Der Volksmund sagt: "Rauhe Schale und weicher Kern."
Jawohl - wollte das nur mal sagen.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
14. März 2012
13. März 2012
Rom: Züge, Strickjacken und schwanzwedeln
Rom. Meine Zeit in Rom geht heute zu Ende, ich wäre gerne noch etwas länger geblieben. Die Gleise sind schon parat für meinen Zug nach hause.
Pünktlich um zehn fährt der Eurostar los. Schon bald zischen wir mit über 300 km/h durch die Landschaft. Wie im Tiefflug. Die Autos auf der Autobahn nebenan scheinen zu schleichen. Nach knapp drei Stunden haben wir die fast sechshundert Kilometer nach Milano geschafft. Toll.
In Milano Centrale lümmle ich ein wenig auf dem Bahnhof herum. Züge schauen, Pizza essen und Tauben ärgern. Und dann fährt auf Gleis 7 auch schon mein Zug ein.
Als ich meinen Sitzplatz finde, sitzt da schon einer drauf. Ein brauner Mann mit einer goldenen Brille. Ich grüsse freundlich, schaue ihn dabei aber sehr vorwurfsvoll an. Er gibt gleich nach und setzt sich auf den Platz gegenüber. Im letzten Moment vor der Abfahrt kommen noch zwei Schweizer und hocken sich auf die beiden freien Sitze. Wohl ein Ehepaar; vom Typ „Therapeut“. Sie ewig jugendlich und krampfhaft sportlich. Ledrige Haut und giftgrüne Trekkingjacke. Er schon ergraut und gut abgerichtet. Er erklärt uns, er wolle vorläufig seine Strickjacke anbehalten. Und er esse jetzt sein mitgebrachtes Brötli. Sie sagt nichts und liest in ihrem dicken Taschenbuch. Lesebrille und angestrengte Ruhe. Er kaut gewissenhaft. Dann liest auch er, und macht andauernd Randnotizen. Sie meint, er solle doch die Strickjacke ausziehen. Er gehorcht.
Ich versuche regungslos in die Ferne zu schauen und ja keine Mine zu verziehen. Wenn die merken, dass ich deutsch verstehe, wollen die bestimmt mit mir reden. Ich will aber nicht! Der braune Mann hat es da besser. Sie spricht mit ihm italienisch, dann englisch. Er tut so, als verstehe er nichts. Sie spricht lauter. Er grinst verlegen. Und dämlich.
In Arth-Goldau darf ich umsteigen. Beim Einnachten erreiche ich Luzern. Frau G. steht am Perron und winkt. Schön wieder zuhause zu sein. Wär ich ein Hund, ich tät schwanzwedeln.
Pünktlich um zehn fährt der Eurostar los. Schon bald zischen wir mit über 300 km/h durch die Landschaft. Wie im Tiefflug. Die Autos auf der Autobahn nebenan scheinen zu schleichen. Nach knapp drei Stunden haben wir die fast sechshundert Kilometer nach Milano geschafft. Toll.
In Milano Centrale lümmle ich ein wenig auf dem Bahnhof herum. Züge schauen, Pizza essen und Tauben ärgern. Und dann fährt auf Gleis 7 auch schon mein Zug ein.
Als ich meinen Sitzplatz finde, sitzt da schon einer drauf. Ein brauner Mann mit einer goldenen Brille. Ich grüsse freundlich, schaue ihn dabei aber sehr vorwurfsvoll an. Er gibt gleich nach und setzt sich auf den Platz gegenüber. Im letzten Moment vor der Abfahrt kommen noch zwei Schweizer und hocken sich auf die beiden freien Sitze. Wohl ein Ehepaar; vom Typ „Therapeut“. Sie ewig jugendlich und krampfhaft sportlich. Ledrige Haut und giftgrüne Trekkingjacke. Er schon ergraut und gut abgerichtet. Er erklärt uns, er wolle vorläufig seine Strickjacke anbehalten. Und er esse jetzt sein mitgebrachtes Brötli. Sie sagt nichts und liest in ihrem dicken Taschenbuch. Lesebrille und angestrengte Ruhe. Er kaut gewissenhaft. Dann liest auch er, und macht andauernd Randnotizen. Sie meint, er solle doch die Strickjacke ausziehen. Er gehorcht.
Ich versuche regungslos in die Ferne zu schauen und ja keine Mine zu verziehen. Wenn die merken, dass ich deutsch verstehe, wollen die bestimmt mit mir reden. Ich will aber nicht! Der braune Mann hat es da besser. Sie spricht mit ihm italienisch, dann englisch. Er tut so, als verstehe er nichts. Sie spricht lauter. Er grinst verlegen. Und dämlich.
In Arth-Goldau darf ich umsteigen. Beim Einnachten erreiche ich Luzern. Frau G. steht am Perron und winkt. Schön wieder zuhause zu sein. Wär ich ein Hund, ich tät schwanzwedeln.
12. März 2012
Rom: Dinosaurier an der Gummistrasse
Rom. Der Hauptbahnhof „Roma Termini“ ist einer der grössten Europas. Und irgendwie auch das Zentrum Roms. Eine halbe Million benutzen ihn täglich und sind stolz auf ihn. Akkurat gescheitelte Beamten und schnatternde Schüler. Asiatischen Nonnen und afrikanische Strassenhändler. Italienerinnen mit angemalten Gesichtern und kleinen Hunden.
Manchmal gehe ich hin, bloss zum Züge gucken. Und manchmal, wenn die Vorortzüge ihre Pendler kalben, stelle ich mich mitten in die Bahnhofshalle. Die Werktätigen eilen rechts und links an mir vorbei. Und dann sage ich ganz laut: „Hey - tschau Mario“ oder "Giovanni". Und wenn sich dann ein "Mario" oder "Givanni" ertappt umschaut, freue ich mich über den Treffer.
Die grosse Bahnhofshalle wird im Volksmund der „Dinosaurier“ genannt. Als sie in den 1950-er Jahren eröffnet wurde, war sie ein grosszügiges Portal zur Stadt. Heute ist sie leider mit vielerlei Ladengeschäfte und Werbeplunder vollgestellt und hat ihre Würde etwas eingebüsst.
Hinter der Eingangshalle gibt es eine weitere grosse Halle, eine imposante Ladenpassage. Von den Anwohnern wird sie gerne als Abkürzung zu den Quartieren hinter dem Bahnhof benutzt. Sie nenne sie wegen ihres Pirelli Gumminoppen-Bodenbelag „Gummi-Strasse“ .
Den riesengrossen Hallen und gleichförmigen Perrons fehlte lange Zeit ein markanter Treffpunkt. Das änderte sich dann anlässlich der Olympischen Spielen1960. Osram schenkte dem Bahnhofvorplatz eine moderne Beleuchtung. Eine der Lampen war etwas höher und trug eine OSRAM-Werbetafel. So wurde die „Lampada Osram“ über Jahrzehnte der beliebte Treffpunkt am Bahnhof.
Manchmal gehe ich hin, bloss zum Züge gucken. Und manchmal, wenn die Vorortzüge ihre Pendler kalben, stelle ich mich mitten in die Bahnhofshalle. Die Werktätigen eilen rechts und links an mir vorbei. Und dann sage ich ganz laut: „Hey - tschau Mario“ oder "Giovanni". Und wenn sich dann ein "Mario" oder "Givanni" ertappt umschaut, freue ich mich über den Treffer.
Die grosse Bahnhofshalle wird im Volksmund der „Dinosaurier“ genannt. Als sie in den 1950-er Jahren eröffnet wurde, war sie ein grosszügiges Portal zur Stadt. Heute ist sie leider mit vielerlei Ladengeschäfte und Werbeplunder vollgestellt und hat ihre Würde etwas eingebüsst.
Den riesengrossen Hallen und gleichförmigen Perrons fehlte lange Zeit ein markanter Treffpunkt. Das änderte sich dann anlässlich der Olympischen Spielen1960. Osram schenkte dem Bahnhofvorplatz eine moderne Beleuchtung. Eine der Lampen war etwas höher und trug eine OSRAM-Werbetafel. So wurde die „Lampada Osram“ über Jahrzehnte der beliebte Treffpunkt am Bahnhof.
11. März 2012
10. März 2012
Rom: nach Bangladesch blicken
Rom. Nach ein paar Tagen in der Stadt, drücken mich meine Bergler-Gene. Ich muss wieder mal in die Höhe steigen. Ich brauche Überblick. Weitblick.
Die Engelsburg war vor ursprünglich ein römisches Mausoleum, und dann eine Burg. Tausend Jahre später hausten hier die Päpste mit ihren Frauen und/oder Konkubinen. Von ganz oben habe ich einen wunderschönen Rundumblick.
Der Tiber fliesst mitten durch Rom. Heutzutage ist er zwischen mindestens zwölf Meter hohen Überschwemmungs-Mauern kanalisiert. Am Fluss unten rennen einige Jogger in ihren hautengen Hosen und mit farbigen Schuhen.
Viele Römer mögen ihr Nationaldenkmal mitten im Stadtzentrum nicht. Der Volksmund nennt das Marmor-Monument drum auch „Schreibmaschine“, „Hochzeitstorte“ oder „Gebiss“. Seit kurzem führt ein neuer Glaslift hinauf aufs Dach. Und von da oben geniesse ich den Fernblick bis zu den Schneebergen am Horizont. Und denke an Frau G. zuhause.
Auf dem Heimweg schaue ich noch gschwind bei meinem Internet-Inder vorbei. Es stellt sich heraus, dass er gar keiner ist, sondern aus Bangladesch. Aber er nuschelt so sehr, das er vielleicht auch etwas ganz anderes gesagt hat. Nemsa - oder so...
Anschliessend suche ich noch kurz meinen Ferkel heim.
Die Engelsburg war vor ursprünglich ein römisches Mausoleum, und dann eine Burg. Tausend Jahre später hausten hier die Päpste mit ihren Frauen und/oder Konkubinen. Von ganz oben habe ich einen wunderschönen Rundumblick.
Der Tiber fliesst mitten durch Rom. Heutzutage ist er zwischen mindestens zwölf Meter hohen Überschwemmungs-Mauern kanalisiert. Am Fluss unten rennen einige Jogger in ihren hautengen Hosen und mit farbigen Schuhen.
Viele Römer mögen ihr Nationaldenkmal mitten im Stadtzentrum nicht. Der Volksmund nennt das Marmor-Monument drum auch „Schreibmaschine“, „Hochzeitstorte“ oder „Gebiss“. Seit kurzem führt ein neuer Glaslift hinauf aufs Dach. Und von da oben geniesse ich den Fernblick bis zu den Schneebergen am Horizont. Und denke an Frau G. zuhause.
Auf dem Heimweg schaue ich noch gschwind bei meinem Internet-Inder vorbei. Es stellt sich heraus, dass er gar keiner ist, sondern aus Bangladesch. Aber er nuschelt so sehr, das er vielleicht auch etwas ganz anderes gesagt hat. Nemsa - oder so...
Anschliessend suche ich noch kurz meinen Ferkel heim.
9. März 2012
Rom: schröckliches Gewürm und Gebeine
Rom. Die Stadt ist geprägt von der katholischen Kirchenkultur. Und diese hat eine erstaunliche Vorliebe für Grusliges und Absonderliches. In den Kirchen hängen Bilder vom gehäuteten, gegrillten und aufgenagelten Heiligen. Es schaut mancherorts fast aus wie auf der Geisterbahn, bloss das man nicht in keine Wägelchen im Kreis herum fahren kann!
Auf zahllosen Brunnen und Denkmälern kämpfen nackte Mannen heldenhaft gegen allerhand Ungeheuer und Getier. Grandiose barocke Werke zwar, aber halt schon etwas eigenartige Motive.
Ein besonders merkwürdiger Ort ist die Kapuzinergruft in der Kirche „S. Maria della Concezione“. Hier werden die Knochen von etwa viertausend Mönchen aufbewahrt. Und nicht nur aufbewahrt, nein, die Knochen wurden zu dekorativen Kunstwerken drapiert. Hübsche Blumen aus Steissbeinen und Beckenknochen. Girlanden aus Wirbeln und lustige Ornamente aus Rippen und Fingerknöchelchen.Was heute skurril wirkt, beinhaltet eigentlich eine schöne Aussage: Das irdische Leben ist zu Ende, die Phantasie aber lebt ewig.
Der Zutritt ist kostenlos, allerdings wird eine kleine Spende erwartet. Dafür darf man aber keine Fotos machen; ich klaue mir stattdessen eine Ansichtskarte vom Tresen.
Auf zahllosen Brunnen und Denkmälern kämpfen nackte Mannen heldenhaft gegen allerhand Ungeheuer und Getier. Grandiose barocke Werke zwar, aber halt schon etwas eigenartige Motive.
Ein besonders merkwürdiger Ort ist die Kapuzinergruft in der Kirche „S. Maria della Concezione“. Hier werden die Knochen von etwa viertausend Mönchen aufbewahrt. Und nicht nur aufbewahrt, nein, die Knochen wurden zu dekorativen Kunstwerken drapiert. Hübsche Blumen aus Steissbeinen und Beckenknochen. Girlanden aus Wirbeln und lustige Ornamente aus Rippen und Fingerknöchelchen.Was heute skurril wirkt, beinhaltet eigentlich eine schöne Aussage: Das irdische Leben ist zu Ende, die Phantasie aber lebt ewig.
Der Zutritt ist kostenlos, allerdings wird eine kleine Spende erwartet. Dafür darf man aber keine Fotos machen; ich klaue mir stattdessen eine Ansichtskarte vom Tresen.
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