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24. Juni 2017

nach Prag: gebrochene Flügel und tote Autos

Druztova. Die Kapelle neben unseren Schlafplatz ist gutbesucht. Gestern kamen noch bis spät abends Leute mit Blumen dahin. Und heute Morgen sind die ersten Besucher bereits um viertel nach fünf wieder da.
Eher zufällig bemerke ich, dass bloss drei Kilometer von hier, in Zruč u Plznĕ, der „Air Park“ (n49.8092, e13.4152) zuhause ist. Den wollte ich mir schon immer mal ansehen.

Der Air-Park ist eine private Flugzeugsammlung. Allerdings eine masslose. Denn die Besitzer schleppen alles hierhin, was ihnen gefällt. Kranke Flugzeuge, tote Panzer, schrottige Autos und allerlei Schiessgerät. Und obwohl das Gelände längst voll ist, kommt immer noch mehr dazu. Grossartig. Danke Miloš.

Es sind jetzt noch etwa sechzig Kilometer bis Prag. Wir drödeln auf kleinen Landstrassen ostwärts. Wälder, Flüsse und schier endlosgrosse Getreidefelder. Ab und zu durqueren wir ein Dorf.
Im kleinen Zbuzany möchten wir uns gerne das Praga Automuseum (n50.0252, e14.2869) anschauen: Doch es ist zu, und es sieht auch nicht so aus, als ob es je wieder öffnen täte.

Wir erreichen den südlichen Stadtrand von Prag und fahren direkt zum „Caravan Park Císařská Louka“ auf der Moldau-Insel (n50.0559, e14.4131). Caravan Park hört sich zwar sehr nobel an, es ist aber bloss eine Wiese mit Toilettencontainern. Der Platz ist halbleer und so ergattern wir einen schönen Schattenplatz.
Wir sind gelandet; wir sind am Ziel. In Prag. Nach einer fünftägigen Expedition.

27. Mai 2017

Flug ins Reich des Bösen

Im Frühjahr 1987 war Moskau die Hauptstadt der Sowjetunion und der Kalte Krieg noch nicht entschieden. Und der „Rote Platz“ mitten in der Hauptstadt ist das gefühlte Zentrum des verschlossenen Riesenreiches. Und genau da landete
vor 30 Jahren ein junger Kerl aus Deutschland mit seiner Cessna.

Mathias Rust war damals 19 jährig und ein begeisterter Hobbypilot. Und er wollte mal schauen, ob man trotz der strengen Luftüberwachung ins stark gesicherte Moskau fliegen könne. Er konnte ‒ und landete bei Sonnenuntergang neben der Basilius-Kathedrale direkt am Roten Platz.

Die Sowjet-Behörden fanden seine Idee aber wenig originell und steckten ihn erst einmal ins Gefängnis. Sein Flugzeug, eine Cessna 172 mit der Kennung D-ECJB, war nur ausgeliehen und kam erst im Herbst wieder nach Deutschland zurück. Später war sie da und dort auf Ausstellungen zu sehen und landete dann bei einem iranischen Geschäftsmann in Japan.
Seit 2009 hängt das Flugzeug nun schlapp von der Decke des Deutschen Technikmuseum in Berlin. Wo ich sie damals unbedingt besuchen musste…

18. April 2017

das Flugboot in Montreux

Man mag es kaum glauben, aber vor 60 Jahren gab es internationale Flüge direkt nach Montreux. Die britische Aquila Airways flog von Southampton an den Genfersee. Und da es hier keinen Flugplatz gab, flogen sie mit einem mächtigen viermotorigen und doppelstöckigen Flugboot – mit einer Short S-45 Solent IV.

An der Uferpromenade in Montreux erinnert heute nur noch ein unscheinbar Sockel-Anker an die damalige internationale Fluglinie. Und deswegen sind wir – na gut, ich – neulich extra nach Montreux gereist.

Die Aquila Airways flogen mit ihren Flugbooten vor allem nach von England auf die Kanarischen- und Mittelmeerinseln. Im Juni 1957 dann auch nach Montreux an die schweizer Riviera. Doch das Geschäft lief schleppend, so dass sie nach nur acht Flügen die Schweiz-Flüge wieder einstellten musste.
Ein Jahr später war dann ganz Schluss mit der Aquila Airways. Sie verkaufte ihre Wasserflugzeuge an die portugiesische ARTOP Linhas Aéreas, die kurz später auch Konkurs ging.

Die Short S-45 Solent (G-AOBL) wurde 1949 in Irland gebaut, flog zuerst in Neuseeland und im Südpazifik und wurde dann von 1955 bis 1958 in Europa. Ab 1959 stand das Flugboot untätig auf Flughafen Lissabon-Cabo Ruivo herum, wo es dann 1971 verschrottet wurde.

6. April 2017

mächtigste Limousine der Welt

Kürzlich habe ich mir Fernsehen eine Doku über das erste Überschall-Passagierflugzeug, die Tupolew Tu-144, angeschaut. Dabei zeigten sie dieses Bild vom Flughafen Moskau-Scheremetjewo im Frühjahr 1969. Was mich dabei mehr faszinierte, war diese rote Ding unter dem Flugzeug!

Ich habe mich mal schlauch gemacht: Das ist ein MAZ-541 Flugzeugschlepper. Scherzhaft nannte man das Teil auch die „grösste Limousine der Welt“; 3,40 m breit, 7,8 m lang und gut 28 Tonnen schwer.

Der MAZ-541 konnte Flugzeuge bis 85 Tonnen Gewicht ziehen und gleich schnell vorwärts, wie rückwärts fahren. Er hatte einen V-12 Dieselmotor mit fast 39 Liter Hubraum und etwa 300 PS, Allradantrieb und war das Vorzeige-Modell der weissrussischen Lastwagenfabrik MAZ - Minski Awtomobilny Sawod.

Dreizehn solcher Schlepper wurden gebaut und waren bis in die in die 1970-er Jahre im Einsatz. Dann wurden die Flugzeuge noch schwerer und stärkere Schlepper mussten her. Alle „Limousinen“ landeten auf dem Schrottplatz, so dass heute keine mehr erhalten ist.

10. März 2017

Marokko: königlicher Flieger und eine alter Bunker

El-Jadida. Na also; das Wetter ist besser. Aus den blauen Wolkenlöchern schaut ab und zu etwas Sonne. Aber die Wettervorhersage ist weiterhin gräulich. Wir - also die beiden anderen Wüstenschiffe - beschliessen, heute bis nach Moulay Bousselham zu fahren.
Ich will mir aber unterwegs noch zwei, drei Sachen anschauen gehen. Dazu muss ich wahrscheinlich auch über Zäune klettern. Das geht eh besser alleine; denn dazu braucht es die Schlauheit eines Fuchses. Und wenn man erwischt wird, die Eigenschaften einer Schnecke: Kein Rückgrat und kräftig schleimen.

Kurz vor Casablanca verlasse ich die Autobahn und fahre zum ehemaligen Flughafen Casablanca-Anfa. Mittlerweile wurde der Flughafen vollständig abgerissen und das Gelände ist jetzt eine riesige Blumenwiese. Doch ganz am Rande sind einige alte Hangars übriggeblieben. Und da steht das vielleicht schönste Verkehrsflugzeug, das je gebaut wurde. Eine Lockheed L-749 Constellation aus den frühen 1950-er Jahren.

Mit genau dieser Lockheed Constellation sei 1955 der König Mohammed V. aus dem Exil nach Marokko zurückgekehrt, erzählt der Wächter. Doch das stimmt nicht - ich habe nachgeschaut - er kam mit einer DC-6.
Daneben gammeln auch noch zwei Boeing 727, eine Boeing 737 und eine weitere Rarität herum. Alle mit einer spannenden Vergangenheit. Und sie alle können nicht mehr weg, weil die Rollbahnen längst abgerissen wurden.
Über diese anderen Flugzeuge schreibe ich vielleicht später einmal etwas.

Ich fahre weiter nach Mohammedia und da gleich an den Strand von Cherqui. Auch dies ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier befand sich im 2. Weltkrieg die „Batterie de Pont-Blondin“, eine Festung mit vier grossen Küsten-Geschützen.

Während der „Operation Torch“ landeten 1942 die amerikanischen Truppen an der marokkanischen Atlantikküste und an der algerischen Mittelmeerküste und besetzten Nordafrika. Damit legten sie den Grundstein zur Befreiung Europas.
Die Batterie de Pont-Blondin war eine der wenigen französischen Festungen in Marokko – und die Besatzung ergab sich mehr oder weniger kampflos.

Die Sonne scheint, die Wiesen blühen und ich brumme nordwärts. Auf der nagelneuen Autobahn fahre ich um Rabat herum und über die neue Schrägseil-Brücke über den Bouregreg. Diese haben wir vor drei Jahren besucht. Damals war hier noch eine riesige Baustelle. Jetzt ist bereits alles fertig und längst in Betrieb.

Als ich gegen Abend Moulay Bousselham erreiche sind Ü und Frank gerade dabei zwei Doraden zu braten. Dazu gibt es lauwarmen Kartoffelsalat und einen orangefarbenen Sonnenuntergang. Herrlich schön hier.

2. November 2016

Milano: mit dem Flieger ins Hochhaus

Das Pirelli-Hochhaus wurde in den späten 1950-er Jahren gebaut und ist eine Ikone der italienischen Nachkriegs-Moderne. Mit seinen 128 Metern war es lange Zeit auch das höchste Gebäude Mailands. Und zehn Meter höher als der Mailänder-Dom.

Am 18. April 2002 röhrte ein Flugzeug quer über den Bahnhofplatz und prallt ins Pirelli-Hochhaus. Italien war geschockt. Die Terroranschlägen in den USA waren ja erst einige Monate her und nun befürchtete man Ähnliches.
Der Brand im  im 26. Stockwerk konnte recht zügig gelöscht werden. Was übrig blieb waren drei Tote und über 50 Verletzte. Und einige komplett zertrümmerte Stockwerke im "Pirellone".

Das Flugzeug war eine Rockwell Commander (HB-NCX) und kam aus Lugano. Sein Pilot war ein schweizer Rentner und alleine unterwegs. Lange Zeit rätselte man, ob es nun ein Terroranschlag oder ein Unfall war. Später zeigte es sich dann, es war ein Selbstmord.

Der „Pirellone“ (n45.4847, e9.2011) ist längst wieder renoviert und im 31. Stock befindest sich heute eine Gedenkstätte und mit einem grandiosen Ausblick über die Stadt. Die ist allerdings nur am Sonntag geöffnet. Doch als wir da waren - nicht.

16. Juli 2016

Istanbul: das Männer-Museum

Kürzlich in Istanbul: Trübes Wetter – also ins Museum. Seit einigen Jahren gibt es hier das „Rahmi M. Koç Museum“ (n41.0419, e28.9489), ein Technikmuseum für Leute wie mich.
Ich fahre mit dem Fährschiff hin; die Station Hasköy ist gleich nebenan. Das Museum befindet sich auf beiden Strassenseiten und ist sehr – öööhm – eigenwillig strukturiert. Man könnte es mit Sammelsurium umschreiben. Eine bunte Mischung von allerlei Fahr- Flug- und Schwimmzeug.

Neben den üblichen VW Käfer, Rolls-Royce und Ford T präsentieren sich auch einige „Anadol“ und „Otosan“.
In der Motorrad-Halle schwebt ein Solex 1400 über all den Harley, MotoGuzzi und Triumph.

Das tollste Eisenbahnen-Ausstellungsstück ist ein schicker Fiat Railcar “La Littorina” aus den 1930-er Jahren. Früher stand er in den USA, wo er Hurrikan Andrew schwer beschädigt wurde und dann als Leihgabe und zur Restauration hierher kam.

Der amerikanisch B-24 Liberator Bomber stürzte nach einem Einsatz in Rumänien vor der türkischen Küste ab. Vor einigen Jahren hat man das Wrack gehoben und es im Originalzustand belassen. So wie es aus dem Meer kam.

In einem alten Werftgebäude ennet der Strasse sind zwei, drei Flugzeuge. Natürlich wie in jedem Flugzeug-Museum weltweit eine Vampire DH-100 der Schweizer Luftwaffe. Diesmal die ehemalige J-1167.
Daneben sind noch unzählige Modelle ausgestellt. Und Druckmaschinen und Navigationsgeräte und, und, und. Mehr als ein einzelner Mensch je anschauen kann, oder mag.

6. Juli 2016

Bulgarien: wie die Made im Speck

Vor zehn Jahren war ich letztmals in Bulgarien. Das meiste habe ich inzwischen vergessen, aber die schicken Flugzeugtreppen-Fahrzeuge auf dem Flughafen Burgas sind mir in Erinnerung geblieben. Flach und elegant wie ein – öööhm – wie komme ich jetzt auf Omelette mit Treppe.

Wir flogen damals mit der Tupolev TU-154 der „Air VIA“, die da im Hintergrund zu sehen ist. Die Tupolev war damals auch schon fast vierzig Jahre alt, aber es war ausgesprochen bequem und, weil alle drei Triebwerke am Heck waren, sehr leise. Zumindest innen, denn aussen machte es einen Höllenlärm und brandschwarzen Rauch.
Diese Tu-154, ich habe nachgeschaut, flog noch bis letztes Jahr in Russland herum. Inzwischen ist sie 48 Jahre alt und gammelt auf dem Flughafen Ufa vor sich hin.

11. Juni 2016

Spaziergang mit 13‘000 PS

Am Freitagvormittag landete bei uns auf dem Flugplatz Buochs eine Lockheed Super-Constellation. Ich nutzte meinen Mittags-Spaziergang und schaute mir den Flieger mal aus der Nähe an.
Die Lockheed Super-Constellation war in den 1950-er Jahren das berühmteste und eleganteste Passagierflugzeug. Wegen seiner grossen Reichweite wurde es vor allem im interkontinentalen Routen eingesetzt. Bis dann die Düsenflugzeuge aufkamen - die waren schneller und billiger...

Diese „Super Connie“ wurde 1955 gebaut und war ursprünglich ein Transportflugzeug der amerikanischen Armee. Seit 2004 ist sie nun auf dem Euro-Airport Basel zuhause und fliegt vor allem Rundflüge. So auch heute.
Die Lockheed Super-Constellation hat vier 18-Zylinder-Motoren mit zusammen etwa 13‘000 PS. Dementsprechend imposant ist der Lärm und Rauch beim Start. Und weil die Motoren so stark sind, konnte man auch sehr grosse Propeller montieren – was wiederum ein sehr hohes Fahrwerk erforderte, da sie sonst den Boden berühren täten. So elegant sie in der Luft aussieht, so, staksiges wirkt sie am Boden. Mich erinnert sie immer an eine Heuschrecke.

Meine Idee: Ich laufe da jetzt mal hin und schaue mir den Flieger aus der Nähe an – wurde leider vom Sicherheitspersonal zunichte gemacht. Sie fingen mich ein und begleiteten mich ganz nett aus dem Flugplatzgelände.
Mein Rückweg war 2,5 Kilometer lang – aber ich wolle ja eh spazieren gehen. Ich muss unbedingt an meiner An- und Einschleich-Strategie arbeiten, den in der letzten Zeit wurde ich grad ein paar Mal dabei erwischt. Peinlich, peinlich...

7. März 2016

Autobahn-Flugplätze in Zypern

Bei der türkischen Invasion Nordzyperns 1974 gingen den Zyprern einige ihrer Flugplätze verlustig – sowohl zivile, wie auch militärische. Als sie in den 1990-er Jahren dann die heutigen Autobahnen bauten, realisierte das Militär gleich drei Autobahn-Flugplätzen. Solche Not-Flugplätze gab es damals auch in der Schweiz und in einigen anderen Ländern. Aber die in Zypern sind nahezu unbekannt.

Der Notflugplatz „Kofinou Highway Strip“ (N34.8417, E33.4276) westlich von Larnaca erkennt man noch die Pistenmarkierungen; die sogenannten „Piano-Streifen“ an beiden Enden der Piste. Und natürlich die seitlichen Abstellplätze für die Transortflugzeuge, die hier landen sollten.
Die beiden anderen Autoflugplätze sind „Kornos Highway Strip“ (N34.929, E33.4085) südlich von Nikosia und „Mandria Highway Strip“ (N34.7085, E32.5581) ganz im Südwesten Zyperns.
Ich konnt nicht in Erfahrung bringen, ob die Autobahn-Flugplätze jemals benutzt wurden. Aber wie es ausschaut sind sie immer noch aktiv und jederzeit parat.

17. Februar 2016

Zypern: gebrochene Flügel und zerstörte Träume

Westlich vom ehemaligen Flughafen Nikosia soll mitten in der gesperrten UN-Pufferzone ein Flugzeugwrack liegen. Ob wir dahin kommen, wussten wir nicht, wollten es aber zumindest versuchen. Vor Ort zeigt sich dann, dass die UN hier einen Teil des Sperrgebietes für die Bauern freigegeben und ihren Sperrposten verlegt hat. Grad weit genug, dass wir an das Wrack heran kommen!

Diese tschechoslowakische Tupolew Tu-104a landete am 29. August 1973 auf  dem Flughafen Nikosia. Zuerst ging alles wie geplant, doch dann gab es ein kleines Probleme mit den Bremsen. Das Flugzeug raste übers Pistenende hinaus und kam erst in die Wiese zum Stehen. Die siebzig Leute an Bord überstanden die Bruchlandung unbeschadet, aber das Flugzeug brach sich dabei einen Flügel und war hin.

Ein zyprischer Geschäftsmann kaufte dann das Wrack um daraus ein Ausflugsrestaurant zu machen. So eines mit neckischen Hostessen und kleinen Häppchen. Und mit Blick auf den Flughafen.
Er transportierte das Flugzeug auf sein Grundstück (N35.1684, E33.2675) achthundert Meter weit hinter der Rollbahn, wo das Flieger-Paradies entstehen sollte.
Kurz darauf begann der Zypernkrieg. Während den Kämpfen um den Flughafen wurde das Ausflugs-Flugzeug von einer Rakete getroffen und ein zweites Mal zerstört.

Heute sind vom Flugzeug nur noch das Heck, der rechte Flügel und ein Teil des Rumpfes erhalten. Das Cockpit und der linken Flügel sind verschwunden. Am Heck kann man aber immer noch die amalige Kennung „OK-MDE“ lesen. Schon erstaunlich, wie gut das Flugzeug immer noch erhalten ist. Es ist immerhin bald sechzig Jahre alt.

18. August 2015

Skandinavien: Flugzeuge im Bauch

Jönköping. Anfangen tut es ja noch mit halbwegs blauem Himmel; doch schon bald nieselt es wieder. Schon wieder alles grau in grau. Wie ein übler Novembertag. Was nun - ausharren oder Museum? Und wenn Museum: Saab, Volvo, Mofas oder Flugzeuge. Wir entscheiden uns für letzteres. Also los nach Westen.

Unterwegs machen wir Rast in Borås, einer ganz gemütlichen Stadt zwischen Jönköping und Göteborg. Wir schlendern durch die Gassen und schauen Kunst; possierliche Skulpturen und ein riesiges Wandbild. Dann schieben sich wieder dunkelgraue Wolken vor die eh schon schwächliche Sonne - und wir fahren weiter.

Das „Aeroseum“ (N57.7717 E11.8813) möchten wir weniger wegen den ausgestellten Flugzeugen anschauen, viel mehr wegen der besonderen Lokalität. Das Museum befindet sich in einem Bunker aus den 60-er Jahren. Hier, tief in einem Berg, waren während es Kalten Krieges Flugzeuge der schwedischen Flygflottilj in ständiger Alarmbereitschaft.

Bereits der Eingang zum Flugzeug-Bunker befindet sich in einer unterirdischen Halle. Hinter einem mächtigen Tor führt ein langer gebogener Korridor, grösser als ein Autobahntunnel, in die Tiefe. Hier unten sind drei querliegende Kavernen, in denen früher die Flugzeuge standen. Ganz zuhinterst gibt es noch einen zweiten Eingang und natürlich noch zahlreiche Nebenräume.

Heute ist alles mit historischen Flugzeugen vollgestellt. Ein paar recht interessante, aber einige sind auch zu einem Kinderspielplatz verkommen. Kleine Kinder spielen mit Raketensprengköpfen und klettern auf Bombern herum. Für uns wirkt das etwas – öööhm – seltsam.

Zum Übernachten fahren wir nach Göteborg hinein.Am Fährhafen finden wir einen ganz ordentlichen Platz. Nicht sooo romantisch, aber sehr verkehrsgünstig gelegen. Manchmal regnet es nicht, grau ist es immer.

27. Juli 2015

Skandinavien: Stavanger mag uns

Novemberwetter, neblig und kühl - kurzschwänzig würden wir zuhause dazu sagen. Wir legen zeitig ab und fahren nach Stavanger. Alle warnten uns, es gäbe in Stavanger keine Parkplätze, nur Einbahnstrassen und Sackgassen. Wir fahren deshalb mitten hinein und parkieren direkt vor dem Rathaus. Nur wenige Schritte vom historischen Hafen und den alten Holzhäusern entfernt.

Wegen dem trüben Wetter wirkt alles etwas öd. Zudem scheinen die Norweger eher lange zu schlafen, denn jetzt vor dem Mittag ist sozusagen niemand unterwegs. Nicht einmal Touristen.
Wir schlendern durch die Altstadt. Zwischen Neubauten stehen alte Handelshäuser aus Holz. Manche mit schicken Restaurants im Erdgeschoss, oder mit Design-Läden. Wir sehen viele schöne Dinge.

Aber insgesamt hat der Öl-Reichtum dem Stadtbild nicht besonders gut getan. Viele banale Bürohäuser und protzige Hotels drängeln sich zwischen die wenigen Altstadthäuser. McBurger und die immer gleichen Modeläden dominieren die Hafenpromenade. Aber sonst ist es hier eigentlich sehr nett.

Unter der Altstadt verbirgt sich ein eher flacher Hügel. Oben auf dem höchsten Punkt steht ein alter Wachtturm. Einige alte Kanonen protzen mit ihren strammen Rohren. Doch es ist weit und breit kein Feind in Sicht - vielleicht tun sie hier sprichwörtlich mit Kanonen auf Spatzen schiessen?
Im Felsen tief unter dem Turm verbirgt sich ein Parkhaus, das zugleich auch ein Schutzraum ist. Dicke Türen und Schilder mit Verhaltens-Hinweisen verströmen den Charmes des Kalten Krieges.

Nach zwei Kaffees für weit mehr als zehn Franken fahren wir nach Sola und besuchen das „Flyhistorisk Museum“ (N58.8983, E5.6317). In einem alten Hangar stehen mehr als dreissig Flugzeuge. Darunter einige wirkliche Raritäten; aber davon berichte ich vielleicht ein andermal.

Die nächsten Tage wollen wir der Strasse Nr. 13 folgen. Es regnet heftig. Die Strasse ist schmal und kräuselt sie sich über die Hügel. In Høle soll uns eine Fähre über den Høgsfjorden bringen. Doch die Kassenfrau sagt; «heute geht nix mehr, die Fähre ist defekt». «Und morgen?». «mmhm - nej!»
Grummel - also bleibt uns nichts anderes übrig, als nach Stavanger zurückzufahren und die Fähre nach Tau zu nehmen; 70 Kilometer Umweg.

Die Fähre ist nicht nur gross, sondern auch unglaublich schnell und wendig. Die Überfahrt dauert kaum mehr als eine Viertelstunde. In Tau stauen sich die Autos aus der Gegenrichtung bereits mehrere Kilometer. Wir aber haben freie Fahrt. In Årdal machen wir Feierabend und übernachten gleich neben der Kirche. Es regnet und regnet und der Nebel schleicht um die Berge.