7. November 2018

Tunesien: ins schreckliche Paradies

3 Tataouine. Einkaufen, tanken und dann geht’s auch schon los in die Wüste. Wir fahren nach Chenini (n32.9120, e10.2636). Wie ein Sahnehäubchen thront die Moschee zuoberst auf dem Bergrücken. Und von da oben geniessen wir einen einzigartigen Rundblick über das karge Bergland rund herum.

Die Leute wohnten einst nicht nur auf dem Berg, sondern auch ihm drinnen. In einer solchen Höhle sind heute noch die Resten einer Olivenöl-Mühle mit Kamel-Antrieb zu sehen. Und ganz in der Nähe gab es einst auch eine unterirdische Bäckerei. Heute ist Berg-Chenini aber nahezu unbewohnt, die Leute sind ins Tal umgesiedelt worden.

Von Chenini fahren wir durch ein schönes Flusstal – natürlich eines mit ohne Wasser – nach Westen. Das erste Strassenstück ist asphaltiert, später geht’s dann fünfzehn Kilometer weit auf einer recht gute Piste weiter. Frau G. fährt und so kommen wir zügig voran.
Nach etwa 60 Kilometer erreichen wir südlich von Ksar Ghilane die legendäre Pipeline-Piste. Die führt viele Hundert Kilometer parallel zu den Ölpipelines bis ganz in den Südzipfel Tunesiens hinunter.
Wir fahren aber zuerst etwas nach Norden und denn links hinüber nach Ksar Ghilane (n32.9885, e9.6399). Einst war das eine verträumte Oase am Rand des Sandmeeres. Eine Oase mit einer warmen Quelle zwischen den Palmen. Ein Geheimtipp sozusagen. Später kamen dann immer mehr Touristen hierher und sie bauten einen Zeltplatz und zwei, drei Cafés hin.

Heute ist der Teich von unförmigen Cafés und Souvenirbuden zugebaut. Eine grässliche Kakophonie aus halbfertigen Neubauten und Bauruinen. Natürlich habe ich schon gewusst, dass es nicht mehr ist wie früher, aber so übel hab ich es mir dann doch nicht vorgestellt.
Mit Wehmut denke ich an die unzähligen wundervollen Tage und Nächte, die ich früher hier verbracht habe. Aber die guten alten Zeiten sind hier definitiv vorbei! Schade drum…

In Ksar Ghilane parken wir unseren feuerroten Kleinwagen mitten in eine Gruppe Expeditions-Geländewagen. Ich geniesse die abschätzige Blicke der Abenteurer. Jetzt wo unser Hausfrauen-Auto ihre Fotos ziert, können sie zuhause wohl nur mehr schlecht von ihren verwegenen Fahrt in die Sahara prahlen...
Nachdem am Abend die meisten Ausflügler weggefahren sind, ist Ksar Ghilane wieder ein wenig wie früher. Verträumt und romantisch. Wir sitzen gemütlich am Teich und schauen zu, wie er Mond über den Nachthimmel saust. Dann läuft etwas mit kalten Pfoten läuft über meine Füsse – eine Spitzmaus. So ein herziges Tierli…

Heute wohnen wir in der „Residence La Source“ zwischen dem Teich und den Sanddünen. Hier ist es ruhig und der Patron ist ein sehr netter Kerl.

6. November 2018

Tunesien: unser heisses Auto

2 Houmt Souk. Wir frühstücken im Hotel-Innenhof. Die Kanarienvögel zwitschern in ihren Käfigen und über den Himmel ziehen kleine Wolkenknäuel. Es gibt Dattelkonfitüre, Schmelzkäse und knuspriges Baguette.
Am Vormittag fahren wir zum Flughafen und holen da unser Mietauto ab. Wir bekommen einen feuerroten Skoda. Da ich meinen Führerausweis nicht finde, muss halt Frau G. das Auto mieten. Und deshalb muss sie nun auch fahren – und ich beifahren.

Die Sonne brennt vom Himmel und es ist drückend heiss. Und ausgerechnet heute fahren wir den ganzen Tag genau auf die Sonne zu! Schon nach kurzer Zeit rinnt mir der Schweiss ins Dekolleté. Zuerst geht es quer über die Insel Djerba und dann über den etwa 6 Kilometer langen Damm hinüber aufs Festland. Es hat kaum Verkehr und so kommen wir gut voran.
Mitten auf der Sebkhet el Melah (n33.3963, e10.9158) machen wir Rast und bewundern die schneeweisse Salzebene. Zwei junge Kerle sind mit dem Mofa da und ernten sackweise Salz für ihre Schafe. Es ist richtig heiss und die Sonne blendet wie im Schnee.
Später rollen wir auf der C115 quer über durch die struppige Steppe nach Südwesten.

Irgendwann nach dem Mittag erreichen wir Tataouine. Tataouine ist eine recht grosse Stadt mit vielen Leuten und vollen Strassen. Wir setzen uns in ein Lokal und trinken eiskalte Limonade. Die anwesenden Männer sind verblüfft, dass ich mich von meiner Frau ins Café chauffieren lasse.
Nach einem kleinen Rundgang über den Markt und einigen Einkäufen fahren wir noch einmal hinaus in die Gluthitze. Wir schauen uns in Ksar Ouled Soltan (n32.7884, e10.5149) die grossartige Speicherburg an. Hier haben früher die halbnomadisch lebenden Bauern ihre Vorräte eingelagert. Jede Familie besass eine oder mehrere solcher „Waben“ und während sie mit ihren Tieren monatelang in der Wüste umher zogen, schaute ein Wächter, dass nichts weg kommt.

Heute werden diese Speicherburgen bloss noch von Touristen benutzt. Und ab und zu dienen sie als Film-Kulisse. Wer sich die alten Star Wars Filme anschaut, sieht darin auch Ksar Ouled Soltan.

Auf dem Heimweg schauen wir auch noch in Ksour Jlidet (n32.8980, e10.5252) vorbei. Hier stehen gleich drei solcher Speicherburgen nah beieinander. Doch inzwischen sind leider dunkle Wolken aufgezogen und das Fotolicht ist dahin. Ach, was soll’s? Es ist trotzdem schön hier.

Heute übernachten wir im „Hôtel Dakyanus“ etwas ausserhalb von Tataouine. Es hat drei Sterne und einen sehr schönen Garten mit Dattelpalmen und einem hellblauen Pool.
Am Abend kommen mächtige dunkelgraue Wolken. Es schaut nach Regen und Sandsturm aus. Nicht gut für unser Reiseprogramm, denn morgen möchten wir in die Sanddünen fahren.

5. November 2018

Tunesien: im leeren Ferienflieger nach Djerba

1 Djerba. Vor einer halben Stunde ist die Sonne untergegangen und jetzt leuchtet der Vollmond durch die Dattelpalme. Im Café sind fast alle Plätze besetzt. Die Männer spielen Karten und Domino. Wir setzen uns in die Familienecke und bestellen zwei „Boga Cidre“. Ein lauer Abendwind streicht durch die Hibiskus-Büsche. Wir sind angekommen - in „meinem“ Tunesien.

Die ist meine 26. Reise nach Tunesien – öööhm - ja, ich hab sie extra gezählt! Heute ist es aber das erste Mal, dass ich hinfliege, denn bis jetzt war ich jedesmal mit dem eigenen Auto hier.

Der Hinflug mit der Edelweiss Air war sehr angenehm, aber auch etwas eigenartig. Denn es war der letzte Badeferien-Charterflug der diesjährigen Saison. Deshalb war der Flug ausserordentlich preiswert – und weil das Flugzeug nur hinflog um die letzten Badegäste nachhause zu bringen - war es gähnend leer. Unser Airbus hatte 176 Sitzplätze, aber nur 26 Passagiere. Sowas von angenehm.
Und heute hat sich mein Verdacht erneut bestätigt: Dass ich so ungern fliege liegt weder an den engen Flugzeugen, noch an mir. Es liegt einzig an den anderen Leuten.

Wir wohnen im „Hotel Erriadh“ mitten in der Altstadt von Houmt Souk. Es liegt etwas versteckt in einer Seitengasse. Aber an der Strassenecke sagt ein Ladenbesitzer im vorbeigehen «noch zwanzig Meter, und dann rechts». Dabei haben wir gar nicht nach dem Weg gefragt und er weiss eigentlich auch nicht wo wir hinwollen! Aber er hat Recht. Da ist es, unser Hotel.
Die Zimmer sind um einen zauberhaften Innenhof gruppiert. Weissgekalkte Mauerbögen, hellblaue Türen und überall diese bunten, arabischen Kacheln. Und die Wirtsleute sind auch ganz nett und sehr hilfsbereit.

Taxifahren geht in Tunesien ganz einfach – einsteigen und Fahrziel nennen und schon geht’s los. Vorher den Fahrpreis aushandeln tun nämlich nur Anfänger und Narren, denn alle Taxis fahren mit Taximeter. Die Fahrt ins Stadtzentrum kostet etwa 5 tunesische Dinar. Dazu kommen noch 1 Dinar für jedes Gepäckstück und 3 Dinar Flughafen-Zuschlag. Alles zusammen kostet dann etwa 10 Dinar oder 3 Euro.
Der Taxifahrer erzählt uns, dass die Taxifahrer Anfang November erneut für bessere Fahrpreise streiken würden. Der letzte Streik habe ihnen schon mal einen etwas höheren Tarif gebracht, aber es reiche immer noch nur knapp zum Leben.

26. Oktober 2018

Winterzeit – aber Obacht

Viele wissen gar nicht, warum wir halbjährlich eine Zeitumstellung haben. Das ist nämlich drum, weil im Winter die Sonne viel weiter von der Erde entfernt ist. Deshalb muss sie schneller leuchten, denn sonst würde das Licht ja nicht bis hierher reichen. Und weil das Licht so schnell unterwegs ist, ist bereits am Nachmittag schon alles Licht da. Nachher ist nur noch finster und Nacht übrig - und wir müssen die Uhren umstellen um das auszugleichen.

Winterzeit bedeutet eine Stunde länger schlafen. Aber Obacht: Nur in der ersten Nacht, nachher nicht mehr...

22. Oktober 2018

Sahara ‒ Navigation in der Punktwolke

Immer wieder werden wir gefragt, wie wir unsere Reise-Routen planen? Eigentlich gar nicht!
Denn statt einer genauen Route notierte ich mir bloss alle Orte, die wir uns ansehen möchten. Das ergibt dann eine Punktwolke, die ich ins Navi übertrage. Fertig.
Unterwegs beratschlagen wir dann von Tag für Tag, wohin wir fahren und was wir uns ansehen wollen.

Das ist die Punktwolke unserer nächsten Reise durch Südtunesien mit etwas über 60 Punkten...

Im Detail funktioniert das so: Ich sammle alle für uns interessanten „Orte“ im Google Maps. Kurz vor der Abreise lade ich mir die Punkte auf den Laptop herunter – als übliche „.KML-Datei“. Damit kann mein Garmin Navi aber nichts anfangen. Deshalb muss ich sie erst in eine „.GPI-Datei“ umwandeln. Dazu gibt es im Internet zahlreiche online Konvertierungsprogramme. Nun speichere ich die erzeugte „.GPI-Datei“ ganz einfach auf die Speicherkarte meines Garmin Navis ‒ das erkennt die Daten automatisch und zeigt meine Punktwolke als „Favoriten“ an.
Als Navi-Karte benutzen wir immer die Daten von OpenStreetMap.

Also ‒ unsere Reiseplanung besteht nicht aus einer präzisen Route, sondern aus einer Vielzahl von Möglichkeiten. Die Details ergeben sich dann vor Ort. Und manchmal lassen wir uns auch einfach treiben ‒ in der Punktwolke.