25. März 2014

Rom: ein Platz an der Nonne

Rom. Heute Morgen ertappe ich unsere beiden Hotelchinesen Wei-Wei dabei, wie sie mächtige Koffern die Treppe runter schleppten. Ich glaube, sie reisen ab. Wie auch immer, das Frühstück ist karg und der Himmel himmelblau.

Wir fahren zur Engelsbrücke. Der Bus ist gestossen voll. Ich fühle mich wie in einer Sardinendose; und es riecht auch schon etwas fischig. Links reibt sich ein Senegalese an mich. Er liest auf dem Handy im Koran. Aus Dakar sei er, erzählt er mir.

Die mittelalterliche Engelsburg hockt eigentlich auf einem römischen Mausoleum. Dicke Mauern und viele Treppen. Zinnen, Kanonen und prächtige Räume. Aussen massives Mauerwerk, innen palastige Säle. Nett. Von ganz oben geniessen wir den grandiosen Rundblick. Und etwas weiter unten ein Cappuccino. Schön hier.

In Rom gibt es unzählige Kirchen und Kapellen - und auch die grösste Moschee Europas. Die wollen wir uns natürlich ansehen. Sie steht etwas abseits vom Zentrum im Norden der Stadt. Wir fahren mit der Vorortbahn hin. Ein grauslig geschundener Zug, vollgesprayt und vollgemüllt. Und voller Leute; mir bleibt bloss wieder ein Platz an der Nonne.

Die Moschea di Roma ist knapp zwanzig Jahre alt und steht in einem staubigen Park mit schönen Bäumen. Eine silberne Kuppel und ein Wald aus schlanken Betonpfeilern. Nett. Aber vielleicht etwas zu grobschlächtig. Leider dürften wir heute nicht in den Gebetsraum hinein, sagt der Mann mit dem Putzeimer. Nur am Vormittag und am Samstag, odr so. Schauen wir halt nur von aussen, schade.

Auf dem Nachhauseweg gucken wir uns Schaufenster mit Plastikfrauen an. Ein silbrig angemalter Kerl steht auf einer Kiste und mimt eine antike Statue. Er raunt mich wegen einer kleinen Spende an. Ich schenke ihm ein Lächeln.

Ins Zimmer neben uns sind zwei Amerikanerinnen eingezogen. Einfachheitshalber nennen wir sie Wei-Wei. Seltsam ist nur, dass sie nur französisch sprechen. Irgendwas an meiner Amerikanerinnen-Theorie scheint nicht zu stimmen…

24. März 2014

Rom: nächster Halt - Vatikanische Staatsbahn

Vatikan. Es mag euch jetzt vielleicht etwas überraschen, aber seit Jahrzehnten schon wollte ich die Vatikanische Staatsbahn aus der Nähe anschauen. Wobei: Viel ist das nicht. Das Eisenbahnnetz des Vatikans ist – öööhm – recht übersichtlich. Wenn man am Bahnsteig 1 steht, kann man es mit einem Kopfschwenker komplett überblicken. Und ausser diesen einen Bahnhof und einigen Geleisen gibt es eigentlich nichts, kein Stellwerk und keine Signale. Wozu auch, es gibt ja auch keine Züge.

Ab und zu schiebt die italienische Bahn einige Güterwagen durchs Tor in der Vatikanmauer. Das ist dann auch schon alles, mehr Bahnverkehr gibt es nicht.

Die Bahnlinie wurde 1929 gebaut, der Bahnhof einige Jahre später. Schon 1962 fuhr dann zum ersten Mal der Papst Johannes XXIII mit der Eisenbahn. Wenig später, 1979, 1986 und 2002 fuhr Papst Johannes Paul II. gleich dreimal. Und zuletzt erbarmte sich auch Papst Benedikt XVI. und fuhr 2011 mit dem Zug.

Das einzige vatikanische Eisenbahn-Fahrzeug ist ein weisser Traktor, der manchmal auch als Rangierlok herhalten muss. Ein "New Holland" und Geschenk von Fiat. Der Tunnel im Hintergrund ist übrigens bloss ein halber und reicht etwa hundert Meter in den Berg hinein. Ohne ihn wäre der Bahnhof zu kurz für die Weichen.

Vor einigen Jahren das Bahnhofsgebäude zu einem Warenhaus umgebaut. Die einst schönen Innenräume gibt es nicht mehr. Heute werden darin Luxus-Schmuck, Parfüm, teuren Schnaps und exklusive Handtaschen feilgeboten. Wie ein Duty-free-Shop am Flughafen. Hier können aber nur Bewohner und Beschäftigte des Vatikans einkaufen. Wenn sie wöllen ...

22. März 2014

Rom: Geld und Gelügeltes im Vatikan

Vatikan. Irgendwo habe ich gelesen, der Geldautomat im Vatikan spreche auch Latein. Ich habe jetzt die günstige Gelegenheit beim Schopf gepackt und die Sache überprüft.

Der vatikanische Geldautomat kann einige Sprachen - aber Latein nicht. Eigentlich schade, wäre eine nette Geschichte gewesen. So aber wird's nix...

21. März 2014

Rom: im Zentrum der Christenheit ist eine Tiefgarage

Vatikan. Der Vatikanstaat hat zwei Gesichter - vorne der touristenschwangere Petersplatz und hinten das eigentliche Staatsgebiet; abgeschlossen und für Fremde kaum zugänglich. Und genau dazwischen arbeitet unser Freund. Nennen wir ihn mal Fredy. Fredy ist Hellebardier in der Schweizergarde, der Leibwache des Papstes. Das sind die der bunten Wächter im lustigen Gewand. Doch unter der historischen Uniform verbergen sich professionelle Sicherheitsleute.

Wir treffen Fredy an der Porta Sant'Anna, dem Haupteingang zum Vatikan. Er sieht toll aus und wir freuen uns aufs Wiedersehen. Wir schlüpfen durch eine unscheinbare Tür hinein in die Innereien des Vatikans. Lange Gänge und immer wieder Tore mit Gardisten davor. Dann schliesst Fredy eine Tür auf und wir stehen direkt in der Vorhalle des Petersdoms.

Gleich hinter dem Petersdom wohnt der neue Papst. Ihm war es im Papstpalast etwas zu pompös, er mag es lieber schlichter und wohnt deshalb in einem Gästehaus. Aber er ist nicht da, er und einige Kardinäle schlafen heute auswärts.

Weiter geht’s an der Tankstelle (n41.9010, e12.4528) vorbei hinauf zum Bahnhof und dem Governatoratspalast. Es ist grad Feierabendverkehr, zahllose Autos und Mopeds quellen aus einer Tiefgarage (n41.9013, e12.4517). Irgendwie haben wir uns das Zentrum der Christenheit anders vorgestellt - öööhm - ohne Tiefgarage.

Wir laufen um den Petersdom herum und dann wieder dicke Mauern, Tore, Innenhöfe. Wir sehen die vatikanischen Bibliothek und die Sixtinischen Kapelle - von aussen, ungewohnt.

Unmittelbar neben dem Papstpalast befindet sich das Quartier der Schweizergarde. Drei langgezogene Häuser, dazwischen zwei Innenhöfen. Einer ist der Ehrenhof mit dem berühmten Denkmal und dem direkten Tor direkt zum Petersplatz.

Fredy steigt mit uns hinab in die Waffenkammer. Hier sind Unmengen von alten und neuen Uniformen, Rüstungen und Waffen gelagert.

Gegenüber sind das Musikzimmer und die Schneiderei, wo all die verschiedenen Uniformen hergestellt werden. Und das … und ...

Wir essen Spaghetti in einem wunderbar gewöhnlichen Restaurant. An der einen Wand hängen Bilder von der Schweizergarde, an der anderen von der lokalen Fussballmannschaft. Am Nebentisch isst ein junger Pater Spaghetti. Erinnert mich an Don Camillo.

Vielen Dank, lieber Fredy, für diesen eindrücklichen und unvergesslichen Blick in deinen Alltag. Und hinter die Mauern des Vatikanes.

20. März 2014

Rom: das Zwergenland im Hinterhof

Rom. Entgegen der Wettervorhersage ist es heute schon wieder wolkig. Wei-Wei sind früh auf. Sehen tun wir sie zwar nie, aber manchmal hören. Und am Morgen haben sie unser gemeinsames Badezimmer geflutet; alles pflotschnass.
Heute besuchen wir einen wenig bekannten Staat mitten in Rom; den "Malteserorden". Dieser gilt als „souveränes Völkerrechtssubjekt“ und ist somit ein richtiger Staat, allerdings ohne Territorium. Wozu auch? Jedenfalls, nach der Vertreibung aus Malta fand der Malteserorden hier eine vorläufige Bleibe; im "Palazzo di Malta" in der Via dei Condotti 68 in Rom.

Als wir ankommen ist das mächtige Tor weit geöffnet. Im Innenhof stehen einige livrierte Männer herum und tun so, als ob sie uns erwarten. Also treten wir ein - Grüezi - und schauen uns um. Ein kleiner Hof mit einem Malteserkreuz im Pflaster und einem kleinen an der Wand. Rundherum Hauswände - nett, aber auch recht übersichtlich, dieses Malteserland.
Der Staat hat zwar kein eigenes Staatsgebiet, aber immerhin eine eigene Währung, den „Scudo“ und eigene "SMOM"-Autokennzeichen.

Wie dem auch sei, wir verlassen das Land und reisen wieder in Rom ein. Schlendern durch die Gassen. Frau G. erfreut sich an den Schaufenstern, während ich nach einer Bratwurst Ausschau halte. Nix da.

Auf der anderen Seite des Tibers versteckt sich zwischen den Häusern eine alte Markthalle; der „Mercato Rionale“. Eine hübsche Halle mit einem bunten Angebot; Früchte, Fische, Blumen. Wir kaufen zwei Äpfel und geniessen die friedliche Stimmung in einem Strassencafé. Der Horizont droht derweil mit graue Wolken.