Zum ersten Mal sah ich sie vor vielen Jahren im Iran – die farbige Küken. Es gibt sie aber anscheinend in ganz Asien. Und nun schwappt die Kücken-Mode auch nach Europa über. Um bunte Kücken zu bekommen, wird Farbe bereits ins Ei eingespritzt. Die Hühnchen kommen dann fertig gefärbt zur Welt.
Die Tierschützerinnen landauf-landab sind empört - von wegen Tiere quälen und so. Ich finde aber, warum soll man bloss ungefärbte Hühner quälen?
In diesem Sinne - frohe Ostern.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
4. April 2015
3. April 2015
Marokko: Schlucht und Schlucht
Tafroute. Mitte Vormittag drückt die Sonne durch Löcher in den
Regenwolken. Aufbruch. Wir wollen die Täler und Schluchten hinter Tafraoute
erkunden. Gegenüber der farbigen Steinen zweigt eine schmale
Teerstrasse ab und windet sich kurvenreich bergauf. Nebel und Wind. Dann geht’s
leicht bergab und dann durch die Ait Mansour Schlucht (N29.52788, W8.84802) südwärts. Die Sonne
scheint und die wenigen Passanten winken freundlich.
Die Felslandschaft ist grossartig. Wegen dem
November-Hochwasser ist die Strasse aber an vielen Stellen zerstört und erst
notdürftig repariert - für uns aber kein Problem.
Nach etwa vierzig Kilometern fahren wir in ein Nebental des Oukas hinein (N29.46271, W8.84072). Hier fehlt von der Piste jede Spur, nur noch Kies und Geröll. Frau G. sammelt Blumen zum Trocknen und ich suche Skorpione. Finde keine, bloss
Ameisennester und unter einem Stein eine winzige Eidechse.
Wir mittagsschläfeln gemütlich in unserem Möbelwagen, als
das Unglück brutalst zuschlägt. Mich sticht eine Wespe ins Bein, also
eigentlich in die Hinterbacke. Ich sag euch: Schmetterlinge im Bauch ist das eine;
Wespe am Arsch ist dann aber eine ganz andere Liga!
Wie dem auch sei - ich strample das Untier hinaus, als ein Windstoss die Hecktür zuschlägt und mir den grossen Zeh einklemmt. Stechender Schmerz, meine wüsten Flüche helfen kaum. Wenn ich recht bedenke, fing der heutige Tag ja schon ungut an. In der Nacht hatte ich nämlich Albträume: Ich fuhr in einem weissen BMW-Cabrio zum Shopping – grauslig, es schaudert mich jetzt noch.
Wie dem auch sei - ich strample das Untier hinaus, als ein Windstoss die Hecktür zuschlägt und mir den grossen Zeh einklemmt. Stechender Schmerz, meine wüsten Flüche helfen kaum. Wenn ich recht bedenke, fing der heutige Tag ja schon ungut an. In der Nacht hatte ich nämlich Albträume: Ich fuhr in einem weissen BMW-Cabrio zum Shopping – grauslig, es schaudert mich jetzt noch.
Aufs Mal ziehen Wolken auf und kurz darauf fallen
Regentropfen. Dann kommt dichter Nebel und wir sind froh, dass es bis Tafraoute
nicht mehr weit ist.
Wir übernachten zum dritten Mal im Stadtzentrum, bloss
stellen wir heute unseren Schlafwagen andersherum hin. Nicht dass die Anwohner noch
denken, wir würden für immer bleiben.
2. April 2015
Marokko: Applaus-Applaus, ein vegetarisches Schaf
Tafroute. Ganz unerwartet weckt uns die Morgensonne. Blau statt grau,
welch eine Überraschung. Ganz aufgeregt schlinge ich das Frühstück runter und
dann nichts wie los - zu den blauen Steinen.
Ein paar Kilometer hinter Tafraoute hat der
belgisch/französische Künstler Jean Vérame 1984 die Felsen angemalt. Die riesenhaften
Felskugeln leuchten himmelblau, violett und rosa.
Ursprünglich waren die Felsen tintenblau und rot bemalt. Als
die Original-Farbe langsam verblasste, pinselten die Marokkaner die Steine neu
an. Selbstverständlich im allerorts so beliebten Hellblau. Leider.
Zwischen den Steinen treffen wir Pia und Heinz, die schon
ein Leben lang reisen und seit vielen Jahren im Auto wohnen. Wir setzen uns zu
ihnen uns verplappern den ganzen Nachmittag. Dann kommen die Wolken und wir
gehen nachhause.
Auch heute wohnen wieder im Zentrum von Tafraoute. Im Atlas-Café
nebenan gibt’s heissen Tee und WiFi, später auch noch eine Gemüse-Tajine. Diese
enthält zwar kaum Gemüse, dafür aber viel Schaffleisch.
Knapp vor den ersten Regentropfen erreichen wir unsern
Möbelwagen. Es ist kalt und der Muezzin heiser. Noch lange lümmeln wir auf
unsern Sofas herum und lauschen den Regentropfe auf dem Dachfenster. Hört sich
an wie Applaus.
1. April 2015
Marokko: ohne Hosen im Regenland
Amtoudi. Seit gestern Abend werde ich von einer Erkältung geplagt.
Heisse Stirn, kalte Füsse und eine saftende Schnuddernase. Deshalb bleibe ich
heute Morgen liegen, während Frau G. ganz allein zur Speicherburg hinauf
wandert. Es ist stark bewölkt und kaum 10°C, als sie losmarschiert.
Später nutze ich die Wartezeit und wasche meine Hosen. Als ich eine neue Hose anziehen will, haben die alle kurze Beine. Ich habe doch tatsächlich nur
ein einziges paar lange Hosen mit – und die hängen jetzt nass an der Leine!
Nach etwa eineinhalb Stunden kommt Frau G. zurück und nötigt
mich, bis meine Hosen trocken sind, ihre Trainerhosen zu tragen. Also den
ganzen Tag!
Inzwischen hat es begonnen zu regnen. Eigentlich wollten wir
dem schlechten Wetter ausweichen, doch es regnet überall. So beschliessen wir heute
weiter zu fahren. Wenn sich dann in zwei drei Tagen das Wetter bessert, sind
wir wenigstens schon da.
«Wie ein Hosenscheisser, der immer der Hauswand entlang geht
und glaubt, keiner rieche ihn» sage ich. «Dann fahr du doch!» war ihre nicht
sehr subtile Reaktion! Seit sie diese Ausbildung „Personalführung und
Kommunikation“ macht, ist sie irgendwie aufmüpfig.
Wir fahren auf einer kleinen Nebenstrasse durch die Hügel.
Nebel, Regen, manchmal beides. Kaum Dörfer, aber überall blühende Blumen.
Dann kommen wir nach Tafraoute, dem Städtchen bei den blauen
Steinen. Wir finden einen ruhigen Platz im Zentrum, wo wir übernachten wollen.
Rundherum gibt es zwar einige Campingplätze, aber die sind voller französischer
Wohnmobile und viel zu weit vom Stadleben.
Als der Nieselregen nachlässt schlendern wir durch die
Gassen. Ich will Hosen kaufen, sagt Frau G. Sie haben meine Grösse aber nicht
vorrätig und bis morgen sind meine alten sowieso wieder trocken. Also kaufe ich
stattdessen diese fettgebacken Teigkringel; sechs Stück für fünf Dirham. Heiss
und knusprig schmecken die wie – öööhm - guuut.
31. März 2015
Marokko: dunkelschwarze Wolken auf der Burg
Guelmin. Kaum ist der Regen vorbei, machen wir uns auf den Weg. Von
Guelmin fahren wir auf einer kleinen Nebenstrasse südlich um die Berge herum.
Immer in einem breiten Flusstal. Kaum Leute, aber überall diese lila Blumen.
Bei Taghjijt überqueren wir die Hauptstrasse und fahren nach
Norden bis nach Amtoudi. Hier alle Wege zu Ende. Hinter dem Dorf thront hoch
auf einem Felsen oben die alte Speicherburg „Agadir-id-Aissa“. Ein Weg führt
zickzack den Geröllhang hinauf.
Kaum sind wir da, kommen wieder dunkelschwarze Wolken und eisiger
Wind. Wir verkriechen uns in unseren Möbelwagen und tun Dinge. Und nix oder
dösen herum.
Amtoudi ist ein abgelegenes Dorf zwischen einem Wildbach und
einer Felswand. Auf den wenigen ebenen Flächen pflanzen sie Getreide und etwas
Gemüse. Dazwischen ein paar Oliven- und Feigenbäume. Und im Geröll fressen
hagere Ziegen dürres Gestrüpp. Aber es gibt eine Trinkwasserversorgung, einen
Schulbus, Strom, Telefon und eine Teerstrasse – wie überall in Marokko. Der
König will das Land unbedingt entwickeln und die Armut überwinden.
Wir wandern durchs Dorf und weiter in die Schlucht hinein.
An den Felsen entlang führen offene Wasserkanäle für die kleinen Gärten und die
wenigen Häuser. Es ist scheisskalt, aber wunderschön.
30. März 2015
Marokko: das Wüstenschiff
Nach dem wir unsere Post und unseren Haushalt erledigt
haben, beschliessen wir die Schönwetterlücke zu nutzen und einen Ausflug zu
machen. Nach Foum Draa, da wo der Fluss Draa in den Atlantik mündet.
Von hier führen gut 32 Kilometer Piste direkt dahin.
Unterwegs sehe ich in der Ferne einen Panzer-Schrottplatz. Also quer hinüber
und die Dinger anschauen. Knapp bevor wir da sind kommen zwei Männer gelaufen und fuchteln wild mit den Armen. Dies sei ein Sperrgebiet, militärisch, geheim, nix für
uns. Ich entschuldige meine Unwissenheit und besänftige die beiden mit einer
Packung Keksen.
In Foum Draa blicken wir hinunter in die Flussmündung. Die
Flut drückt gerade herein und die Möwen hocken auf den Felsen und beraten den
Tagesplan.
Nach weiteren 30 Kilometer kommen wir wieder nach Tan-Tan.
Etwas ausserhalb besuchen wir den grossen Festplatz, wo jedes Jahr der
„Moussem“ stattfindet; ein religiöses Fest mit Reiterspielen und Volksfest.
Auf dem Hügel stehen zwei Beton-Kamele (N28.4596, W11.1008).
Ich verstecke mich dahinter, aber irgendwie findet mich Frau G. sofort.
Auf der anderen Seite des Berges ist eine längst verlassene
Siedlung und das Grab vom Scheich Mohamed Laghdaf Ma el Ainin (N28.4602, W11.0892),
einem hochverehrten Widerstandskämpfer gegen die Kolonialmächte Frankreich und
Spanien. Er ist übrigens der Sohn vom von Scheich Maouelainin aus Samara.
Mitten im Fluss Oued Khil stehen die Überreste eines
gemauerten Schiffes. Im Bug steht eine Palme, im Heck ist ein Kiosk und im
Rumpf ein Schwimmbad. Jetzt ist es aber nur noch ein Wrack - und dem Fluss
fehlt das Wasser.
In Tan-Tan kaufen wir Proviant und sitzen ausgiebig im Café.
Dann machen wir uns auf den Weg nach Guelmin. Die Wolken stürmen über den
Himmel, aber zwischendurch scheint auch die Sonne. Bunte Landschaft und zwei
freundliche Polizeikontrollen.
Wie es der Zufall so will, kommen wir mitten in Guelmin
direkt vor dem BAHJA-SNACK zum Stehen. Wir mampfen gemischten Salat,
Bohneneintopf und gebratenen Fisch. Frau G. stattdessen Huhn mit Gemüse. Schmeckt
gut und dann platzt ein Regen über uns. Gut dass unsere Wohnung gleich vor der
Tür steht.
Wir übernachten am Stadtrand auf dem Knutsch-Platz der
einheimischen Jugend. Es regnet mehr oder minder meistens. Die
Liebespaare scheint das aber nicht zu stören.
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