Durbuy behauptet von sich, die kleinste Stadt der Welt zu sein. Und damit haben sie sicher Recht, ein Dorf. Ein malerisches Dorf mit ganz engen Gassen und massenhaft Sonntagsausflüglern. Gut, dass heute nicht Sonntag ist, deshalb ist es gähnend leer.
Wir machen einen Schaufenster-Spaziergang, trinken Strassencafé und geniessen die Morgensonne. Wie die Eidechsen, oder Rentner.
Ganz in der Nähe besuchen wir die Megalithen von Wéris. Menhire und Dolmen aus der Jungsteinzeit, mächtig und kraftvoll. Dann nach Erezée die historische Bahn anschauen. Die „Tramway de l’Aisne“ fährt heute leider nicht, nur sonntags!
In Soy müssten wir uns entscheiden, links nach „Wy“ oder rechts nach „Ny“. Öööhm - wir fahren geradeaus weiter nach La-Roche-en-Ardenne. Ein hübsches Städtchen an einer Flussbiegung. Auf dem Hügel gegenüber steht eine Ruine und am Hauptplatz eine Friterie. Wir schlemmen uns durchs Angebot.
Wir übernachten im nahen Houffalize. Wir trinken schon wieder ein Bier; diesmal ein „Cuvée des Trolles“. Es ist nun schon das zweite Bier in diesem Jahr, mal abgesehen von diesem Sirup-Bier in Berlin.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
9. Juli 2013
7. Juli 2013
Belgien: Häuser aus Licht und Luft
Von der Ferne wirkt die Kapelle flirrend durchsichtig. Je näher wir kommen, umso massiver erscheint sie. Rostiger Stahl. Und Luft.
Unweit von hier, in Liège, wollen wir uns einen weiteren interessanten Bau ansehen; den nagelneuen Bahnhof „Liège-Guillemins“. Auch der ist eigenartig transparent, aber aus schneeweissem Stahl und Beton gebaut. Lichtdurchflutet.
Die mächtige Halle überspannt die Geleise in einem einzigen grossen Bogen. Federleicht und durchsichtig. Und auf der Stirnseite mit einem grossartigen Ausblick in die Stadt hinaus.
Die Konstruktion, vor allem die Betonteile, erinnern stark an den Bahnhof Stadelhofen vom Calatrava. Liège-Guillemins ist aber um ein vielfaches grösser - und grossartiger. Leider ist der Himmel bedeckt und so gar kein Fotolicht.
Wir verlassen Liège gleich wieder und fahren zum Übernachten ins Abseits.
6. Juli 2013
Benelux: Pfützenhüpfen in Namur
Namur machte es uns gestern nicht grad einfach; Nieselregen und kein Parkplatz. Zuerst fahren wir zur Zitadelle hinauf. Von hier oben kann man über die ganze Stadt blicken. Nasse Ziegeldächer. Am Rande der Altstadt finden wir dann doch noch einen grossen leeren Parkplatz; ideal zum Übernachten. Stadtbummel. Nett hier, aber halt ein wenig wie überall. Kleiderläden und Frisöre.
Auf unsern Übernachtungsplatz haben inzwischen braungebrannte Männer damit begonnen Karusselle und Schiessbuden aufzubauen. Das würde uns ja nicht weiter stören, wären sie dabei bloss etwas leiser. Zudem drängen immer mehr Lastwagen mit Wohnanhängern auf den Platz. Es wird eng für uns. Ich denke, wir ziehen um.
Auf der anderen Seite des Flusses finden wir dann einen guten Übernachtungsplatz. Nicht besonders schön hier, aber in der Dunkelheit wird’s uns nicht stören. In den Pfützen baden die Tauben. Ich bewerfe sie mit Altbrot; sie schauen mich angewidert an. Später am Abend weichen die Wolken und die Abendsonne scheint ganz malerisch. Vielleicht ist die Regenzeit jetzt endlich vorbei?
Heute Morgen pedalen wir an den Quai, da ist Flohmarkt. Ich habe mir davon irgendwie mehr erhofft. Bloss alter Plunder, nichts Aufregendes. Eine alte Illustrierte verkündet das Ableben der Königin Astrid, eine einbeinige Puppe und eine Bierflaschensammlung, Comix-Bücher und hüfthohe Fischerstiefel harren auf einen Käufer. Nichts für mich – hab ich alles schon.
Heute Morgen pedalen wir an den Quai, da ist Flohmarkt. Ich habe mir davon irgendwie mehr erhofft. Bloss alter Plunder, nichts Aufregendes. Eine alte Illustrierte verkündet das Ableben der Königin Astrid, eine einbeinige Puppe und eine Bierflaschensammlung, Comix-Bücher und hüfthohe Fischerstiefel harren auf einen Käufer. Nichts für mich – hab ich alles schon.
5. Juli 2013
Benelux: Schiffe auf der schiefen Bahn.
Kürzlich waren wir doch bei diesem monströsen Hebewerk in Strépy-Thieu, wo die Frachtschiffe dreiundsiebzig Meter senkrecht angehoben werden. Heute sind wir erneut bei einem Schiffshebewerk: der „schiefen Ebene“ von Ronquières. Statt senkrecht, werden die Schiffe hier über ein lange Rampe nach oben gezogen. Nicht minder monströs.
Das Prinzip ist eigentlich ganz simpel. Die Schiffe fahren in ein Becken, das dann mitsamt dem Wasser den Berg hinauf gezogen wird. Das entsprechende Fahrzeug ist gigantisch gross, wie eine Industriehalle auf Rädern. Zweimal 60 Achsen, 240 Räder; 3‘000 Tonnen schwer. Wenn es fährt knirscht und ächzt es bedrohlich.
Die ganze Anlage ist fast 1,5 Kilometer lang und hebt die Schiffe 65 Meter in die Höhe. Und sie ist die grösste seiner Art weltweit. Eine Glanzleistung belgischer Ingenieurskunst, sagt man.
Es nieselt seit gestern Abend. Und es scheint auch nicht besser zu werden, deshalb fahren wir etwas weiter. Unterwegs bewundern wir den „Mittelpunkt Belgiens“. Mitten auf einer Weide markiert ein Chromstahl-Zäpfchen diesen zentralen Ort. Rundherum lauter Getreidefelder und Kuhweiden – so gar nichts Glamouröses.
Als wir zum Parkplatz zurückkommen, spielen da die Männer „Pelote“. Das ist ein Ballspiel, wobei der Ball sehr klein und das Feld sehr gross ist. Das Spiel selber ist – öööhm – speziell. Erst stehen alle herum, dann schlägt einer den Ball ins Feld, kurze Hektik und dann stehen alle wieder herum. Der Schiedsrichter hat einen mächtigen Ranzen und einer der Spieler raucht eine Zigi. Auf dem Grill nebenan brutzeln die Bouletten. Gefällt mir, dieser Sport.
Das Prinzip ist eigentlich ganz simpel. Die Schiffe fahren in ein Becken, das dann mitsamt dem Wasser den Berg hinauf gezogen wird. Das entsprechende Fahrzeug ist gigantisch gross, wie eine Industriehalle auf Rädern. Zweimal 60 Achsen, 240 Räder; 3‘000 Tonnen schwer. Wenn es fährt knirscht und ächzt es bedrohlich.
Die ganze Anlage ist fast 1,5 Kilometer lang und hebt die Schiffe 65 Meter in die Höhe. Und sie ist die grösste seiner Art weltweit. Eine Glanzleistung belgischer Ingenieurskunst, sagt man.
Es nieselt seit gestern Abend. Und es scheint auch nicht besser zu werden, deshalb fahren wir etwas weiter. Unterwegs bewundern wir den „Mittelpunkt Belgiens“. Mitten auf einer Weide markiert ein Chromstahl-Zäpfchen diesen zentralen Ort. Rundherum lauter Getreidefelder und Kuhweiden – so gar nichts Glamouröses.
Als wir zum Parkplatz zurückkommen, spielen da die Männer „Pelote“. Das ist ein Ballspiel, wobei der Ball sehr klein und das Feld sehr gross ist. Das Spiel selber ist – öööhm – speziell. Erst stehen alle herum, dann schlägt einer den Ball ins Feld, kurze Hektik und dann stehen alle wieder herum. Der Schiedsrichter hat einen mächtigen Ranzen und einer der Spieler raucht eine Zigi. Auf dem Grill nebenan brutzeln die Bouletten. Gefällt mir, dieser Sport.
4. Juli 2013
Benelux: Algenschleim und Tropenregen
So, die zweite Reisewoche ist auch schon geschafft. Das Wetter ist trüb und es regnet wieder einmal. Habe ich schon erwähnt, das heute Morgen in der Dusche das Wasser nicht ablief? Wir kennen das Problem schon, ist keines; nur Sand im Siphon. Also zur nächsten Autowaschanlage zum Durchspülen. Natürlich schwappte im ersten Kreisel das Wasser über und saute unsere ganze Wohnung ein. Alles nass – grrrr mpfhh.
In der Autowaschanlage 50 Cent in den Automaten – und schon spritzt es mit Hochdruck aus der Lanze. Einen Absteller gibt es natürlich nicht. Wie soll ich mit so einem Wasserstrahl ins Bad hinein! Zweiter Versuch. Ich stehe mit der Lanze in der Dusche und Frau G. wirft den Fünfziger ein. Es zischt und schäumt los, Programm 2 „Vorwäsche“ ist am Werk. Der Wasserstrahl schiesst in den Ablauf hinein, der Sand spült es planmässig in den Abwassertank. Ein Teil des Wasserdruckes entlädt sich allerdings geysirartig nach oben. Der Siphon-Schmodder schiesst zur Decke und ergiesst sich dann über mich. Wie ein lauer Tropenregen - Programm 2 „Vorwäsche“. Der Algen-Haare-Schleim bildet auf meiner Brille kleine Würmchen und schmeckt bitterseifig.
Irgendwann sind die 50 Cent verbraucht, der Wasserstrahl verebbt und der Regen lässt nach. Der Abfluss frei und das Wasser läuft an. So gesehen war es ein Erfolg.
In der Autowaschanlage 50 Cent in den Automaten – und schon spritzt es mit Hochdruck aus der Lanze. Einen Absteller gibt es natürlich nicht. Wie soll ich mit so einem Wasserstrahl ins Bad hinein! Zweiter Versuch. Ich stehe mit der Lanze in der Dusche und Frau G. wirft den Fünfziger ein. Es zischt und schäumt los, Programm 2 „Vorwäsche“ ist am Werk. Der Wasserstrahl schiesst in den Ablauf hinein, der Sand spült es planmässig in den Abwassertank. Ein Teil des Wasserdruckes entlädt sich allerdings geysirartig nach oben. Der Siphon-Schmodder schiesst zur Decke und ergiesst sich dann über mich. Wie ein lauer Tropenregen - Programm 2 „Vorwäsche“. Der Algen-Haare-Schleim bildet auf meiner Brille kleine Würmchen und schmeckt bitterseifig.
Irgendwann sind die 50 Cent verbraucht, der Wasserstrahl verebbt und der Regen lässt nach. Der Abfluss frei und das Wasser läuft an. So gesehen war es ein Erfolg.
3. Juli 2013
Benelux: der Geier im Schafspelz
Spiegeleigross sind die Regentropfen die aufs Dachfenster pflatschen. Ein idealer Tag für einen Museumbesuch. Nur gut, dass das „Mahymobiles – le musée de l’auto“ gleich hier in der Nähe ist.
Und es wäre alles so wunderbar gewesen, hätte das Automuseum nicht ausgerechnet heute zu. Also fahren wir nach Brugelette in den Zoo - ist ja nicht weit und fast das gleiche.
Der Tierpark heisst „Pairi Daiza“ und ist riesig. Nicht nur, wie andernorts, einige Viecher hinter Gitter. Nein, hier wurden gleich ganze Landschaften mit der entsprechenden Vegetation und landestypischen Bauten nachgebaut. Ein westafrikanisches Dorf, ein Tempel der Khmer, japanische Gärten und vieles mehr. Man kann hinter jeder Ecke Neues und Spannendes entdecken.
Es gibt viele wilde Tiere zu sehen. Die Löwen haben grad Nachwuchs, die Giraffen schlecken Schulkinder ab und einige Vögel schauen dämlich. Die Wildgänse sind rosa, weil sie den Flamingos ihr Futter wegfressen und die Hängebauchschweine widmen sich ausgiebig der Fortpflanzung.
Zum Schluss setzen Frau G. und ich uns in die Tropenhalle und futtern Waffeln. Wie aus dem Nichts stürzt sich so ein bunter Vogel auf mich und will sie mir entreissen; die Waffel. Wer hätte gedacht, dass sich hinter den farbigen Federn so ein Geier verbirgt.
„Pairi Daiza“ ist eine grossartige Anlage. Und mit etwas Sonne wäre es hier bestimmt noch viel schöner.
Beim Ausgang steht noch ein einsamer Traktor im Gebüsch. Der ist aber nur ein schwacher Trost für das entgangene Automuseum.
Und es wäre alles so wunderbar gewesen, hätte das Automuseum nicht ausgerechnet heute zu. Also fahren wir nach Brugelette in den Zoo - ist ja nicht weit und fast das gleiche.
Der Tierpark heisst „Pairi Daiza“ und ist riesig. Nicht nur, wie andernorts, einige Viecher hinter Gitter. Nein, hier wurden gleich ganze Landschaften mit der entsprechenden Vegetation und landestypischen Bauten nachgebaut. Ein westafrikanisches Dorf, ein Tempel der Khmer, japanische Gärten und vieles mehr. Man kann hinter jeder Ecke Neues und Spannendes entdecken.
Es gibt viele wilde Tiere zu sehen. Die Löwen haben grad Nachwuchs, die Giraffen schlecken Schulkinder ab und einige Vögel schauen dämlich. Die Wildgänse sind rosa, weil sie den Flamingos ihr Futter wegfressen und die Hängebauchschweine widmen sich ausgiebig der Fortpflanzung.
Zum Schluss setzen Frau G. und ich uns in die Tropenhalle und futtern Waffeln. Wie aus dem Nichts stürzt sich so ein bunter Vogel auf mich und will sie mir entreissen; die Waffel. Wer hätte gedacht, dass sich hinter den farbigen Federn so ein Geier verbirgt.
Beim Ausgang steht noch ein einsamer Traktor im Gebüsch. Der ist aber nur ein schwacher Trost für das entgangene Automuseum.
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