14. Oktober 2014

Marokko: fragwürdige Steine im Dadès-Tal

Die letzten Tage schwächelte eine unserer Batterien immer mehr. Als ich dann heute Morgen hinausblicke, sehe ich gleich gegenüber einen Auto-Ersatzteil-Laden. Also erwerbe ich eine 95 Ah Batterie für 1‘400 Dirham; was etwa 140 Euro entspricht. Jetzt haben wir wieder Strom im Überfluss.

In Boumalne biegen wir ins Dadès-Tal ab. Einige dutzend Kilometer schlängelt sich der Bach durch das enge Tal. Wo immer möglich haben die Leute im Talgrund Gärten angelegt - wie ein grüner Blätter-Wurm.

Nach etwa dreissig Kilometer verengt sich das Tal. Schier senkrechte Felswände. Die Strasse zick-zackt den Steilhang hinauf; dann weitet sich das Tal wieder. Wir brummen noch ein wenig weiter, sehen karge Dörfer und Berge. Irgendwo ist Markttag. Die Käufer verladen grad Schafe in ein Taxi und die Buben fragen uns nach Bonbon.

Direkt am Hinterausgang der Dadès-Schlucht, beim Restaurant Camping „Berbere“ finden wir einen grossartigen Rastplatz. Direkt am Fluss und im Schatten von Silber-Pappeln.

Wir essen die Regional-Spezialität; Gemüse-Fleisch-Ei-Tajine mit gelber Sauce. Schmeckt noch besser als das „Kalia“ in Merzouga. Ein kühler Wind bläst durch die Baumwipfel. Wir lümmeln herum und machen Siesta. So schön hier. Hätte ich jetzt noch Internet-Empfang, wär’s wohl das Paradies.

Im Nachmittags-Licht rollen wir wieder Tal auswärts. Die Felsen sind rot und manche affig geformt. Im Haupttal fahren noch ein wenig nach Westen. Irgendwo zwischen zwei Dörfern finden wir dann einen guten Übernachtungsplatz – mit Internet.

13. Oktober 2014

Marokko: Untergrundbewegung

Dicke Wolken ziehen über den Himmel. Wir wollen heute weiter ins Tal hinein fahren und dann üben einen 2‘800 Meter hohen Pass hinüber in das Dadès-Tal. Die Piste dahin soll einigermassen befahrbar sein, bloss etwa zwanzig Kilometer seien schlecht. Also wagen wir den Versuch.

Das Todrha-Tal ist grossartig. Roter Sandstein, schroff und wild.

Wir fahren bis kurz vor Aït Hani und biegen dann links auf eine Piste ab. Schon kurz darauf führt sie durch einen Bach. Enorm steil und steinig. Weiter holpern wir auf unserer Piste westwärts. Immer wieder queren wir trockene Bachläufe; die Piste jedesmal weggespült. Wir quälen uns über kniehohe Böschungskanten und durch Geröllfelder mit kindskopfgrossen Steinen.

Nach etwa 8 Kilometer kommen wir erneut an einen Bachlauf. Wieder über die Uferböschung hinunter ins Bachbett und drüben sehr steil hinauf. Doch soweit kommen wir gar nicht. Mitten im Bachbett bleiben wir stecken. Alle vier Räder brechen ein. Der Untergrund sieht zwar fest aus, ist aber völlig weich.

Wir klauben alle Steine unter dem Auto weg und heben dann alle Räder einzeln an. Der erste Anfahrversuch scheitert kläglich; wieder brechen wir ein und sitzen auf. Also legen wir Steine unter die Räder und wiederholen den Vorgang – mehrfach! Legen mehr Steine unter, dann noch unser Teppich – nichts hilft. Der Untergrund ist einfach zu weich.
Nach mehr als einer Stunde Grabarbeiten und einigen weiteren misslungen Versuchen ändern wir die Methode. Ich schleppe Steinplatten heran. Mit denen wollen wir eine richtige Fahrbahn pflastern. Grad als wir damit fertigt sind, höre ich ein Motorengeräusch. Tatsächlich! Ein Toyota Landcruiser kommt um die Ecke.

Er will uns herausschleppen. Doch auch er bleibt beinahe im Flussbett stecken. Nur mit viel Glück und Können kommt er wieder raus.
Ich befestige das Abschleppseil und mit vereinten 300 PS gelingt es uns den Möbelwagen rückwärts aus dem Bachbett zu fahren/zerren. Wie sind wieder mobil. Ein kurzes Dankeschön und der Toyota fährt ins Bachbett. Mit letzter Anstrengung kommt er grad so durch.
Der Toyotafahrer sagte, dass die Piste wegen den vergangenen Regengüssen vermutlich weiterhin in schlechtem Zustand sei. Es bleibt uns nichts anderes übrig als umzudrehen. Auf dem Rückweg treffen wir sogar unsere abhanden gekommenen Stossstangenecke wieder.

In der Todrha-Schlucht sind heute noch mehr Touris als gestern. Wir fahren nach Tinghir. Hier hat es graue Regenwolken und einen netten Markt. Etwas schmuddelig und unordentlich, genauso wie ich es mag. Wir kaufen dies und das ein und essen ein Merguez-Sandwich mit üppiger Vegi-Garnitur.

12. Oktober 2014

Marokko: lang lebe Joghurt

Hier in Marokko ist ein gewöhnliches Joghurt aus Deutschland ein ganzes Jahr haltbar!

In Europa soll man es schon nach wenigen Tagen wegwerfen und ein neues kaufen...
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11. Oktober 2014

Marokko: geteilter Leib ist halber Leib

Gestern Abend gingen wir auswärts essen. Es gab eine Spezialität des Hauses: "Kalia", geschnetzeltes Fleisch mit viel Zwiebeln, mit Kreuzkümmel gewürzt und mit einem Spiegelei garniert. Kannte ich noch nicht - schmeckte toll.
Eigentlich wollte ich einige Felsbilder im Süden anschauen gehen, doch schon am Morgen ist es diesig und heiss. Der Wind bläst den Sand quer über die Strasse. Also brummen wir stattdessen zurück nach Erfoud und dann westwärts.

Hier in der Gegend hat der deutsch Künstler Hannsjörg Voth einige Werke in die Wüste gebaut: Die „Himmelstreppe“, die „Stadt des Orion“ und die „Goldene Spirale“. Die wollte ich mir schon lange einmal ansehen. Die Piste dahin finden wir problemlos, aber schon nach einem Kilometer endet sie in einem Flusstal. Die Regenfälle der letzten Tage haben sie für uns unfahrbar gemacht. Wir müssen umdrehen – leider.

Der Wind nimmt zu. Die Landschaft verschwindet in einem heissen Staubnebel. Da und dort sind riesengrosse Texte an die Berghänge geschrieben. Lesen können wir sie nicht, aber ich stelle mir vor, es seinen Volksweisheiten wie: „Käse schliesst den Magen“ oder „geteilter Leib ist halber Leib“ odr so?

Am Nachmittag kommen wir in die Gegend der Todrha-Schlucht. Das Flusstal dicht mit Palmen und allerhand Grünzeug bewachsen. An den Steilhängen kleben Dörfer aus Lehm.

Da nie Sonne hinkommt, ist es in der Todrha-Schlucht wunderbar kühl. Ein Bächlein und senkrechte Felswände. Aus einer Felsspalte sprudelt Wasser, die Einheimischen holen hier ihr Heilwasser.

Die Todrha-Schlucht ist eine wichtige touristische Sehenswürdigkeit. Unzählige Reisebusse karren Strandtouristen hier her. Und noch mehr Souvenirhändler ernten sie ab. Wir werden aber kaum angesprochen, und wenn, dann zum Essen eingeladen.

Gegen sechs Uhr abends verschwinden erst die Touris und dann die Händler, Ruhe kehrt ein. Wir übernachten am Hinterausgang der Schlucht. Feierabend für alle.

10. Oktober 2014

Marokko: fast mehr als 100 Grad

Als wir am Vormittag über die Einkaufsmeile vom Merzouga flanieren, brennt die Sonne schon wieder gleissend hell vom Himmel. Es ist bestimmt schon wieder 30 Grad - im Schatten. Und solcher ist hier äusserst rar, da die Allee-Bäume noch kaum zwei Meter hoch und nahezu laubfrei sind.

Hier am grossen Boulevard gibt es einen Fleischer, einen Eierhändler, zwei Lebensmittelläden und drei Cafés. Wir setzen uns in den Schatten und schauen dem Alltag zu. Manchmal fährt einer mit dem Mofa vorbei, dann ist wieder längere Zeit Ruhe. Dann kommt ein Strohballen-Lastwagen, der Fahrer hockt sich in das Café gegenüber und schaut uns zu. Und wir ihm, mal sehen wer sich zuerst bewegt?

Hier tragen viele Männer die traditionelle Kleidung und den Schesch und fast alle Frauen sind verschleiert. Das war vor fünfzehn Jahren noch ganz anders. Eine eigenartige Entwicklung!

Am eher ruhigeren Ende des Stadtzentrums gibt es zwei Friseur-Salons. Ich wähle den auf der Schattenseite und lasse mir die Haare scheren. Nach mehr als einer Stunde Schneidarbeit habe ich eine geleckte Frisur und rieche nach Vanille.

In unserem Auberge „la Petit Prince“ sind wir immer noch die einzigen Gäste. Es ist heiss und wir dösen am Schatten. Zum Glück habe ich eine gute Internet-Verbindung. Zeitung lesen und so.

Am späten Nachmittag kommt Ali mit zwei Kamelen. Wir setzen uns auf seinen Tiere – praktischerweise hocken die sich dazu extra nieder – und reiten in die Sanddünen hinaus. Ali zufuss voraus, wir hoch oben auf dem Rücken der beiden Schwielensohler hinterher.

Nach zwei, drei Kilometern sind wir ganz allein mitten im Sandmeer. Natürlich weiss ich, dass der Erg Chebbi nur winzig klein und hinter den nächsten Dünen zu Ende ist. Aber es ist wunderschön – wie früher in Algerien oder Libyen.

Nach dem Sonnenuntergang wenden wir unsere Kamele und reiten in der Dämmerung zurück. Ich will die Frau G. mit der pantomimischen Darstellung eines Schmetterlings meinerseits beeindrucken. Und was sieht sie - einen Pavian!

9. Oktober 2014

Marokko: gelbe Dünen und glühende Flossen

Ein wunderschöner Morgen. Erst ruft der Muezzin, dann jault der junge Hund vom Nachbarn. Ich schlendere ein wenig durch den Palmgarten. Auberginen, Gurken, Chili wächst hier im Schatten der Palmen; und etwa ein Dutzend verschiedene Küchenkräuter. Das Wasser plätschert durch die Kanäle und die Honigbienen tun geschäftig.
Nach dem Frühstück zeigt mir der Camping-Chef seine solarbetrieben Grundwasserpumpe. Die fördert einen armdicken Wasserstrahl aus dem zehn Meter tiefen Brunnen. Kostenlos, sauber und leise, wie er extra hervorhebt.

Dann ist Zeit den Garten zu verlassen und weiterzufahren. Draussen ist es gleissend hell und schon ordentlich warm. Wir fahren nach Rissani und setzen uns in ein schattiges Strassencafé. Gegenüber in der Eisenwarenhandlung werden lange Stahlrohre per Velo ausgeliefert. Nebenan wartet der Friseur auf Kundschaft und in der Strassenmitte ist ein Graben, dem jeder ausweichen muss. Brandschwarz verhüllte Frauen(?) huschen vorbei. Wir trinken Milchkaffee und schauen dem Treiben zu.

Es ist heiss und wir sollten weiter. Ich habe der Frau G. für heute Sanddünen versprochen. Die Strasse läuft schnurgerade über eine graue Kiesebene. Dann sehen wir am Horizont die ersten gelben Sandberge.

Bei der ersten Gelegenheit fahre ich quer hinüber zu den Dünen. Der Sand ist hier noch eher gräulich, aber immerhin schon eine richtige Düne. Aber auch glutheiss und ich verbrennt mir prompt die Füsse. Als alter Wüstenfahrer lasse ich mir natürlich nichts anmerken, bin dann aber doch froh, als ich wieder in meine Sandalen schlüpfen kann.

Den Dünen des Erg Chebbi entlang fahren wir nach Süden. Ein Touri-Camp nach dem anderen lauert auf Gäste. Dann erreichen wir nach Merzouga. Ein staubiges Kleinstädtchen mit flachen Lehmhäusern und ein paar Souvenir-Läden. Jetzt in der Nebensaison und Mittagshitze ist es so gut wie ausgestorben.
Nach unserer abenteuerlichen und langen Wüstenfahrt, immerhin fast mehr als 50 Kilometer, lümmeln wir erst etwas im Dorf-Café herum. Dann fahren wir zum nahen Camping „Le Petit Prince“ (N31.097767, W4.006605) und machen Feierabend für heute.

Es ist heiss und hinter unserem Camping beginnen gleich die Sanddünen. Praktisch für ausgedörrte und angejahrte Sahara-Reisende wie uns. Neben einer Gruppe amerikanische Sprachstudenten sind wir die einzigen Touristen hier. Schattensitzen, teetrinken und plaudern mit dem Chef.

Gegen Abend schlendern wir hinaus in die Dünen. Das warme Abendlicht lässt den Sand goldgelb leuchten. Ein laues Windchen weht und die Sonne lässt sich hinter den Horizont fallen. Schön wie in so einem Schnulzenfilm.