14. Februar 2017

nach Marokko: Málaga bis die Flossen glühen

Málaga. Wie gestern schon fahren wir gegen Mittag in die Stadt. In der grossen Markthalle ist jetzt viel Betrieb. Alle Marktstände sind auf und die asiatischen Touristen mampfen bereits eifrig frittierte Fische. Mir gefallen die Fische zwar auch, aber noch viel besser die verschiedenartigen Würste und die Hackfleisch-Bällchen in feissen Sossen. Doch dafür ist es mir beim besten Willen noch zu früh.

Etwas später setzen wir uns in der Altstadt in ein Strassencafé und schauen den Leuten und Tauben zu, wie sie übers Pflaster eilen. Gestern war hier kaum wer unterwegs, heute ganze Touristengruppen. Allen voran der Anführer, der über ein Mikrofon seiner Herde direkt ins Ohr spricht. Alle folgen ihm wort- und widerstandslos.

Wir schauen uns dies und das an, ein bisschen Kultur, Architektur und so; bis mir die Flossen glühen und wir nachhause schlurfen. Den verbleibenden Nachmittag vertrödeln wir mit Einkaufen, Abwasser entsorgen und vergleichbaren Hausarbeiten. Trinkwasser konnten wir heute nicht auffüllen, das muss ich dann morgen noch einmal versuchen.

Das Wetter wird zusehends trüber. Wir fahren drum an unseren vorgestrigen Übernachtungsplatz am Strand. Das Meer ist jetzt ganz grau und die Fischer tragen Wintermäntel. Dabei ist es, für unsere Verhältnisse, eigentlich recht mild. Zumindest im Windschatten, denn von den Sierra Nevada her bläst ein unangenehmer Winterwind.

13. Februar 2017

nach Marokko: schön wie immer

Málaga. Zuerst schaut die feuerrote Morgensonne gschwind über den Horizont, dann beginnt es zu regnen. Uns ist das recht, denn ausser einkaufen und essen haben wir heute eh nichts vor – und beides geht auch ganz gut bei Regen.

Zum Frühstück esse ich jetzt immer Sobrasada und Guindillas picantes; also eine fette Streichwurst aus Mallorca und sauereingelegte Peperoni. Die Peperoni sind etwas „picante“, zumindest so viel, dass sie auch anderntags auf dem Klo noch brennen.

Gegen Mittag fahren wir in die Stadt. Manchmal bricht die Sonne durch die Wolken. Wir schlendern gemütlich zum Bahnhof. Ich möchte da gerne ein Kaffee trinken und den Zügen zuschauen. Als wir dann da sind, erweist sich der Hauptbahnhof von Málaga bloss als ein grosses Einkaufszentrum mit Gleisanschluss. Glänzende Steinböden, schicke Kleiderläden und die üblichen Schnell-Gastronomie. Die Züge sehe ich bloss in der Ferne.

Darum fahren wir mit dem Linienbus zur Markthalle in der Altstadt. In einer unscheinbaren Kneipe dahinter bestellen wir Tapas. Wegen Bauarbeiten ist die Küche zwar grad zu, aber der Wirt meint, irgendetwas könne er trotzdem zubereiten. Ich bekomme Bacelao an Erbsen, Frau G. Tortilla de Patata mit Schinken. Beides schmeckt gut und ist zudem spottbillig.

Wir schlendern durch die Altstadtgassen, schauen in Schaufenster und rasten ab und zu in einer Gaststätte. Manchmal leuchtet die Sonne, manchmal nieselt es Regen. Wie auch immer – uns gefällt es hier in Málaga.

Heute übernachten wir auf dem grossen Parkplatz (n36.7302, w4.4264), da wo wir auch schon bei unserem letzten Besuch hausten. Und wie damals übt auch heute wieder die Blaskapelle neben unserem Möbelwagen.

12. Februar 2017

nach Marokko: verliebt in Málaga

Guadix, Spanien. Die Morgensonne lacht und es ist schon wieder arschkalt. Unsere Heizung und ein heisser Kaffee bringen uns auf Betriebstemperatur. Hier noch ein Bild von gestern Abend, als wir durch die Stadt zogen, um uns an einem Milchkaffee zu berauschen.

Heute fahren wir in einem Rutsch - an Granada vorbei - bis nach Málaga. Für Frau G. ist das die letzte Etappe vor ihrem Heimflug in zwei Tagen.

Bis hierher waren wir jetzt genau 2'338 Kilometer unterwegs. In Frankreich waren wir oft auf der Autobahn unterwegs, in Spanien nur grad um Barcelona herum.

Als das Wetter sich etwas bessert, spazieren wir zum „Torre Monica“. Ursprünglich war das der Kamin der Bleischmelze Los Guindos. Sie wurde 1979 stillgelegt und abgerissen, übrig blieb einzig der Backstein-Kamin: 96 Meter hoch und fast hundert Jahre alt.

Später in den 90-er Jahren kletterte der verliebte José Carlos Selva hinauf und schrieb mit metergrossen Buchstaben „MONICA“ drauf. Dadurch wurde der Schornstein weitherum bekannt und eine richtige Sehenswürdigkeit. José Carlos und Mónica sind bis heute verheiratet.
Vor einigen Jahren wurde der Torre Monica (n36.6926, w4.4403) renoviert und der Schriftzug leider entfernt.

In den Bars entlang der Strandpromenade brutzeln überall die „Boquerones“. Boquerones sind kleine, simple Weissfische, die nur gesalzen und dann auf der auf der Glut von Treibholz gebraten werden. Dazwischen auch mal ein Tintenfisch oder eine Barbe.
Wir übernachten an an die Playa de la Misericordia (n36.68044, w4.44625) an Málagas westlichen Stadtrand. Im Wohnmobil neben uns wohnt Hans. Er ist schon 80 und verbringt immer noch jeden Winter in Südspanien. Sein Hund gräbt am Strand metertiefe Löcher. Es würde mich nicht wundern, würde demnächst ein Jogger in eine seiner Fallgruben tapsen. Er würde sich bestimmt über einen Fang freuen – der Hund!

11. Februar 2017

nach Marokko: in einem Zug nach Granada

Guadix. Die Wetterprognose hat für heute Scheisswetter angekündigt, aber am Morgen war es klar und kalt. Wir halten trotzdem an unserem Schlechtwetterprogramm fest - mit der Eisenbahn nach Granada fahren und dort eine Wurst essen.
Der Bahnhof von Guadix liegt etwa zwei Kilometer nördlich der Stadt. Wer jetzt denkt, das ist aber ungünstig für die Passagiere, der irrt. Denn es fahren eh kaum Züge. Nach Granada sind es am Vormittag zwei, der erste im Dunkeln, unsere um 10:14.

Die Bahnlinie führt in einem grossen Bogen um die Berge herum. Die Landschaft ist winterlich kahl und die Berge erinnern an Kappadokien; wild zerklüftete, ockerfarbige Hügel. Wie im Märchenland. Oder im Wilden Westen. Millionen von knorzigen Olivenbäumen stehen stramm, Dörfer hingegen gibt es kaum.

Nach 70 Minuten endet unsere Bahnreise im Hauptbahnhof Granada auf dem Gleis 1. Wegen Umbauarbeiten hat es zurzeit auch bloss dieses eine Gleis. Alle anderen sind weg.
Wir schlendern in Richtung Altstadt. Zuerst geht es einem langen Boulevard entlang; im Hintergrund sehen wir die berühmte Alhambra vor den Schneebergen der Sierra Nevada.

Die Altstadt ist enttäuschend gewöhnlich. Nette Plätze mit Strassencafés und Markständen zwar, aber nichts Spannendes. Wir bestellen ein Bocadillos mit Chorizo und geniessen die bettdeckenwarme Sonne.

Manche Gassen der Altstadt schauen aus wie in Marokko; eng verwinkelt und aus den Ladengeschäften quellen die Waren auf die Strasse hinaus. Lederwaren, Teppiche, Gewürze. Wie in den Souks von Marrakesch oder Fes.

Bereits um 15:13 fährt unser Zug vom Gleis 1 zurück nach Guadix. Wir geniessen den gemächlichen Ritt durch die Hügellandschaft und landen pünktlich in Guadix. Unser Möbelwagen steht unversehrt vor dem Bahnhof; wir sind zuhause.

Wir wohnen noch einmal auf dem Grossplatz (n37.3033, w3.1334) direkt am Rio Verde, der übrigens keinen Tropfen Wasser führt – und grün ist er auch nicht. So ein Beschiss.

10. Februar 2017

nach Marokko: noch mehr Wildwest-Filme

La Calahorra. Man kann den nahen Schnee nicht nur sehen, sondern auch spüren. Es war eine eiskalte Nacht mir Raureif, doch jetzt scheint die Sonne und versucht die Kälte zu vertreiben. Dafür leuchtet jetzt die Burg wunderhübsch im Morgenlicht. Sie wurde übrigens ums Jahr 1510 erbaut und soll die erste Renaissanceburg Spaniens sein.

Nicht weit von hier, weit in der kahlen Ebene draussen, wurde damals die berühmte Bahnhof-Szene vom Western Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ gedreht. Der Bahnhof war eine Kulisse (n37.2244, w3.0320) an einer schon damals stillgelegten Bahnlinie. Heute ist davon nichts mehr erhalten, bloss noch der Bahndamm ist zu erkennen.

Wenige Kilometer weiter wurde seinerzeit auch der Italo-Western „Zwei glorreiche Halunken“ gedreht. Davon sind sowohl der Bahnhof (n37.2529, -3.0290) und einige Häuser erhalten geblieben.

Noch kann man die amerikanischen Beschriftungen an den Fassaden erkennen.

Wir fahren weiter bis Guadix und machen gleich wieder Feierabend. Das Städtchen ist eigentlich nichts Besonderes, einzig die mächtige Kirche ragt über die Dächer. Aber uns gefällt es hier. Wir schlendern durch die Gassen und bestaunen die immer noch erkennbare maurische Architektur.

In einer Kneipe bestellen wir dasselbe wie die Leute am Nachbartisch. Kleine Brötchen mit gebratenem Fleisch und frittierte und gesalzene Peperoni. Beides schmeckt einzigartig gut.

Gleich am Rande der Altstadt ist ein grosser Park- und Marktplatz. Hier lassen wir uns nieder und geniessen die Sonne. Am Morgen war es noch frostig, jetzt brennt die Sonne und heizt auf 25°.