23. Juni 2014

Vorsicht, ein Dessert-Wurm

Es riecht nach verbranntem Asphalt. Im letzten Moment konnte ich meinen Velozipeden zum Stehen bringen. Direkt vor uns wurmte eine Raupe quer über die Strasse, beinahe hätte ich sie angefahren. Schier kinderarmlang und rot eingepellt. Ein beeindruckendes Tierli.

Später las ich, dass es sich hierbei um ein „Cossus cossus“ handle, also um die Raupe des "Weidenbohrers". Und – jetzt haltet euch fest – sie essbar seien. Bei den alten Römern galt sie sogar als Delikatesse: Über Holzkohle gegrillt und leicht gesalzen soll sie saftig, weich und würzig schmecken. Nach gerösteten Mandeln und nach Vanille…

21. Juni 2014

Elsass: der Storch ist keiner

Die Morgensonne glitzert auf dem Wasser. Der Storch ist von gestern ist auch wieder da und ein Reiher. Erst dachte ich, er schaue auf Wasser hinaus; doch der hat ja seine Augen seitlich am Kopf - und beobachtet mich!

Ich lasse mir die Sonne auf den Wams brennen und lese im Compi ein Buch. Bei Seite 202 ist dann der Akku leer. Ich überlege lange, ob ich nun aufstehen und den Stecker einstecken soll? Doch soo gut ist das Buch auch wieder nicht. Und der Reiher glotzt mich immer noch an.

Gegen Mittag beschliesse ich, noch einmal das Mc-Donalds-Internet zu bemühen. Ich fahre in Richtung Mulhouse. Dann sehe ich im Westen die nächsten Regenwolken kommen und fahre gleich bis nachhause.

20. Juni 2014

Elsass: mit dem Schiff über Land

Mit Schiffen lassen sich schwere Frachten verhältnismässig leicht transportieren. Um das auch im Landesinneren tun zu können, baute man in Frankreich Wasserkanäle. Stand ein Hügel im Wege, so baute man Schleusen oder Hebewerke, da Wasserfläche ja ungern schräg verläuft.


Soweit klappte das ganz gut, problematisch war aber die Sache mit dem Schiffs-Antrieb. Segeln geht im Kanal nicht, Dampfmaschinen und Motoren werden erst viel später erfunden. Was blieb war „treideln“, also die Schiffe ziehen. Dazu gab es direkt dem Kanal entlang Treidelwege. Wer es sich leisten konnte hatte Pferde. Die ärmeren Schiffer, und das waren die meisten, spannten ihre Knechte, Frauen und Kinder vor.

Später verlegte man vielerorts Geleise auf die Treidelwege und zog mit Dampflokomotiven. Und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Elektroloks. Solche stehen noch da und dort im Gestrüpp herum, eine "Alsthom/Thomson-Houston". Und auch die Lokschuppen sieht man noch. Seit einem halben Jahrhundert haben die Schiffe nun Motoren und man muss nicht mehr treideln. Und heutzutage transportieren sie vorwiegend Touristen.

19. Juni 2014

Elsass: der Pfau ist ein Idiot

Immer das gleiche, erst Morgensonne und dann kommen die Wolken dazwischen. Nach dem Frühstück schaue ich ins Trübe hinaus. Und schreibe etwas - ich habe da drum so eine Internetsache am laufen…
Seit der Morgendämmerung schreit sich hier in der Nähe ein Pfau die Seele aus dem Leib. Ein Idiot und definitiv kein Singvogel.

Bis sich das Wetter bessert fahre ich mal zum McDonalds und nutze deren Internet. Kaum sitze ich ab, kommt auch schon die Sonne. Na gut, gehe ich halt Sachen gucken.

An der Kanalschleuse in Valdieu mache ich Mittagsrast. Hier kann man gut Schiffe gucken - wenn denn welche fahren täten. Tun sie aber nicht. Deshalb ausflügle ich mit dem Velo; dem Kanal entlang nach Montreux-Vieux. Unterwegs überqueren der Kanal und ich die Wasserscheide zwischen Rhein und Rhone. Links fliesst das Wasser in die Nordsee, rechts ins Mittelmeer.

Unterwegs treffe ich drei Senioren mit einem abstrusen Hobby: Die schauen sich Züge an; und Bahnhöfe! Wir plaudern ein bisschen über dies und das.

Ich übernachte irgendwo direkt am Rhein-Rhone-Kanal. Die Abendsonne strahlt goldig und die Fische schnappen nach Mücken. Ein Storch schnappt nach eine Fischen. Ich esse die irrtümlich gekauften Schoggi-Brötchen. Die sind aber falsch angeschrieben und ohne Schokolade. Passen so auch wesentlich besser zum Ziegenkäse.

18. Juni 2014

Elsass: Geleise würden dem Bahnhof gut tun

Ein Schild verkündet stolz: „internationaler Bahnhof Delle“. International stimmt - das einzige Geleise führt schnurstracks hinüber in die Schweiz, die gleich hinter dem Bahnhof beginnt. Die SBB fahren hier jede Stunde nach Porrentruy.

Ansonsten herrscht üppiges Wachstum auf dem Bahnhof Delle. Es grünt und blüht soweit das Auge reicht. Denn seit die französische Bahn alle anderen Geleise abgebaut haben, ist es ruhig geworden. Seeeehr ruhig - nationaler Bahnverkehr findet nämlich keiner mehr statt.
Dabei war Delle früher einmal ein grosser geschäftiger Bahnhof. Als das Elsass noch zum deutschen Kaiserreiche gehörte, lief über Delle die Bahnlinie von Paris in die Schweiz und weiter nach Italien. Nach dem Zweiten Weltkrieg lief der Bahnverkehr dann übers Elsass nach Basel - Delle verlor nach und nach seine Bedeutung. Der Bahnhofverkehr wurde immer weniger und 1993 wurde dann er endgültig eingestellt.

17. Juni 2014

Elsass: Schweizer fällt vom Himmel

Gleich zu Beginn des ersten Weltkrieges machte die Schweiz mobil und die Armee besetzte die Landesgrenzen. Man befürchtete zwar keinen Angriff, wollte aber verhindern, dass fremde Truppen die Abkürzung durch die Schweiz nehmen. Ein ganz besonders heikler Ort war der Schweizer Jura, wo die deutsch-französische Frontlinie begann.

Am 7. Oktober 1918, also kurz vor Kriegsende, beobachtete Leutnant Walter Flury von einem Ballon aus das Kriegsgeschehen drüben im Elsass. Ein wurstförmiger Fesselballon, prall gefüllt mit brisantem Wasserstoffgas. Plötzlich kamen zwei deutsche Flugzeuge heran gejagt und schossen auf den Ballon. Getroffen stürzte der lichterloh brennend in den Wald tausend Meter unter ihm. Walter Flury war sofort tot. Heute erinnert ein Gedenkstein oberhalb von Miécourt an Walter Flury.

Walter Flury ist zudem der einzige gefallene Schweizer Soldat des Ersten Weltkrieges. Natürlich starben während des Krieges zahlreiche Schweizer Soldaten; allerdings an Krankheiten oder bei Unfällen.