7. August 2015

Skandinavien: der Steinzeitler mag Elch

So, heute wollen wir ein Stück südwärts fahren, in Richtung Oslo und Schweden. Das Wetter ist bestens und die Landschaft reichhaltig vorhanden. Wir rollen durch lange Täler und hüglige Wälder. Immer wieder versprechen Schilder am Strassenrand Elche von rechts - aber nie kommt einer!

Gleich neben einer malerischen Stromschnelle haben die Steinzeit-Jäger ihre Zeichnungen in den blanken Felsen geritzt: Die Felszeichnungen „Helleristninger“ (N60.83697 E9.8393). Sie zeigen vor allem Elche und sind etwa 6‘000 Jahren alt. Die rote Farbe ist aber neueren Datums. Irgendwie finde ich es sehr nett, dass die Steinzeitler damals gleich neben der Strasse gezeichnet haben – das erspart uns heute einen mühsamen Anmarsch.

Mittagsrast am alten Bahnhof von Dokka. Auf dem Gleisfeld steht das Gras kniehoch, Züge fahren hier schon lange keine mehr. Aber aus einem Lokschuppen quillt Rauch. Ob da jemand eine Dampflok einheizt? Es ist dann aber bloss Staub, den einige Junge beim Putzen aufwirbeln. Schade.

Dann halt weiter. Wir holpern gemütlich auf ganz kleinen Nebenstrassen durch die Hügellandschaft. Vereinzelt stehen verlassene Bauernhöfe am Strassenrand; und Wald. Viel, viel Wald. Ideal für Elche!
In Gjøvik baute man für die olympischen Winterspiele Lillehammer eine grosse Sporthalle. Soweit nichts Besonderes, aber die die Halle ist komplett im Berg drinnen.

Von aussen sieht man bloss einen etwas unschönen Eingang aus Beton. Ein sehr grosser Korridor führt uns dann tief in den Untergrund bis zu einer grossen Eishockey-Halle. Heute ist sie gähnend leer. Nur zwei Kletterer hangeln sich die Kletterwand hinauf. Und einer beginnt mit den Vorbereitungen für ein Konzert am kommenden Wochenende.

Das Städtchen Gjøvik gefällt uns nicht sooo sehr, also fahren wir auf die andere Seeseite nach Hamar. Hier finden wir einen tollen Übernachtungsplatz direkt am Strand. Und gleich gegenüber vom Eisenbahnmuseum!

Das „Norsk Jernbane-Museum“ präsentiert - wenig überraschend - norwegische Eisenbahnen. Das Hauptgebäude ist eher bescheiden, aber das Freigelände ist spannend. Hier werden nämlich nicht Züge, sondern Bahnhöfe ausgestellt. Alte Bahnhöfe, Stellwerke, Barrieren. Dazu in zwei Remisen weiteres Rollmaterial und allerhand Fahr-Zeug. Wir schaue uns die grösste norwegische Dampflok an; und die erste elektrische Lok und das Schienenauto des Bahndirektors. Und vieles mehr.

Heute scheint die Sonne bis spät abends. Es ist warm. Ich trage kurze Hosen und Frau G. badet im See (N60.80162 E11.02623). Dann sitzen wir bei unsern Nachbarn aus Niederösterreich und plaudern bis spät in die Nacht.

6. August 2015

Skandinavien: ein Drachen auf dem Dach

Kaum sind wir losgefahren, reissen die Wolken auf und die Sonne scheint. Gut so, denn wir wollen noch eine dieser Stabkirchen anschauen. Borgund, Frau G. hat sich diese ganz besonders gewünscht. Und tatsächlich; es ist die interessanteste Kirche von allen bisherigen. Die vielen Dächer mit den Drachenfiguren erinnern an eine thailändische Pagode. Abers anders als in Asien, ist die Kirche komplett mit schwarzem Pech bestrichen, wohl als Feuchtigkeitsschutz. Trotzdem müssen die Schindeln immer wieder ersetzt werden.

Jetzt haben wir unseren nördlichsten Punkt erreicht. Wir lassen nun die Fjorde hinter uns und fahren hinauf auf den Fjell – die Hochebene im Innenland. Hier oben sieht es wie im Hochgebirge aus, wir sind aber bloss 800 Meter über dem Meeresspiegel. Die karge Landschaft ist fast baumlos, in Mulden und an Schattenhängen liegen noch einzelne Schneeresten. Soviel Schnee sei ungewöhnlich, erzählten uns Einheimische.

Es geht auf und ab und an malerischen Bergseen entlang. Vereinzelt sehen wir Alphütten und kommen an Ski-Gebiete im Sommerschlaf vorbei. Dann geht es nach und nach wieder abwärts. Die Täler werden fruchtbarer. Rote Bauernhöfe und kleine Dörfer säumen die Strasse.
Da und dort stehen Runensteine aus der Wikingerzeit, sie sind also etwa 1‘000 Jahre alt. Manche der Steine sind beschriftet, darum weiss man, wann und weswegen sie damals aufgestellt wurden. Andere sind mit Löwen und Blumen verziert, wie zum Beispiel der „Vang-Stein“.

Der „Eingangstein“ in Slidre steht mitten in einer Gruppe Hügelgräber aus dem frühen Mittelalter. Wegen dem Gestrüpp kann man sie aber kaum zu erkennen; und erst recht nicht fotografieren.
Dafür entdecke ich in der Nähe ein schöner Autotraktor. Den genauen Typ konnte ich leider nicht identifizieren, der Motor und der Tank könnte aber von Ford sein? In den Zylindern wächst Gras – vielleicht hilft das weiter?

Wir übernachten in Fagernes. Das Städtchen liegt an einem See und ist ein klassischer Ferienort. Ein paar Hotels und Gaststötten stehen an der Hauptstrasse, heute gut bevölkert. Früher fuhr sogar eine Bahn bis hier her; die „Valdresbanen“. Davon ist einzig das alte Bahnhofgebäude übriggeblieben. Und eine alte Rangierlok schläft auf einem kurzen Schienenstück nebenan.
Wir übernachten am Waldrand neben dem Fussballplatz.

5. August 2015

Skandinavien: Regen in Aurland

Aurland. Der Regen trommelt aufs Dach. Unter der Bettdecke ist es wohlig warm und es gibt wenig Grund aufzustehen. Irgendwann treibt uns dann der Hunger doch hinaus an die Frühstückskälte.
Für heute hatten wir ja sowieso einen faulen Tag geplant, darum stört uns das feuchte Wetter nicht. Auf der Suche nach Internet streifen wir durch Aurland. Das Dorf ist recht übersichtlich, einmal um die eigene Achse drehen, und man hat das Meiste gesehen. Und ein Wlan gibt’s auch.

Die heutige regenreiche Ereignislosigkeit hindert mich aber keineswegs am Schreiben. Ich erzähle einfach von den letzten Tagen.
Zum Beispiel von Bergen. Die Toiletten im Hauptbahnhof kann man nur mit einer Kreditkarte betreten. Kein Münze, keine Gewalt, nur mit Plastikgeld. Man muss die Kreditkarte an einem imposanten Automat durchziehen, dann spricht eine Computerstimme und wenn alles gut ist, leuchtet ein grünes Licht und die Klotür geht automatisch auf. Das Geschäft wird dann der Karte belastet, vermutlich leistungsabhängig und ganz detailliert aufgelistet?

Es regnet fast den ganzen Tag. Als wir am Schiffsanleger entlang spazieren, sehe ich, dass sich sogar einige Fische unter den Steg ins Trockene geflüchtet haben.
In manchen Fjorden sahen wir Aquakulturen, wo in grossen Netzen Fische gezüchtet werden. Vermutlich lebt auch unser nächster Weihnachts-Lachs hier?

Das Rathaus von Stavanger erinnert mich an jenes von Andorra. Nicht schön, aber gross. Und abweisend, als ob sich die Behörden vor ihren Bürgern verbarrikadierten.

4. August 2015

Skandinavien: von Fjord zu Fjord und ein Weltrekord

Eine steile und wirklich schmale Strasse führt von Aurland hinauf ins Hochland. Unterwegs gibt es einen von diesen grossartigen Aussichtspunkten; „Stegastein“. Wie eine Luftbrücke kragt der Holzsteg etwa dreissig Meter ins Nichts hinaus, um dann in einem kühnen Schwung ins Bodenlose zu entschwinden. 640 Metern über dem Meer.

Es sind grad zahlreiche Bus-Chinesen da. Sie kichern, machen faxen und fotografieren sich gegenseitig in allen möglichen Posen. Schaut irgendwie affig aus. Wir flüchten und fahren weiter bergauf. Im Hochland, obwohl kaum 1‘000 Meter über Meer, liegt noch viel Schnee. Manche Schneefelder sind zwei, drei Meter dick und die Seen immer noch zugefroren. Die Strasse heisst wohl nicht umsonst „Schneestrasse“.

Unterwegs treffen wir Axel und Gabi aus Darmstadt. Sie sind mit einem Gelände-Wohnwagen unterwegs und wandern durchs Fjell.


Der Lærdalstunnel ist mit einer Länge von 24,5 Kilometer der weltweit längste Strassentunnel. Den wollte ich mir schon lange einmal ansehen. Der zweispurige Tunnel ist recht rustikal ausgestattet: Einfach eine Röhre aus dem Fels gesprengt, ganz ohne Verkleidung und Bemalung. Und nur spärlich beleuchtet und belüftet. Gefällt mir.
Dafür gibt es mitten im Berg nacheinander drei riesige Hallen. Die Hallen sind himmelblau beleuchtet. Wie rettende Inseln in der Finsternis - ein grossartiges Erlebnis.

Wir übernachten in Aurland hinter der Feuerwehr und direkt am Fjord. Bis spät abends stehen Fischer am Ufer und schwinge ihre Ruten. Aber ich sehe keinen, der einen Fisch fängt. Vielleicht fischen die bloss virtuell?

3. August 2015

Skandinavien: Flåmsbana ohne uns

Voss. Die Sonne scheint und es sind fast mehr als 10° - ein Bilderbuch-Morgen im norwegischen Hochsommer.
Die Strasse schlängelt sich durch ein grasgrünes, enges Tal. Seen. Kuhweiden und immer wieder diese rotgestrichenen Bauernhöfe. Ab und zu stürzt weit oben ein Wasserfall über die Felsen hinunter. Dann kommen wir in Gudvangen an den Nærøy-Fjord, den schmälsten alle Fjorde überhaupt. Die schattigen Felswände steigen nahezu senkrecht aus dem Wasser.

Zwei Tunnels weiter erreichen wir Flåm. Kein Dorf, nur ein Hafen und eine Eisenbahnstation. Von hier fährt die Flåmsbana hinauf ins 850 Meter höher gelegene Myrdal, wo sie Anschluss an die Hauptstrecke Oslo – Bergen hat. Die Bergstrecke ist spektakulär und führt durch eine schroffe Berglandschaft. Das lockt jedes Jahr fast eine Million Fahrgäste an. Die ursprüngliche Güterbahn fährt daher inzwischen fast ausschliesslich für die Touristen.

Unzählige Touristengruppen und Tagesausflügler schwirren auf dem Bahnhofgelände umher. Viele Asiaten mit bunten Kappen und Gesundheitsschuhen und ganze Heerscharen von Tagesausflüglern, die meisten im Rentenalter. Dazwischen bücken sich einige Eisenbahn-Fans vor einer Lokomotiven, um deren Eingeweide der ganz genau zu beschauen. Seit dem letztem Jahr werden die Züge nämlich von „El 18“-Lokomotiven gezogen. Den Schweizern werden diese Loks bekannt vorkommen; handelt sich doch um eine typische SBB-Lok 2000.

Ich war mir anfangs nicht sicher, ob wir mit der Flåms-Bahn fahren wollen? Als ich dann die Touristenmassen sah, wusste ich – nööö. Zudem hätten wir wahrscheinlich heute sowieso kein Billet bekommen.

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude sind heute ein grosser Souvenirladen und ein kleines Museum über die Bahnstrecke untergebracht. Wir schauen alte Fotos und einige Bahnfahrzeuge an. Nett, aber nichts wirklich aufregendes.

Grad als wir weiterfahren wollen, landet noch ein Kreuzfahrtschiff und scheidet weitere Tagesausflügler aus. Die Schiffe können dank dem Fjord vom Atlantik her bis direkt vor den Bahnhof Flåm fahren. Neben den Kreuzfahrtschiffen schaufeln auch noch Schnellboote weitere Fahrgäste von Bergen hierher.

1. August 2015

Skandinavien: wir kommen ins Guugle

Dass Frau G. eine wahre Perle ist und ich ein schnuckeliges Kerlchen, habe ich schon gewusst.

Aber dass Guugle gleich ein Auto schickt, um uns zu fotografieren, hat mich dann doch etwas überrascht.