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28. Mai 2020

Nordostschweiz – im Thurgau

4 Wilen bei Neunforn. Nur ein paar Hügel und Kilometer weiter erreichen wir die Kartause Ittingen (n47.583, e8.866) im Kanton Thurgau. Einst war das ein Kloster der Kartäusermönche. Und diese haben hier nicht nur gebetet, sondern auch viele Jahrhunderte lang einen riesengrossen Gutshof betrieben.

Heute ist die Anlage mönchfrei und für Besucher offen. Hier gibt es grosse Gärten mit unzähligen Kräutern und Heilpflanzen. Dazu eine schöne Wirtschaft und ein spannendes Kunstmuseum.

Anders als in anderen Bruderschaften lebte jeder Kartäuser-Mönch ganz für sich allein in seinem Häuschen. Hier arbeitet er tagsüber einsam und schweigsam. Zwischendurch mussten alle Mönche aber immer wieder zum Gebet in der Klosterkirche eilen; mehrmals zwischen dem frühen Morgen und bis nach Mitternacht.

Das Kloster und der Gutshof gefallen uns sehr gut. Wir schauen und staunen – und entdecken überall neue skurrile Kleinigkeiten. Und Baukunst aus dem Barock und Rokoko. Aber die Anlage ist recht weitläufig und ich kann deswegen kaum gescheite Fotos machen.

Später fahren wir nach Frauenfeld. Hier verbrachte ich damals viele Monate Militärdienst. Davon hat mir kein einziger Tag gefallen, aber seither mag ich Frauenfeld.

Frauenfeld hat eine kleine, interessante Altstadt und sehr viele banale Häuser drum herum. In den letzten Jahren hat man sich zwar bemüht die Stadt etwas aufzuhübschen, doch so richtig erfolgreich war man damit offensichtlich nicht. Aber die Thurgauer sind nett und wir hatten heute ein paar sehr interessante Plaudereien.

Wir übernachten beim Schwimmbad. Da das Schwimmbad wegen der Pandemie immer noch geschlossen ist, ist es hier sehr ruhig. Ja, fast schon gemütlich.

27. Mai 2020

Nordostschweiz – Rhein und über die Hügel

3 Schloss Laufen. Vogelgezwitscher und ein wunderbarer Frühsommermorgen wecken uns. Wegen dem Corona-Virus sind kaum Leute unterwegs. Wir fahren nach Schaffhausen und schauen uns den „Munot“ – das Stadtwahrzeichen an.

Der Munot (n47.697, e8.640) ist eine kreisrunde, bullige Festung aus dem 16. Jahrhundert. Und er ist eines der Schulreisen-Ziele meiner Kindheit. Aber heute schauen spazieren wir bloss am Rheinufer entlang und schauen ihn aus der Ferne an.

Weiter geht unsere Expedition in Richtung Thurgau. Aber zuerst besuchen wir noch Guntalingen (n47.635, e 8.769). Das ist ein hübsches und weitherum unbekanntes Bauerndorf im Kanton Zürich. Hier stehen noch viele der traditionellen roten Riegelhäuser, so wie sie in dieser Gegend typisch sind. Einfach nur hübsch anzuschauen.

Etwas weiter liegt Wilen bei Neunforn (n47.602, e8.796). Das wirklich Besondere an diesem Dorf kann man nur sehen, wenn man es weiss. Das kleine Dorf liegt nämlich mitten auf der Grenze zwischen den Kantonen Zürich und Thurgau. Oder andersherum gesagt. Die Kantonsgrenze verläuft auf der Dorfstrasse mitten durch den Ort.

Die Nachbarn von gegenüber zahlen mehr Steuern, wählen ganz andere Leute in die Behörden und für jede Kleinigkeit braucht es von zwei Kantonen die Bewilligung. Genau wie in Baarle in Belgien und Niederlande, wo wir letzten Sommer unterwegs waren.

Es ist sommerlich warm. Deshalb machen wir am Dorfweiher ausgiebig Siesta. Ein lauer Wind weht mir um die Zehen und Frau G. tischt Salat auf. Es fühlt sich an wie Urlaub - da bleiben wir.

26. Mai 2020

Nordostschweiz – ein mächtiger Rheinfall

2. Rheinau. Kaum zehn Kilometer nördlich ist der berühmte Rheinfall (n47.678, e8.615). Hier stürzt das Wasser gut zwanzig Meter in die Tiefe. Trotz Niedrigwasser tosst und schäumt es heute gewaltig; schon ein imposanter Anblick.
Das Schloss Laufen hat wegen der Pandemie zu. Wir gehen ans nördliche Ufer hinüber. Von hier hat man einen wunderschönen Postkarten-Blick auf den Rheinfall.

Wir schlendern an der Promenade entlang bis zum Schlössli Wörth. Von hier kann man mit dem Boot über den Fluss fahren. Aber wegen dem Virus heute nicht…

Am Abend sind wir zurück beim Schloss Laufen direkt oberhalb des Rheinfalls. Von hier oben kann man mit dem Lift direkt bis zum Rheinfall hinunter fahren. Wir lassen es aber bleiben, denn wir waren schon öfters hier und kennen den spritzigen Anblick.
Aber: Hier können wir schön unter den Lindenbäumen gut übernachten.

Leider ist in unserem Möbelwagen der Wasserhahn in der Küche defekt. Das Wasser tropft in die Schubladen darunter! Ich versuche ihn zu flicken, habe aber kein passendes Werkzeug dabei. Also tun wir so, als ob nichts wäre – und leben ab nun mit tropfnassem Besteck.

25. Mai 2020

Nordostschweiz – Zürich am Rhein

1 Eigentlich planten wir heute nach Kaliningrad in Russland zu reisen. Doch der lästige Corona-Virus hat uns die Tour versaut. Aber wir lassen die Köpfe nicht hängen und machen stattdessen eine kleine Expedition in die für uns ebenso unbekannte Nordostschweiz.
Wir rollen gemütlich der Reuss entlang bis nach Bremgarten, dann links an der Stadt Zürich vorbei bis wir schlussendlich in Ellikon (n47.605, E8.600) an den Rhein kommen.

Ellikon am Rhein – wie es richtig heisst – ist ein winziges und unglaublich herziges Dorf. Bloss ein paar Bauernhäuser und zwei Gaststätten. Hier gibt es den „Rhygarte“, eine perfekte Gartenbeiz mit lange Holztische unter prächtigen Kastanienbäumen, direkt am Flussufer – huäre schön hie.

1786 besuchte Johann Wolfgang Goethe und einige Jahre später die französische Armee Ellikon. Und zwischendurch schwappte auch immer mal wieder das Rheinhochwasser ins Dorf.
Und jetzt sind wir da.

In Rheinau fliesst der Rhein in zwei engen Schlaufen rund ums Dorf. Und auf einer Insel mitten im Fluss steht das ehemalige Kloster Rheinau (n47.642, e8.608). Eine eindrückliche Gottesburg; wie ein Schiff.

Auch hier bildet der Rhein die Grenze zu Deutschland. Aber hier liegt Deutschland wegen der Flussschlaufen für einmal im Süden der Schweiz! Wegen der Pandemie ist alles noch geschlossen – schön ist es hier aber trotzdem.

Mein Fazit des heutigen Tages: Wenn ich bis jetzt an den Kanton Zürich dachte, kam mir vieles, aber nicht herzige Dörfer am Rhein in den Sinn. Jetzt bin ich deutlich klüger.

1. November 2019

Costa Dorado: quer durch Frankreich nachhause

15 Lac du Bouchet. Die ganze Nacht hat der Wind an unserem Schlafwagen gerüttelt. Als ich am Morgen rausschaue ist es draussen neblig und es regnet. Also kuschele ich mich noch einmal an Frau G. und döse noch etwas.
Heute wollen wir nachhause fahren und es wird wohl ein langer Tag werden. Und ein trüber. Aber vorher gehen wir noch einkaufen, denn hier in Frankreich gibt es eine riesige Auswahl feinster Esswaren.

Am Mittag erreichen wir Lyon; Mittagspause mit einem Plastik-Sandwich. Es ist labberig und die Füllung schmeckt fragwürdig. Dann brummen wir weiter nach Genf. Gleich an der Schweizergrenze beginnt es wieder zu regnen. Und es hört damit auch nicht mehr auf, bis wir abends um acht zuhause sind.
Heute waren das 560 Kilometer und wir sind froh daheim zu sein.

31. Oktober 2019

Costa Dorado: die Schlucht des Tarn

14 Die Gorges du Tarn ist eine vielleicht 80 Kilometer lange Schlucht. Für uns beginnt sie hinter Millau. Anfangs ist das Flusstal noch einigermassen breit, doch nach und nach wird es dann immer schmäler und schroffer. Und einsamer. Bald sind da nur noch der Herbstwald und Felsen; und der Fluss.

Unterwegs kommen wir ab und zu an einem Dorf vorbei. Manchmal kleben die Häuser richtiggehend an den Felswänden. Manche sind nur per Seilbahn erreichbar. Und die Seilbahn ist manchmal bloss eine Kiste an einem Seil.

In Sainte-Enimie (n44.3653, e3.4115) machen wir Mittagsrast. Die Steinhäuser kuscheln sich eng zwischen Fluss und Felswand. Die Herbstsonne scheint kaum noch bis in die Schlucht herunter. Da wo sie hin scheint ist es noch mild, aber im Schatten ist es schon richtig kalt.

Wir kurven weiter dem Tarn entlang. Manchmal ist die Strasse bloss noch einspurig und kurze Tunnels nehmen die Abkürzung durch den Fels. Zum Glück hat es jetzt im Oktober so gut wie keinen Verkehr mehr. Im Sommer ist hier nämlich die Hölle los.

Bei Ispagnac verlassen wir die Tarn-Schlucht endgültig und fahren auf die Hochebene hinauf. Hier oben ist es wieder karg und schon sehr herbstlich. Immerhin sind wir auf über 1'000 Meter unterwegs.
Da wir nachhause sollten, fahren wir noch etwa zwei Stunden weit. Am Lac du Bouchet finden wir einen netten Übernachtungsplatz. Es ist saukalt und stürmisch.

30. Oktober 2019

Costa Dorado: das nicht im See versunkene Dorf Celles

13 Lac du Salagou. Als man damals den Stausee von Salagou baute, sollte das kleine Dorf Celles im See versinken. Man siedelte deshalb die Einwohner um und staute das Wasser. Doch der Seespiegel blieb niedriger als erwartet und reichte bloss bis knapp unterhalb der Häuser.

Seither ist Celles (n43.6612, e3.341) eine Geisterstadt. Früher war es komplett verlassen und es lagen ein paar Autoruinen herum. Inzwischen ist alles geputzt und hergerichtet; und Celles ein beliebtes Ausflugsziel.

Wir rollen gemütlich auf der A75 nord- und bergwärts. Die Landschaft geht immer höher hinauf und wird immer karger. Bei Millau erreichen wir dann das tief eingeschnittene Tal des Tarn. Der Fluss wollen wir dann folgen, doch zuerst schauen wir uns die Rekord-Brücke von Millau an.

Vom Plateau-Rand (n44.0722, e3.0641) aus haben wir einen grossartigen Blick auf den Viaduct du Millau mit seiner beeindruckenden Grösse. Als ich damals die Baustelle besuchte, konnte ich mir fast nicht vorstellen, dass man hier am Fluss Eiffelturm-hohe Pfeiler bauen will. Die Fahrbahn ist etwa in der gleichen Höhe wie die Aussichtsterrasse vom Eiffelturm.

Von unsrem Aussichtsberg geht es nun eine enge und steile Bergstrasse hinunter zur Brücke. Oben über den Viaduct du Millau sind wir schon ein paar Mal gefahren, aber von unten wirkt die Brücke noch einmal um ein Vielfaches grösser. Himmelhoch über uns brummen die Lastwagen darüber. Sie sehen aus wie Spielzeug.