18. Januar 2019

Bahnreise nach Italien - das grosse Messina-Erdbeben 1908

9 Messina. Bis vor 110 Jahren war Messina eine der schönsten Städte Italiens. Bis am 28. Dezember 1908, denn da zerstörte ein mächtiges Erdbeben 90% aller Häuser und tötete die Hälfte aller Einwohner; etwa 70'000 Menschen.
Später zeigt sich dann, dass dies Europas schwerste Erdbeben im 20. Jahrhundert war. Doch das war den Leuten damals wohl egal.

Viele Länder schickten Hilfe ins Unglücksgebiet. Für das Schweizerische Rote Kreuz war es der allererste Naturkatastrophen-Einsatz überhaupt. Sie schickten Esswaren, Kleider und Verbandsmaterial. Und sie bauten mehrere kleine Siedlungen mit Notunterkünften für die Überlebenden. „Schweizer Dörfer“ aus vorgefertigten Holz-Chalets, so wie sie damals gerade sehr modern waren.

Am Stadtrand von Messina entstand eine Siedlung aus 21 Häusern. Heute sind davon aber bloss noch der Strassenname „via Svizzera“ (n38.2099, e15.5555) und eine Gedenktafel übrig geblieben. Deswegen verzichten wir auf einen Besuch.
Später wurde die Stadt Messina dann wieder vollständig aufgebaut – und im Zweiten Weltkrieg von britischen Bombern gleich noch einmal zerstört.

Das erstaunlichsten ist aber, dass es in Messina bis heute - also 110 Jahre nach dem Erdbeben - immer noch Leute gibt, die in den damaligen Barackensiedlungen hausen. Doch grad heuer hat sich die Stadtregierung vorgenommen, den Bewohnern der „Baraccopoli“ endlich anständige Wohnungen zu bauen. Mal schauen, bis wann das soweit sein wird…

17. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Ausflug zum Vulkan

8 Messina. Der nächtliche Regensturm scheint vorbei zu sein, zögerlich drückt da und dort die Sonne durch die Wolken.
Wir fahren mit dem Regionalzug nach Catania. Die Bahnlinie führt landschaftlich sehr schön immer an der Steilküste entlang. Die Dörfer quetschen sich oft zwischen den Strand und Berghang. Aber hübsche Dörfer sind selten, meistens ist einfach bloss der verbleibende Platz mit banalen Häusern zugeschissen. Kreuz und quer besudeln sie die Landschaft.

Nach etwa einer Stunde Fahrt sehen wir dann den Ätna ganz nahe. Letzte Woche verbreitet er Angst und Schrecken – und brandschwarzen Rauch. Heute pafft er aber bloss friedlich vor sich hin. Nur ab und zu rülpst noch er eine dunkle Rauchwolke in den Himmel.

Der Ätna ist mit 3'300 Metern der höchste Vulkan Europas; und genauso hoch wie unser Hausberg Titlis. Und auch der Ätna-Gipfel ist das ganze Jahr über verschneit.
In Catania fahren wir mit dem Bus zum Parco Villa Bellini im Stadtzentrum. Von hier können wir den Vulkan recht gut sehen. Doch er ist schon wieder fast 30 Kilometer weit weg.
Wir setzten uns in ein Caffe und bestellen zwei Cappucini. Der Kellner spendiert uns eine Platte mit allerlei Gebäck und Konfekt. Sie sei übriggeblieben, ob wir die wollen?

Hier in Catania sind wir nun am südlichsten Punkt unserer Bahnreise - ab jetzt geht’s wieder heimwärts.

Am Nachmittag gehen wir zurück an den Bahnhof. Auf dem Klo passiert mir dann ein kleines Hopperla – meine Hose rutscht mir in die Fussboden-Sosse! Nun schaue ich aus wie so ein Hosenseicher!

Der Zug zurück nach Messina ist ein Bummler und hält an fast jeder Stazione. Als wir zuhause ankommen, beginnt es bereits zu dämmern. Und meine Hose ist schon fast nur noch feucht im Schritt.

Am Abend essen wir in der „Bar Central“. Die heutige Pizza Margherita ist viereckig und hausgemacht. In der Mitte thront eine Kugel Mozarella statt des obligaten Basilikums. Sie mundet ausgezeichnet und landet in meiner Schlussrangliste wohl im Mittelfeld. Aber die Bedienung war spitzenmässig und 1a.

Messina-Catania Centrale: Regionale Veloce 3851, € 7.60
Catania-Messina Centrale: Regionale 12880, € 7.60

16. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – runter nach Sizilien

7 Napoli-Messina. Ausgerüstet mit Wurstbroten und Wasserflasche sitzen wir hier am Bahnhof Napoli Centrale und warten auf den Intercity nach Palermo. Er startet schlussendlich mit einer halben Stunde Verspätung. Dafür sitzen wir heute in einem fast leeren Wagen; und auf der Meer-Seite. Alles gut.


Hinter dem Vesuv fahren wir südwärts. Die Landschaft ist hübsch und das Wetter – öööhm – abwechslungsreich. Dann Salerno, Sapri, Paola, unsere Verspätung wird etwas weniger.
Der Zug fährt oft direkt am Meer entlang. Schöne Sandstrände, rötliche Felsen und strupfige Pinien. Dazwischen kleine Städtchen und auch viel Nichts. Schön hier unten, ich hab’s mir flacher vorgestellt.


Um zwei Uhr erreichen wir Villa San Giovanni. Hier fährt unser Zug auf ein Schiff, das uns hinüber nach Sizilien schifft. Dazu wird er rückwärts auf die Eisenbahn-Fähre „Scilla“ geschoben. Und da der Zug länger ist als die Fähre wird er gestückelt. Dazu schiebt man ihn auf Gleisdeck, hängt einige Wagen ab und fährt mit dem Rest wieder raus und schiebt ihn auf das nächste Gleis. Die Lokomotive bleibt aber auf dem Festland, in Sizilien gibt es dann wohl eine neue.



Die Überfahrt ist schön und stürmisch. Unterwegs hagelt es sogar für einen Moment. Dann landen wir und um 16 Uhr erreichen wir den Bahnhof Messina. Heute wohnen wir im „Hotel Royal Palace“ gleich neben dem Bahnhof. Von aussen ist es ein übler Betonklotz. Doch der Gastwirt ist nett und unser Zimmer richtig schön.

Nach Weihnachten ist ja der Vulkan Ätna ausgebrochen und zahlreiche Erdbeben haben viele Häuser beschädigt. Etwa vierhundert Leute wurden deswegen obdachlos. Und ausgerechnet jetzt wollen wir dahin! Darf man das? Soll man das? Oder sind wir einfach nur sensationsgeile Gaffer, die sich am Unglück anderer ergötzen?
Als ich dann aber in der Zeitung lese, dass Catanias Bürgermeister den massiven Tourismus-Rückgang und zahlreiche Stornierungen wegen des Vulkanausbruches beklagt, sind wir uns sicher – wir fahren hin. Jetzt erst recht.

Am Abend stürmt und hagelt es erneut. Wir rennen über die Strasse zu „Tania's“. Auch wenn hier die Pizza Margherita aussieht wie aus dem Kühlregal, ist sie handgemacht und ausgezeichnet gut. Einzig das obligate Grünzeug fehlt.

Napoli-Messina Centrale: Trenitalia Intercity 723, € 22.90

15. Januar 2019

Bahnreise nach Italien - Napoli

6 Neapel. Die Sonne scheint etwas zaghaft durch den nebelverhangenen Himmel. Mit der Metro fahren wir eine etwas noblere Gegend Neapels. Hier rund um die Piazza del Plebiscito stehen viele üppig dekorierte Paläste und eine stämmige Burg.

Die Galleria Umberto I gleicht aufs Haar der Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand. Und auch hier treten viele Leute dem Sternbild-Stier auf die Testikel, weil das angeblich Glück bringt. Ich vermute aber wohl mehr für den Drauftreter, für den Stier weniger.

Von der Strandpromenade täte man quer über die Bucht von Neapel hinüber den Vesuv sehen, wenn das Wetter besser wäre. Heute ist der Vulkan im Nebeldunst kaum zu erkennen.

Für Frau G. kaufe ich „Cannelloni“. „Cannoli“ heissen die! korrigiert mich der Bäcker, das andere seien Nudeln. Die süsseknusprige Teigrolle ist mit einer Puddingmasse gefüllt und schmeckt nach mehr davon.

In der Via Generale Giordano Orsini wurde einer der bekanntesten Italiener geboren; Dr. Carlo Pedersoli, Rechtsanwalt, Olympia-Schwimmer und Schauspieler. Besser bekannt als Bud Spencer. Sein Geburtshaus wurde aber längst abgerissen. Und so schauen wir halt einfach die entsprechende Strassenecke an.

Heute essen wir in der „La Cantina Dei Mille“. Ich bestelle mir eine – öööhm, ja – Pizza Margherita. Die hat einen überaus dicken Rand und schmeckt sehr gut. In der Schlussbewertung wird sie ganz bestimmt auf einen der vorderen Ränge stehen.

14. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Neapels Unterwelt

5 Neapel. Schon in der Antike gruben sich die Griechen und Römer in den Untergrund Neapels. Es entstanden Wasserleitungen, Zisternen und zahlreiche unterirdische Steinbrüche. Später kamen Keller, Schutzbunker und ein unüberschaubares Netzt aus Gängen, Tunneln und Treppenhäusern dazu. Über die Jahrhunderte entstand so ein riesiges unterirdisches Labyrinth. Irgendwo habe ich gelesen, dass man deren Länge auf etwa 80 km schätzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entsorgte man Trümmerschutt und Abfälle in den unterirdischen Holräumen. Und: In einem Tunnel lagerten die Behörden beschlagnahmte Fahrzeuge. Und wegen denen sind wir hier – den die Fahrzeuge sind stehen nun schon seit 60 Jahren hier. Vergessen und mit einer schönen Patina.

In den alten Tunnels stehen vor allem italienische Autos aus den frühen 1950-er Jahren. Manche sind in recht gutem Zustand, andere sind von Bomben bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Und es hat auch hunderte Vespas, Lambrettas und Motorräder.
Leider war es im schwachen Licht kaum möglich brauchbare Fotos zu machen. Aber es war ein faszinierender Einblick in eine längst vergangene Zeit.

11. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Napoli von innen

4 Neapel. Frau G. und ich kennen beide die Stadt überhaupt nicht. Deswegen beschliessen wir die Sache mal von oben zu betrachten. Am besten geht das vom Castel Sant'Elmo, einer stämmigen Festung auf einem nahen Hügel.

Mit der Standseilbahn „Funicolare di Montesanto“ sind wir schon nach kurzer Fahrt auf dem gut zweihundert Meter hohen Burg-Berg. Das Castel Sant'Elmo ist schon recht alt, doch bis wenigen Jahrzehnten diente es immer noch als Militärgefängnis und beherbergte das Marine-Hauptquartier. Heute ist es vor allem ein Museum. Egal, denn wir sind ja eh nur wegen der Aussicht da.

Später fahren wir mit der Metro zur Piazza Dante und schlendern von da durch die Altstadt. Die hohen Häuser lassen leider keinen Sonnenstrahl in die engen Gassen. An der Sonne ist es nämlich richtig mild, aber in den Gassen ist es eiskalt und zugig. Und es sind viele Leute unterwegs. Üppig aufgehübschte Schönheiten in Pelzmänteln und mit frisierten Hunden oder abgerichteten Männern im Schlepp.

In der Via S. Gregorio Armeno ist immer Weihnachten. Unzählige Ladengeschäfte verkaufen hier das ganze Jahr Weihnachtskrippen und das entsprechende christliche Personal. Kisten voller Christkinder, Herden von Esel und Ochsen, aber auch ganze Heerscharen von Päpsten und allerlei Heiligen.

Jetzt am Jahresende scheint hier Hochsaison zu sein, denn die Passanten stauen sich dichtgedrängt. Irgendwann wird uns das zu viel und wir flüchten aus der weihnachtsgeilen Gasse.
Doch schon kurz darauf stecken wir schon wieder im Leute-Stau. Vor einer der berühmten Pizzerien warten mehrere Hundert Hungrige auf Einlass. Als ob es anderswo keine Pizza gäbe!

Am Abend suchen wir die „Pizzeria Vincenzo Costa“ heim. Ich bestelle natürlich eine Pizza Margherita. Sie ist sehr gut, aber doch nicht ganz sooo gut wie die gestrige.