24. Februar 2014

Tessin: das unterwasser Nutellabrot

Es ist wieder wunderbares Frühlingswetter und ich mache einen Ausflug. Lasse mich einfach treiben. Am südlichen Ende des Luganersees liegt das Städtchen Port Ceresio. Es wurde vor einigen Jahren wegen des längsten Nutella-Brotes weitherum weltbekannt; rekordige 1,4 Kilometer. Und eine Unterwasser-Weihnachtskrippe soll es hier geben. Heute sehe ich leider keines von beidem - irgendwie gar nicht schade.

Das aber der Bahnhof Porto Ceresio stillgelegt ist, ich schwöre es, habe ich nicht gewusst. Aber jetzt wo ich schon mal hier bin, kann ich ja nicht wegschauen. Das gesamte Bahnhofsareal ist eingezäunt und als ich drüber klettern will, werde ich mit bösen blicken zurecht gewiesen.

Ich rolle weiter südwärts, mal schauen, was es zu sehen gibt. Kleine Nebenstrassen. Verschneite Hügel und ärmliche Dörfer. Auffallend prächtige Friedhöfen, lässt sich schön sterben hier.
Ich schaue mir ein altes Kloster aus dem 15. Jahrhundert an; na ja, ist geschlossen. Und eine Tropfstein-Grotte, wo es von der Decke tropft. Irgendwann wird meine kleine Nebenstrasse zum Fussweg und ich muss umdrehen. Fahr ich halt nachhause.

22. Februar 2014

Tessin: Eselsbrücke - brrrr

Die Brücke über die Tresa verbindet Ponte-Tresa und Ponte-Tresa. Mitten drauf ist die Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Das italienische Brückengeländer ist in fleckigem mausgrau gestrichen, das schweizerische silbrig lackiert.

Und: Das Wappen Ponte Tresas zeigt einen Esel auf einer Brücke. Wohl stellvertretend für die Zöllner?

21. Februar 2014

Tessin: Tendenz zu Flockigkeit

Caslano. Der Tag hat gut angefangen, doch dann verdrängten gräuliche Wolken die Morgensonne. Jetzt regnet es mit einer deutlichen Tendenz zu Flockigkeit. Ich fahre drum zum McDonald’s und nutze deren Internet.
Heute will ich zuhause italienisch kochen. Mit meinen italienisch-Kenntnissen ist anscheinend aber etwas nicht in Ordnung, denn die Kassenfrau redet Englisch mit mir.

Eigentlich wollte ich auf dem Balkon essen. Abendsonne und Pizza und so. Ich habe extra „Vino Bianco“ besorgt. Für 89 Cent und haltbar bis 14. 11. 2014 um 14:00 Uhr, so steht es auf dem Karton. Aber der Schneeregen vertreibt mich ins Haus.

Caslano ist ein richtig schönes Dorf am Luganersee. Zwei drei malerische Gassen mit alten Häusern, und alten Leuten. Landseitig wuchert die Speckzone bis hinauf zur Hauptstrasse. Und auf dieser quält sich jeden Tag eine schier endlose Autokolonne von Italien her in die Schweiz; und zurück. Schuld seien die „Grenzgänger“, die zum Arbeiten her kommen, behauptet ein Einheimischer. Von meinem Ferienhaus am Hang oben schaue ich dem Treiben zu.

20. Februar 2014

Tessin: der Weg ist das Ziel - papperlapapp

Caslano. Es ist wunderbares Wetter. Der Himmel und der See sind blaublau. Die Berge blaubraun und obenrum weiss. Ich schlendere an den See und spucke nach den Schwänen, die schnäbeln erfreut – sauromantisch hier.

Gleich hinter Caslano erhebt sich der Monte Caslano. Auf dem Gipfel oben soll eine Kapelle sein; da will ich hin. An der ersten Weggabelung steht ein gelber Wegweiser und zeigt in alle Richtungen. Ja gut, gehe ich mal rechts. Kurze Zeit später zeigt sich, dass dies die Schattenseite ist. Zwischen den Ulmen liegt Schnee und es geht stetig bergauf. Am Wegrand liegen eiszeitliche Findlinge, aus Gneis und so.

Überall blühen Blumen - "Christrosen", wie ich später erfahre. Nach etwa einer Stunde bin ich auf dem Gipfel. Doch da ist keine Kapelle? Jetzt erinnere ich mich dumpf, dass der Monte ja zwei Gipfel hat - die Kapelle wird dann wohl auf dem anderen sein. Das würde auch erklären, weshalb hier so gar keine Fussspuren im Schnee sind!

Nach einigem auf und ab finde ich dann die Gipfelkapelle. Sie ist unschön und steht direkt Felsklippe, deshalb hat man von hier oben einen ungestörten Ausblick. Sehr viel Landschaft rund herum.

Für den Rückweg nehme ich die Sonnenseite. Hier ist schon Frühling. Die Bäume treiben und einige Vögel zwitschern erregt. Hier am Südhang wachsen vor allem Eichen und Robinien, ganz anders als drüben im Norden.
Mit Gummibeinen erreiche ich mein Domizil und mache jetzt erst einmal einen Mittagsschlaf.
Manche sagen zwar; der Weg sei das Ziel, aber manchmal ist der Weg einfach im Weg.

19. Februar 2014

Tessin: keine Strassenbahn nach Luino

Manche behaupten ja, ich hätte einen Hang zu morbider Technik; was natürlich überhaupt nicht stimmt. Und deshalb bin ich am Vormittag nach Italien rüber gefahren und habe nach Überbleibseln der stillgelegten „Luino – Ponte-Tresa Bahn“ gesucht.

Schon früh machte man sich daran, die verschiedenen Tessiner- und norditalienischen Seen mit Bahnlinien untereinander zu verbinden. Eine der Linien war die Strecke von Luino nach Ponte-Tresa. Ab 1885 dampfte hier die Strassenbahn der SNF (Società di Navigazione e Ferrovie pel Lago di Lugano) hin und her. Eigentlich keine richtige Strassenbahn, sondern die Geleise lagen einfach auf der vorhandene Strasse.

Im Jahr 1924 elektrifizierte man die Strecke. Die bisherige ungewöhnliche Spurweite von 850 mm wurde durch neue Geleise mit einer nicht minder ungewöhnlichen Spurweite von 1‘100 mm ersetzt. Im Krieg gab es dann einige heftige Schäden und 1948 wurde die Strecke dann endgültig stillgelegt.

Das Bahntrassee wird seither wieder nur noch als Strasse benutzt. Von der ehemaligen Bahnlinie konnte ich daher kaum mehr etwas finden. Einzig eine alte Eisenbrücke hängt müde über den Fluss. Der Rest der Linie ist unter der Strasse verschwunden.

Drei der Bahnhöfe sind noch erhalten. In „Luino Lago“ und „Ponte Tresa“ ist heute ein Café darin untergebracht.

Der alte Bahnhof „Luino Varesina“ und die dazugehörigen Güterschuppen gammeln nutzlos vor sich hin. An einer Wand kann ich noch „sala d'aspetto“ (Wartesaal) und entziffern. Aber warten tut keiner.