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26. August 2014

Linz: zwischen Mozartkugel und Schnitzel

Ganz in der Nähe von Rattenberg befindet sich das „Friedhof Museum“. Eigenartig, wer mag schon Gräber anschauen? Aber als wir da sind, ist es eine Sammlung historischer Grabsteine und so. Ganz besonders interessant sind dabei die Texte auf den Grabkreuzen: «aufigschtieg'n, abagfall'n, hin gwös'n».

Die Sonne lacht scheu zwischen den Wolken durch und wir nehmen die letzte Etappe unter die Räder. Immer noch zweihundert Kilometer Autobahn. Ennet der Leitplanken viel Landschaft. Kaffee am Mondsee, und weiter.
Auf einen Schild steht „Lust auf Linz“. Dann sind wir da. Bin froh.

Jetzt muss ich gestehen – von Linz kenne ich ausser der Linzer Torte nicht viel. Für uns Schweizer liegt dieses Linz halt einfach weit weg - und irgendwo zwischen Salzburg und Wien. Also zwischen Mozartkugeln und Schnitzel.

Als erstes spazieren wir gleich ins Stadtzentrum, an den Hauptplatz. Was für ein banaler Name für so einen grossartigen Platz. Prächtige Fassaden in allen möglichen Pastellfarben. Obendrüber aber hängen regenschwangere Wolken.
Als erstes gehen wir zur Touristen-Info, um uns eine "Linz Card" zu besorgen. Nette Beratung und reichlich Prospekte. Wegen dem Regen flüchten wir uns in ein Café und futtern eine dieser Linzer Torten. Unglaublich gut - und furztrocken.

Am Abend weichen die Regenwolken und wir gehen in die "Gaststätte Klosterhof". Ich möchte drum unbedingt etwas österreichisches essen. Saftgulasch oder irgendetwas mit Knödeln, odr so. Es wird dann aber doch nur ein Bauernsalat und ein Radler.

Am Nebentisch feiern einige junge Männer mit einer üppigen Fleischplatte Junggesellenabschied. Dem Bräutigam fehlt ein Stück vom Hosenboden. Erinnert mich an einen dieser rotarschigen Affen in den Tiersendungen.

25. August 2014

Österreich: fei kühl heut

Wir städtereisen nach Linz, Frau G. hat mich dahin eingeladen. Da sie bis am Mittag arbeiten tut, kommen wir erst später los. Wir fahren dem Walensee entlang und dann mitten durch Liechtenstein hindurch nach Österreich. So gegen vier Uhr machen wir auf dem Arlbergpass Brunzhalt.

«Fei kühl heut!» sagt die Frau hinter bei der Fleischkäse-Brötchen-Theke. Stimmt, darum erwerben wir zwei von den handwarmen Leckereien. Der Himmel ist trüb und die Autobahnfahrerei öd. Die Landschaft ist ja eigentlich schon schön, aber heute grau und gräulich. Manchmal regnet es.

Am frühen Abend kommen wir nach Rattenberg, einem pittoreskes Städtchen direkt am Inn. Der führt heute Hochwasser und Rattenberg ist von Tagestouristen überflutet. Doch um halb sieben schliessen die Läden und aufs Mal sind alle Touris weg. Es wird ruhig und wir haben Rattenberg fast für uns alleine

Wir schlendern durch die Gassen von Rattenberg, was übrigens die kleinste Stadt in ganz Österreich sein soll, und schauen uns dies und das an. Bürgerhäuser mit schöne Fassaden, das Geburtshaus der heiligen Notburga und eine Konditorei. Dann steigen wir hinauf zur Burgruine und fernblicken über die Dächer. Auch schön.
Eine Steintafel prahlt: „Am 4. August 1908 beehrte Seine kaiserliche Hoheit, der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich, dieses Ladengeschäft mit seinem Besuch“. Genau dieser Franz Ferdinand wurde dann sechs Jahre später in Sarajevo erschossen. Und daraufhin begann man den 1. Weltkrieg.

Wir beziehen ein „Komfortzimmer“ im „Gasthof Schlosskeller“ mitten im Stadtzentrum. Im dritten Stock, mit einem kitschigschönen Erker und zähflüssigem WiFi. Richtig gemütlich hier, gefällt uns. In der Nacht weichen die Wolken und der Mond glotzt vom blanken Nachthimmel.

7. Dezember 2012

bissigkaltregnerischwindiges Wien

Heute vor fünf Jahren war ich in Wien. Es war genau das gleiche garstige Dezemberwetter wie jetzt; bissigkaltregnerischwindig und kurzschwänzig.

Wir wollten im Schmetterlingshaus im Hofgarten die Schmetterlinge angucken. Zuerst fanden wir aber keine, denn die hockten alle bewegungslos auf einem Heizungsrohr - an der Decke oben. So aus der Ferne beurteilt – schöne Tiere.

31. Oktober 2012

Österreichischer Nationalstolz

Neulich war ich doch in Österreich unterwegs. Mozartkugeln, Wiener Schnitzel und Eitrige; kennt jeder. Aber was ich auch noch entdeckte, übertrumpft alles.

Schier unglaublich: In Österreich gibt es sogar Zahnpasta in Gestalt ihrer Landesflagge. Rot-weiss-rot.

15. Oktober 2012

Doitschland: der letzte Tag

Ammersee. Die Morgensonne scheint und ich bin mürrisch, weil heute unser letzter Reisetag ist. Und ich erkältet bin. Seifiger Schnuder und kalter Schweiss - ein handvoll Aspirin sollen etwas Linderung bringen.

Am Ammersee hat es viele Wasservögel und Oldtimer. Den ersteren werfen wir altes Brot nach. Ich würde ja auch den blasierten Oldtimer-Fahrern altes Brot zuwerfen; aber die fressen das ja sowieso nicht.

Ja dann, fahren wir halt heim. Alles Autobahn, ein-, zweimal Baustelle, sonst ist wenig los. Hinter den Leitplanken spärliches Begleitgrün und sehr viel Umgebung.
In Memmingen machen wir Mittagsrast. Gucken an den alten Häusern hoch und trinken Kaffee. Für unterwegs kaufen wir zwei Schwarzwäldertorten-Stücke. Wie sich später zeigt, ohne Schokolade und mit zu überaus süsser Kirschenschmiere drin.
Eigentlich wollte ich noch bei "Feinkost Albrecht" Kohlsalat kaufen. Denn den gibt es im Aldi Suisse nicht. Aber als es mir wieder in den Sinn kommt, ist es schon zu spät. Bregenz, Korridorvignette für zwei Euro. Dann ein laaanger Tunnel, dann Lustenau. Dann die Schweiz.

Frau G. fährt. Ich sitze mit einem Sofakissen auf den Knien daneben, den Laptop tippsend. Geht ganz gut, jedenfalls muss nicht kotzen. Gut.
Gegen Abend sind wir daheim. Auch gut.

17. September 2012

Wien von oben herab

Wien: Es war eine schwüle Nacht. Im Badesee nebenan haben die Kröten seltsame Geräusche gemacht. Heute ist der Frau G. ihr erster Tag in Wien, also machen wir Stadtbesichtigung. Zuerst steigen wir auf den Nordturm des Stephansdoms. Das ist der unvollendete, aber von ihm sieht man wunderbar den „richtigen“ Turm. Und ganz weit unten die Fiaker, die auf die Touristen lauern.

Das Café „Hawelka“ ist ein Muss bei jedem Wienbesuch. Es ist eigentlich gar nichts Besonderes, aber eines der wenigen, die noch ausschauen wie früher. Dunkle Wände, ausgetretenes Parkett und Marmortische. Einfach schön. Aber man muss früh am Morgen kommen, bevor die asiatischen Reisegruppen einfallen.

Für mich ist die Karlskirche die interessanteste in Wien. Was sie überdies besonders macht, sind die derzeitigen Renovationsarbeiten. Denn man kann auf das Gerüst steigen und die Kuppel von Nahem sehen. Ganz oben ist man siebzig Meter über dem Kirchenraum. Die Besucher da unten sehen aus wie verstreute Krümmel.

Wer zum ersten Mal in Wien ist, sollte zum Schloss Schönbrunn fahren und dort zur „Gloriette“ hinaufsteigen. Von hier oben sieht man am Ende der gigantischen Parkanlagen das Schloss. Und im Hintergrund Wien und die Hügel im Norden.

Die Gloriette wurde als Siegerdenkmal für eine gewonnene Schlacht gebaut. Im einzigen Innenraum nahmen die königlichen Herrschaften gerne das Frühstück ein. Wir trinken bloss ein Wasser.

Am Abend fahren wir zum Übernachten wieder zu unserem Badesee in Leopoldsau hinaus. Müde und weich geschwitzt liegen wir noch ein wenig im Schatten der Bäume.

15. September 2012

grosser Bahnhof in Wien

Wien: Heute Abend kommt Frau G. angereist. Ich habe also noch einen ganzen Tag Zeit für mich allein. Darum fahre ich erst einmal zu zum neuen Bahnhof Praterstern. Tolle Bahnhofshalle und schöne Architektur. Gleich gegenüber liegt der Prater mit seinen Fahrgeschäften.

Das berühmte Riesenrad, wo die Hälfte der Kabinen fehlt. Die Liliputbahn, die teilweise auch mit Dampf fährt. Aber teilweise auch mit rosa Elektrozügen.

Hinter dem Prater befindet sich die „Republik Kugelmugel“. Eigentlich bloss ein Kugelhaus und ein Gitterzaun darum herum. Aber der Besitzer hat das Territorium zur eigenständigen Republik ausgerufen und sich von Österreich losgesagt.

Der alte Südbahnhof war seltsam und umständlich. Darum wird er nun durch einen Neubau ersetzt. Die Bauarbeiten sind schon bald zu Ende. Der neue Bahnhof besticht durch sein grandioses, gezacktes Dach.

Am besten sieht man die Baustelle vom „Bahnorama“, einem glaub sechzig Meter hohen Aussichtsturm ganz aus Holz.

Gegen Abend fahre ich mit der U-Bahn zum Westbahnhof. Auch dieser Bahnhof wurde komplett renoviert und mit zwei Seitenflügeln ergänzt. Mit ein paar Minuten Verspätung kommt der Railjet aus Zürich an. Und Frau G. freudig winkend auf mich zu gerannt.

Wir feiern unser Wiedersehen mit einem riesigen Figlmüller-Schnitzel, dazu ganz traditionell Erdäpfel- und Vogerlsalat. Schön dass sie nun da ist.

14. September 2012

Wien: namenlose und andere Tote

Wien: Auf dem Weg zurück zu meinem Parkplatzt in Leopoldsau mache ich noch einen kleinen Umweg in den Süden der Stadt.

Hier unten, wo die Donau Wien verlässt und nur noch einige tote Industriebauten stehen - hier unten spült die Donau immer wieder Tote an. Dies wohl wegen eines Strudels.

Diese werden gleich vor Ort auf dem „Friedhof der Namenlosen“ (n48.1596, e16.5021) bestattet. Menschen die in die Donau fielen, sprangen oder geworfen wurden. All diese Namenlosen finden hier ihre Ruhestätte.

Unweit vom Friedhof steht direkt am Donauufer die „Friedenspagode“ - Nipponzan-Myôhôji genannt. Die Stupa wurde 1983 gebaut und seither wohnt ein buddhistischer Mönch auf dem Gelände. Heute putzte er grad die Fenster seiner Wohnung.

Auf dem Nachhauseweg schaue ich noch kurz beim Stephansdom an. Diesmal die Katakomben und die Gruften im Untergrund.

Hier unten wurden lange Zeit die Toten Wiens bestattet. Bis der Gestank in der Kirche darüber so unerträglich wurde, dass man damit aufhören musste. In der Gruft nebenan liegen Töpfe mit den Innereien von etwa 75 Königen. Darunter sind viele Habsburger und so. Heutzutage werden bloss noch kirchliche Würdenträger in der Gruft bestattet. Und die am Stück und in Metallsärgen eingelötet, wie in Konservendosen.

Nun hat mich der Hunger eingeholt und ich muss dringend eine Wurst essen. Ich nehme eine „Bosna“. Das ist ein Käsekrainer mit viel Zwiebeln und mit Curry und Paprika gewürzt. Schmeck genau so, und gut.

Und wie immer wenn ich in Wien bin besuche ich auch noch gschwind den „Fotzenpoidl“ auf der Pestsäule.

13. September 2012

Septembersonne in Wien

Melk: Schon wieder nebliges Wetter! Dabei hat das Radio gestern für heute schönes versprochen. Doch bereits zehn Minuten hinter Melk löst sich der Nebel auf und die Sonne scheint.

Es ist nicht mehr weit bis Wien. Um zehn bin ich da: In Leopoldau, ganz im Osten der Stadt. Hier gibt es eine Menge freier Parkplätze direkt neben der U-Bahnstation. Die Bahnfahrt ins Stadtzentrum, zum Stephansplatz, dauert grad einmal zwanzig Minuten. Also hinein ins Getümmel der Hauptstadt.

Als erstes gehe ich mal etwas Ordentliches essen. Und zwar in die Kantine der Nationalbibliothek. Allerdings wird meine Hoffnung auf ein Wienerschnitzel nicht erfüllt, aber das Menü ist trotzdem ausgezeichnet: Eiernockerl oder Fisch, dazu Salat und Kuchen für ganz wenig Geld.

Mit der daheimgebliebenen Frau G. habe ich abgemacht, für sie in die Webcam vom Strauss-Denkmal zu winken. Also eile ich in den Stadtpark und winke wie von Sinnen in die Kamera. Eigentlich hat alles wunderbar geklappt. Allerdings muss ich leider feststellen, dass die Webcam die Bilder mit zwei Tagen Verzögerung sendet! So hab ich mir das aber nicht vorgestellt!

Dann gehe ich halt etwas Kunst schauen. Ins Museumsquartier. Es sind viele Leute da und geniessen die Septembersonne. Ich auch. Und nun ist mir doch nicht nach Kunst zumute.

Auf dem Nachhauseweg schaue ich mir noch den Stephansdom an. Wie jedesmal als erstes die Linde auf der Südseite.

Darauf hin nehme ich noch einen kleinen Imbiss. Wie immer beim "Trześniewski", der hat die unaussprechlich gute Brötchen.

Zum Übernachten fahre ich von Leopoldau einige Kilometer aufs Land hinaus. Am Badesee Süßenbrunn finde ich einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz. Es ist ein lauer Abend mit einem barbierosa Himmel und ich bin hundemüde.

12. September 2012

Donau: Fromme Leut und allerhand Gesindel

Altötting liegt gleich neben Neuötting und ist vermutlich der bekannteste Wallfahrtsort Deutschlands. Seit fünfhundert Jahren strömen die Pilgermassen herbei um sich Hilfe und Beistand zu erbitten. Im Zentrum stehen barocke Kirchen und prächtige Bürgerhäuser. Das eigentliche Zentrum ist aber eine kleine, einfache Kapelle, die Gnadenkapelle.

Hier her, zur „schwarze Maria von Ötting“, kommen die Pilger. Mich haben aber vorallem die zahlreichen Ex Voto-Täfelchen im Umgang fasziniert. Bildtafeln die aus Dankbarkeit hier angebracht wurden, und werden. Manche hängen sogar ihre Prothesen an die Kapellenwand. Für reuige Sünder stehen zudem Holzkreuze bereit, die sie um die Gnadenkapelle herum tragen können. Volksreligiosität aus tiefstem Herzen.
Am Kapellplatz gibt es aber auch unzählige Souvenirläden. Zu hunderten glotzen Plastik-Heilige aus den Schaufenstern. Gegen Mittag fahre ich weiter nach Marktl. Das kleine Dorf würde niemand beachten, wäre da nicht der aktuelle Papst geboren worden.

Im Papsthaus kam aber noch eine weitere Berühmtheit zur Welt: Georg Lankensperger; der Erfinder der Achsschenkellenkung. Danke Herr Lakensperger - was täten wir ohne diese wichtige Erfindung. Ich möchte zur Erinnerung gerne einen Papst-Kuchen oder so etwas kaufen, aber alle Geschäfte haben zu. Ausser "Martl's Grill-Hendl & Haxen", aber ich glaube nicht, dass der Martl etwas papstiges im Angebot hat.

Gar nicht weit von Marktl liegt Braunau. Es ist üppig barock und sehr gemütlich hier. Wenn es nicht nieselregnen würde, wäre es bestimmt noch schöner. Ich gehe in den „Salon Helga“ und lasse mir die Haare scheren.

Braunau rühmt sich eines seeehr hohen Kirchturms; und schämt sich etwas eines hier Geborenen: Adolf Hitler! Das Geburtshaus steht zurzeit leer, bis vor kurzem war da eine Behindertenwerkstätte drin.

Eigentlich will ich in Ybbs übernachten, aber ein Zaum verhindert das. Also fahre ich ins nahe Melk.

Das Stift Melk thront wie eine Burg über dem Städtchen. Unten die Werktätigen, oben die Frommen. Das Städtchen ist hübsch. Eine Marktgasse mit Strassencafes und Touristenläden. Und jetzt wo die Sonne wieder durch die Wolken dringt, will ich hier bleiben.

11. September 2012

Österreich und drei Minuten Liechtenstein

Heute Morgen um acht fuhr ich dann doch endlich los; wegen meiner Erwerbstätigkeit um zwei Tag verspätet. Und wie jedes Mal beim Losfahren, bin ich übellaunig.
Um neun Uhr bin ich auf dem Hirzel; ab nun sehe ich meine Heimat hinter mir nicht mehr. Bin immer noch übellaunig. Aber 60 Kilometer habe ich bereits geschafft, jetzt sind es bloss noch 850 bis Wien.
Um 10:28 Uhr reise ich in Liechtenstein ein. Schön hier. Um 10:31 reise ich aus Liechtenstein aus. Und in Österreich ein.

An der Autobahnauffahrt begrüssen sie mich mit österreichischen Landesflaggen – find ich sehr nett. Ich besorge mir so eine Vignette für deren Autobahnen. Für acht Euro bekomme ich eine Woche freie Fahrt.

Auf dem Arlbergpass verköstige ich mich mit einem „Fleischkäse Bagett“ (so schreiben sie’s hier) und mache ein Nickerchen. Nun bin ich nicht mehr ganz so übellaunig und geniesse die Aussicht auf die nebelverhangenen Gipfel.
In Terfens steht ein Haus kopfüber. Eine „Mutprobe“ und ein „Abenteuer“ sei es; und das einzige "Kopfüberhaus" mit Garage" - weltweit! Ja - wenn das so ist; dann muss ich mir das wohl anschauen.

Na ja! Stände es nicht kopfüber, wäre es nur hässlich.
Unweit davon liegt Stans, gleichnamig mit Stans bei uns in Nidwalden. Ich schau es mir an; und fahre weiter.
Die Autobahn zieht mich ostwärts. Hinter dem Chiemsee biege ich links ab. Liebliche Landschaften und viel Nichts.

Am Abend finde ich in Altötting Unterschlupf. Die Sonne geht unter und ich bin von der 560km Fahrt ermattet. Aber einen Abendspaziergang mache ich trotzdem noch. Schön hier.

8. September 2012

eine huerä weite Reise

So langsam sollte ich mich dranmachen, meine Koffer zu packen. Denn schon in wenigen Tagen sollte ich Frau G. vom Bahnhof abholen. Vom Westbahnhof in Wien.
Dieses Wien liegt gopferdeckel weit weg: Achthundertachzig Kilometer von hier! Hätte ich nicht gedacht, aber der Computer sagt das so voraus. Achthundertachzig Kilometer sind mindestens achtmal anhalten, Kaffee trinken und brünzeln. Und unzählige Stunden einsamer Fahrerei.

Ich glaube, ich söllte dann mal packen gehen. Und losfahren. Vielleicht berichte ich ab und zu von unterwegs? Mal sehen…

1. März 2010

3 x überland nach Indien

Die Überlandreise von Europa nach Nepal gehört bestimmt zu einer der grossartigsten Strecken der Welt. Auf dieser Tour kann man eine Vielzahl faszinierender Landschaften und fremdartiger Kulturen erleben. Hohe Berge, tiefe Schluchten und malerische Dörfer mit bunten Märkten. Man taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse und Überraschungen. Und da seit einigen Jahren die Strasse von zuhause bis Katmandu durchgehend asphaltiert ist – warum also nicht mal hinfahren...

nach Istanbul, 1. - 8. Tag
Kaum losgefahren, muss man sich gleich schon entscheiden welche Richtung; Hergiswil oder Stansstad? Wir fahren diesmal über Wien, Abstecher nach Bratislava und weiter nach Budapest und Debrecen nach Rumänien. Über Cluj fahren wir nach Sighsioara und besuchen das Dracula-Schloss. Es hat Nebel und gibt feine Pizza; im Restaurant riecht es nach Sauerkraut, Zigarettenrauch und feuchten Füsse. Weiter ans Schwarze Meer; Varna, Nessebar, Sozopol und dann an die türkische Grenze. Der Grenzübertritt geht zügig, Routine. Für die türkische Einreise brauchen wir noch ein Gesundheitsattest. Bei einem kränklich dreinschauenden Medizinmann bekommen wir den geforderten grünen Stempel; wir sind gesund. Im ersten türkischen Dorf gibt es Köfte und Salat. Beim Einnachten erreichen wir dann Istanbul. Nebel, Regen und Milliarden von Autos. Wir quartieren uns bei der Blauen Moschee ein. Nachtessen im Pudding Shop, dem legendären Restaurant und Treffpunkt aller Überlandreisenden.

Türkei, 9. – 19. Tag
Nach einigen anregenden Tagen Istanbul müssen wir nun weiter. Frisch frisiert und gebadet fahren wir los. Es beginnt zu schneien, es ist halt schon Mitte November. Im Osten gehen demnächst die Passstrassen zu. Kappadokien; unterirdische Städte, bewohnte Hügel und märchenhafte Täler. Wir fahren weiter über Erzincan und Erzurum nach Dogubeyazit. Verschneite Winterlandschaft und klirrende Kälte. Lerne ein weiteres Wort türkisch; zincirleri – Schneekette.
In Dogubeyazit übernachten wir ein letztes Mal vor der iranischen Grenze. Aus uns unbekannten Gründen fehlen auf der Strasse die Schachtdeckel. Wäre ja an sich kein Problem, wenn die Strassenlampen leuchten würden. So aber ist der nächtliche Spaziergang von Überraschungen geprägt.

Iran, 20. – 30. Tag
Die Einreise in den Iran ist eigentlich problemlos, es braucht aber etwas Zeit. Der Zollhof ist riesengross und es wimmelt von Geldwechslern; was aber eigentlich illegal ist. Nach etwas Papierkram öffnet sich das Tor und wir sind im Iran. Noch etwas mehr Papierkram und wir können los. Im Zollgebäude hat es leider keine Toilette, so machen wir es wie alle und kacken zwischen die eingeschneiten Lastwagen auf dem Hof. Jetzt im Winter ist das kein Problem, wir decken unsere Kackwürste sorgsam mit Schnee zu. Aber im Frühjahr, wenn es dann taut, möchte ich die Gesichter der Grenzbeamten sehen!
Im ersten Städtchen gehen wir Geld wechseln. Es gibt dicke Bündel Rial, wir sind nun Millionäre. Und den Bus tanken wir; 100 Liter Diesel kosten 3.00 sFr. Früher war's billiger!
Mit jedem Kilometer, den wir ostwärts fahren weicht der Winter. In Esfahan machen wir einen längeren Aufenthalt. Grandiose Bauwerke, schöne Gärten und gutes Essen; nicht bloss immer Sis-Kebab und Reis. Der Basar quillt von bunten Waren über. Ich setze mich in mein Lieblings-Cafe und schaue den Leuten zu. Am Meidan-e-Immam gibt es die beste Eiscreme, die ich je gegessen habe.
Wir reifeln weiter nach Shiraz und Kerman. Überall ist es wunderschön und es gibt viel zu sehen. Ich kaufe ich mir neue Schuhe, rotbraune Lederschuhe. Kurz nach dem Verlassen des Schuhladens platzt eine Naht. Zum Glück gleich vor einer Schuhmacherwerkstatt. Er näht sie neu und putzt sie auch gleich noch; jetzt sind sie dunkelbraun.
Weiter nach Bam. Die Landschaft wird zusehends wüstenähnlich. Die Überlandbusse sind modern und mit knallbunten Lichtern bestückt. Bam wurde beim letzten Erdbeben schwer beschädigt. Früher war das eine Perle. Unsere letzte Etappe im Iran ist Zahedan. Wir frühstücken heute auswärts. Es gibt Brot, Butter, Konfi, Käse – aber keine Messer.

Pakistan, 30. – 38. Tag
Bei Taftan reisen wir in Pakistan ein. Das übliche durcheinander, aber problemlos. Die Strassen in Belutschistan sind löchrig und wellig, kaum besser als unsere A1. Wir fahren weiterhin durch die Wüste. Ab und zu ein Kontrollposten des Militärs, ab und zu ein Städtchen. Nichts Aufregendes. Die Männer tragen nun bunte Glitzerkappen oder Mützen, die ausschauen wie eine Pizza auf dem Kopf. Die Lastwagen sind über und über bemalt und mit Glitzerzeug behängt. Meist sitzen drei bis fünf Leute in der Kabine. Der zweite von links ist meist der Fahrer.
Quetta ist die erste grössere Stadt. Es ist immer noch kalt, Quetta liegt auf 1‘700 Meter. Hier wimmelt es von den dreirädrigen Scootern. Die transportieren alles: Leute, Vieh, Fracht. Es gibt sogar Scooter-Sattelschleppperli. Weiter fahren wir über Laralai und dann über eine spektakuläre Passstrasse 1‘000 Höhenmeter hinunter ins Indus-Tal nach Dera Gazi Khan. Die Landschaft und das Wetter haben sich auf einmal geändert. Nun ist es grün und frühlingshaft warm. Ab hier führt eine Autobahn nach Lahore. Die Paki fahren wie die Räuber und hupen wie die Irren. Wir auch. Lahore ist eine tolle Stadt. Prächtige Bauwerke und Parkanlagen.

Indien, 39. – 52. Tag
Gleich hinter Lahore erreichen wir die Grenze. Wegen dem jahrzehntealten Krieg zwischen Pakistan und Indien ist sie eigentlich geschlossen. Wir Exoten könne sie aber überqueren. Die Grenzgebäude liegen in einem Park, auf den Bäumen hocken Geier. Papierkrieg, unzählige Stempel und verschwitzte Beamten. Mein Bruder verschafft seinem Ärger Luft indem er eine extra dafür mitgebrachte Kakerlake im Büro des Zollchefs freilässt. Irgendwann sind wir abgefertigt und in Indien. Und am Abend in Amritsar. Besichtigen den Goldenen Tempel und wohnen bei Mrs. Bhandari’s Guesthous, dem Treffpunkt der Überlandfahrer. Weiter geht’s über Chandigarh nach Delhi. Die Riesenstadt fasziniert mich immer wieder. Modern und völlig rückständig zugleich. Prunk und Chaos; man kann sie nur mögen. Wir besuchen auch das Eisenbahnmuseum. Da gibt es eine Einschienenbahn zu bewundern. Und den Schädel eines Elefanten, der mit einer Dampflok kollidierte.
Nach einigen Tagen Aufenthalt fahren wir weiter: Jaipur, Ajmer, Fatehpur Sikri, Agra und dann über Kanpur nach Varanasi. Überall gibt es viel zu sehen, zu schmecken und riechen. Und es hat überall unzählige Inder. Alle sind nett und hilfsbereit, auch wenn man gar keine Hilfe möchte. Und man kann überall sehr gut indisch essen.
Auf dem Weg zur Nepali-Grenze kommen wir an einem Unfall vorbei. Auf einer Brücke sind zwei Lastwagen zusammengestossen. Einer verlor dabei seine Vorderachse, der andere bekam ein Riss im Tank; Gastank! Beim Versuch die Unfallstelle zu umfahren blieb dann ein 50-Tonner stecken und blockiert nun auch di Umfahrungsstrecke. Für uns bedeutet das einen Umweg von etlichen Stunden über einspurige Strässchen; natürlich mit Gegenverkehr – Indien!

Nepal, 53. – 63 Tag
Bei Bhairahawa überqueren wir die Grenze nach Nepal. Wieder die obligate Zettelausfüllerei und Warterei. Irgendwann sind wir durch. Wir fahren in den Chitwan National Park. Hier im Tiefland des Terrai ist eine tropische Landschaft, am Horizont die höchsten Berge der Welt. Wir wohnen in einen Dschungel-Camp an einem Fluss. Nachts verwüsten die Nashörner die nahen Gemüsegärten.
Nun beginnt die Strasse zu steigen, es geht in die Berge des Himalajas. Pokhara am Phewa-See ist auch so ein Überlandfahrer-Treffpunkt, man trifft eigentlich immer Weltreisende. Es ist nicht mehr weit ans Ziel. Eine Tagesreise später kommen wir in Katmandu an. Mittlerweilen eine Millionenstadt mit allem, was man so nach einer Tour braucht. Schwarzwäldertorte, Sushi und Fondue. Katmandu und die umliegenden Städte Patan, Paktapur, Bodnath und so weiter sind sehr malerisch und besuchenswert. Man kann mit dem Velo hinfahren oder mit dem einzigen Trolleybus Nepals. In der Altstadt von Katmandu wimmelt es von bunten Touris und heiligen Männern. Beide haben die gleiche Leidenschaft; kiffen. Nach neun Wochen endet hier unsere Reise. Die Rückfahrt machen Freunde von uns. In drei Monaten sollte der Bus wieder zuhause sein. Ich fliege retour, Katmandu Airport, ab Gate 1 - es hat ja bloss diesen einen…

Diese Reise nach Katmandu war genau 11‘998 Kilometer lang – pro Strecke.

Die Situation hat sich in einigen Ländern verschlechtert. Ich rate deswegen Anfängern zurzeit von der Überlandreise eher ab.


Unterwegs Essen. Meistens essen wir in Restaurants oder an Garküchen am Strassenrand. So erleben wir die einheimische Küche hautnah. In Indien und Nepal gibt es eine Vielzahl schmackhafter, vegetarisch Gerichte. Nationalgericht Pakistans ist Daal, ein feurig scharfer Linsenbrei. Im Iran und der Türkei isst man viel Schaffleisch, Kebab und wunderbare Vorspeisen. In Pakistan und im Iran wird kaum Alkohol getrunken. Für die Verpflegung muss man mit etwa Fr. 5.- pro Tag rechnen.

Papierkram. Für die meisten der bereisten Länder benötigt man ein Visum. Und für das Fahrzeug ein Carnet de passage. Die Visa besorgen wir immer der Abreise. Man brauchst ein mindestens sechs Monate über das Ende der Tour hinaus gültigen Reisepass mit etwa 10 leeren Seiten; ohne Stempel von Israel, Irak und Südafrika. Und etwa ein Dutzend Passfotos (ohne Brille, nicht lachen und Frauen mit Kopftuch). Die Visa kosten gut Fr. 200.-.

Grenzen. Die Grenzübertritte gehen zurzeit recht problemlos vonstatten. Türkei - Iran. Der einzige brauchbare Grenzposten ist bei Dogubayazit. 3 Stunden. Bank im Ort. Im Grenzgebiet keine Tankstelle und kein Diesel! Im Iran gelten besondere Bekleidungsvorschriften! Männer tragen keinen Krawatte, Frauen ein Kopftuch. Und beide keine kurzen Hosen. Das sind bei den winterlichen Temperaturen aber keine all zu grossen Einschränkungen.
Iran - Pakistan. Der einzige Grenzübergang ist bei Mirjaveh/Taftan. Die Ausreiseformalitäten aus dem Iran finden wohlgeordnet im Zollgebäude statt. Die Einreise nach Pakistan ist chaotisch. Die zuständigen Büros sind im ganzen Dorf Taftan verteilt! 3-4 Stunden. Geldwechsel schwierig. Keine Tankstelle die nächsten paar hundert Kilometer.
Pakistan - Indien. Der einzige Grenzübergang ist bei Lahore, Wahga/Atari. Zollhof mit den zuständigen Büros in einer Reihe. 3-6 Stunden. Die pakistanischen Zöllner machen dubiose Geschäfte!
Indien - Nepal. Mehrere Grenzübergänge. Zum Beispiel Sunauli bei Bhairahawa. Die Grenze ist mitten in einem Dorf. Die Büros musst Du suchen! 2-3 Stunden.

Strassen. Die Strasse von Luzern nach Katmandu ist nun durchgehend asphaltiert. Trotzdem ist die Strecke noch abenteuerlich. In Pakistan, Indien und Nepal gibt es Millionen von Schlaglöcher und Speedbreaker. Und mit dem Strassenverkehr ist das sowieso so eine Sache. Unzählige Lastwagen, Busse, Ochsenkarren, Velos, Rikschas, und alle Arten von Zwei- und Vierbeiner nutzen die Strassen zum gehen und stehen.
Eine Beschilderung fehlt oft, ist in einer uns unleserlichen Schrift oder einfach falsch. Und unsere Strassenkarten sind auch nicht besser!

... und dem Peter vielen Dank für die Bilder