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26. August 2016

warum Glarus?

Bis jetzt war der Kanton Glarus für mich völlig exotisch und fremd. Ich kann mich auch nicht erinnern, ihn schon jemals willentlich betreten zu haben. Die Leute reden zwar eigenartig, sollen aber überaus friedlich und gutartig sein. Also nix wie hin.
Es gibt viele Wege in den Kanton Glarus. Wir wählten die Hintertür – und fuhren über den Pragelpass. Er ist zwar nicht hoch, die Strasse aber eng und kurvig und steil; also ideal für uns. Mit dem Gegenverkehr auf der einspurigen Strasse hatten wir überhaupt keine Probleme, eher der Gegenverkehr mit uns.

Wie auch immer, irgendwann erreichen wir die Passhöhe. Wir trinken Kaffee und schauen die Berggipfel an. Von da an ging‘s wieder abwärts in den Kanton Glarus und zum Klöntalersee. Der liegt herzallerliebst zwischen schroffen Felswänden und strammen Tannenwäldern. Sein Wasser ist grünblau wie einer im Märchenland.

Dann will ich unbedingt so eine weltberühmte „Glarner Chalberwurst“ essen. Wir finden aber leider keine entsprechende Gaststätte und deshalb frage ich einen Eingeborenen. Der sitzt in einem gelblich ranzigen Unterleibchen auf einer Kellertreppe und kaut auf einer abgerauchten Zigarette herum. «Ja – da drüben» sagt er und zeigt auf das Gasthaus vis à vis.

Bild: migros.ch
Wir gehen hin – und sie haben keine Chalberwurst! Darum hier ein Bild aus dem Internet.

10. August 2016

Trümmelbachfälle

Berühmt ist das Lauterbrunnental wegen seiner siebzig Wasserfälle. Manche fallen direkt von den halben Kilometer hohen Felswänden. Ganz anders die Trümmelbachfälle (n46.5701, e7.9130). Hier hat sich das Wasser tief in den Fels hineingefressen, so dass man die Wasserfälle von aussen gar nicht mehr sieht.

Bis vor hundert Jahren kraxelten die Touristen auf abenteuerlichen Stegen und Treppen in die Schlucht hinein. Seither erleichtert nun eine unterirdische Standseilbahn den Aufstieg; 100% steil und 100 Meter hoch hinauf.

Das Gletscherwasser tosst zwischen den glattgeschliffenen Felswänden in die Tiefe. Wasserfälle, Strudel und stiebende Gischt. Ein Durcheinander von Fels und Wasser. Ein einzigartiges Naturschauspiel ‒ grossartig.

Ein schmaler Pfad schlängelt sich durch die Schlucht. Anfangs noch im Sonnenlicht, dann immer weiter hinein ins Berginnere. In die Felsen gehauene Treppen, wilde Stege und finstre Tunnel. Und überall stürzt das Wasser ins Bodenlose. Und die asiatischen Touristen klammern sich ängstlich ans Geländer.

9. August 2016

das Ende der Welt ist in Engelberg

Sommerferienzeit ‒ und wir können nicht verreisen! Also machen wir halt Ausflüge. Heute schauten wir uns das „Ende der Welt“ an.

Das End der Welt befindet sich einige Kilometer hinter dem Klosterdorf Engelberg. Aber heute ist alles geschlossen; keiner da. Einzig vor der Kapelle sitzt eine schwarze Nonne mit Dächlikappe; wohl eine aus Afrika.

8. August 2016

scharfe Inder in Engelberg

Sommerferienzeit ‒ und wir können nicht verreisen! Also machen wir halt Ausflüge. Heute fuhren wir nach Engelberg und schauten uns den Titlis und die vielen indischen und chinesischen Touristen an.

Und wir essen Vada Pav, den weitherum beliebten Snack aus Mumbai. Ein würziges Kartoffelbällchen in einem knusprigen Mantel aus Kichererbsenmehl und mit einem Knoblauch-Ingwer-Chutney gewürzt. Sensationell gut.

12. Juli 2016

nichts für Angsthasen

Noch selten habe ich einen sooo romantischen Bergsee gesehen, wie den Arnisee (n46.772, e8.643) hoch über Amsteg. Das Wasser kräuselt leicht im lauen Sommerwind und die Tannen rascheln gemütlich mit ihren Nadeln.
Die 3‘000-er haben noch Schnee und wir schlendern über die Alpwiesen und zupfen den Margeriten die Blätter aus. Sie liebt mich, sie liebt mich, sie liebt mich doch...

Zwischen dem Arnisee und dem Dorf Amsteg im Tal unten, ist eine fast 800 Meter hohe Felswand. Wir setzten uns deswegen in das enge und zitronengelbe Kabinlein und lassen uns dort hinauf seilbahnen.

Die LAA - Luftseilbahn Amsteg-Arnisee - wurde in den späten 1950-er Jahren erbaut und glänzt durch ihre robuste und äusserst simple Technik. Nichts daran ist überflüssig, oder schick.
Und vielleicht ist sie auch nichts für Ängstliche? Aber wir mögen den Flug über die schier senkrechten Felsen und Schründe hinauf und hinunter. Wenn die Talstation weit unten bloss noch ein kleiner Punkt ist. Und wenn die Kabine beim Masten schwungvoll auspendelt ‒ wunderschön.

13. Juni 2016

Schatzkammer im Bunker

Was kann man an regnerischen Samstagnachmittag schon tun? Kultur oder was Unterirdisches anschauen. Nur gut, dass ausgerechnet heute die Schatzkammer vom Burch-Korrodi geöffnet. Die ist nämlich nur ganz selten zugänglich; und in einem unterirdischen Schutzraum in Sarnen. Also genau das richtige...

Meinrad Burch-Korrodi stammte ursprünglich aus Giswil und war in den 1950-er Jahren ein weltbekannter Goldschmied und Schmuckdesigner. Spektakulär und einzigartig waren vor allem seine sakralen Kunstwerke: Kelche, Kreuze, Medaillen.
Die Kirchenleute waren ganz verrückt danach. Selbst der Papst kaufte beim ihm ein.

Die Goldschmiedearbeiten des Burch-Korrodi Ateliers waren in ihrer Zeit völlig neuartig. Schlichte Bauhaus-Eleganz statt schwülstiger Barockformen. Ganz besonders haben mir dabei die Emaille-Oberflächen gefallen; hauchfeine Muster auf Gold- und Silbergefässen. Und seine ganz gradlinigen Fingerringe und Halsketten. Und seine Werkstatt-Skizzenbücher ...
Die Sammlung Burch-Korrodi in Sarnen ist nur ab und zu geöffnet, oder nach Anmeldung. Aber auch wenn man sich weder für Schmuck noch für Kirchenkunst interessiert, lohnt sich ein Besuch. Man kann da einfach schöne Dinge sehen.

24. Februar 2016

Eisenbahnwagen oder Pizza

Seit dem letzten Samstag steht in Stansstad mitten in einem Rasen ein alte Bahnwagen. Plötzlich und von der Öffentlichkeit unbemerkt steht er plötzlich da. Direkt neben der Schifflände und weitab vom Bahnhof. Aber warum ausgerechnet hier?

Was viele nämlich nicht wissen; hier war früher der Hauptbahnhof von gleich zwei verschiedenen Eisenbahngesellschaften. Der Trambahn Stansstad–Stans „St.St“, die zwischen 1893 und 1903 hier abfuhr. Und der Stansstad-Engelberg Bahn „St.E.B.“, die von 1898 bis 1964 fuhr und dann zur Luzern-Stans-Engelberg Bahn „LSE“ wurde.

Der Güterwagen im Rasen ist der kümmerliche Rest der ehemaligen St.E.B. Bevor er jetzt wieder nachhause kam, stand er Jahrzehnte lang beim Modell Bahn Club Dietikon.

Fast tief ergriffen bestaunte ich das eisenbahngeschichtliche Relikt - doch dann lockte mich der Gedanke an eine knusprigweiche Holzofen-Pizza mit fettäugigen Salamischeiben und schwarzen Oliven in die Gaststätte nebenan. Der alte Eisenbahnwagen fährt mir ja nicht davon!

22. Februar 2016

sonnige Aussichten ohne Strickjacke

In Anbetracht der Witterung entschieden wir uns gestern fürs Seniorenprogramm. Am Alpnachersee spazieren und in die Sonne schauen.

Fremde Hunde kraulen, Wasservögel erschrecken und grellbunte Nordic-Walking-Frauen hinterrücks auslachen. Was halt ältere Leute an einem Sonntagnachmittag so tun...

Dann in Stansstad den Schnitzturm anschauen. Und noch etwas anderes, aber davon berichte ich ein andermal.

20. Februar 2016

junge Dinosaurier in Beckenried

Man glaubt es kaum; aber ich haben mir schon auf der halben Welt* versteinerte Dinosaurierspuren angeschaut, aber die im alten Steinbruch Risleten in Beckenried sah ich kürzlich zum allerersten Mal.


Vor 110 Millionen Jahren lag Beckenried an einem tropischen Meer und ausgerechnet hier schlenderten drei Dinosaurier durch eine Schlammpfütze. An sich nichts Besonderes, aber die Dinosaurier-Fusspuren versteinerten und heute kleben sie an einer steilen Felswand oben.

Bilder aus dem Google
Die Fusspuren stammen von drei Iguanodon. Das waren sechs Meter lange Pflanzenfresser mit dicken Schwänzen und langen Hälsen – und nur drei Zehen. Die Wissenschaftler glauben, dass es sich hier vermutlich um die weltweit jüngsten Iguanodon-Fussabdrücke handelt. Also schon etwas Besonderes.

*in Mexiko, im Kanton Jura, in Marokko, in Frankreich und in Marokko und so.

29. Dezember 2015

harte Zeiten für die Mäuse

Auf dem Bänkli vor unserer Alphütte war es gestern seich-lew; oder wie der Hochdeutsche sagen täte: „sehr lau“.

Die Wintersonne blinzelte fast waagerecht über die Krete. Die Gänseblümchen blühen als ob‘s Frühling wäre. Nur im Schatten liegt da und dort noch etwas Rest-Schnee.

Jetzt wo der herbstlichen Schnee weggeschmolzen ist, sieht man das Strassennetz der Mäuse. Ohne die schützende Schneedecke sind sie nun eine beliebte Zwischenmahlzeit für die Bergdohlen. Ein Häppchen zwischendurch - sozusagen im Fluge.

29. Oktober 2015

ein Bild vom Geheimbunker

Schon ein paarmal habe ich ja von diesen Minenwerfer-Bunkern bei mir zuhause berichtet. Diese Kampfbunker sind geheim und nur ganz wenige Leute wissen, wie die aussehen.


Nun bin ich über ein paar alte Luftbilder gestolpert, wo man so einen Bunker während des Baus sieht. Die unterirdische Anlage ist etwa zwanzig mal dreissig Meter gross. Im Zentrum kann man ganz gut den Kampfraum für den Minenwerfer sehen. Rundherum die Nebenräume für die Mannschaft.

24. Oktober 2015

Eisenbahnsport; der Fahrplan

Einige haben nach meinem Eisenbahnsport-Fahrplan gefragt.

DB ICE 370, Interlaken–Berlin
Interlaken ab 8:00 (12:00, 16:30)
Bern an 8:52, Basel an 9:59

SNCF TGV Lyria 9214, Bern–Paris
Bern ab 9:10
Basel an 10:23

SNCF TGV Lyria 9203, Paris–Zürich
Basel ab 10:33 (13:33, 15:33)
Zürich an 11:26

ÖBB Railjet 167, Zürich–Wien
Zürich ab 12:40 (alle 2 Stunden)
Buchs an 13:48

ÖBB Railjet 160, Wien–Zürich
Buchs ab 14:12 (alle 2 Stunden)
Zürich an 15:20

Trenitalia EuroCity 21, Zürich–Milano
Zürich ab 15:32 (alle 2 Stunden)
Arth Goldau an 16:14 (Bellinzona an 18:00)

Ich wünsche euch allen eine schöne Bahnreise.

23. Oktober 2015

Eisenbahnsport; 2. Teil

So – weiter geht’s mit meiner Eisenbahnsportreise.

Zürich: Österreichische Bahn, Railjet 167, Zürich–Wien. Diesmal sind die Polster fiakergrau und recht stramm. Schon kurz nach der Abfahrt schmeichelt die Lautsprecherfrau «im Bordrestaurant erwarten Sie köstliche Erfrischungen».
Neben mich setzt sich ein Jude; schwarzer Mantel, schwarzer Hut und diese eigenartigen Zottellocken. Er liest die ganze Zeit im Talmud und strampelt mit seinen Beinen. Als ob er schlecht träume und wegrennen wolle. Meine Katze machte das damals auch. Jetzt ist sie tot.

In Buchs hängen die Wolken tief, Nieselregen. Triste Stimmung in Helvetistan. Der Bahnhof verbirgt seinen Charme hinter gräulichem Beton. Ein einsamer Zöllner lungert herum. Er wartet wohl auf Flüchtlinge, aber ausser mir ist keiner da.
Eigentlich wollte ich von hier mit dem ÖBB Railjet zurück nach Zürich fahren. Wegen eines „Zwischenfalls im Ausland“ hat der aber 13 Minuten Verspätung. Zu knapp für meinen Anschlusszug in Zürich. Also nehme ich den SBB RegioExpress nach Sargans, da umsteigen in den InterCity. Nur vier Minuten später als mit dem Railjet erreiche ich Zürich. Und mein Anschlusszug steht gleich auf dem Nachbargleis. Glück gehabt.

Zürich: Trenitalia EuroCity 21, Zürich–Milano. Die meisten Leute hassen den „Pendolino“, weil er immer wieder Pannen und Verspätungen hat. Oder mitten im Tunnel stehenbleibt. Oder brennt. Zudem behaupten sie, wegen der Neigetechnik kotzen zu müssen! Aber ich mag den schicken Pendolino. Er ist schon seit zwanzig Jahre unterwegs und wird im nächsten Jahr endgültig von den Schweizer Schienen verschwinden.
Die Polster sind blau mit grünen Punkten und sehr bequem. Er ist gut besucht; neben den obligaten Asiaten sind auch viele Italiener an Bord. Und dann geht’s schon wieder los. Die Wolkendecke hat sich gelockert und die Sonne blendet.

In Zug habe ich genug. Umsteigen; zwei Minuten später saust schon der SBB InterRegio nach Luzern. Und weiter mit der Zentralbahn S5 nach zuhause.
Hat mir gut gefallen – da fahre ich wieder mal hin.

22. Oktober 2015

Eisenbahnsport; 1. Teil

Wie immer im Herbst mache ich auch dieses Jahr Eisenbahnsport. Dieses Jahr will ich mit lauter ausländischen Bahnen kreuz und quer durch die Schweiz sausen. Es geht mir dabei aber weniger ums bahnfahren, als ums Warten. Ich sitze doch so gerne in Zügen und schaue den anderen Leuten beim Warten zu.
Beginnen tue ich diesmal in Interlaken. Die Fahrt dahin mit dem Zentralbahn InterRegio 2912 ist – da es draussen noch stockfinster ist – eher ereignisarm. In Meiringen wendet der Zug, ab nun geht’s rückwärts voran. Ein paar Schüler steigen zu, sonst ist nicht viel los.

Interlaken Ost: Deutsche Bahn, ICE 370, Interlaken–Berlin. Inzwischen ist es draussen hell – und Nebel. Der ICE ist recht gut mit balzende Berufsschüler und asiatische Touris bestückt. Kaum losgefahren quäkt es aus dem Lautsprecher: «sähr geährte Fahrgäste - aus technischen Gründen bleibt der Bord-Bistro geschlossen.». Also vorerst kein Kaffee für den Muger.

Bern: Französische Bahn, TGV Lyria 9214, Bern–Paris. Der TGV hat rote und violette Sessel und ist fast leer. Dafür hat «die Baarr nuun geoffnet» - und ich Dubbel sitze am anderen Ende des Zuges. Schaue stattdessen zum Fenster hinaus. Der Nebel ist weg - jetzt hat es Hochnebel. Viel Gegend beiderseits der Geleise. Grau und trüb. Über dem Jura zeigen sich aber erste hellblaue Flecken in der Wolkendecke, wer weiss, vielleicht kommt ja später doch noch die güldene Herbstsonne?

Basel: Französische Bahn, TGV Lyria 9203, Paris–Zürich. Diesmal ein TGV Euroduplex mit graublauen Polstern und kaum freien Sitzplätzen. Ich drängle und ergattere einen schönen Fensterplatz im Obergeschoss.
Der Nebel tut gut, der Bahnhof Basel schaut gleich viel hübscher aus. Die Frau in der Decke plärrt; «die Bar ist geöffnet». Soll ich meinen Sitzplatz riskieren? Nö.
Schon kurz nach Basel geht der Nebel weg, jetzt hat‘s Wolken. Später drücken sogar einige Sonnenstrahlen durch. Dann kommt Zürich - und Kaffee und Wurstbrot.

Mittagspause. Für euch geht es erst morgen weiter…

16. Oktober 2015

Heiliger Spinner?

Ich habe ja schon öfters von dem Heiligen in unserer Nachbargemeinde Sachseln erzählt; dem Bruder Klaus. In Wirklichkeit hiess der Niklaus von Flüe und hauste im Ortsteil Flüeli in bester Wohnlage. Grossartige Landschaft – vorallen damals, als noch keine Reisebusse ganze Herden von Pilgern ausschieden.

Wer den Bruder Klaus nicht kenn: Er kam 1417 als Sohn eines wohlhabenden Bauernfamilie zur Welt. Später wurde er selber so einer; und ein einflussreicher Politiker. Als er fünfzig wurde begab er sich auf eine Pilgerreise. In Basel traf ihn eine Vision wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Er verliess seine Frau und zehn Kinder und lebte fortan als Einsiedler in der Ranft-Schlucht. Wenige Hundert Meter weg von seiner Familie. Bis heute streitet man sich darüber, ob Heiliger oder Spinner?

Schon bald galt der fromme Einsiedler als Wundertäter. Von weit her kamen Adlige und Fromme und sonnten sich im Ruhm des Bruder Klaus.

Zwanzig Jahre lang, bis zu seinem Tod 1487, fastete und betete er nur noch. Und er schlief auf einer schmalen Holzbank mit einem Stein als Kissen. Die kann man in seiner Klause immer noch anschauen – wobei der Kopfkissen-Stein nicht mehr der originale ist, denn der wird immer wieder geklaut.

23. September 2015

Gipsstollen am Stanserhorn

Hier ein Ausflugstipp für trübe Herbsttage: Das verlassene Gipsbergwerk am Stanserhorn. Hier wurde seit dem frühen 17. Jahrhundert Gips abgebaut. Allerdings nur im Winterhalbjahr, da das Gestein nur mit Schlitten zur Gipsmühle im Rotzloch transportiert werden konnte.

Das änderte sich erst, als Ende August 1888 eine damals völlig neuartige Standseilbahn eröffnet wurde. Die „Gipsbahn“ war 60% steil und konnte damals schier unglaubliche 2 Tonnen Gestein transportieren. Ein Bergrutsch beendete dann in den 1930-er Jahren den Gipsabbau endgültig.

Ausser dem Stollen ist heute kaum mehr etwas vom damaligen Bergwerk zu finden. Das halbverschütteten Mundloch ist recht klein, innen weiten sich die Gänge dann aber beträchtlich. Drinnen ist es aber doch recht schattig; eine Lampe wäre hilfreich gewesen. Die Fotos wären damit bestimmt wesentlich weniger schwarz geworden!

16. August 2015

als Erster über den Gotthardpass

Schon wieder ein Jubilum: Genau vor 120 Jahren, am 18. August 1895, fuhr das erste Auto über den Gotthardpass; ein Peugeot Quadricycle Type 3. Ein Grafen Cognard aus Frankreich fuhr mit seiner Gattin, einem Mechaniker, einem Wachhund und 75 kg Gepäck damit über den Alpenpass ins Tessin. Für die damalige Zeit eine Sensation

Der Peugeot Quadricycle Type 3 wird von einem kräftigen Zweizylinder-Viertaktmotor mit 2 PS angetrieben. Von dem Auto wurden in den Jahren 1891 bis 1894 vierundsechzig Stück gebaut, was für diese Zeit schon eine Gross-Serie war. Der Typ 3 war 2,50 m lang und 1,35 m breit und hatte vier Sitzplätze. Zudem war er serienmäßig mit vier Schutzblechen, zwei Laternen und einem Klappdach ausgestattet.
Zum Gedenken an die abenteuerliche Fahrt findet im Sommer jeden Samstag eine Stau statt - auch heute ...

8. Juli 2015

Gitschenen im Isental

Hinten im Isental endet die Strasse abrupt. Weiter geht’s nur noch zu Fuss oder mit der Seilbahn. Wir nehmen die Seilbahn. Keiner da. Man muss telefonieren. Dann hocken wir uns in die violette Kabine in der Grösse eines Kühlschrankes und werden wie von Zauberhand ins fünfhundert Meter höher gelegene Gitschenen geseilt.

Gitschenen bietet neben viel Umgebung auch zwei landschaftliche Explosivitäten. Auf dem Oberalper Grat zwischen dem Chaiserstuel und dem Bärenstock erhebt sich ein Fels namens „Backenzahn“. Und etwas weiter rechts erkennt man ein Loch im Felsen.

Durch das Felsenloch scheint zweimal im Jahr die Sonne direkt auf die Kapelle. Ein weitherum unbekanntes Schauspiel, vor allem weil es zu der Jahreszeit meist neblig und/oder wolkig ist.

Wir setzten uns in die Berggasthaus neben der Seilbahnstation und geniessen noch ein wenig die Aussicht. Hier wirten Uschi und Daniel, waschechte Pfälzer Weinbauern. Dann machen wir uns auf den heimweg. Ein wunderbarer und komplett wanderfreier Ausflug ins Isental geht zu Ende. Kann ich allen empfehlen.

7. Juli 2015

Isenthal liegt im Isental

Der Weg ist das Ziel - ganz besonders jener nach Isenthal. Die teils einspurige Strasse windet sich kurz und stotzig eine schier senkrechte Felswand hinauf. Tief unten der blaue Vierwaldstättersee, über einem der blaue Himmel und bergseitig Fels. Auf halber Höhe fährt man mitten hindurch, ein Kehrtunnel schraubt einem nach oben. Dann geht’s taleinwärts, nicht minder steil, aber nun im Wald.

Das Dorf Isenthal verströmt Postkartenidylle. Behäbige Häuser kuscheln sich um die Kirche, der Isitalerbach plätschert haarscharf dran vorbei. Das Dörfchen macht einen etwas ausgestorbenen Eindruck. Aber die Grabsteine auf dem Friedhof beweisen, dass hier früher wohl einmal Leute lebten.

Genau da wo sich die Strasse zwischen zwei Häusern durchquetscht kann man den kulturellen Höhepunkt bestaunen. In einem verlassenen Schaufenster hängen zwei schrumpelige Bärentatzen. Sie gehörten einst einem Bären, dem letzten des Urnerlandes.

Ende Mai 1820 wurde das Untier vom damaligen Kirchenvogt Josef Anton Infanger mit drei Schüssen erlegt. Tags darauf brachten die Isenthaler den Bären nach Altdorf, wo er erst ausgestellt und dann gegessen wurde. Ausser seinen Tatzen, die kann man bis heute anschauen. Und sich guseln.

22. Juni 2015

gottlos glücklich in Winterthur

Mit der Aussicht auf ein Chateaubriand lockte mich Frau G. nach Winterthur. Man muss drum wissen; der Frau G. ihre Vorfahren waren recht zeugungswillig und liessen zahlreichen Verwandten schlüpften. Und eben diese treffen sich nun in Winterthur. Und ich begleite sie.

Winterthur liegt gleich hinter Zürich. Und obwohl die sechstgrösste Stadt der Schweiz kennt man eher die Winterthur-Versicherung als die Stadt. Wenn man von der Autobahn her kommt, sieht Winterthur wenig hübsch aus. Hingekotzte Gewerbehallen, beschmierte Unterführungen und der Balkan-Imbiss „Texas“. Dann sind wir da. Die Verwandtschaft und das Chateaubriand auch.

Nach dem Dessert mache ich noch gschwind einen Spaziergang und entdecke dabei die Winterthurer-Altstadt. Etwas Gotik, etwas Fachwerk, prächtige Bürgerhäuser aus dem vorletzten Jahrhundert. Strassencafés und Biergärten. Nett hier.
An der Stadtkirche entdecke ich einen Aufkleber: «gottlos glücklich». Und genau so isses.