Im Morgengrauen beginnt es zu regnen. Eigentlich freut uns das: Endlich ist es nicht mehr so heiss, dafür ist jetzt halt alles grau und nass. Wir fahren weiter nach Osten, immer der Theiss entlang.
Die Strasse ist recht gut. Wobei es auch runzlige Abschnitte gibt; sehr runzlige. Gerüchteweise sollen in den Schlaglöchern schon Pferde ersoffen sein. So schlecht die Strassen auch sind, die Häuser dagegen sind übertrieben “hübsch“. Den Neureichen scheint wohl nichts zu peinlich zu sein.
Die Wälder und Hügel ennet dem Flusses sind oft bereits in Rumänien. Unterwegs besuchen wir den Mittelpunkt Europas (n47.9629, e24.1876). Er ist zwar einer von vielen bekannten
Mittelpunkten Europas; aber man soll nicht alles hinterfragen. Dieser liegt praktischerweise gleich bei einem Parkplatz und jetzt wo wir schonmal hier sind, sind wir auch beeindruckt.
Irgendwo habe ich gelesen, Paxiв, Raschiv (n48.0553, e24.2086) sei das „huzulische Paris“. Unser Paris kann damit aber unmöglich gemeint sein! Nichts, aber auch gar nichts erinnert an Paris. Gut, vielleicht liegt es auch am Regen, aber nach Paris schaut es hier so ganz und gar nicht aus.
Raschiv ist ein bescheidenes Landstädtchen ohne erkennbare Noblesse. Mir gefällt dieser etwas rauhe Sowjet-Charme und ich mag die einfachen gradlinigen Leute hier.
Der Bahnhof hat viele Geleise und ab und zu fährt auch ein Zug; also eigentlich genau wie in Paris. Auf einem Bahnwagen steht geschrieben, dass man neulich das 150-Jahr Jubiläum feierte. Der
Zug wohl auch, so wie der ausschaut.
Wir wollen über die Karpaten hinüber, denn auf dieser Seite ist vieles noch sehr ungarisch geprägt. Und drüben erwarten wir dann etwas mehr richtige Ukraine.
Unsere Strasse führt über einen 900 Meter hohen Pass. Hier oben sind einige Skigebiete. Aber jetzt im September ist alles verlassen und eingeschlafen. Wir fahren noch bis hinunter nach Jaremtsche. Wir finden einen, für eine mondlose und regnerische Nacht genügend schönen Übernachtungsplatz.