26. Januar 2018

Malta: glühende Flossen in Gozo

Sliema. Heute wollen wir die Nachbarinsel Gozo besuchen. Statt mit unserem Mietauto fahren wir lieber mit dem Linienbus dahin, denn der startet ja gleich vor unserem Hotel und wir lassen uns gerne chauffieren.
Obwohl Malta nicht gross ist, dauert die 25-Kilometer-Busfahrt zum Fährhafen Cirkewwa mehr als eine Stunde. Die Strasse an der Nordküste entlang ist schmal, kurvig und führt oft mitten durch verwinkelte Ortschaften hindurch.


Von Cirkewwa bringt uns ein Fährschiff hinüber nach Mġarr. Es ist herrlich schönes Wetter, aber es bläst ein eiskalter Januarwind.
Vom Hafen fahren wir wieder mit dem Linienbus nach Ir-Rabat Għawdex, der Hauptstadt Gozos. Aber alle nennen die Stadt aber einfach Victoria.

Rund um den Marktplatz stehen prächtige Häuser. Wir ankern gleich in einem Strassencafés und geniessen den Urlaub mit einem eiskalten Kinnie.

Die Zitadelle oberhalb der Altstadt ist schon seit Urzeiten bewohnt. Später baute man bullige Festungsmauern drum herum. Und heute sind da eine grosse Kirche, einige Souvenirläden und viele, viele Ruinen.

Seit ich das letzte Mal hier war, haben sie hier ein modernes Besucherzentrum hin gebaut und alle Festungsmauern aufgehübscht. Jetzt schauen sie aus wie neu, die Böden akkurat gepflastert und Stahlgeländern verhindern, dass Touristen von der Mauer purzeln. Früher – ja früher hat es mir hier deutlich besser gefallen.

Schon bald machen wir uns wieder auf den Heimweg. Unsere Rückreise dauert wieder gut drei Stunden. Als wir zuhause ankommen ist es schon finster. Und ich habe von der Lauferei glühende Flossen.

25. Januar 2018

Malta: Fisch&Chips am tintenblauen Meer

Gestern habe ich einige Engländer beim Frühstück beobachtet. Heute esse ich genau das gleiche wie diese: Toastbrot, darüber einen Schwall weisse Bohnen an roter Sosse und noch etwas Schmorzwiebeln obendrauf. Das sieht ziemlich schlimm aus und es es schmeckt wesentlich weniger gut, als es sich anhört.
Heute können wir unser Mietauto abholen. Dazu müssen wir zuerst mit dem Bus zum Flughafen raus fahren. Luftlinie sind es bis dahin bloss sieben Kilometer. Unser Expressbus braucht dafür aber mindestens eine ganze Stunde − wenn’s keinen Stau hat. Heute Morgen hat’s!

Unser Mietauto ist ein kleiner, weisser Nissan Micra mit dem Lenkrad auf der falschen Seite. Wir fahren damit gleich ans Meer. Unterwegs schauen wir uns noch Żejtun an. Ausser einem hübschen Stadtzentrum gibt es hier aber nicht viel zu sehen. Im Lokal der „Partit Laburista“, der sozialistischen Arbeiterpartei, trinken wir noch gschwind für 50 Cent einen schalen Kaffee. Dann geht’s weiter.

Die Strasse zum „St. Peter's Pool“ (n35.8329, e14.5621) ist ein ruppiger Karrweg und keine zwei Meter schmal. Unser Nissan wird hart gefordert, schafft die Piste aber bravurös.
Im Sommer ankern in der St. Peters-Bucht zahllose Ausflugsboote, doch heute sind wir alleine da.
Ganz in der Nähe gibt es eine weitere schöne Bucht (n35.8404, e14.5689). Wieder tiefblaues Wasser und wieder bizarre Felsen. Schön hier, nur der eisige Wind stört ein wenig.

Marsaxlokk ist ein kleines Hafenstädtchen mit einem berühmten Sonntagsmarkt. Heute ist nicht Sonntag und deshalb ist es hier heute sehr beschaulich. Bunte Fischerboote, einige Strassenlokale und ein paar Ausflügler. Wir geniessen Fish & Chips und die milde Wintersonne.

Auf dem Nachhauseweg fahren wir noch zur „Blue Grotto“ (n35.8217, e14.4574), sie liegt ja ganz in der Nähe. Die blaue Grotte ist eine riesige Höhle, wo man nur mit dem Boot hinkommt. Wir schauen von hoch oben hinunter. Ein einziges Ausflugsboot hüpft über die Wellen und verschwindet dann in der Höhle. Etwas später taucht es wieder aus dem Berginneren auf. Trotzdem; heute mögen wir nicht bootfahren.

Nachhause müssen wir nun einmal quer über die Insel fahren. Das sind etwa fünfzehn Kilometer. Nicht weit, doch die Kombination aus Feierabend- und Linksverkehr ist etwas anstrengend. Und als Abschluss müssen wir dann in Sliema auch noch einen freien Parkplatz finden. Wir haben Glück und ergattern einen direkt vor unserem Hotel.

24. Januar 2018

Malta: dicke Mauern und ein dreiarmiger Paul

Sliema. Es ist bewölkt und trübgrau. Egal, denn morgen soll es ja wieder sonnig sein. Und heute machen wir halt einen Architekturtag.
In Valletta wird überall eifrig gebaut. Die einen pflästern noch den Platz vor dem Putirjal, dem grossen Stadttor, während andere schon die Dekorationen für „Kulturhauptstadt Valletta“ montieren.

Wir spazieren durch die Gassen, schauen von den dicken Festungsmauern auf die Leute hinunter. In der neuen, alten Markthalle trinken wir einen Kaffee. Die Markthalle wurde erst grad renoviert und ist jetzt ein Gourmet-Tempel. Statt eimerweise Fisch und blutige Schweinehälften gibt es hier nun Sushi und Smoothie.

Von aussen schaut die St. John’s Cathedral eher schlicht aus - und auch etwas plump. Aber innen glänzt und glitzert sie wie eine Schmuck-Schatulle. Goldenes Gekröse und grandiose Malereien wohin man blickt. Ganz besonders beeindruckend ist der Boden der Kathedrale. Viele Hundert Grabplatten aus Marmor und mit Intarsien aus farbigen Schmucksteinen.

In einem Nebenraum kann man ein berühmtes Meisterwerk des Mailänder Malers Caravaggio bestaunen. Das Bild heisst „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ und es zeigt genau dies. Kopf ab dem Heiligen Mann.
Gleich ums Eck herum steht die „Paulus Schiffswrack“ Kirche. Sie ist weniger bekannt, aber noch etwas „wichtiger“ als die grosse Kathedrale. Denn hier in der St. Pauli werden zwei ganz besondere Reliquien verehrt: Ein Knochen vom heiligen Paulus und ein Stück der Steinsäule, auf der man ihn seinerzeit in Rom geköpft hat. Unter dem Kirchenraum gibt es noch eine kleine Katakombe mit einigen Grabmalen. Ich habe mir davon aber deutlich mehr erwartet. Mehr ist da aber nicht.

Nach so viel frommer Kultur brauchen wir einen Spaziergang. Vor allem, da jetzt sogar die Sonne scheint. Von den "Lower Barrakka Gardens" schauen wir hinaus ins Mittelmeer und über den Grand Harbour, wo grad ein Kreuzfahrschiff seine Passagier kalbt.

In der Abenddämmerung fähren wir zurück nach Sliema. Ennet der Marsamxett-Bucht leuchtet Valletta in den Abendhimmel. Sauromantisch hier.

23. Januar 2018

Malta: Valletta, Birgu und anderswo

Wir wohnen in Sliema. Die Hauptstadt Valletta liegt gleich gegenüber auf der andern Seite der Bucht. Am besten kommen wir mit der Fähre hinüber. Die Fahrt kostet 1,50 und dauert bloss wenige Minuten. Ein kurzer Regenguss nässt uns zwar ein, dann scheint aber gleich wieder die Sonne.

Valletta hockt auf einem Hügel und ist von haushohen Festungsmauern umgeben. Wir steigen hinauf und tauchen ein ins Häusermeer.
Alle Strassen sind schnurgerade und verlaufen rechtwinklig Hügel auf und – ab. Und obwohl viele Gassen sehr, sehr schmal sind, ist alles voller Autos.

Auf den kleinen romantischen Stadtplätzen sind überall Bühnen und Scheinwerfer aufgebaut. Hier finden abends die Feierlichkeiten zu „Kulturhauptstadt Valletta 2018“ statt. Leider stören diese Bauten ein wenig die Idylle.
In den Upper Barrakka Gardens setzen wir uns ins Café und trinken feierlich ein „Kinnie“, diese hier so beliebte Bitterorangen-Limonade.

Punkt zwölf schiesst nebenan die Saluting Battery eine alte Kanone ab. Früher war das ein wichtiges Zeitsignal, heute dient es bloss noch zur Volksbelustigung. Einige als Soldaten verkleidete Jungs gockeln umher und ziehen pünktlich am Abzug. Ein Knall und etwas Rauch – das war’s.
Mit dem Barakka Lift fahren wir 58 Meter weit hinunter zum Meer. Gleich ums Eck herum fährt das Fährschiff über die Bucht hinüber nach Cospicua. Man könnte auch mit einem „Dghajsa“ fahren, einem typischen Malta-Ruderboot. Damit kostet die Überfahrt auch nur 2 Euro. Rudern tun sie aber schon lange nicht mehr, dank einem Aussenbordmotor...

Das Städtchen Cospicua ist sehr unaufgeregt und ganz ohne Tourismus. Wir schauen uns dies und das - und das alte Schiffdock No 1 an.
In einer Pastizzeria verkaufen sie - öööhm - Pastizzi. Das sind so kleine Blätterteigtaschen mit verschiedensten Füllungen. Heute erwischen wir solche mit Käse- und Erbsenfüllung; sehr fettig und sehr gut.
Von Cospicua schlendern wir weiter nach Vittoriosa, das aber von allen nur „Birgu“ genannt wird. Das Städtchen liegt wieder oben auf einem Hügel und ist wie Valletta auch von mächtigen Festungsmauern umschlossen. Die Gassen sind noch etwas steiler und enger als drüben. Und viele Fassaden schauen sehr angejahrt und aufgegeben aus. Aber grad das mag ich ja besonders gerne.

In einem Gebüsch vor dem neuen Marinemuseum von Birgu steht ein kleines Denkmal (n35.8871, e14.521). Es erinnert an die letzten britischen Soldaten, die genau hier 1979 ihr Kriegsschiff bestiegen und damit Malta endgültig verliessen. Die Malteser waren alles andere als traurig, denn zum ersten Mal in Maltas Geschichte waren nun keine fremden Armeen auf der Insel.
Statt Frachter und Kriegsschiffe ankern hier heute nur noch noble Jachten und Segelboote.

22. Januar 2018

Malta: Flug mit Maltesers

Heute wollen wir nach Malta. Um 17:45 legt unser Air Malta Airbus ab und donnerte südwärts in die Abenddämmerung. Über Mailand wird uns ein daumengrosses Sandwich und eine Plastikflasche Wasser serviert. Das letzte Mal gab es noch „zumBeispielHühnchen- das ist jetzt wohl dieser Fortschritt.
Frau G. kauft bei der Flugbegleiterin eine Tüte Süssigkeiten – natürlich ausgerechnet „Maltesers“!

Als wir auf Malta  landen ist es bereits stockfinstere Nacht. Da wir nur mit Handgepäck reisen, können wir ungehindert vom Flugzeugsitz bis zum Flughafenausgang durchmarschieren. Hier kaufen wir am Taxischalter eine Fahrt nach Sliema; 20 Euro Festpreis. Der Bus wäre günstiger gewesen, aber der fährt erst in einer halben Stunde und wir hätten unterwegs auch noch umsteigen müssen.
Unser Taxifahrer scheint heute noch etwas anderes vor zu haben, denn er räubert wie eine Wildsau durch die engen Gassen. Mehr als einmal schiessen wir nur fingerbreit an einem anderen Verkehrsteilnehmer vorbei.

Unser Hotel liegt direkt am Meer. Doch unser Zimmer ist hinten raus und deshalb sehen wir statt zum Meer nur in den kargen Innenhof. Dafür ist das Zimmer aber sehr ruhig. Und sehr gross. Es hat sogar drei Betten – warum auch immer?
Natürlich gibt es nur diese eckigen englischen Steckdosen. Unsere runden schweizer Stecker gehen da aber trotzdem hinein; ich muss einfach zuerst ein Wattestäbchen ins dritte Steckdosenloch hinein drücken, damit die Sicherung weggeht. Aber zum Glück haben sie hier wenigstens 230 Volt und nicht nur 110 Volt, wie das sonst in ehemaligen britischen Kolonien gerne der Fall ist.

Insgesamt war es eine ereignisarme und angenehme Anreise. Trotzdem bin hundemüde − vermutlich spüre ich schon den Jetlag.

20. Januar 2018

das Sandwich-Tier

In Bristen sah ich neulich dieses Schild: «Alpkäse und Lama-Fleisch».

Käse und Lama. Jetzt fehlt mir nur noch knuspriges Brot und gelbe Alpbutter dazu – und ich könnte daraus ein perfektes Sandwich basteln...

18. Januar 2018

die geniale Wort-Uhr

Neulich waren wir irgendwo zu Besuch - und da stand eine „Qlocktwo", diese geniale Wort-Uhr. Statt mit Zeigern schreibt sie die Zeit mit Worten hin. Und das in allen möglichen Sprachen. Diese hier schreibt in Berndeutsch.

Erfunden wurde die Qlocktwo vor einigen Jahren von den beiden schwäbischen Designern Marco Biegert und Andreas Funk. Mir gefallen das gradlinige Konzept und die sehr schlichte Gestaltung; „füf vor haubi sächsi“. Besser kann man es nicht machen.

17. Januar 2018

vor 20 Jahren - www Sahara

Als ich im Januar 1998 aus Mittelamerika zurückkam, besorgte ich mir meinen ersten Internet-Anschluss. Seither bin ich online – also nun seit genau 20 Jahren.
Das Internet wurde ja im August 1991 in Genf öffentlich gemacht. Anfangs war es noch eher etwas für Forscher und Freaks. Aber als dann Mitte 1990-er Jahren die ersten Browser kamen, wurde es erst so richtig populär.

Bild: google.ch
Nun waren Reiseinformationen über exotische Länder frei erhältlich. Ich lud damals nächtelang Satellitenbilder der Sahara herunter. Die Auflösung war noch gering, aber trotzdem deutlich besser als die jahrzehntealten Landkarten aus der Kolonialzeit, die wir damals benutzten. Mit Satellitenbildern und den ersten Navi war es nun plötzlich möglich mitten durch die Wüste zu fahren – und immer genau zu wissen, wo man ist. Das war ein völlig neues Gefühl.

16. Januar 2018

wir nach Malta

Demnächst fliegen Frau G. und ich nach Malta. Auf der kleinen, steinige Mittelmeerinsel wollen wir schon mal den neuen Frühling geniessen. Wir wollen ausflügeln und die lokale Kost versuchen. Und ich möchte mir noch die eine oder andere bizarre Sehenswürdigkeit anschauen.

Drei Gründe, weshalb wir nach Malta reisen:
1. weil Frau G. dahin möchte. Sie war noch nie in Malta und hat erst jetzt ihren verdienten Weihnachtsurlaub.
2. weil es in Malta auch im Februar schneefrei und sonnenmild ist. Zudem sind jetzt kaum Flip-Flop-Touristen unterwegs - hoffentlich.
3. weil Maltas Hauptstadt Valetta dieses Jahr Europäischen Kulturhauptstadt ist. Ist uns zwar egal, aber wenn schon...
4. weil ich gerne gehorche.

Wenn wir da sind, werde ich reiseberichten. Odr so.

12. Januar 2018

meine Sahara-Abstinenz

Die letzten paar Jahrzehnte reisten ich ja fast jedes Jahr nach Nordafrika. Diesen Winter aber bleibe ich zuhause, denn ich habe mir als therapeutische Massnahme ein ganzes Jahr Sahara-Abstinenz verordnet. Und deshalb leide ich unter Entzugserscheinungen: Trockene Haut, tränende Augen, kameliges Grunzen, usw.

Das Schöne daran ist, dass meine saharafreie Zeit bald um ist. Und wer weiss, vielleicht gelüstet es mich im Herbst wieder einmal nach Marokko?

11. Januar 2018

Miet-Fahrräder im Iran

Wenn wir grad von iranischen Öko-Mobilität sprechen: In Isfahan haben wir auf unserer letzten Reise einige nagelneue Fahrrad-Mietstationen gesehen. Die blauen City-Bikes lassen sich mit dem Smartphone freischalten. Und manche Mietstationen sind sogar bemannt, was für uns die Sache wesentlich vereinfacht hat.

Überhaupt wird im Iran viel mehr Velo gefahren als früher. Vor allem die Jugend radelt. In der Stadt oder auch Langstrecken. Wir haben damals ja auch eine Radler-Frauengruppe getroffen, die grad eine 700 Kilometer Fahrt hinter sich hatten.

10. Januar 2018

Elektroauto im Iran

Kürzlich hat der iranische Autohersteller SAIPA sein neues Elektroauto vorgestellt; den „Saina EV“. Der Saina EV hat einen 70 kW/95 PS Elektromotor und eine Reichweite von etwa 170 bis 210 km. Ob und in welchen Stückzahlen er gebaut werden wird, wurde noch nicht entschieden.

Was viele nicht wissen: Der Iran verfügt über eine recht grosse Automobilindustrie mit etwa 500‘000 Beschäftigten. Jährlich werden etwa zwischen 1 und 1,4 Millionen Fahrzeuge produziert. Ein grosser Teil davon ist für den heimischen Markt bestimmt und bloss wenige 100‘000 Stück exportiert, vor allem in umliegenden Länder. 
Letztes Jahr hat Saipa schon ein Hybrid-Fahrzeug vorgestellt. Das war aber wohl eher eine Studie und nicht für die Produktion vorgesehen.

9. Januar 2018

überraschende Entdeckung in Valencia - Wetzrillen

Neulich habe ich an der Kathedrale von Valencia eine schier schon sensationelle Entdeckung gemacht. Neben dem Ostportal habe ich nämlich "Wetzrillen" entdeckt. Wetzrillen, auch Wetzmarken, Schleifrillen oder Teufelskrallen genannt, findet man im ganzen christlichen Europa; vor allem in Deutschland und Frankreich. Aber eben nur sehr selten.
Das ganz Besondere an den Wetzrillen von Valencia ist, dass sie bisher in der Fachliteratur* nicht erwähnt wurden.

Die Herkunft der Wetzrillen ist weitgehend unbekannt, da es darüber kaum historische Aufzeichnungen gibt. Manche Volkskundler vermuten, dass sie entstanden, weil die Leute da ihre Messer rituell schärften. Somit ging der Segen oder die Kraft der geweihten Kirche auf die Messer über. Also vergleichbar mit Berührungsreliquien.
Andere vermuten genau das Gegenteil. Nämlich dass die Kirchgänger hier, als Zeichen des Friedens, rituell ihre Messer entschärften, bevor sie den Kirchenraum betraten.
Eine dritte Theorie vermutet, dass die Kirchbesucher nach der Messe hier ihren Feuerstahl rieben, um ihre Pfeifen und Stumpen anzuzünden.
Alle drei Varianten sind möglich, denn tief in den Wetzrillen sieht man ganz deutlich Metallabrieb.

Wetzrillen werden auch gerne mit "Schabmulden" verwechselt, aber das hier in Valencia sind eindeutig keine. Vielleicht schreibe ich dazu auch mal etwas, denn in meiner Nachbarschaft gibt es dazu ein sehr spannendes Beispiel.

* jawohl, dazu gibt es Fachliteratur; und im Standartwerk „Schalen-und Zeichensteine der Schweiz“ von Urs Schwegler bin ich sogar namentlich erwähnt.

6. Januar 2018

yallah - Salat Mechouia

Neulich hatte ich Langizyti nach der Sahara. Früher fuhr ich da ja mehrmals pro Jahr hin; nach Tunesien, Algerien, Libyen, odr so. Nun geht das leider nicht mehr. Als kleiner Trost habe ich uns deshalb einen Salat Mechouia gemacht. Das ist sozusagen der tunesische Nationalsalat; etwa so wie der Wurstsalat in Deutschland. Wie der geht habe ich hier schon einmal beschreiben.

Salat Mechouia besteht hauptsächlich aus auf dem Grill geschmorten Paprika. Leider hatte ich diesmal nur weisse und rote ungarische Spitzpaprika da; und keinen Holzkohlegrill. Aber damit und im Backofen geht’s zur Not auch.
Zum Schluss kippte ich aus Versehen Essig statt Olivenöl über den Salat. Erstaunlicherweise hat der Salat trotzdem ganz gut geschmeckt.
Also, liebe Freunde der Sahara, schnippelt und grillt euch einen Salat Mechouia. Der guten alten Zeiten wegen. Damals, als man noch kreuz und quer durch die Sahara reisen durfte…

4. Januar 2018

der Riese und der Seppetoni

An Silvester brachte mein Bruder einige Zeitungen aus den 1930-er Jahren mit. In einer war ein Inserat: «Van Albert aus Holland. Der grösste Mann der Welt. Der Riese aller Riesen» und «Seppetoni aus Appenzell. Der kleinste Mann. Der Liebling aller Damen und Kinder» seien in unserer Nachbargemeinde Sarnen zu bestaunen. «Eintritt: Erwachsene 50 Cts., Kinder 25 Cts.»

Da konnte ich jetzt natürlich widerstehen und schaute nach, wer die beiden den eigentlich waren? „Van Albert“ hiess in Wirklichkeit Albert Johan Kramer (1897–1976) und war aus Amsterdam. Mit seinen etwa 2,50 m Körperlänge gehörte er zu den grössten Menschen seiner Zeit.

Bild: google.ch, aus technischen Gründen im Querformat.
Ab 1919 trat er zusammen mit „Seppetoni, dem kleinste Mann der Schweiz“ als Varietékünstler auf. Seppetoni hiess eigentlich Josef Fässler (1898–1966) und war nur knapp 90 cm gross. Er kam aus Herisau im Kanton Appenzell. Und – jetzt kommt’s – der lange Van Albert war sein Schwager, denn der hatte die Schwester vom kurzen Seppetoni geheiratet.
van Albert und Seppetoni tourten zwei Jahrzehnte lang gemeinsam durch halb Europa und Amerika und liessen sich vom gwundrigen Publikum begaffen.

3. Januar 2018

die Schweiz wird billiger

Die Schweiz-Reisen sind günstiger geworden! Denn am 1. Januar 2018 sank der Mehrwertsteuersatz nämlich von 8,0% auf nun 7,7%. In den Ladenregalen sind die Auswirkungen schon deutlich sichtbar – alles wird billiger.

Interessant daran ist aber vor allem das warum. Wir Bürger haben nämlich 2009 in einer Volksabstimmung einer vorübergehenden Mehrwertsteuererhöhung zugunsten der Invalidenversicherung zugestimmt. Ende 2018 hat diese fristgerecht geendet. Und im Jahr 2030 sinkt sie erneut um 0,1%, denn dann läuft die Sonderfinanzierung zum Ausbau der Bahninfrastruktur aus. Die Schweiz wird immer billiger, wo wird das bloss enden?.

1. Januar 2018

jawohl - wir hatten frohe Festtage

Meine Schwester hat uns zum Weihnachtsessen eingeladen. Na und, denkt jetzt mancher.
Stimmt schon, aber schaut euch erst noch unser Menü an:

Zuerst gab‘s Häppchen: Lachs mit Limonenschaum, Thunfisch-Mousse mit Kapern und Rosmarin-Blätterteigstangen.

Es folgte eine Safransuppe und ein Rüebli-Sorbet - Ausländer täten dazu wohl „Karotten-Eis“ sagen.

Dann kam ein Schweinsfilet im Speckmantel, dazu Bandnudeln mit einer Sauce aus getrockneten Tomaten und fünferlei Rüebli mit gerösteten Kernen und Nüssen bestreut.

Zum Abschluss reichte sie einen Fruchtsalat und mit dunklen Schoko-Streuseln panierte Vanille-Glacé.
Ich kann nur sagen: Es war nicht nur wunderschön anzusehen, sondern schmeckte einfach nur grossartig…