4. November 2017

Bulgarien: die nationale Teigrolle

Baniza sind Blätterteigrollen mit Käsefüllung und ­sehen aus und schmecken wie türkische Börek. Und sie sind so eine Art Nationalspeise der Bulgaren.

Die Baniza gibt es für wenig Geld immer und überall zu kaufen. Und mit verschiedenen Füllungen, von denen wir uns aber mangels bulgarischen Sprachkentnissen jeweils überraschen lassen müssen.

3. November 2017

Bulgarien: Varna und weiter

Varna. Die warmen Herbsttage scheinen nun vorüber zu sein, es ist grauwolkig und windkühl. Wir fahren ins Stadtzentrum von Varna und schauen uns ein paar Sachen an. Der Wind streut welke Blätter über die Strasse. Leute sind fast keine unterwegs. Die Stimmung ist dementsprechend düster und trostlos.

Die monumentalen Bauten, die Oper, die Muttergottes-Kathedrale; alles ist heute farblos trüb. Später lugt ab und zu die Sonne durchs Gewölk. Dann sieht alles gleich viel bunter und freundlicher aus. Selbst die Ruinen der römischen Therme.

Besonders nett finde ich den Fischladen namens "Nemo". Wir schlendern eine grosse Runde durch die Stadt, dann treibt uns das ungünstige Wetter weiter. Beim Marine-Museum schauen wir noch gschwind über den Zaun. Hier liegt auch das berühmte Torpedoboot „Drazki“. Es wurde vor 110 Jahren in der Schneider-Werft in Chalon-sur-Saône gebaut. Von diesen Schiffen sind so gut wie keine erhalten geblieben. Auch nicht die berühmte Werft, die Resten haben wir uns ja letztes Jahr angeschaut.

Als wir Varna verlassen, scheint aufs Mal die Sonne wieder. Zu spät, jetzt fahren wir nach Madara. Hier hat jemand vor tausend Jahren eine riesige Reiterfigur in den Felsen gemeisselt. Wir stampfen gefühlte hunderttausend Treppenstufen hinauf und sehen uns den Stein-Reiter aus der Nähe an. Gross ist er; und hoch oben an der Felswand. Wie eingemauert und irgendwie eindrücklich.

Ganz in der Nähe sind auch noch ein paar Höhlen. Eine ist recht gross und in einer anderen haben sie sogar eine kleine Kapelle eingerichtet. Aber fast noch schöner ist der Herbstwald drum herum; buntlaubig und voller Eichhörnchen.

Schumen ist so eine typische bulgarische Stadt. Rundherum ein paar tote Fabriken, im Zentrum löchrige Strassen und abgelebte Häuser. Alles sieht aus, als sei die gute alte Zeit schon etwas länger vorbei. Es ist kalt und wolkenverhangen.
Heute übernachten wir im „Irish Hotel“ mitten in Schumen. Wir bekommen ein schönes Eckzimmer für 35 Lewa, was weniger als 20 Euro sind. Gut, diesmal ohne Frühstück, aber dennoch ein sehr gutes Angebot.

2. November 2017

Bulgarien: lustige Berge und steinerne Elefanten

Nessebar. Das Wetter hat sich verändert, heute hatten wir Morgennebel. Tagsüber und an der Sonne ist es immer noch sommerlich warm, doch im Schatten ist es schon polarig kalt.
Wir fräsen uns durchs Frühstücks-Buffet und verlassen dann unser Hotel. Heute wollen wir nach Varna. Aber nicht direkt, sondern einen grossen Umweg-Bogen durch die Hügel im Nordwesten machen.
Die Landschaft ist herbstlich dürr, nur die Laubbäume sind noch bunt; vorwiegend gelb.

Unterwegs schauen wir uns die Felsen von „Chudnite Skali“ (n42.9675, e27.2924) an. Die Felszacken wachsen direkt aus dem Stausee und auf halber Höhe tunnelt eine kleine Strasse mitten durchs Gestein. Hübsch anzuschauen, doch jetzt am Morgen liegt leider alles noch im Schatten.

In jedem Dorf gibt es so kleine Kioske, die alles Notwendige anbieten. Und sie alle haben einen Kaffee-Automaten vor der Tür. Hier kostet ein Kaffee mit Milch 40 Stotinki, also etwa 25 Rappen oder 20 Cent. Und schmecken tut er auch sehr gut.

Eine halbe Stunde weiter kommen wir nach Prowadija. Auf dem Felssporn oberhalb der Stadt befand sich 1'500 Jahre lang die Burg Ovech (n43.1867, e27.4333). Von der einst grossen Burganlage sind nur noch einige kümmerliche Ruinentrümmer übrig. Aber das rekonstruierte Burgtor und der grandioser Holzsteg sind trotzdem einen Besuch wert.

Westlich von Varna besuchen wir den „steinernen Wald Pobiti Kamani“ (n43.2283, e27.7059). Hier „wachsen“ zahllose Kalkstein-Säulen aus dem sandigen Boden. Manche der Steinröhren sind fünf, sechs Meter hoch und über einen Meter stämmig. Sie entstanden vor etwa 50 Millionen Jahren, als hier noch Meer war. Und später hat dann die Erosion diese Elefantenbeine wieder freigelegt. Wohl extra für uns Touristen.

Varna ist auch so eine grosse Hafen- und Industriestadt, wie Burgas. Heute fahren wir aber bloss dran vorbei und auf die andere Seite der Bucht. Hier schlendern wir ein wenig durch den Park und schauen zu, wie die Ozeanriesen aus dem Hafen hinaus fahren.
Unser heutiges „Hotel Zelenika“ liegt etwas oberhalb. Von da haben wir einen schönen Blick über die Bucht und Varna – wäre da nicht ein Neubau im Weg. Im Gegensatz zu den Luxushotels der letzten Tage ist das hier ein eher schlichtes Familienhotel. Den fehlenden Komfort macht die nette Gastgeberfamilie mehr als wett.

1. November 2017

Bulgarien: eine menschenleere Stadt am Sonnenstrand

Gar nicht weit von Nessebar ist der berühmte „Sonnenstrand“. Entlang der fünf Kilometer langen Strandpromenade drängeln sich hier mehr als 800 Hotels mit zusammen über 200'000 Gästebetten. Und daneben gibt es auch noch mindestens ebenso viele Restaurants und Bespassungs-Einrichtungen.
Begonnen hat hier alles im Jahr 1958. Damals entschloss das kommunistische Bulgarien, hier in der Bucht die Tourismus-Industrie anzusiedeln. Und zwar planvoll und im grossen Stil. Zuerst entstanden ein Dutzend Strandhotels am sonnigen Strand. Und dann kamen jedes Jahr ein paar mehr dazu.

Mit der Wende kam dann die Wende. Und die Investoren mit der ganz dicken Geldbörse. Seither wurden unzählige neue Hotels gebaut. Jedes grösser und protziger als seine Nachbarn; Spiegelglas, polierter Marmor und goldglänzendes Messing. „Mafia-Barock“ nennen die Einheimischen diesen Baustil.

Der Sonnenstrand ist jeweils vom April bis Oktober geöffnet. Im Winter ist er komplett zu. Die ganze Stadt ist geschlossen. Kein einziger Tourist und kein einziger Tourismus-Arbeiter ist da. Alle sind weg.
Hunderttausend Arbeitsplätze sind dann im Winterschlaf. Eine menschenleere Stadt. Wir fahren hin und sehen uns um. Gähnend leere Strassen und verrammelte Eingänge. Nur die Parkplätze sind voll; voll mit dösenden Mietautos. Die Banken, die Einkaufszentren, die Spassbäder, die Tankstellen und McDonals - alle sind im Winterschlaf. Eine Geisterstadt.

Vor gut zehn Jahren machte ich schon einmal hier Urlaub. Damals im „Hotel Glarus“, einem der ältesten am Sonnenstrand. Und heute sieht es immer noch genau so aus, wie damals. Wie das hässliche Entlein zwischen all den neuen Hotelpalästen. Nebenan schlagen ein paar Männer einen Verkaufsstand zu Kleinholz. Ihr Jahresvertrag scheint ausgelaufen zu sein. Nächstes Jahr sucht hier ein anderes Geschäft sein Glück.

31. Oktober 2017

Bulgarien: Nessebar, Denkmalschutz vom Baumarkt

Nessebar ist ein kleines historisches Städtchen auf einer Insel. Ein Damm verbindet es mit der Neustadt auf dem Festland. Als ich um 1990 das erste Mal hier war, war da noch Kommunismus und Kalter Krieg. Und die Neustadt bestand bloss aus ein paar Häusern. Jetzt zieht sich der Häuserbrei kilometerweit am Strand entlang und überwuchert die ganze Gegend.

Das alte Nessebar (42.6586, 27.7333) ist wegen seiner historischen Holzhäuser berühmt und denkmalgeschützt. Die Häuser drängeln sich eng an die krummen und grob gepflasterten Strassen. Dazwischen hat es da und dort einen kleinen Platz mit Schattenbäumen oder einer Kirchen. Oder einer Kirchenruine.
Im Sommer überschwemmen jeden Tag zehntausende Touristen das malerische Städtchen, doch jetzt im Spätherbst sind wir fast die einzigen. Vielleicht bin ich ich ja ein Egoist, aber so ganz ohne die Ausflügler ist es hier ganz besonders nett.

Wir schlendern kreuz und quer durch die Gassen und sehen uns die alten Häuser an. Die meisten wurden aber jüngst renoviert und schauen jetzt aus wie neu. Leider ist dabei viel Charme verlorengegangen. Ich verstehe ja, dass die Fassaden ab und zu erneuert werden müssen. Auch dass das Holz im Baumarkt billiger ist. Aber warum muss man dann noch auf alles „Nussbaum antik“ aus der Dose pinseln?

Manche Ruinen sind eingezäunt. Ich vermutlich damit sie nicht abhauen? Wie auch immer; wir setzen uns in ein Fischrestaurant und futtern marinierten Hühnerspiess. Schmeckt ausgezeichnet. Und mein geliebtes Bosa gibt es hier auch.

30. Oktober 2017

Bulgarien: Burgas ist nicht nur hässlich

Sozopol. Auch heute scheint wieder die Sonne und das Meer kräuselt sich enzianblau. Im Frühstücksraum sind wir die ersten und greifen reichlich zu. Dann schütteln wir die Krümel ab und checken aus. Denn heute wollen wir weiter. Weiter nach Burgas und Nessebar.
Burgas ist eine grosse Hafenstadt mit Ölraffinerien und Schwerindustrie rund herum. Deshalb wirkt Burgas auf den ersten Blick etwas – öööhm – spröd und abweisend. Doch ich weiss von früher, dass es in Burgas auch einige richtig schönen Ecken gibt.


Wir parkieren hinter der Hafenverwaltung und spazieren quer durch den Stadtpark bis zum Pier (n42.4954, e27.4852). Die vielen verrammelten Gartenlokale zeigen, wie beliebt der Park und der Strand im Sommer sind. Aber ausser ein paar Jogger und Hündeler sind wir heute die einzigen hier.
Der Pier ist aus klotzigem Beton und so etwas wie das Wahrzeichen von Burgas. Von draussen sieht man nur den Stadtpark-Hügel, nicht aber die Stadt dahinter. Schön. Und sau kalt.

Wir rundgangen an der „Kiril und Methodius Kathedrale“ vorbei zur „Aleksandrovska“, der Flaniermeile im Stadtzentrum. Viele Häuserzeilen sind noch aus der Jahrhundertwende, dazwischen klotzen aber auch einige Ostblockbauten mit ihrer Betonästhetik.


Überall in Bulgarien gibt es diese Kioske. Entweder ist der Tresen auf Kniehöhe oder so klein, dass man kaum hineinsehen kann. Oder beides.
Wir beäugen die Schaufenster und sitzen ausgiebig in einem Strassencafé. Dann haben wir alles gesehen und fahren weiter zu den Salinen am Stadtrand. Hier könne man wunderbar Wasservögel beobachten, prahlt eine Infotafel. Doch heute sind keine Vögel anwesend. Und die eigentlichen Salinen sind viel zu weit weg, um etwas zu erkennen. Nur trübweisse Salzhügel und ein paar Möwen, die das Meersalz würzen.

Wenn schon keine Wasservögel, dann schauen wir uns halt die Flugzeugsammlung vor dem internationalen Flughafen Burgas an. Hier stehen die üblichen Rasen-Flugzeuge, wie überall in Osteuropa: Tupolev, Antonov, Mig aus den 1960 und 70-er Jahren. Und mitten im Verkehrskreisel noch eine schöne Iljuschin Il-14 von 1958.

Heute übernachten wir im „Hotel Festa Panorama“ in Nessebar. Das Hotel ist ganz ein nobles und wir bekommen sogar ein Zimmer mit schönem Meerblick. Am Pool sonnen sich graue und faltige Wesen. Wie Echsen tanken sie Sonne um in Bewegung zu kommen.