8. April 2012

am Sonntag

Am Sonntag schreibe ich nichts.

...und an Ostern schon gar nicht.
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7. April 2012

namenloser Eierspender

Jeder kennt das doch: Es gibt so Sachen, woran man auf den ersten Blick erkennt, wo man grad ist. Der Eiffelturm in Paris, zum Beispiel. Überschwemmte Strassen und voller schwitzender Touristen - Venedig im Sommer. Oder Zelte mit grausliger Musik und mit über Tische kotzen Asiaten - Oktoberfest in München.
Und wer auf dem Wirtshaustisch diesen gelben Eierspender sieht, der weiss sofort - Ostern in der Schweiz.

Kein Mensch weiss, wie dieses Ding wirklich heisst. „Gastronomisches-Oster-Vergnügungs-Set“? Und woher die kommen? Aber es gibt sie überall, in jeder Beiz. Sechs bunt lackierte Eier drängeln sich um eine stolz aufragende Aromat-Dose*. In Position gehalten von einem überaus eleganten, wie raffiniert konstruierten Gerät aus Hartplastik. Schweizer Technik und Schweizer Design. Vielleicht weiss jemand, wie man das bildhübsche Ding nennt?

*Aromat ist eine Streuwürze und gilt in der Schweiz als Grundnahrungsmittel. Woraus das gelbe Pulver ist, will niemand wissen. Ich vermute, aus lauter Vitamine und wertvollen Mineralstoffe. Oder so...

6. April 2012

ich nannte es - "Heinz"

Die Welt um uns herum lässt sich ja bekanntlich ganz systematisch einteilen: In die "belebte" und die "unbelebte" Welt. Fische, Hirsche, Fenchel und Berliner gehören zu der belebten; Steine, Meer, Fernseher und Stacheldraht zur unbelebten Welt. Alles klar?
Neulich habe ich aber etwas gesehen, das in keine der beiden Kategorien passt - Austern! Aussen herum betonhart und hässlich braungraugrün, kalt und sprachslos. Kein Beine, keine Blüte und kein Gesicht. Weder Vieh noch Gemüse.

Neulich habe ich mir mal so eine gekauft. Gibt es im Migros für 1.90 das Stück. Ich wollte zu dem Ding ein wenig nett sein und nannte es drum „Heinz“.
Heinz versteckte sich zwischen zwei rauen Schalen. Etwas unhandlich, aber mit Werkzeug kommt man da dennoch ran. Es stellte sich heraus, dass Heinz bloss ein gräuliches Gschludder ist. Unansehnlich, ja hässlich. Aber ich schluckte ihn hinunter; roh! Heinz schmeckt gar nicht übel, jedenfalls deutlich besser als er aussah. Wie eingeschlafene Füsse - kalte, salzige eingeschlafene Füsse.

5. April 2012

Mut zur Lücke

Janus nennt sich die Erweiterung des Stadtmuseums in Rapperswil-Jona. Wie der römische Gott Janus hat das neue Gebäude auch zwei Gesichter. Zur Altstadtgasse hin eine goldschimmernden und gefaltete Metallhaut. Hinten raus eine mittelalterliche Hauswand.

Der neue Zwischenbau verbindet das Breny-Haus mit dem Breny-Turm. Zugleich ist er der neu Zugang zum alten Museum.

Die Fassade und das Dach sind so gestaltet, dass die Fenster der beiden mittelalterlichen Bauten nirgends durchschnitten werden. Daraus ergab sich eine Art Faltenwurf; geknickt und massstabslos.

Wir rätselten, ob die Fassade Lochkartenstreifen, Blindenschrift oder Morsezeichen abbildet? Janus wurde vom Architekturbüro :mlzd entworfen. So wie auch das Historischen Museum Bern, das wir im vergangenen Jahr besuchten.

4. April 2012

Eier färben und darum Salat

Eigentlich wollte ich Eier färben. So wie früher; mit Böllenhültschä. Also klaubte ich eifrig die braunen Schalen von all meinen Zwiebeln. Dann fiel mir aber auf, dass ich ja gar keine Eier da habe!
Und jetzt? Was mache ich mit den vielen blutten Böllen? Klar - Zwiebelsalat!

Dazu braucht man:
Zwiebeln, aber nicht Salatzwiebeln, sondern die milden roten
Peterli
Knoblauch
Essig
Salz
Pfeffer
Koriander

Und so geht’s: Viele Zwiebeln in Ringe schneiden. Und einige Knoblauchzehen scheibeln. Etwas Salz darüber und kurz andünsten. Ich mache das in der Mikrowellen, da dauert das bloss eine Minute, odr so..
Währenddessen den Peterli fein schneiden und zusammen mit einem Schluck Essig und den Gewürzen eine Marinade machen. Die heissen und weichen Zwiebeln untermischen und dann ziehen lassen. Wenn sie lauwarm sind, ist das Gericht fertig.

Ich mag dazu gerne Laugenbrötli - und nachher kann man flatulieren.

3. April 2012

Elsass: die „Judensau“ in Colmar

Wer an gotischen Kirchen hochschaut, dem glotzen nicht selten grässliche Drachen und Fratzen entgegen. Oder man schaut einer Steinfigur direkt ans Füdli, wie zum Beispiel am Freiburger Münster.

Am Martinsmünster in Colmar ist etwas ganz seltenes zu sehen; eine  „Judensau“. Genaugenommen sogar zwei; eine rechts am Portal und eine als Ausspeier an der Südwand des Chores. Beide Hohnskulpturen stammen aus dem Hochmittelalter. Sie zeigen einen Juden der an einer Sau säugt. Und einen, der einem Eber den Arsch leckt.

Diese "Judensau"-Skulpturen sind Ausdruck einer damals in der Gesellschaft weit verbreiteten Judenfeindlichkeit. Martin Luther hat über die "Judensau" an der Stadtkirche in Wittenberg gesagt: Die Juden würden ihren Glauben aus dem Hintern einer Sau heraus lesen...

Solche Spottfiguren an Kirchen sind europaweit verbreitet. Hier ein besonders obszönes Beispiel aus Rouffach.
Heutzutage ist uns die genaue Bedeutung meist unbekannt; die Figuren wirken bloss noch bizarr und seltsam. Damals wussten die Leute aber sehr genau, wer oder was damit gemeint ist.