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3. Mai 2018

unsere Kajaks – der Vorteil ist der Nachteil

Weil schon einige danach fragten: Unser neuen Boote haben den grossen Vorteil, dass sie Schlauchboote sind. Im unerigierten Zustand sind sie so klein, dass sie mit samt dem Paddeln und dem anderen Plunder in einen Rucksack passen.
Aufgepumpt schwimmen sie tadellos und die Textiloberfläche fühlt sich sehr angenehm an. Ganz anders als die harten Kunststoff-Kanus, die im Winter eiskalt und im Sommer immer irgendwie feucht-schleimig sind. Aber: die prallen Luftwürste machen unsere Boote breit. So breit, dass wir beim Paddeln immer an der Seite anstossen. Wir haben zwar schon 2,25 m lange Paddel, aber auch die sind immer noch etwas zu kurz.
Die gedrungene Form unserer Kajaks macht sie wendig und handlich. Dafür sind sie sehr seitenwindempfindlich und laufen nur sehr widerwillig geradeaus. Deswegen kann man zusätzlich drei Finnen montieren. Aber ich mag die nicht, weil man damit beim anlanden aufläuft.
Diese Nachteile kannte ich natürlich schon im Voraus. Für deutlich mehr Geld hätten wir auch deutlich stromlinienförmigere Boote bekommen. Aber die wären dann auch ein bis zwei Meter länger gewesen.
Bis jetzt sind wir mit unseren neuen Luft-Kajaks sehr zufrieden. Im Möbelwagen nehmen sie kaum Platz weg und das Wasserwandern ist richtig spassig...

30. April 2018

wir paddeln über den Sarnersee

Das Wetter war frühlingshaft unsicher. Als wir in See stachen wussten wir noch nicht, wird’s nun sonnig, oder beginnt’s bald zu regen. Wir paddeln quer über den Sarnersee und geniessen die herrliche Ruhe. Die Schneeschmelze hat das Seewasser getrübt und vom Schilf her schauen uns die Kormorane nach. Dann kommt Wind auf und wir drehen um.

Unsere neuen Boote sind nur knapp 3,50 m kurz und fahren deswegen auch nur widerwillig gradaus. Dafür sind sie sehr handlich. Und wenn man ihnen die Luft ablässt, passen sie bequem in einen Rucksack. Also ideal zum Flusswandern.

24. April 2018

Elsass: mit dem Kanu auf den Kanal

Früher hatte ich viele Jahre lang ein Kanu, bis es irgendwann verendete. Jetzt haben wir uns wieder zwei neue angeschafft; Frau G. ein giftgelbes, ich ein himmelblaues. Für die Jungfernfahrt fahren wir nach Niffer.
Hier treffen sich gleich mehrere grosse Wasserstrassen. Der alte „Canal de Huningue“ (Hüningen-Kanal) geht nach Süden bis in den Basler Rheinhafen. Der Canal du Rhône au Rhin (Rhein-Rhône-Kanal) führt über Mulhouse nach Westen und endet schlussendlich im Mittelmeer und der Grand Canal d’Alsace (Rheinseitenkanal) fliesst beim Leuchtturm Hoek van Holland unterhalb von Rotterdam in die Nordsee. Und der eigentliche Rhein dümpelt hinter dem Wald gemächlich und wasserarm dahin.

Unsere neuen Boote fühlen sie erst etwas ungewohnt und kippelig an. Doch Frau G. watschelt damit wie ein alter Seebär übers Wasser. Wir hausen direkt am Strand und schauen den Enten, Schwänen, Gänsen und paarungswilligen Fröschen zu. Und in der Abenddämmerung schwimmt noch eine feisse Bisamratte vorbei.

Überall hocken Fischer am Ufer und haben ihre Fischruten-Batterien aufgebaut. Wenn dann ein Fisch vom Köder nascht, plärren die Alarmhupen und die Angler eilen erwartungsvoll zu ihren Ruten. Aber solange wir hier sind, ist‘s jedesmal bloss ein Fehlalarm.
Einer hat sogar ein Modellboot mit einem Fischradar dabei – damit kann er zwar die Fische sehen, aber anbeissen tun sie trotzdem nicht. Irgendwie sind die Fische klüger als die Angler…

9. April 2018

Istanbul: Schiff gegen osmanische Villa

Ihr habt es bestimmt auch gesehen: Am Wochenende ist in Istanbul ein defektes Schiff ins Ufer gekracht und hat ein feuerrotes Haus überfahren. Was auf den ersten Blick wie eine Holzhütte aussieht ist eine „Yali“ – eine historische Ufer-Villa. In osmanischer Zeit bauten sich die wohlhabenden Istanbuler solche Paläste an den Bosporus und genossen da die Sommerfrische.


Diese luxuriöse Villa wurde um 1850 vom verehrten Hekimbasi Salih, dem Leibarzt des Sultans, erbaut. Damals stand sie zehn Kilometer ausserhalb der Stadt (n41.0907, e29.0662), heute führt die gigantische Fatih Sultan Mehmet-Brücke fast direkt oben drüber.
Der hölzerne Palast steht direkt am Wasser und ist ausserordentlich prunkvoll eingerichtet. Früher diente er als Landhaus und Lustschlösschen, heute wird er für Hochzeitsfeiern und Feste vermietet. Und heute sind diese Yali sehr, sehr begehrt und viele, viele Millionen wert.

Bildquelle: derstandard.at
Als ich letztes Mal in Istanbul war, habe ich mir einige dieser Bosporus-Paläste angeschaut. Die „Hekimbaşı Salih Efendi Yalısı“ aber leider nur aus der Ferne. Dafür sieht man auf meinem Bild sehr schön, wie der Bosporus hier eine Kurve macht. Wenn dann bei einem Frachtschiff die Lenkung ausfällt, trifft es genau auf die rote Villa unter der Brücke.

26. Januar 2018

Malta: glühende Flossen in Gozo

Sliema. Heute wollen wir die Nachbarinsel Gozo besuchen. Statt mit unserem Mietauto fahren wir lieber mit dem Linienbus dahin, denn der startet ja gleich vor unserem Hotel und wir lassen uns gerne chauffieren.
Obwohl Malta nicht gross ist, dauert die 25-Kilometer-Busfahrt zum Fährhafen Cirkewwa mehr als eine Stunde. Die Strasse an der Nordküste entlang ist schmal, kurvig und führt oft mitten durch verwinkelte Ortschaften hindurch.


Von Cirkewwa bringt uns ein Fährschiff hinüber nach Mġarr. Es ist herrlich schönes Wetter, aber es bläst ein eiskalter Januarwind.
Vom Hafen fahren wir wieder mit dem Linienbus nach Ir-Rabat Għawdex, der Hauptstadt Gozos. Aber alle nennen die Stadt aber einfach Victoria.

Rund um den Marktplatz stehen prächtige Häuser. Wir ankern gleich in einem Strassencafés und geniessen den Urlaub mit einem eiskalten Kinnie.

Die Zitadelle oberhalb der Altstadt ist schon seit Urzeiten bewohnt. Später baute man bullige Festungsmauern drum herum. Und heute sind da eine grosse Kirche, einige Souvenirläden und viele, viele Ruinen.

Seit ich das letzte Mal hier war, haben sie hier ein modernes Besucherzentrum hin gebaut und alle Festungsmauern aufgehübscht. Jetzt schauen sie aus wie neu, die Böden akkurat gepflastert und Stahlgeländern verhindern, dass Touristen von der Mauer purzeln. Früher – ja früher hat es mir hier deutlich besser gefallen.

Schon bald machen wir uns wieder auf den Heimweg. Unsere Rückreise dauert wieder gut drei Stunden. Als wir zuhause ankommen ist es schon finster. Und ich habe von der Lauferei glühende Flossen.

3. November 2017

Bulgarien: Varna und weiter

Varna. Die warmen Herbsttage scheinen nun vorüber zu sein, es ist grauwolkig und windkühl. Wir fahren ins Stadtzentrum von Varna und schauen uns ein paar Sachen an. Der Wind streut welke Blätter über die Strasse. Leute sind fast keine unterwegs. Die Stimmung ist dementsprechend düster und trostlos.

Die monumentalen Bauten, die Oper, die Muttergottes-Kathedrale; alles ist heute farblos trüb. Später lugt ab und zu die Sonne durchs Gewölk. Dann sieht alles gleich viel bunter und freundlicher aus. Selbst die Ruinen der römischen Therme.

Besonders nett finde ich den Fischladen namens "Nemo". Wir schlendern eine grosse Runde durch die Stadt, dann treibt uns das ungünstige Wetter weiter. Beim Marine-Museum schauen wir noch gschwind über den Zaun. Hier liegt auch das berühmte Torpedoboot „Drazki“. Es wurde vor 110 Jahren in der Schneider-Werft in Chalon-sur-Saône gebaut. Von diesen Schiffen sind so gut wie keine erhalten geblieben. Auch nicht die berühmte Werft, die Resten haben wir uns ja letztes Jahr angeschaut.

Als wir Varna verlassen, scheint aufs Mal die Sonne wieder. Zu spät, jetzt fahren wir nach Madara. Hier hat jemand vor tausend Jahren eine riesige Reiterfigur in den Felsen gemeisselt. Wir stampfen gefühlte hunderttausend Treppenstufen hinauf und sehen uns den Stein-Reiter aus der Nähe an. Gross ist er; und hoch oben an der Felswand. Wie eingemauert und irgendwie eindrücklich.

Ganz in der Nähe sind auch noch ein paar Höhlen. Eine ist recht gross und in einer anderen haben sie sogar eine kleine Kapelle eingerichtet. Aber fast noch schöner ist der Herbstwald drum herum; buntlaubig und voller Eichhörnchen.

Schumen ist so eine typische bulgarische Stadt. Rundherum ein paar tote Fabriken, im Zentrum löchrige Strassen und abgelebte Häuser. Alles sieht aus, als sei die gute alte Zeit schon etwas länger vorbei. Es ist kalt und wolkenverhangen.
Heute übernachten wir im „Irish Hotel“ mitten in Schumen. Wir bekommen ein schönes Eckzimmer für 35 Lewa, was weniger als 20 Euro sind. Gut, diesmal ohne Frühstück, aber dennoch ein sehr gutes Angebot.

17. März 2017

Marokko: feuchte Langeweile

Tanger Med - Genova. Wir frühstücken in Barcelona. Unser Schiff ist dazu extra in den Hafen gefahren; ich vermute mal, damit der Kaffee nicht überschwappt. Odr so.
Gegen Mittag werden noch eine Handvoll Autos einverleibt, dann klappen sie die Rampe hoch, schnüren das Schiff los – und wir fahren weiter.

Lange noch stehe ich am Geländer und schaue aufs graublauen Meer und den blaugrauen Himmel. Aufs Mal steht ein schwarzer Hund neben mir. Zuerst schnüffelt er an meinen Hosenbeinen, dann setzt sich zu mir. Gemeinsam schauen wir in den Wind.
Die Wintersonne taucht die Langeweile in ein müdes Licht. Richtig schön hier.

Die meiste Zeit liege ich aber in der Kabine und lese. Zuerst Krimis; als ich die alle durch habe, Frauenromane. Immer sind die Frauen unglücklich, dann läuft ihnen ein Mann zu und am Schluss wird zumindest innig geküsst. Ich hoffe jeweils bis zum Schluss auf eine spannende Wendung; dass er ein irrer Bauchaufschlitzer oder intergalaktischer Samenspender ist. Aber jedesmal werde ich übelst enttäuscht. Immer ist es bloss ein weichherziger Romantiker.

Am Abend essen wir noch einmal im Selbstbedienungs-Restaurant. Es gibt das gleiche wie jedesmal und auch wieder keinen Tintenfischsalat. Auch gut, esse ich halt einen gemischten Salat – gemischt aus Kopfsalat und Tomate.

Ich habe mal nachgeschaut: Unsere „M/N Excellent“ ist über 200 Meter lang und 19 Jahre alt. Und sie kann 2’230 Passagiere und 760 Autos transportieren; gleichzeitig! Aber auf dieser Fahrt sind es wohl kaum die Hälfte.

16. März 2017

Marokko: unsere Autofähre heisst Excellent

Tanger Med - Genova. Meine Kabine auf der „M/N Excellent“ ist ganz nett. Zwei Betten, eine stützstrumpffarbige Nasszelle und ein Fenster mit Meerblick. An der Wand über dem Bett hängt ein Bild von einem Springbrunnen, der Rosen kotzt. Egal, mir gefällt’s.

Meine Kabine liegt ganz nahe bei der Bar im Schiffsheck. Dorthin gehe ich auch zum Frühstücken; ich bestelle mir einen Caffe Latte und picknicke aus meinem Vorratsbeutel.
Später kommt der Frank dazu. Und noch etwas später setzt sich auch noch ein Deutscher zu uns. Der ist mir schon im Hafen aufgefallen. Er fährt nämlich ein goldenes Riesen-Wohnmobil mit einem Kleinwagen auf dem Anhänger. Mit seinem Seehundschnauz, der Goldkette im grauen Brusthaar und der Formel-1-Jacke schaut er aus wie ein Heiratsschwindler, oder ein Zuhälter. Und als er dann auch noch von den Nutten in Agadir zu erzählen beginnt, bin ich mir fast sicher, dass er auch einer ist.


Das Meer ist fast ungewellt. Ab und zu sehe ich Fische, vermutlich Delfine. Doch diese hier sind fast schwarz und sehen ganz anders aus als die im Fernsehen. Vielleicht sind das afrikanische?

Die Überfahrt Tanger Med – Barcelona – Genova dauert zwei Tage und drei Nächte. Auf einem Bildschirm im Treppenhaus kann man die Fahrt live mitverfolgen. Mich dünkt aber, dass wir ziemlich zäh voran kommen. Jedenfalls sind wir am Abend noch weit von Barcelona entfernt. Und von Genua noch seeehr viel weiterer.

Am ersten Abend esse ich jedes Mal den legendären Tintenfisch-Salat. Aber nicht etwa darum, weil der so gut ist, nein, einfach aus Tradition. Doch – oh Schreck – heute hat es keinen in der Auslage! Auf unsere Nachfrage hin sucht und findet der Schöpfer dann aber doch noch welchen.

16. Februar 2017

nach Marokko: übers Meer nach Afrika

Algeciras. Die ganze Nacht hat es geregnet. Eigentlich mag ich das ja gerne, denn dann sind weniger Leute unterwegs. Aber diesmal war es anders, die letzten Gröler gingen erst in der Morgendämmerung nachhause.

Heute ist der grosse Tag – es geht hinüber nach Afrika. Ich bin schon zeitig im Hafen und muss noch etwas warten, bis der Schalter öffnet. Um halb zwölf komme ich grad gleichzeitig mit unserem Fährschiff an den Pier. Von mir aus könnte es jetzt losgehen, ich war parat. Doch zuerst müssen wohl die anderen noch aus dem Schiffsbauch raus - und das dauert.
Mein Kilometerzähler steht nun bei 2’527 seit der Abfahrt zuhause. Und das Billet übers Meer hat diesmal knapp 90 Euro gekostet.

Mit dreiviertel Stunden Verspätung legt die „Tanger Express“ dann ab. Und obwohl recht wenige Passagiere an Bord sind, geht es mit dem Papierkram zäh voran. Als ich es dann endlich geschafft habe, sind wir auch schon in der Hafeneinfahrt von Tanger Med. Und inzwischen hat sich das Wetter gebessert, enzianblauer Himmel und Frühlingssonne.
Die Einreise geht wie immer zügig und freundlich vonstatten. Kaum Kontrollen, bloss ein Stempel auf die Fahrzeugpapiere und heisst es schon „bon voyage“.

Ich fahre nach Martil auf den Camping Al Boustane (n35.6288, w5.2777). Bis dahin sind es etwa fünfzig Kilometer; und ich geniesse jeden einzelnen davon. Am Strassenrand blühen die Blumen und bereits im ersten Dorf rieche ich gebratenes Fleisch und höre den Muezzin rufen. Mir ist vögeliwohl.

Auf dem Camping will ich nun auf meine Reisekumpane warten, die übermorgen aus Genua kommen.
Ich habe einen schönen Stellplatz neben einem Olivenbaum und einem Oleanderbusch. Aber bevor ich reinfahre, muss ich erst noch die Schildkröten einsammeln und um platzieren. Nicht dass eine unter die Räder kommt.

3. Februar 2017

nach Marokko: genial, wenn´s funktioniert hätte

Gestern in Béziers: Am westlichen Stadtrand verläuft der berühmten „Canal de midi“, die historischen Schiffsverbindung zwischen Mittelmeer und Atlantik. Hier musste der Kanal einen Berg hinauf. Im 18. Jahrhundert baute man dazu eine Serie von neun Schleusen; die Schleusentreppe von Fonserannes - ein Meisterwerk barocken Wasserbaukunst.

In den 1970-er Jahren wollte man den Canal du midi modernisieren und die Schleusentreppe flinker machen. Dafür ersann man eine grandiose Konstruktion; das Schiffshebewerk Fonserannes (n43.3302, e3.1999) gleich neben der alten Schleusentreppe.

Das Prinzip ist recht einfach: Eine Betonrinne und darauf ein gigantisch Traktor in der Grösse eines Wohnblocks. Mit einer Art Schneepflug schiebt er das Wasser mitsamt den darin schwimmenden Schiffen einfach den Berg hinauf. Kein Trog wie andernorts, nein, nur das Wasser, etwa 1´800 Tonnen schwer und die Schiffe. Korrekt spricht man deshalb hier von einem Wasserkeil-Hebewerk.

Der Traktor wird aber nicht etwa von einer Zahnstange oder einem Gegengewicht gehalten. Nein, er fährt einzig auf seinen mannshohen Gummireifen über die abschüssige Betonrinne auf und ab. Eine einzigartige und geniale Konstruktion. Und noch besser wäre es gewesen, wenn sie funktioniert hätte!

Die Anlage ging 1983 in Betrieb. Von Anfang an gab es techische Probleme. Im Jahr 1984 gab es dann einen schweren Zwischenfall: Der Traktor rutschte mitsamt seiner Wasser-Schiff-Ladung rückwärts hinunter.
Daraufhin baute man ihn um und verbesserte seine Konstruktion. Aber die technischen Probleme blieben. Manchmal funktionierte das Hebewerk - meistens aber nicht. 1999 schob man das letzte Mal ein Schiff auf den Berg, und im Frühling 2001 legte man dann die Anlage endgültig still. Seither steht der Traktor steht in der Bergstation und gammelt vor sich hin.
Als wir gestern da waren, war der gesamte Canal du midi trockengelegt und das Schleusenareal eine einzige Baustelle. Ich musste deswegen über den Zaun klettern und leide nun einer wüsten Fleischwunde am Knie. Schon wieder...

2. Februar 2017

nach Marokko: das Regenschiff

Béziers ist eine wunderschöne Stadt mit einem schmucken Hauptplatz und mit gluschtigen Strassencafés unter den Platanen. Doch heute nicht. Es ist wolkenverhangen und regnerisch. Dafür ist es heute wenigstens wärmer, schon fast flauschige 6°.
Am Stadtrand schauen wir uns noch gschwind die bekannte Kanalbrücke und ein paar andere Sachen an. Dann verlassen wir gegen Mittag Béziers und brummen auf der Landstrasse gemütlich Richtung Pyrenäen.

In Le Barcarès besuchen wir die „Lydia“ (n42.82799, e3.0408); das alte Schiff am Strand. Als wir vor einigen Jahre hier waren, war das Schiff noch ein Restaurant und Spielkasino. Inzwischen haben sie die hässlichen anbauten abgerissen und die Lydia neu gestrichen. Jetzt sieht das 86-jährige Schiff wieder richtig gut aus.

Die Lydia fuhr früher als Schnelldampfer zwischen Frankreich und Griechenland hin und her. 1967 setzte man es hier in Le Barcarès auf den Strand, wo es als Symbol für die neu entstehende Touristenstadt dienen sollte. Damals war hier noch gar nicht ausser Sand und Gestrüpp; heute stehen da zehn Kilometer weit Strandhotels.

Um das Schiff auf den Strand zu bekommen musste zuerst ein Kanal vom Meer her gegraben werden. Dann zog man das Schiff hinein, verschloss den Graben und pumpte zusätzlich Wasser hinein, damit das Schiff höher aufschwamm. Dann wurde das Becken mit Sand aufgefüllt und Le Lydia steht nun fünfzig Meter vom Strand entfernt und etwa 5 Meter über dem Meeresspiegel.

Es regnet – mal weniger, mal mehr. Und dazu bläst ein frischer Polarwind. Ungemütlich. Deshalb fahren wir noch ein Stück südwärts und nächtigen in Collioure. Im Windschatten der Festungsmauern und der Bäume ist es richtig heimelig.

1. Februar 2017

nach Marokko: französisch Sibirien

Valence. Draussen ist es kalt und trüb. Und unser Frühstücksbuffet entpuppt sich als ein ödes Ensemble aus Brot, acht Scheiben Aufschnitt, Plastik-Käse und einer röchelnden Kaffeemaschine. Aber es mundet gut und ich bin rundum zufrieden. Die Nachfolgenden werden aber leider leer ausgehen.
Auf der Landstrasse rollen wir gemütlich nach Orange. Die Landschaft hier ist, wie ich von früheren Reisen weiss, hübsch. Rechts die Rhone und links die Lavendelfelder. Heute aber nicht. Bloss grau und abgestorben.

Um zu zeigen, wie das hier bei sch;nem Wetter ausschauen tut, habe ich extra dieses Lavendel-Poster mit Katzen-Baby fotografiert.

Vor zweitausend Jahren haben die Römer hier mitten ins Städtchen Orange hinein einen Triumphbogen und ein mächtiges Theater gebaut. Und das wollen wir uns jetzt anschauen.

Dicken Mauern und Sitzplätze für zehntausend Römer. Imposant anzuschauen – aber die Temperatur um den Gefrierpunkt und der stramme Polarwind dämpfen unsere Begeisterung für Architekturgeschichte massiv.

Wir setzen uns deshalb in ein Bistro und lassen unsere Glieder auftauen. Der anschliessende Stadt-Spaziergang endet im Schneeregen. Für uns heisst das ab in den Süden. Dort ist es hoffentlich etwas weniger kalt, so dass unser Möbelwagen endlich auftaut. Eigentlich wären wir ja gerne noch etwas in der Camargue herum gestreift, aber so nicht.

In Béziers verkriechen wir uns ins Ibis Hotel. Es sieht besser aus, als das gestrige. Aber auch es steht im Niemandsland zwischen einer Autoglaserei und einem Möbelhaus. Als wir ankommen, ist keiner da und wir müssen am Automaten einchecken. So ein unbemanntes Hotel finde ich immer wieder erstaunlich. Und eigentlich ist mir so ein vielsprachiger Hotel-Automat fast lieber, als so ein mürrischer Pförtner-Knecht.