18. September 2012

Ungarn: zu andern Ufern

Gleich hinter dem Neusiedlersee liegt schon Ungarn. Es ist flach und die Sonne brennt vom bleichen Himmel. Wir fahren an die Donau und liegen im Schatten der Bäume. Das Wasser sieht aus wie Karamellcreme und fliesst bleiern ostwärts.

Wir kaufen Reiseproviant ein. Und einen aufgerollten und geräucherten Käse. Der Rollkäse schmeckt gut.

Die Brotlaibe mit den direkt aufgeklebten Etiketten erinnern mich an meine ersten Ungarnreisen in den frühen 1980-er Jahren.

Gegen Abend kommen wir nach Esztergom. Die Stadt war früher einmal die Hauptstadt Ungarns, heute aber bloss mehr Provinz. Aber deswegen sind wir auch nicht hergekommen.

Wir wollen unbedingt auf die Basilika hinauf steigen. Bis hinauf zur Kuppel sind es genau vierhundert Treppenstufen. Es geht auf steilen und engen Wendeltreppen höher und höher. Etwa achtzig Meter über dem Kirchenraum schlüpfen wir durch eine schmale Luke nach draussen

Der Ausblick von hier oben ist überwältigend. Tief unten sieht man die Donau und hinüber in die Slowakei. Wir übernachten direkt an der Donau. Nebenan steht ein Gasthaus namens „Star Club“ mit auffallend vielen roten Lampen. Es sei ein Dancing steht angeschrieben - und ist geschlossen.

17. September 2012

Wien von oben herab

Wien: Es war eine schwüle Nacht. Im Badesee nebenan haben die Kröten seltsame Geräusche gemacht. Heute ist der Frau G. ihr erster Tag in Wien, also machen wir Stadtbesichtigung. Zuerst steigen wir auf den Nordturm des Stephansdoms. Das ist der unvollendete, aber von ihm sieht man wunderbar den „richtigen“ Turm. Und ganz weit unten die Fiaker, die auf die Touristen lauern.

Das Café „Hawelka“ ist ein Muss bei jedem Wienbesuch. Es ist eigentlich gar nichts Besonderes, aber eines der wenigen, die noch ausschauen wie früher. Dunkle Wände, ausgetretenes Parkett und Marmortische. Einfach schön. Aber man muss früh am Morgen kommen, bevor die asiatischen Reisegruppen einfallen.

Für mich ist die Karlskirche die interessanteste in Wien. Was sie überdies besonders macht, sind die derzeitigen Renovationsarbeiten. Denn man kann auf das Gerüst steigen und die Kuppel von Nahem sehen. Ganz oben ist man siebzig Meter über dem Kirchenraum. Die Besucher da unten sehen aus wie verstreute Krümmel.

Wer zum ersten Mal in Wien ist, sollte zum Schloss Schönbrunn fahren und dort zur „Gloriette“ hinaufsteigen. Von hier oben sieht man am Ende der gigantischen Parkanlagen das Schloss. Und im Hintergrund Wien und die Hügel im Norden.

Die Gloriette wurde als Siegerdenkmal für eine gewonnene Schlacht gebaut. Im einzigen Innenraum nahmen die königlichen Herrschaften gerne das Frühstück ein. Wir trinken bloss ein Wasser.

Am Abend fahren wir zum Übernachten wieder zu unserem Badesee in Leopoldsau hinaus. Müde und weich geschwitzt liegen wir noch ein wenig im Schatten der Bäume.

15. September 2012

grosser Bahnhof in Wien

Wien: Heute Abend kommt Frau G. angereist. Ich habe also noch einen ganzen Tag Zeit für mich allein. Darum fahre ich erst einmal zu zum neuen Bahnhof Praterstern. Tolle Bahnhofshalle und schöne Architektur. Gleich gegenüber liegt der Prater mit seinen Fahrgeschäften.

Das berühmte Riesenrad, wo die Hälfte der Kabinen fehlt. Die Liliputbahn, die teilweise auch mit Dampf fährt. Aber teilweise auch mit rosa Elektrozügen.

Hinter dem Prater befindet sich die „Republik Kugelmugel“. Eigentlich bloss ein Kugelhaus und ein Gitterzaun darum herum. Aber der Besitzer hat das Territorium zur eigenständigen Republik ausgerufen und sich von Österreich losgesagt.

Der alte Südbahnhof war seltsam und umständlich. Darum wird er nun durch einen Neubau ersetzt. Die Bauarbeiten sind schon bald zu Ende. Der neue Bahnhof besticht durch sein grandioses, gezacktes Dach.

Am besten sieht man die Baustelle vom „Bahnorama“, einem glaub sechzig Meter hohen Aussichtsturm ganz aus Holz.

Gegen Abend fahre ich mit der U-Bahn zum Westbahnhof. Auch dieser Bahnhof wurde komplett renoviert und mit zwei Seitenflügeln ergänzt. Mit ein paar Minuten Verspätung kommt der Railjet aus Zürich an. Und Frau G. freudig winkend auf mich zu gerannt.

Wir feiern unser Wiedersehen mit einem riesigen Figlmüller-Schnitzel, dazu ganz traditionell Erdäpfel- und Vogerlsalat. Schön dass sie nun da ist.

14. September 2012

Wien: namenlose und andere Tote

Wien: Auf dem Weg zurück zu meinem Parkplatzt in Leopoldsau mache ich noch einen kleinen Umweg in den Süden der Stadt.

Hier unten, wo die Donau Wien verlässt und nur noch einige tote Industriebauten stehen - hier unten spült die Donau immer wieder Tote an. Dies wohl wegen eines Strudels.

Diese werden gleich vor Ort auf dem „Friedhof der Namenlosen“ (n48.1596, e16.5021) bestattet. Menschen die in die Donau fielen, sprangen oder geworfen wurden. All diese Namenlosen finden hier ihre Ruhestätte.

Unweit vom Friedhof steht direkt am Donauufer die „Friedenspagode“ - Nipponzan-Myôhôji genannt. Die Stupa wurde 1983 gebaut und seither wohnt ein buddhistischer Mönch auf dem Gelände. Heute putzte er grad die Fenster seiner Wohnung.

Auf dem Nachhauseweg schaue ich noch kurz beim Stephansdom an. Diesmal die Katakomben und die Gruften im Untergrund.

Hier unten wurden lange Zeit die Toten Wiens bestattet. Bis der Gestank in der Kirche darüber so unerträglich wurde, dass man damit aufhören musste. In der Gruft nebenan liegen Töpfe mit den Innereien von etwa 75 Königen. Darunter sind viele Habsburger und so. Heutzutage werden bloss noch kirchliche Würdenträger in der Gruft bestattet. Und die am Stück und in Metallsärgen eingelötet, wie in Konservendosen.

Nun hat mich der Hunger eingeholt und ich muss dringend eine Wurst essen. Ich nehme eine „Bosna“. Das ist ein Käsekrainer mit viel Zwiebeln und mit Curry und Paprika gewürzt. Schmeck genau so, und gut.

Und wie immer wenn ich in Wien bin besuche ich auch noch gschwind den „Fotzenpoidl“ auf der Pestsäule.

13. September 2012

Septembersonne in Wien

Melk: Schon wieder nebliges Wetter! Dabei hat das Radio gestern für heute schönes versprochen. Doch bereits zehn Minuten hinter Melk löst sich der Nebel auf und die Sonne scheint.

Es ist nicht mehr weit bis Wien. Um zehn bin ich da: In Leopoldau, ganz im Osten der Stadt. Hier gibt es eine Menge freier Parkplätze direkt neben der U-Bahnstation. Die Bahnfahrt ins Stadtzentrum, zum Stephansplatz, dauert grad einmal zwanzig Minuten. Also hinein ins Getümmel der Hauptstadt.

Als erstes gehe ich mal etwas Ordentliches essen. Und zwar in die Kantine der Nationalbibliothek. Allerdings wird meine Hoffnung auf ein Wienerschnitzel nicht erfüllt, aber das Menü ist trotzdem ausgezeichnet: Eiernockerl oder Fisch, dazu Salat und Kuchen für ganz wenig Geld.

Mit der daheimgebliebenen Frau G. habe ich abgemacht, für sie in die Webcam vom Strauss-Denkmal zu winken. Also eile ich in den Stadtpark und winke wie von Sinnen in die Kamera. Eigentlich hat alles wunderbar geklappt. Allerdings muss ich leider feststellen, dass die Webcam die Bilder mit zwei Tagen Verzögerung sendet! So hab ich mir das aber nicht vorgestellt!

Dann gehe ich halt etwas Kunst schauen. Ins Museumsquartier. Es sind viele Leute da und geniessen die Septembersonne. Ich auch. Und nun ist mir doch nicht nach Kunst zumute.

Auf dem Nachhauseweg schaue ich mir noch den Stephansdom an. Wie jedesmal als erstes die Linde auf der Südseite.

Darauf hin nehme ich noch einen kleinen Imbiss. Wie immer beim "Trześniewski", der hat die unaussprechlich gute Brötchen.

Zum Übernachten fahre ich von Leopoldau einige Kilometer aufs Land hinaus. Am Badesee Süßenbrunn finde ich einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz. Es ist ein lauer Abend mit einem barbierosa Himmel und ich bin hundemüde.

12. September 2012

Donau: Fromme Leut und allerhand Gesindel

Altötting liegt gleich neben Neuötting und ist vermutlich der bekannteste Wallfahrtsort Deutschlands. Seit fünfhundert Jahren strömen die Pilgermassen herbei um sich Hilfe und Beistand zu erbitten. Im Zentrum stehen barocke Kirchen und prächtige Bürgerhäuser. Das eigentliche Zentrum ist aber eine kleine, einfache Kapelle, die Gnadenkapelle.

Hier her, zur „schwarze Maria von Ötting“, kommen die Pilger. Mich haben aber vorallem die zahlreichen Ex Voto-Täfelchen im Umgang fasziniert. Bildtafeln die aus Dankbarkeit hier angebracht wurden, und werden. Manche hängen sogar ihre Prothesen an die Kapellenwand. Für reuige Sünder stehen zudem Holzkreuze bereit, die sie um die Gnadenkapelle herum tragen können. Volksreligiosität aus tiefstem Herzen.
Am Kapellplatz gibt es aber auch unzählige Souvenirläden. Zu hunderten glotzen Plastik-Heilige aus den Schaufenstern. Gegen Mittag fahre ich weiter nach Marktl. Das kleine Dorf würde niemand beachten, wäre da nicht der aktuelle Papst geboren worden.

Im Papsthaus kam aber noch eine weitere Berühmtheit zur Welt: Georg Lankensperger; der Erfinder der Achsschenkellenkung. Danke Herr Lakensperger - was täten wir ohne diese wichtige Erfindung. Ich möchte zur Erinnerung gerne einen Papst-Kuchen oder so etwas kaufen, aber alle Geschäfte haben zu. Ausser "Martl's Grill-Hendl & Haxen", aber ich glaube nicht, dass der Martl etwas papstiges im Angebot hat.

Gar nicht weit von Marktl liegt Braunau. Es ist üppig barock und sehr gemütlich hier. Wenn es nicht nieselregnen würde, wäre es bestimmt noch schöner. Ich gehe in den „Salon Helga“ und lasse mir die Haare scheren.

Braunau rühmt sich eines seeehr hohen Kirchturms; und schämt sich etwas eines hier Geborenen: Adolf Hitler! Das Geburtshaus steht zurzeit leer, bis vor kurzem war da eine Behindertenwerkstätte drin.

Eigentlich will ich in Ybbs übernachten, aber ein Zaum verhindert das. Also fahre ich ins nahe Melk.

Das Stift Melk thront wie eine Burg über dem Städtchen. Unten die Werktätigen, oben die Frommen. Das Städtchen ist hübsch. Eine Marktgasse mit Strassencafes und Touristenläden. Und jetzt wo die Sonne wieder durch die Wolken dringt, will ich hier bleiben.