhause zu fahren.

In Pontarlier gehen wir noch gschwind Einkaufen. In einen dieser riesengrossen französischen Hypermärkte. Prallvoll mit allen nur denkbaren Waren. Alleine die Käsetheke bietet mindestens dreihundert Sorten feil und das Wurstregal ist mindesten fünfzig Schritte lang. Ein Paradies für Fresser und Feinschmecker.

Hinter Pontarlier ist dann auch schon die Schweizer Grenze. Von hier sind es jetzt noch 180 Kilometer bis nachhause. Es ist schon wieder dicke Luft und ich befürchte es kommt demnächst wieder ein Regen. Wir rollen gemütlich durchs Val de Travers. In Saint-Sulpice machen wir kurz halt und schauen nach der alten Dampflok neben dem Schrottplatz. Sie steht noch da wie beim letzten Mal und sie ist immer noch defekt…

Dann geht hinunter zum Neuenburgersee. Die Weinreben an den Hängen sind schon mannshoch und die Dörfer lieblich. Schön hier.
Am späteren Nachmittag erreichen wir unser zuhause. Unser reparierter Möbelwagen hat tadellos funktioniert und ich bin mehr als zufrieden mit ihm.

7. Juni 2018

Burgund-Reise: vom Niesel und Regen

Nevers. Meine gestrige Hoffnung auf besseres Wetter wird enttäuscht. Es ist trübfeucht und wolkenverhangen. Wir verlassen unseren schönen Schlafplatz und fahren über die Loire hinüber. Hier brummen wir auf den kleinen Nebenstrassen immer der Loire entlang bis nach La Charité-sur-Loire.

Früher stand in La Charité-sur-Loire die nach Cluny zweitgrösste mittelalterliche Kirche Frankreichs. Um 1560 brannte sie ab. Daraufhin baute man bloss den vorderen Teil der Kirche wieder auf. In der anderen Hälfte baute sich die Bürger ihre Häuser zwischen die Säulen und Mauerbögen der Kirchenruine (n47.1775, e3.0168). 
Und deshalb kommt man heute auf einem kleinen Stadtplatz, wenn man durch das alte Kirchenportal geht. So etwas gibt es fast nirgends sonst.

Die damals wieder aufgebaute und halbierte Kirche ist in einem eher „rustikalen“ Zustand. Innen überwuchern grüne Algen die Deckengewölbe und an der Fassade gedeihen allerlei Moose und Blumen.

Wir setzen uns in ein Strassencafé, das einzige, das heute auf hat, und geniessen die friedliche Stimmung. Wäre das Wetter etwas besser, wären meine Fotos wohl auch deutlich netter anzuschauen. Aber es ist wie’s ist… 

Nun folgen wir dem „Canal Lateral de Loire“ weiter abwärts. Zwischendurch machen wir eine ausgedehnte Siesta und hoffen auf Wetterbesserung. Aber es ändert sich gar nichts, also reifeln wir weiter nach Cosne-sur-Loire und stellen uns direkt ans Ufer der Loire (n47.4143, e2.9218). Der Fluss fliesst güllebraun an uns vorbei und ausser ein paar Kanus ist niemand darauf unterwegs.

Cosne-sur-Loire ist ein nettes französisches Städtchen, es hat aber abgesehen von der Hängebrücke keine Sehenswürdigkeiten. Viele Häuser sind in die Jahre gekommen und überall sehen wir eingegangene Ladengeschäfte.
Es ist immer noch unangenehm schwülwarm und regnerisch. Wir machen nichts und lesen viel. Und wir geniesen unser Vegi-Menü: Ein belgisches Bier namens „mort subite“ – schneller Tod - und Chips. Passt perfekt zum Wetter.

7. Februar 2018

Malta: es war einmal eine Eisenbahn…

Früher gab es in Malta auch eine Eisenbahn. Von 1883 bis 1931 dampfte sie von Valletta nach Mdina. Heute ist von der damaligen Bahn kaum noch etwas zu finden. Er mich aber kennt, der weiss – sowas hindert mich nicht am Suchen.

Der Bahnhof „Birkirkara“ (n35.8953, e14.4640) hat als einziger die lange Zeit fast unbeschadet überstanden. Das Gebäude steht leer und da wo damals die Gleise lagen ist heute ein kleiner Park.
Bis vor zwei Jahren standen da auch noch die Reste eines Eisenbahnwagens. Nachdem darin die Vandalen wüteten, wurde er nun entfernt und in Sicherheit gebracht. Momentan sucht man Geld für seine Renovierung.

Auch in Ħamrun (n35.8874, e14.4898) konnte ich noch Spuren finden. Hier kaut ein Baum an einer Schiene. Man hat sie damals wohl als Pflanzhilfe benutzt, jetzt sind sie fest miteinander verwachsen.

Bekannt ist vor allem der einstige Valletta-Hauptbahnhof. Der lag in einem Tunnel (n35.8959, e14.5093) gleich neben dem grossen Stadttor. Das letzte Mal war hier eine Baustelle, jetzt ist die alte Eisenbahnbrücke nagelneu renoviert – und der Bahnhof leider immer noch nicht zugänglich!

Auch der ehemalige Bahnhof „Mdina“ (n35.8869, e14.3995) wurde kürzlich renoviert und heftigst aufgehübscht. Auch wenn über dem Eingang "Museum Station" steht, ist da jetzt ein Restaurant untergebracht.

Ursprünglich führte die Bahnlinie nicht ganz bis Mdina, sondern endete schon östlich der Stadt am Bahnhof „Notabile“ (n35.8819, e14.4069). Später baute man den Tunnel unter Mdina hindurch und verlängerte die Strecke um einen Kilometer.

Das Tunnelportal gleich neben dem Bahnhof ist kaum noch zu erkennen. Schon vor vielen Jahren wurde es zugemauert und der Tunnel für die Pilzzucht verwendet – erzählt mir ein netter Nachbar.

1. Februar 2018

Malta: das grosse Beton-Ohr

In Malta gibt es auch Sehenswürdigkeiten die kaum einer kennt und die niemand besucht; zum Beispiel das grosse Betonohr in Magħtab (n35.9311, e14.4436). Das ist ein einzigartiges historisches Frühwarnsystem der britischen Armee.

Die Anlage ist ein riesiges Hohlspiegelmikrofon und besteht im Wesentlichen aus einer gebogenen 70 Meter langen und 8 Meter hohen Betonwand. Früher waren davor noch zwanzig sehr empfindliche Mikrophone installiert. Damit konnte man sehr weit entfernte Geräusche hören. In diesem Fall waren das Flugzeuge, die von Sizilien her auf Malta zugeflogen.

Bild: Google Maps
Der „Sound Mirror“ - oder „Il-Widna“, wie die Melteser sie nennen - wurde in den Jahren 1934/35 gebaut und dann gleich in Betrieb genommen. Erste Tests zeigten, dass man damit fünfzig Kilometer entfernte Flugzeuge orten kann. Tag und Nacht. Und auch bei Nebel. Und es gab der Küstenverteidigung etwa sechs Minuten Vorwarnzeit. Für die damalige Zeit war das sensationell.

Bildquelle: dragon-hunter
Blöderweise wurden genau zu der Zeit in Deutschland und Grossbritannien der Radar erfunden. Radar funktionierte nicht nur besser, sondern diese Anlagen waren deutlich genauer und mobil. So kam es, dass man „das Ohr“ bereits 1937 ausser Dienst nahm.

Wegen der immer noch intakten Tarnung ist die Anlage schwer zu fotografieren. Und wegen der vielen Mauern und Absperrungen kommt man kaum nahe heran. Ein Bauer half mir mit Tipps und Ratschlägen, doch das Licht war trotzdem mies.

16. November 2017

Bulgarien: wo ist Asenovo?

Als ich da neulich über die rostigen Lokomotiven in Kaloyanovets berichtete, habt ihr bestimmt auch gedacht: Geht der Muger auch Asenovo anschauen? Und – ja, wir waren dort.
Denn auch in Asenovo hatte die bulgarische Bahn eine grosse Zahl von Lokomotiven und Wagen eingelagert. Aus sie dienten als „strategische Reserve“ für Krisen- und Kriegszeiten.

Der Eisenbahn-Depot Asenovo (n43.2564, e26.0438) liegt sehr versteckt in einem unbewohnten und bewaldeten Tal. Ausser einem kleinen nassen Hund war niemand da. Aber das ganze Areal ist mit einem hohen Zaum abgesperrt und vermutlich auch videoüberwacht. Von der Rückseite wäre ich vermutlich trotzdem hinein gekommen. Doch der Regen und die Vernunft verhinderten es.

Die historischen Dampflokomotiven stehen alle in verschlossenen Hallen. So konnte ich mir halt nur einige wenig interessante Güterwagen im Unterstand anschauen.
Die "Tabaklok", die zurzeit in der Schweiz renoviert wird, stammt übrigens auch von hier.

1. November 2017

Bulgarien: eine menschenleere Stadt am Sonnenstrand

Gar nicht weit von Nessebar ist der berühmte „Sonnenstrand“. Entlang der fünf Kilometer langen Strandpromenade drängeln sich hier mehr als 800 Hotels mit zusammen über 200'000 Gästebetten. Und daneben gibt es auch noch mindestens ebenso viele Restaurants und Bespassungs-Einrichtungen.
Begonnen hat hier alles im Jahr 1958. Damals entschloss das kommunistische Bulgarien, hier in der Bucht die Tourismus-Industrie anzusiedeln. Und zwar planvoll und im grossen Stil. Zuerst entstanden ein Dutzend Strandhotels am sonnigen Strand. Und dann kamen jedes Jahr ein paar mehr dazu.

Mit der Wende kam dann die Wende. Und die Investoren mit der ganz dicken Geldbörse. Seither wurden unzählige neue Hotels gebaut. Jedes grösser und protziger als seine Nachbarn; Spiegelglas, polierter Marmor und goldglänzendes Messing. „Mafia-Barock“ nennen die Einheimischen diesen Baustil.

Der Sonnenstrand ist jeweils vom April bis Oktober geöffnet. Im Winter ist er komplett zu. Die ganze Stadt ist geschlossen. Kein einziger Tourist und kein einziger Tourismus-Arbeiter ist da. Alle sind weg.
Hunderttausend Arbeitsplätze sind dann im Winterschlaf. Eine menschenleere Stadt. Wir fahren hin und sehen uns um. Gähnend leere Strassen und verrammelte Eingänge. Nur die Parkplätze sind voll; voll mit dösenden Mietautos. Die Banken, die Einkaufszentren, die Spassbäder, die Tankstellen und McDonals - alle sind im Winterschlaf. Eine Geisterstadt.

Vor gut zehn Jahren machte ich schon einmal hier Urlaub. Damals im „Hotel Glarus“, einem der ältesten am Sonnenstrand. Und heute sieht es immer noch genau so aus, wie damals. Wie das hässliche Entlein zwischen all den neuen Hotelpalästen. Nebenan schlagen ein paar Männer einen Verkaufsstand zu Kleinholz. Ihr Jahresvertrag scheint ausgelaufen zu sein. Nächstes Jahr sucht hier ein anderes Geschäft sein Glück.

26. Oktober 2017

Bulgarien: Wald- und Wiesenkreuzfahrt

Stara Sagora. Das Hotel ist opulenter als sein Frühstück. Ich bekomme bloss einnen Kaffee und ein Käsetoast. Wir fahren zeitig los. Und nach Norden. Die Landschaft ist lieblich und die Bäume leuchten postkartenbunt.

In den 1960-er Jahren staute man in einem Bergtal einen Stausee auf. Dabei versank ein Dorf komplett im Wasser. Wegen dem nierigen Wasserstand ist seit einigen Jahren die ehemalige Dorfkirche (n42.6347, e25.8857) aber wieder aufgetaucht.

Ich kenne Fotos, wo Kanuten im Kirchenschiff herumpaddeln. Jetzt steht die entbeinte Kirche bereits fast einen Kilometer vom Ufer entfernt.
Die Kirche war einst Iwan Rilski, dem Heiligen Johann von Rila, geweiht. Seit sie wieder auf dem Trockenen steht, wird sie auch wieder besucht. Jedenfalls stehen Opfergaben und Ikonen in den Altarnischen.

Nun wollen wir ans Schwarze Meer. Wir sausen nach Osten. In Yambol machen wir Mittagsrast und schauen uns das „Museum des siegreichen Kampfes“ an. Davon berichte ich dann später mal.
Es ist sommerlich warm und wir beschliessen die restlichen hundert Kilometer auf kleinen Nebenstrassen zu fahren. Da hat es so gut wie keinen Verkehr und wir kommen an ausgestorbenen Dörfern vorbei. Später fahren wir viele Kilometer durch einen Eichenwald. Unsere Nebenstrasse wird zu einem Karrweg mit mächtigen Schlaglöchern und Pfützen. Manche sind knirtief und ich muss mit unserem Dacia heftig Schlangenlinen fahren. Soweit das auf einem so schmalen Pfad überhaupt möglich ist.

Gegen Abend kommen wir nach Sozopol an der Schwarzmeerküste. Im Hotel "Selena" bekommen wir ein nettes Zimmer. Doch leider auf der Südseite des Hotels; das Meer ist aber auf der Nordseite. Egal. Wir sind hundemüde und durstig.