24. September 2012

Ukraine: hässlichschön oder was

Die Ausreise aus Ungarn geht recht zügig. Wir müssen ein paar Fragen beantworten und einen Zettel ausfüllen. Dann dürfen wir ein paar Meter weiterfahren zur ukrainischen Einreise.

Auch hier sind die Grenzbeamten sehr freundlich und hilfsbereit, sie füllen für uns sogar die Formulare aus. Der zuständige Beamte hockt in einem Glashäuschen und hat Übergewicht und Heuschnuppen. Er saftet aus allen Poren und der Schnudder tropft aus seinem Gesicht. Dann müssen wir noch 21.32 Euro zahlen und fertig. Die ganze Prozedur hat knapp eine halbe Stunde gedauert.

Wir fahren los, erst einmal weg von der Grenze. Wir haben keine Strassenkarte(!) und unser Navi ist ratlos. Wegweiser hat es auch keine, und wenn, sind sie natürlich kyrillisch beschriftet.

Also fahren wir einfach geradeaus ostwärts, und später nach Norden. Wir durchfahren einige wenig aufregende Dörfer. Aber nicht unhübsch.

Gegen Mittag kommen wir nach Xycт (Chust). Volltreffer! Denn genau hier wollten wir hin. Schon von weitem sehen wir die goldenen Kuppeln der orthodoxen Kirche glänzen. Etwas kitschig.

Aber gleich daneben ist der Markt. Mit Früchte und Gemüse, Kleider und Spielsachen, Werkzeug und Medikamente; alles ist hier erhältlich. Wir kaufen einige Kleinigkeiten und setzten uns dann ich ein Café und schauen den Leuten zu.

Viele Frauen sind auffallend aufgehübscht. Gesichtsbemalung, hohe Schuhe und üppigen Schmuck. Irgendwie nuttig.

Niemand wird behaupten, Chust sei hübsch. Gut, es hat einige bemerkenswert schöne Gebäude; aber der Rest ist rissig und staubig. Oder einfach bloss hässlich. Uns gefällt das.

Wir übernachten kurz hinter Chust direkt am Fluss. Wunderschön hier.

22. September 2012

Ungarn: flaches Land und kurze Züge

Debrecen ist eine aufstrebende Stadt mit einem schönen Zentrum. Plätschernde Brunnen, Denkmäler von toten Helden und romantische Strassencafés.

Ein tapferer Krieger – keine Arme, aber ein Lächeln im Gesicht.

Hier im äussersten Osten Ungarn gibt es viele Strassendörfer. Beiderseits der Strasse und ennet dem Strassengraben eine Reihe kleine Ziegelhäuser; mehr nicht. Und alte Kirchen mit hölzernen Kirchtürmen.

Der Bahnhof von Mátészalka ist beachtlich gross; zehn Geleise und eine imposante Bahnhofshalle. Aber leider sind keine Züge da, bloss auf Gleis 6 steht ein röchelnder Schienenbus. Ein einziger Passagier sitzt drin.

Laut Fahrplan kommt in einer Stunde der nächste Zug. Das ist mir nun doch zu lang zum Warten. Und wer weiss, vielleicht ist es auch wieder nur ein Schienenbus.

Wir übernachten an einem Waldrand mit Blick auf die Getreidefelder. Der Himmel ist milchig und die Sonne geht hier im Osten bereits vor sieben unter.

21. September 2012

Ungarn: sprachlos im Osten

Heute soll der Regen kommen, stattdessen kommt aber wieder die Sonne. Und damit wohl auch die Hitze, wie schon die letzten Tage. Zudem zeigen meine Sandalen dramatische (Hitze?)-Schäden und müssten ersetzt werden.

Wir rollen ostwärts über die Ebenen und steuern dann das erste grosse Einkaufszentrum an. Im Eingang bekommen wir von der netten Frau mit dem grünen Hut eine Kundenkarte. Wie sich zeigt, sind wir in einem Grossmarkt gelandet. Vieles gibt es in XXL-Packungen erhältlich: Allerhand Süssigkeiten, grosse Säcke mit Nudeln,dutzendweise Würste. Aber auch Pizzakartons und Pommesgabeln. Und nagelneue Sandalen für mich. Schokoladenbraune mit Klettverschluss – Seniorenlatschen!

Die ungarische Sprache ist rätselhaft. Wir können zwar die Buchstaben lesen, der Sinn bleibt uns aber verborgen. Keine Ähnlichkeit mit den uns vertrauten Sprachen.

Die Strassen sind gut und gut beschildert. Aber die Ortsnamen sind unaussprechlich und ich kann mir die nie merken. Was aber auch egal ist, da wir sowieso ziellos nach Osten fahren. Die Ukraine ist gross; die können wir nicht verfehlen.

20. September 2012

Ungarn: Männer stehen auf Pferde

Hinter den Mátra-Bergen liegt die Stadt Eger. Eger wurde einst von den Osmanen beherrscht, was man ihnen anscheinend heute noch übel nimmt.

Aus der osmanischen Zeit ist einzig ein mächtiges Minarett übrig geblieben. Es steht ganz einsam mitten im Quartier. Die umliegenden Kebab-Läden sind vielleicht auch osmanisch, aber eher neueren Datums.

Ungarn ist grösstenteils flach und sehr fruchtbar. Die Getreidefelder sind riesengross und reichen bis zum Horizont. Jetzt im September ist grad Erntezeit und die Mähdrescher mähdreschen das Getreide. Auch manche Traktoren sind herzhaft.

Wir rollen gemütlich übers flache Land; mitten in die Puszta hinein. Es ist heiss und staubig. Statt Getreide wächst hier bloss noch spärlich gelbes Gras.
Wir hocken uns auf einen Pferdewagen und lassen uns über das Steppenland kutschieren. Es sind keine Touristen da, drum bekommen wir einen Wagen fast ganz für uns allein.

Unterwegs machen wir da und dort halt und schauen einheimische Tiere an; Graurinder, Wasserbüffel, komische Schafe, ein Ochsengespann – und natürlich Pferde. Viele, viele dunkelbraune Pferde der Marke „Nonius“.

Die einheimischen Reiter stehen auf Pferde; im wahrsten Sinn des Wortes - fünfspännig. Wohl um die Pferde nicht zu zerkratzen, trägt der Reiter (oder Steher?) Schaumgummilatschen. Ein wilder Krieger in Pantoffeln…

Erst wollte ich ja nicht so recht mit so einem Pferdewagen fahren: Die ganze Zeit einem Pferd auf den Arsch gucken wollte ich nicht. Nun muss ich aber eingestehen, es war wunderschön - und man muss auch nicht andauernd auf den Pferdearsch schauen. Nur wenn man mag.

Am Abend wollen wir traditionell essen gehen. Pferdefleisch haben sie leider nicht auf der Karte, stattdessen nehme ich Palatschinken mit Fleischfüllung. Und Schaf-Gulasch mit Kartoffeln. Mundet usinnig gut.

19. September 2012

Ungarn: Sommerfrische in den Bergen

Die Felder entlang der Donau sind dürr und sonnenverbrannt. Alles ist knusprig braun. Selbst die Sonnenblumen lassen ihre Köpfe hangen. Es war wohl ein regenarmer Sommer.

Wir setzen uns da und dort ans Donauufer und schauen dem sirupigen Wasser zu. Gegenüber thront die Burg Visegrád auf einem bewaldeten Hügel. Auf dem Fluss ist nichts los, nicht einmal Geflügel oder Fischer sind zu sehen.

Zum Glück führt unser Weg in die Mátra-Berge. Die sind zwar nicht besonders hoch, aber dicht bewaldet und herrlich frisch.

Ich erwerbe zwei Flaschen Mineralwasser der Marke „Gyógyvíz“. Ein Schluck davon und der Durst ist wie weggeflogen! Lasst es euch eine Warnung sein: Auch Wasser kann unbeschreiblich schmecken. Übel! Ich befürchte den Verlust meiner Tsssunge...

Wir übernachten in einem Buchenwald irgendwo in den Bergen. Es ist ganz malerisch und ruhig. Bloss in regelmässigen Abständen von einem jaulenden Töff unterbrochen, der auf der Bergstrasse an seiner Bestzeit feilt. Die Dämmerung lässt ihn dann verstummen.

Heute habe ich einen grossen Schrottplatz voller absonderlichen Fahrzeugen gesehen. Und weder angehalten, noch Fotos davon gemacht. Ich bin auf dem Weg der Besserung.