Nessebar. Das Wetter hat sich verändert, heute hatten wir Morgennebel. Tagsüber und an der Sonne ist es immer noch sommerlich warm, doch im Schatten ist es schon polarig kalt.
Wir fräsen uns durchs Frühstücks-Buffet und verlassen dann unser Hotel. Heute wollen wir nach Varna. Aber nicht direkt, sondern einen grossen Umweg-Bogen durch die Hügel im Nordwesten machen.
Die Landschaft ist herbstlich dürr, nur die Laubbäume sind noch bunt; vorwiegend gelb.
Unterwegs schauen wir uns die Felsen von „Chudnite Skali“ (n42.9675, e27.2924) an. Die Felszacken wachsen direkt aus dem Stausee und auf halber Höhe tunnelt eine kleine Strasse mitten durchs Gestein. Hübsch anzuschauen, doch jetzt am Morgen liegt leider alles noch im Schatten.
In jedem Dorf gibt es so kleine Kioske, die alles Notwendige anbieten. Und sie alle haben einen Kaffee-Automaten vor der Tür. Hier kostet ein Kaffee mit Milch 40 Stotinki, also etwa 25 Rappen oder 20 Cent. Und schmecken tut er auch sehr gut.
Eine halbe Stunde weiter kommen wir nach Prowadija. Auf dem Felssporn oberhalb der Stadt befand sich 1'500 Jahre lang die Burg Ovech (n43.1867, e27.4333). Von der einst grossen Burganlage sind nur noch einige kümmerliche Ruinentrümmer übrig. Aber das rekonstruierte Burgtor und der grandioser Holzsteg sind trotzdem einen Besuch wert.
Westlich von Varna besuchen wir den „steinernen Wald Pobiti Kamani“ (n43.2283, e27.7059). Hier „wachsen“ zahllose Kalkstein-Säulen aus dem sandigen Boden. Manche der Steinröhren sind fünf, sechs Meter hoch und über einen Meter stämmig. Sie entstanden vor etwa 50 Millionen Jahren, als hier noch Meer war. Und später hat dann die Erosion diese Elefantenbeine wieder freigelegt. Wohl extra für uns Touristen.
Varna ist auch so eine grosse Hafen- und Industriestadt, wie Burgas. Heute fahren wir aber bloss dran vorbei und auf die andere Seite der Bucht. Hier schlendern wir ein wenig durch den Park und schauen zu, wie die Ozeanriesen aus dem Hafen hinaus fahren.
Unser heutiges „Hotel Zelenika“ liegt etwas oberhalb. Von da haben wir einen schönen Blick über die Bucht und Varna – wäre da nicht ein Neubau im Weg. Im Gegensatz zu den Luxushotels der letzten Tage ist das hier ein eher schlichtes Familienhotel. Den fehlenden Komfort macht die nette Gastgeberfamilie mehr als wett.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
2. November 2017
1. November 2017
Bulgarien: eine menschenleere Stadt am Sonnenstrand
Gar nicht weit von Nessebar ist der berühmte „Sonnenstrand“. Entlang der fünf Kilometer langen Strandpromenade drängeln sich hier mehr als 800 Hotels mit zusammen über 200'000 Gästebetten. Und daneben gibt es auch noch mindestens ebenso viele Restaurants und Bespassungs-Einrichtungen.
Begonnen hat hier alles im Jahr 1958. Damals entschloss das kommunistische Bulgarien, hier in der Bucht die Tourismus-Industrie anzusiedeln. Und zwar planvoll und im grossen Stil. Zuerst entstanden ein Dutzend Strandhotels am sonnigen Strand. Und dann kamen jedes Jahr ein paar mehr dazu.
Mit der Wende kam dann die Wende. Und die Investoren mit der ganz dicken Geldbörse. Seither wurden unzählige neue Hotels gebaut. Jedes grösser und protziger als seine Nachbarn; Spiegelglas, polierter Marmor und goldglänzendes Messing. „Mafia-Barock“ nennen die Einheimischen diesen Baustil.
Der Sonnenstrand ist jeweils vom April bis Oktober geöffnet. Im Winter ist er komplett zu. Die ganze Stadt ist geschlossen. Kein einziger Tourist und kein einziger Tourismus-Arbeiter ist da. Alle sind weg.
Hunderttausend Arbeitsplätze sind dann im Winterschlaf. Eine menschenleere Stadt. Wir fahren hin und sehen uns um. Gähnend leere Strassen und verrammelte Eingänge. Nur die Parkplätze sind voll; voll mit dösenden Mietautos. Die Banken, die Einkaufszentren, die Spassbäder, die Tankstellen und McDonals - alle sind im Winterschlaf. Eine Geisterstadt.
Vor gut zehn Jahren machte ich schon einmal hier Urlaub. Damals im „Hotel Glarus“, einem der ältesten am Sonnenstrand. Und heute sieht es immer noch genau so aus, wie damals. Wie das hässliche Entlein zwischen all den neuen Hotelpalästen. Nebenan schlagen ein paar Männer einen Verkaufsstand zu Kleinholz. Ihr Jahresvertrag scheint ausgelaufen zu sein. Nächstes Jahr sucht hier ein anderes Geschäft sein Glück.
Begonnen hat hier alles im Jahr 1958. Damals entschloss das kommunistische Bulgarien, hier in der Bucht die Tourismus-Industrie anzusiedeln. Und zwar planvoll und im grossen Stil. Zuerst entstanden ein Dutzend Strandhotels am sonnigen Strand. Und dann kamen jedes Jahr ein paar mehr dazu.
Mit der Wende kam dann die Wende. Und die Investoren mit der ganz dicken Geldbörse. Seither wurden unzählige neue Hotels gebaut. Jedes grösser und protziger als seine Nachbarn; Spiegelglas, polierter Marmor und goldglänzendes Messing. „Mafia-Barock“ nennen die Einheimischen diesen Baustil.
Hunderttausend Arbeitsplätze sind dann im Winterschlaf. Eine menschenleere Stadt. Wir fahren hin und sehen uns um. Gähnend leere Strassen und verrammelte Eingänge. Nur die Parkplätze sind voll; voll mit dösenden Mietautos. Die Banken, die Einkaufszentren, die Spassbäder, die Tankstellen und McDonals - alle sind im Winterschlaf. Eine Geisterstadt.
Vor gut zehn Jahren machte ich schon einmal hier Urlaub. Damals im „Hotel Glarus“, einem der ältesten am Sonnenstrand. Und heute sieht es immer noch genau so aus, wie damals. Wie das hässliche Entlein zwischen all den neuen Hotelpalästen. Nebenan schlagen ein paar Männer einen Verkaufsstand zu Kleinholz. Ihr Jahresvertrag scheint ausgelaufen zu sein. Nächstes Jahr sucht hier ein anderes Geschäft sein Glück.
31. Oktober 2017
Bulgarien: Nessebar, Denkmalschutz vom Baumarkt
Nessebar ist ein kleines historisches Städtchen auf einer Insel. Ein Damm verbindet es mit der Neustadt auf dem Festland. Als ich um 1990 das erste Mal hier war, war da noch Kommunismus und Kalter Krieg. Und die Neustadt bestand bloss aus ein paar Häusern. Jetzt zieht sich der Häuserbrei kilometerweit am Strand entlang und überwuchert die ganze Gegend.
Das alte Nessebar (42.6586, 27.7333) ist wegen seiner historischen Holzhäuser berühmt und denkmalgeschützt. Die Häuser drängeln sich eng an die krummen und grob gepflasterten Strassen. Dazwischen hat es da und dort einen kleinen Platz mit Schattenbäumen oder einer Kirchen. Oder einer Kirchenruine.
Im Sommer überschwemmen jeden Tag zehntausende Touristen das malerische Städtchen, doch jetzt im Spätherbst sind wir fast die einzigen. Vielleicht bin ich ich ja ein Egoist, aber so ganz ohne die Ausflügler ist es hier ganz besonders nett.
Wir schlendern kreuz und quer durch die Gassen und sehen uns die alten Häuser an. Die meisten wurden aber jüngst renoviert und schauen jetzt aus wie neu. Leider ist dabei viel Charme verlorengegangen. Ich verstehe ja, dass die Fassaden ab und zu erneuert werden müssen. Auch dass das Holz im Baumarkt billiger ist. Aber warum muss man dann noch auf alles „Nussbaum antik“ aus der Dose pinseln?
Manche Ruinen sind eingezäunt. Ich vermutlich damit sie nicht abhauen? Wie auch immer; wir setzen uns in ein Fischrestaurant und futtern marinierten Hühnerspiess. Schmeckt ausgezeichnet. Und mein geliebtes Bosa gibt es hier auch.
Im Sommer überschwemmen jeden Tag zehntausende Touristen das malerische Städtchen, doch jetzt im Spätherbst sind wir fast die einzigen. Vielleicht bin ich ich ja ein Egoist, aber so ganz ohne die Ausflügler ist es hier ganz besonders nett.
Wir schlendern kreuz und quer durch die Gassen und sehen uns die alten Häuser an. Die meisten wurden aber jüngst renoviert und schauen jetzt aus wie neu. Leider ist dabei viel Charme verlorengegangen. Ich verstehe ja, dass die Fassaden ab und zu erneuert werden müssen. Auch dass das Holz im Baumarkt billiger ist. Aber warum muss man dann noch auf alles „Nussbaum antik“ aus der Dose pinseln?
Manche Ruinen sind eingezäunt. Ich vermutlich damit sie nicht abhauen? Wie auch immer; wir setzen uns in ein Fischrestaurant und futtern marinierten Hühnerspiess. Schmeckt ausgezeichnet. Und mein geliebtes Bosa gibt es hier auch.
30. Oktober 2017
Bulgarien: Burgas ist nicht nur hässlich
Sozopol. Auch heute scheint wieder die Sonne und das Meer kräuselt sich enzianblau. Im Frühstücksraum sind wir die ersten und greifen reichlich zu. Dann schütteln wir die Krümel ab und checken aus. Denn heute wollen wir weiter. Weiter nach Burgas und Nessebar.
Burgas ist eine grosse Hafenstadt mit Ölraffinerien und Schwerindustrie rund herum. Deshalb wirkt Burgas auf den ersten Blick etwas – öööhm – spröd und abweisend. Doch ich weiss von früher, dass es in Burgas auch einige richtig schönen Ecken gibt.
Wir parkieren hinter der Hafenverwaltung und spazieren quer durch den Stadtpark bis zum Pier (n42.4954, e27.4852). Die vielen verrammelten Gartenlokale zeigen, wie beliebt der Park und der Strand im Sommer sind. Aber ausser ein paar Jogger und Hündeler sind wir heute die einzigen hier.
Der Pier ist aus klotzigem Beton und so etwas wie das Wahrzeichen von Burgas. Von draussen sieht man nur den Stadtpark-Hügel, nicht aber die Stadt dahinter. Schön. Und sau kalt.
Wir rundgangen an der „Kiril und Methodius Kathedrale“ vorbei zur „Aleksandrovska“, der Flaniermeile im Stadtzentrum. Viele Häuserzeilen sind noch aus der Jahrhundertwende, dazwischen klotzen aber auch einige Ostblockbauten mit ihrer Betonästhetik.
Überall in Bulgarien gibt es diese Kioske. Entweder ist der Tresen auf Kniehöhe oder so klein, dass man kaum hineinsehen kann. Oder beides.
Wir beäugen die Schaufenster und sitzen ausgiebig in einem Strassencafé. Dann haben wir alles gesehen und fahren weiter zu den Salinen am Stadtrand. Hier könne man wunderbar Wasservögel beobachten, prahlt eine Infotafel. Doch heute sind keine Vögel anwesend. Und die eigentlichen Salinen sind viel zu weit weg, um etwas zu erkennen. Nur trübweisse Salzhügel und ein paar Möwen, die das Meersalz würzen.
Wenn schon keine Wasservögel, dann schauen wir uns halt die Flugzeugsammlung vor dem internationalen Flughafen Burgas an. Hier stehen die üblichen Rasen-Flugzeuge, wie überall in Osteuropa: Tupolev, Antonov, Mig aus den 1960 und 70-er Jahren. Und mitten im Verkehrskreisel noch eine schöne Iljuschin Il-14 von 1958.
Heute übernachten wir im „Hotel Festa Panorama“ in Nessebar. Das Hotel ist ganz ein nobles und wir bekommen sogar ein Zimmer mit schönem Meerblick. Am Pool sonnen sich graue und faltige Wesen. Wie Echsen tanken sie Sonne um in Bewegung zu kommen.
Burgas ist eine grosse Hafenstadt mit Ölraffinerien und Schwerindustrie rund herum. Deshalb wirkt Burgas auf den ersten Blick etwas – öööhm – spröd und abweisend. Doch ich weiss von früher, dass es in Burgas auch einige richtig schönen Ecken gibt.
Der Pier ist aus klotzigem Beton und so etwas wie das Wahrzeichen von Burgas. Von draussen sieht man nur den Stadtpark-Hügel, nicht aber die Stadt dahinter. Schön. Und sau kalt.
Wir rundgangen an der „Kiril und Methodius Kathedrale“ vorbei zur „Aleksandrovska“, der Flaniermeile im Stadtzentrum. Viele Häuserzeilen sind noch aus der Jahrhundertwende, dazwischen klotzen aber auch einige Ostblockbauten mit ihrer Betonästhetik.
Überall in Bulgarien gibt es diese Kioske. Entweder ist der Tresen auf Kniehöhe oder so klein, dass man kaum hineinsehen kann. Oder beides.
Wir beäugen die Schaufenster und sitzen ausgiebig in einem Strassencafé. Dann haben wir alles gesehen und fahren weiter zu den Salinen am Stadtrand. Hier könne man wunderbar Wasservögel beobachten, prahlt eine Infotafel. Doch heute sind keine Vögel anwesend. Und die eigentlichen Salinen sind viel zu weit weg, um etwas zu erkennen. Nur trübweisse Salzhügel und ein paar Möwen, die das Meersalz würzen.
Heute übernachten wir im „Hotel Festa Panorama“ in Nessebar. Das Hotel ist ganz ein nobles und wir bekommen sogar ein Zimmer mit schönem Meerblick. Am Pool sonnen sich graue und faltige Wesen. Wie Echsen tanken sie Sonne um in Bewegung zu kommen.
28. Oktober 2017
Bulgarien: urlauben am Schwarzen Meer.
Sozopol. Das Schwarze Meer beginnt – oder endet – direkt vor unserem Hotel. Ein feiner Sandstrand, gegenüber die Altstadt und rundherum viel Meer. Und wir sind die einzigen Touristen. Das hat den Vorteil, dass wir nur einheimische Bulgaren treffen - und den Nachteil, dass alles zu ist.
Wir schlendern bis zur Landspitze. Hier liegen noch die Ruinentrümmer eines mittelalterlichen Klosters (n42.4254, e27.6999) und viele bunte Katzen.
Die Altstadt Sozopol ist für ihre alten und denkmalgeschützten Holzhäuser bekannt. Wir schauen einige an, doch die meisten sind nicht besonders alt. Und auch nur einigermassen schön. Aber die Stimmung ist sehr friedlich.
Wir kaufen Konfitüre aus grünen Feigen und Baumnüssen. Sie sei „säähr gut“, sagt die Verkäuferin in gebrochenem Deutsch, „ganz besonders zu Palatschinka“.
An den Bäumen hängen grüne kugelige Früchte, die ich noch nie gesehen habe. Am Abend musst ich im Internet nachschlagen: Es sind die Früchte vom „Milchorangenbaum“.
Gegenüber von Hafen ist eine Insel. Hier war bis vor wenigen Jahren ein Stützpunkt der bulgarischen Schwarzmeer-Flotte. Jetzt stehen die Gebäude leer und sind teilweise schon ausgeweidet. Ich will mir die ehemalige Marineakademie (n42.4260, e27.6903) aus der Nähe anschauen. Doch der Pförtner will nicht und schickt uns weg.
Zwischen den Holzhäusern stehen da und dort gemauerte Kapellen. Die sind aber so niedrig, dass man nur gebückt hinein kommt. Das sollen einst die Türken so befohlen haben.
Sozopol ist im tiefen Winterschlaf. Fast alle Ladengeschäfte und Gaststätten sind zu. Das vereinfacht es uns erheblich, ein Lieblingslokal zu finden. Unseres liegt gleich am Busbahnhof und ist das allereinzige, das da geöffnet hat.
Wir hängen herum, schauen den Leuten zu und lesen. An der Sonne ist es schwitzig hiess, am Schatten aber frostig kalt. Ideales Klima um sich eine Erkältung zu besorgen.
Die Altstadt Sozopol ist für ihre alten und denkmalgeschützten Holzhäuser bekannt. Wir schauen einige an, doch die meisten sind nicht besonders alt. Und auch nur einigermassen schön. Aber die Stimmung ist sehr friedlich.
Wir kaufen Konfitüre aus grünen Feigen und Baumnüssen. Sie sei „säähr gut“, sagt die Verkäuferin in gebrochenem Deutsch, „ganz besonders zu Palatschinka“.
An den Bäumen hängen grüne kugelige Früchte, die ich noch nie gesehen habe. Am Abend musst ich im Internet nachschlagen: Es sind die Früchte vom „Milchorangenbaum“.
Gegenüber von Hafen ist eine Insel. Hier war bis vor wenigen Jahren ein Stützpunkt der bulgarischen Schwarzmeer-Flotte. Jetzt stehen die Gebäude leer und sind teilweise schon ausgeweidet. Ich will mir die ehemalige Marineakademie (n42.4260, e27.6903) aus der Nähe anschauen. Doch der Pförtner will nicht und schickt uns weg.
Zwischen den Holzhäusern stehen da und dort gemauerte Kapellen. Die sind aber so niedrig, dass man nur gebückt hinein kommt. Das sollen einst die Türken so befohlen haben.
Sozopol ist im tiefen Winterschlaf. Fast alle Ladengeschäfte und Gaststätten sind zu. Das vereinfacht es uns erheblich, ein Lieblingslokal zu finden. Unseres liegt gleich am Busbahnhof und ist das allereinzige, das da geöffnet hat.
Wir hängen herum, schauen den Leuten zu und lesen. An der Sonne ist es schwitzig hiess, am Schatten aber frostig kalt. Ideales Klima um sich eine Erkältung zu besorgen.
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